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»Was kann ich tun für euch, meine Zwerge?« fragte er.

»Kili, zu Euren Diensten«, sagte der eine. »Und Fili«, fügte der andere hinzu. Damit zogen sie ihre blauen Kapuzenmäntel aus und verbeugten sich.

»Gleichfalls: zu euren Diensten und den Diensten eurer ganzen Familie!« erwiderte Bilbo. Diesmal erinnerte er sich rechtzeitig an die guten Sitten.

»Ich sehe, Dwalin und Balin sind bereits hier«, sagte Kili.

»Das wird hier ein schönes Gedränge heute abend geben.« Gedränge! dachte Mister Beutlin. Das ist ja ein scheußlicher Gedanke! Ich muß mich eine Minute hinsetzen, mich erst mal sammeln und einen kleinen Schluck nehmen! Nun, er hatte kaum ein Schlückchen getrunken – in der Ecke, während die vier Zwerge rund um den Tisch saßen und über Erzbergwerke und Gold sprachen, über Verdruß mit den Orks und die Verwüstungen der Drachen und über eine Menge anderer Unglücksfälle, die er nicht verstand und die er auch gar nicht verstehen wollte, denn sie klangen ihm viel zu abenteuerlich –, als, dingdongdadingdang, seine Glocke schon wieder ging, als ob ein nichtsnutziger Hobbitjunge versuchte, den Griff abzureißen.

»Da ist wohl einer an der Tür«, sagte er blinzelnd.

»Einer? Wahrscheinlich vier, dem Geräusch nach zu urteilen«, entgegnete Fili. »übrigens sahen wir sie hinter uns herkommen.«

Der arme kleine Hobbit setzte sich in der Halle nieder und nahm seinen Kopf in die Hände, wunderte sich, was geschehen war und was weiter geschehen würde und ob die Gesellschaft sich auch noch zum Abendbrot einladen würde. Dann schellte die Glocke lauter denn je, und er mußte zur Tür rennen. Aber es waren nicht vier, es waren fünf Ein anderer war dazugekommen, während Bilbo sich noch in der Halle wunderte. Er hatte kaum den Türknopf gedreht, als auch schon alle im Gang standen, sich verbeugten und »zu Euren Diensten« sagten, einer nach dem anderen. Dori, Nori, Ori, Oin und Gloin waren ihre Namen, und sehr schnell hingen zwei purpurrote Kapuzenmäntel, ein grauer, ein brauner und ein weißer an den Haken, und die Kerle steckten ihre breiten Hände in die goldenen und silbernen Gürtel und gingen los, um sich mit den anderen zu vereinen.

Nun war es wirklich beinahe ein Gedränge geworden. Einige riefen nach Bier, andere nach Porter, einer nach Kaffee und alle nach Kuchen, so daß der Hobbit für eine Weile durchaus beschäftigt war.

Gerade hatte er einen großen Topf Kaffee in den offenen Kamin gesetzt, die Kuchen waren übrigens ausgegangen, und die Zwerge hatten sich auf eine Runde schöner mit Butter bestrichener Weizenbrötchen verlegt, da kam ein lautes Pochen. Kein Gebimmel, sondern ein hartes Pattpatt! von der wunderschönen grünen Tür unseres Hobbits. Irgendwer klopfte dort mit einem Stock an!

Bilbo rannte den Gang entlang. Er war wütend und wirr zugleich. Dies war der widerwärtigste Mittwoch, den er je erlebt hatte. Mit einem Ruck riß er die Tür auf – da fielen sie alle herein, einer auf den anderen. Noch mehr Zwerge, noch einmal vier! Und da stand auch Gandalf hinter ihnen. Er lehnte sich auf seinen Stock und lachte. Er hatte eine tiefe Delle in die wunderschöne Tür geschlagen und auf diese Weise das Geheimzeichen beseitigt, das er einen Morgen zuvor dort angebracht hatte.

