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»Wasss hat das Ding bloß in ssseinen Händen?« fragte Gollum und blickte auf das Schwert, das ihm nicht sehr gefiel.

»Ein Schwert, eine Klinge, die aus Gondolin stammt.«

»Sssss«, sagte Gollum und wurde ungewöhnlich höflich.

»Vielleicht setzt er sich dazu und schwatzt ein bißchen, mein Schatzzz? Vielleicht mag das da Rätsel, was weiß man?«

Er bemühte sich, sehr freundlich zu erscheinen, jedenfalls im Augenblick und bis er mehr über das Schwert und den Hobbit herausbekommen hatte, ob er wirklich ganz allein war, ob er gut schmeckte und ob er selbst wirklichen Hunger hatte. Rätsel waren das einzige, über das er nachzudenken verstand. Rätsel zu fragen und sie zuweilen auch zu lösen war das einzige Spiel, das er jemals mit anderen seltsamen Höhlenbewohnern gespielt hatte – vor langer, langer Zeit, bevor er all seine Freunde verloren hatte und vertrieben worden war, bevor er einsam tief, tief in die Finsternis unter das Gebirge kriechen mußte.

»Sehr gut«, sagte Bilbo, der sogleich zustimmte, um mehr über dieses Wesen herauszufinden – ob es allein, ob es wütend oder hungrig und ob es ein Freund der Orks war. »Ihr fragt zuerst«, sagte er, denn er hatte noch keine Zeit gefunden, ein Rätsel auszudenken. So zischte Gollum:

»Was hat Wurzeln, die keiner sieht, ragt höher als Bäume und Wipfelsäume, wächst nie und treibt nicht und reicht doch ins Licht?«

»Leicht!« sagte Bilbo. »Berg vermutlich.«

»Leicht zu raten? Das Ding da muß einen Wettkampf mit uns machen, mein Schatzzz! Wenn mein Schatzzz fragt, und es antwortet nicht, dann fressen wir es, mein Schatzzz. Wenn es uns fragt, und wir antworten nicht, dann tun wir, was das Ding will, he? Wir zeigen ihm den Weg hinaus, gewiß!«

»In Ordnung!« sagte Bilbo, der nicht zu widersprechen wagte und sich den Kopf zermarterte, denn er mußte auf Rätsel kommen, die ihn vor dem Gefressenwerden bewahrten.

»Zweiunddreißig Schimmel auf einem roten Hang erst malmen sie, dann stampfen sie und warten wieder lang.«

Das war alles, was er sich ausdenken konnte – der Gedanke ans Fressen beschäftigte ihn sehr.

Außerdem war es ein ziemlich altes Rätsel, das auch Gollum kannte, genauso wie ihr es kennt.

»Alter Mist!« zischte Gollum, »Zähne. Ha, zweiunddreißig Zähne, mein Schatzzz! Aber wir haben nur sechs!« Dann fragte er sein zweites Rätseclass="underline"

»Schreit ohne Stimme, fliegt ohne Schwinge, beißt ohne Zahn, murmelt und pfeift kein Mund hat’s getan.«

»Einen halben Augenblick«, rief Bilbo, den noch immer der peinliche Gedanke plagte, gefressen zu werden. Glücklicherweise hatte er einmal etwas Ähnliches gehört. Nachdem er sich gesammelt hatte, fiel ihm die Antwort ein. »Wind. Wind natürlich«, sagte er und war so zufrieden, daß er auf der Stelle ein neues Rätsel ersann. Das wird diesem häßlichen kleinen Untergrundwesen ganz schön zu schaffen machen, dachte er.

»Das Auge im blauen Gesicht sah ein Auge im grünen Gesicht. ›Sieht genau aus wie mein Auge‹, sagte das erste Auge. ›Doch so tief unten blinzle ich nicht. Ich stehe droben im blauen Gesicht‹.«

»Ss, ss, ss«, sagte Gollum. Er war nun schon eine so lange Zeit unter der Erde, daß er die Welt oben beinahe vergessen hatte. Aber gerade als Bilbo anfing zu hoffen, daß der Kerl nicht würde antworten können, kamen diesem Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, als er noch mit seiner Großmutter in einem Loch in der Böschung eines Flusses gehaust hatte. »Ss, ss, ss, mein Schatz«, sagte er, »Sonne auf Gänseblümchen, jawohl, das bedeutet es.«

Aber diese ganz gewöhnlichen oberirdischen Alltagsrätsel langweilten Gollum. Auch erinnerten sie ihn an Tage, da er noch nicht so einsam und schleimig und häßlich war, und das verdarb ihm die Laune.

