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»Ich leitete so schnell wie möglich eine Kopie des Bandes an Commander Aelborg weiter. Am nächsten Abend rief ich von Dr. Riebeeks Boot aus Xerxes an und berichtete über meine Erfahrungen mit den Fuzzys. Ich wurde dann informiert, daß Leonhard Kellogg ebenfalls eine Kopie des Holloway-Rainsford-Bandes erhalten hatte und Victor Grego verständigt hatte. Kellogg und Ernst Mallin wurden mit dem Auftrag auf den Beta-Kontinent geschickt, die Veröffentlichung jedes Berichts zu verhindern, wenn in ihm von einer Vernunftbegabung der Fuzzys die Rede war, und gleichzeitig sollten sie Beweismaterial dafür fabrizieren, daß Dr. Rainsford und Mr. Holloway einen riesigen wissenschaftlichen Schwindel aufzuziehen planten.«

»Ich erhebe Einspruch, Euer Ehren«, meldete Coombes sich zu Wort. »Das ist alles nichts weiter als Hörensagen.«

»Dies gehört zu einer Einschätzung der Lage durch den Geheimdienst der Raumflotte, basierend auch auf anderen Informationen, die wir erhielten«, warf Captain Greibenfeld ein. »Lieutenant Ortheris ist übrigens nicht unsere einzige Informantin. Wenn ich von Ihnen noch einen Einwand höre, Mr. Coombes, werde ich Mr. Brannhard bitten, Victor Grego vor Gericht zu zitieren und ihn unter dem Detektor dazu zu befragen.«

»Und Mr. Brannhard wird dem mit dem größten Vergnügen nachkommen, Commander«, sagte Gus laut und deutlich.

Coombes setzte sich schleunigst wieder.

»Nun, Lieutenant Ortheris, das ist ja alles sehr interessant, aber im Augenblick wollen wir herausfinden, wie diese Fuzzys überhaupt nach Xerxes gekommen sind«, warf der Richterkollege namens Ruiz ein.

»Ich werde sofort darauf kommen, Euer Ehren«, antwortete sie. »Am Abend des zweiundzwanzigsten wurden die Fuzzys Mr. Holloway weggenommen und nach Mallorys Port gebracht. Mohammed O’Brien übergab sie an Juan Jimenez, der sie ins Wissenschaftszentrum brachte und in einem Raum hinter seinem Büro in Käfige sperrte. Daraus befreiten sie sich unmittelbar darauf. Ich fand sie am nächsten Morgen und konnte sie aus dem Gebäude schmuggeln und an Commander Aelborg übergeben, der von Xerxes heruntergekommen war, um die Fuzzy-Angelegenheit persönlich in die Hand zu nehmen. Wie ich dies genau gemacht habe, werde ich nicht aussagen, denn das widerspräche meinen Vorschriften als Sicherheitsoffizier. Kein Gericht kann mich zwingen, vertrauliche Dinge dieser Art auszusagen — ich erhielte auch keine dienstliche Genehmigung dafür.«

Brannhard erhob sich. »Bevor die Zeugin entlassen wird, möchte ich sie noch fragen, ob sie etwas von den vier Fuzzys weiß, die Jack Holloway am Freitag am Ferny Creek gefunden hat.«

»Nun, natürlich; das sind meine Fuzzys. Ich habe mir schon große Sorgen um sie gemacht. Ihre Namen lauten Komplex, Syndrom, Id und Superego.«

»Ihre Fuzzys, Lieutenant?«

»Nun, ich kümmerte mich um sie und arbeitete mit ihnen; Juan Jimenez und einige Jäger der Gesellschaft fingen sie auf dem Beta-Kontinent. Sie wurden auf einer Farm etwa fünfhundert Kilometer nördlich von hier gehalten. Ich habe die meiste Zeit mit ihnen gearbeitet, und Dr. Mallin war auch die meiste Zeit dort. Am Montag abend dann kam Mr. Coombes dort hinaus und holte sie ab.«

»Mr. Coombes sagten Sie?« fragte Brannhard.

»Mr. Leslie Coombes, der Anwalt der Gesellschaft. Er sagte, sie würden in Mallorys Port gebraucht. Es dauerte einen Tag, bis ich herausbekam, wofür man sie dort benötigte: Sie wurden kurz vor der Fuzzyjagd freigelassen, in der Hoffnung, daß sie dabei umgebracht würden.«

Sie sah hinüber zu Coombes, und wenn Blicke hätten töten können, wäre Coombes jetzt auf der Stelle tot umgefallen.

»Warum wollte man Fuzzys opfern, wenn diese ganze Geschichte doch bald auffliegen würde?« fragte Brannhard.

»Es war kein Opfer. Sie mußten diese Fuzzys loswerden und fürchteten sich vor einer Mordanklage á la Kellogg, wenn sie sie selbst umbrächten. Jeder einzelne von ihnen, angefangen mit Ernst Mallin bis zum letzten Mitarbeiter war nämlich der Überzeugung, es mit vernunftbegabten Wesen zu tun zu haben.«

»Nun, jetzt wissen wir, wie die Holloway Fuzzys nach Xerxes gekommen sind«, sagte der Oberrichter. »Jetzt möchte ich gern Dr. Ernst Mallin hören.«

Wieder sprang Coombes auf. »Euer Ehren, ich möchte vor weiteren Aussagen allein mit meinem Mandanten sprechen.«

»Ich sehe keinen Grund, weshalb wir dazu die Verhandlung unterbrechen sollten, Mr. Coombes. Sie können anschließend mit dem Klienten sprechen.« Er klopfte auf den Tisch. »Dr. Ernst Mallin, darf ich Sie in den Zeugenstand bitten?«

15.

Ernst Mallin schrumpfte zusammen, als wolle er sich verkriechen, als er seinen Namen hörte. Er wollte nicht aussagen. Diesen Augenblick fürchtete er seit Tagen. Jetzt würde er sich auf diesen Stuhl setzen müssen, und sie würden ihm Fragen stellen, und er konnte sie nicht wahrheitsgemäß beantworten, und dieser Globus über seinem Kopf…

Als der Gerichtsbeamte ihn an der Schulter berührte und ansprach, glaubte er zuerst, daß seine Beine ihm den Dienst versagen würden. Die nächsten Meter, die er zu gehen hatte, erschienen ihm wie Kilometer, wobei er von allen Seiten angestarrt wurde. Irgendwie erreichte er aber den Zeugenstuhl, bekam den Helm auf den Kopf, die Elektroden wurden befestigt. Früher einmal hatte man Zeugen einen Eid abgenommen, daß sie die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen hätten, aber das war heutzutage nicht mehr üblich. Es war auch nicht mehr nötig.

Die Kugel über ihm blieb blau, während er seinen Namen angab und über seinen beruflichen Werdegang berichtete. Einmal allerdings flackerte sie rot auf, als er seine Veröffentlichungen erwähnte — das war das Papier eines Studenten, das er unter seinem Namen veröffentlich hatte. Er hatte das bereits vergessen — sein Gewissen aber nicht.

»Dr. Mallin«, sagte der älteste der drei Richter, der in der Mitte saß, »worin besteht nach Ihrer fachlichen Meinung der Unterschied zwischen vernunftbegabtem und nichtintelligentem Denken?«

»In der Fähigkeit, bewußt zu denken«, erklärte er. Der blaue Ball über ihm blieb blau.

»Meinen Sie damit, daß nichtintelligente Wesen kein Bewußtsein haben, oder sind Sie der Meinung, daß sie nicht denken?«

»Nun, keines von beiden. Jedes Lebewesen mit einem Zentralnervensystem besitzt irgendeine Art von Bewußtsein — das Bewußtsein seiner Existenz und seiner Umgebung. Und jedes Wesen mit einem Gehirn denkt, um diesen Ausdruck mal ganz allgemein zu benutzen. Was ich meine, ist, daß nur der vernunftbegabte Verstand denkt und auch weiß, daß er denkt.«

Bisher bewegte er sich noch auf sicherem Boden. Er sprach über Sinnesreize und Reflexe, wobei er bis in das erste prä-atomare Jahrhundert zurückgriff und Pawlow, Korzybski und Freud erwähnte. Die Kugel blieb ruhig.

»Das nicht vernunftbegabte Tier ist sich nur dessen bewußt, was unmittelbar auf es einwirkt, und reagiert automatisch darauf. Es empfängt ein Signal und reagiert in einem vorgegebenen Muster — dies ist etwas, was man messen kann, dieser Reiz ist uninteressant, dort befindet sich ein Sexualobjekt, dieses ist gefährlich und so weiter.

Das vernunftbegabte Gehirn dagegen kann generalisieren. Für das nichtintelligente Tier ist ein Ereignis entweder absolut neu oder völlig vertraut. Ein Hase läuft vor jedem Hund davon, weil für ihn ein Hund mit jedem anderen Hund identisch ist, der ihn schon gejagt hat. Ein Vogel wird auf einen roten Apfel zufliegen, und jeder rote Apfel wird etwas sein, worin er gern pickt. Das vernunftbegabte Wesen wird sagen: ›Diese roten Objekte gehören zur Klasse der Äpfel. Sie sind eßbar und aromatisch‹. Es erschafft also eine Unterklasse des allgemeinen Begriffs wie ›Obst‹ und damit der Begriff ›Nahrung‹, wovon Obst ein Teil ist.«

Immer noch blieb der Schirm blau. Die Richter warteten, und so fuhr er fort:

»Nachdem nun diese abstrakten Gebilde entstanden sind, wird es notwendig, sie zu symbolisieren, um sie auch unabhängig von dem eigentlichen Gegenstand behandeln zu können. Das vernunftbegabte Wesen ist ein Wesen, das symbolisiert und Symbole weitergibt; es kann anderen vernunftbegabten Wesen seine Gedanken in symbolischer Form weitergeben.«