Noch schlimmer – sie machten ihn hungrig. Deshalb versuchte er es diesmal mit einem schwierigeren und ungemütlicheren Rätseclass="underline"

»Man kann es nicht sehen, kann’s nicht aufstören, kann es nicht fressen und kann’s auch nicht hören, liegt hinter den Sternen und unterm Gestein, rieselt in alle Höhlen hinein, kommt zuerst und folgt auch zuletzt, löscht alles Leben, bis keiner mehr schwätzt.«

Unglücklicherweise für Gollum hatte Bilbo dieses Rätsel vorher schon einmal gehört, und so war die Antwort ihm geläufig. »Das Dunkel!« sagte er und mußte sich nicht einmal den Kopf kratzen oder die Stirn runzeln.

»Der Schrein ohne Deckel, Schlüssel, Scharnier birgt einen goldenen Schatz, glaub es mir!«

sagte er, um Zeit zu gewinnen, damit er sich eine wirklich harte Nuß ausdenken konnte. Er glaubte, dies sei ein furchtbar leichtes Rätsel, obgleich er nicht in den üblichen Worten gefragt hatte.

Aber für Gollum war es unerwartet schwer. Er zischte vor sich hin, und doch konnte er nicht antworten; er wisperte nur und gurgelte.

Nach einer Weile wurde Bilbo ungeduldig. »Nun, was ist es?« fragte er. »Und die Antwort ist nicht etwa ein überkochender Kessel, wie Ihr vielleicht denkt. Jedenfalls muß ich das aus dem Geräusch schließen, das Ihr da eben von Euch gebt.«

»Gebt uns eine Chance, gebt uns bloß eine Chance, mein Schatz – ss – ss!«

»Nun«, fragte Bilbo, nachdem er lange genug gewartet hatte, »wie steht es mit Eurer Antwort?«

Aber plötzlich erinnerte sich Gollum an Nestdiebereien vor langer Zeit, und wie er am Flußufer saß und seine Großmutter ihn das Aussaugen lehrte. »Eier sind’s«, zischte er, »Eier sind’s!« Gleich fragte er weiter:

»Atemlos lebt es, kalt wie der Tod schwebt es, fühlt keinen Durst, und doch trinkt es, trägt ein Kettenhemd, und nie klingt es.«

Auch Gollum glaubte seinerseits, daß dies ein furchtbar leichtes Rätsel wäre, da er selbst immerzu an die Antwort dachte. Aber er konnte sich in diesem Augenblick an nichts Besseres erinnern, das Eierrätsel hatte ihn zu sehr aufgeregt. Trotzdem war es eine schwer zu knackende Nuß für den armen Bilbo, der nie, wenn er es eben vermeiden konnte, etwas mit Wasser zu schaffen haben wollte. Ich kann mir vorstellen, daß ihr die Antwort wißt oder daß ihr sie leicht erraten könnt. Denn ihr sitzt jetzt gemütlich zu Hause und schwebt nicht in der schrecklichen Gefahr, gefressen zu werden, was immerhin das Denken stört. Bilbo saß und räusperte sich ein- oder zweimal. Aber die Antwort fiel ihm nicht ein.

Nach einer Weile begann Gollum vergnügt sich selbst zuzuzischen. »Ist es hübsch, mein Schatzzz? Ist es sssaftig? Knirrrscht es nicht köstlich?« Und dann begann er Bilbo aus der Finsternis anzustarren.

»Einen halben Augenblick«, sagte der Hobbit zitternd. »Ich gab Euch eben auch eine sehr lange Chance.«

»Rasch, rasch!« sagte Gollum und fing an, aus seinem Boot ans Ufer zu klettern, um sich an Bilbo heranzumachen. Aber als er seinen großen Fuß mit den Schwimmhäuten ins Wasser setzte, sprang vor Angst ein Fisch heraus und fiel Bilbo auf die Zehen.

»Uff«, sagte Bilbo, »das ist ja kalt und klamm. Und da hatte er die Lösung des Rätsels. »Ein Fisch! Ein Fisch!« rief er. »Es ist ein Fisch!«

Gollum war schrecklich enttäuscht, aber Bilbo Beutlin platzte mit einem anderen Rätsel heraus, so schnell er nur konnte, und Gollum mußte in sein Boot zurücksteigen, um besser nachdenken zu können.

»Keinbein lag auf Einbein, Zweibein saß auf Dreibein, Vierbein ging auch nicht leer aus.«

Es war wirklich nicht die rechte Zeit für ein solches Rätsel, aber Bilbo war in Eile. Falls er es zu einer anderen Zeit gestellt hätte, dann, ja dann hätte Gollum vielleicht einige Schwierigkeiten gehabt, es zu raten. Aber da sie gerade von Fisch gesprochen hatten, war »Keinbein« wirklich nicht schwer – und folglich war auch der Rest leicht. »Fisch auf einem kleinen Tisch, ein Mensch vor dem Tisch auf einem Stuhl, und die Katze hat die Gräten« – so lautet natürlich die Antwort, und Gollum ließ damit nicht lange auf sich warten. Aber jetzt ist es Zeit, dachte er, etwas furchtbar Schweres zu fragen. Und dies war sein Rätseclass="underline"