»Vorsichtig! Vorsichtig!« sagte er. »Das ist doch sonst nicht Eure Art, Bilbo, Freunde warten zu lassen und dann die Tür mit einem Ruck aufzuziehen. Laßt mich vorstellen: Bifur, Bofur, Bombur und besonders Thorin!«

»Zu Euren Diensten«, sagten Bifur, Bofur und Bombur, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten. Dann hängten sie zwei gelbe und eine blaßgrüne Kapuze auf, und es war auch eine himmelblaue mit einer langen silbernen Quaste dabei. Sie gehörte Thorin, einem überaus berühmten Zwerg. Es war der große Thorin Eichenschild selber, und es behagte ihm keineswegs, daß er flach auf Bilbos Fußmatte hinplumpste und Bifur, Bofur und Bombur auf ihn drauffielen. Denn Bombur war ungewöhnlich fett und schwer. Thorin blieb infolgedessen sehr kühl und sagte nicht »zu Diensten«. Aber der arme Mister Beutlin bat so oft um Entschuldigung, daß Thorin schließlich so etwas wie »es macht fast gar nichts« brummte und sogar aufhörte, länger ärgerlich dreinzuschauen.

»Jetzt sind wir alle hier«, sagte Gandalf, schaute die Reihe der dreizehn Kapuzen entlang – die besten Gesellschaftskapuzen übrigens, die zur Verfügung standen – und hängte seinen eigenen Hut an den Haken. »Eine wirklich lustige Versammlung. Ich hoffe, es ist noch etwas zu essen und zu trinken übrig für die Zuspätkommer. Wie, Tee? Nein, vielen Dank! Ein bißchen Rotwein, das wäre das Richtige für mich.«

»Auch für mich«, fügte Thorin hinzu.

»Und Himbeermarmelade und Apfeltörtchen«, sagte Bifur.

»Und Rosinenkuchen und Käse«, sagte Bofur.

»Und schöne Pasteten und Salat«, ergänzte Bombur.

»Und noch ein paar Kuchen – und Bier – und Kaffee, wenn es Euch nichts ausmacht«, riefen die anderen Zwerge durch die Tür.

»Setzt ein paar Eier auf, Ihr seid wirklich ein großartiger Kerl«, rief Gandalf hinter ihm her, als der Hobbit zu seinen Vorratskammern ging. »Und bringt kaltes Hühnchen mit und Essiggurken!«

Es scheint, er kennt sich besser in meiner Speisekammer aus als ich selbst, dachte Mister Beutlin, der sich völlig überrumpelt fühlte und sich wunderte, in welch ein elendes Abenteuer er geradewegs in seinem eigenen Haus hineingeraten war. Mit der Zeit hatte er sämtliche Flaschen und Schüsseln, Messer und Gabeln, Gläser und Platten und Löffel hoch auf riesige Tabletts gehäuft. Ihm war sehr heiß, er sah rot aus, und er war richtig ärgerlich.

»Zum Teufel mit diesen Zwergen. rief er laut. »Warum helfen sie nicht ein bißchen?« Jetzt traue einer seinen Augen! Da standen Balin und Dwalin in der Küchentür und Kili und Fili dahinter, und bevor er noch »alle Wetter!« sagen konnte, hatten sie die Tabletts schon fortgetragen, ein paar kleine Tische ins Empfangszimmer gesetzt, und alles war ordentlich serviert.

Gandalf saß obenan, die dreizehn Zwerge saßen ihm zur Seite. Bilbo aber hockte auf einem Stuhl am Kamin und knabberte an einem Keks (der Appetit war ihm ziemlich vergangen). Er versuchte ein Gesicht aufzusetzen, als ob dies alles vollkommen in Ordnung sei und in keiner Weise ein Abenteuer für ihn. Die Zwerge aßen und aßen und sprachen und sprachen, und die Zeit ging dahin. Schließlich schoben sie ihre Stühle zurück, und Bilbo machte eine Bewegung, als wolle er die Teller und Gläser einsammeln.

»Ich denke, ihr bleibt noch zum Abendbrot«, sagte er in seinem höflichsten und ungezwungensten Ton.

»Natürlich!« erwiderte Thorin. »Sogar noch länger. Es wird spät werden, bis wir alle unsere Geschäfte erledigt haben. Aber zuerst brauchen wir ein bißchen Musik. Räumt ab!«

Daraufhin sprangen zwölf Zwerge auf – ausgenommen Thorin, der eine viel zu hochgestellte Persönlichkeit war. Er blieb zu einem Schwatz mit Gandalf zurück. Die Zwerge stapelten das Geschirr zu hohen Turmbauten aufeinander. Sie warteten nicht lang auf Teebretter, sondern balancierten Türme von Tellern (jeder mit einer Flasche obendrauf) mit einer Hand, während der Hobbit quiekend vor Furcht hinter ihnen herlief: »Bitte, seid vorsichtig! Bitte, bemüht euch nicht, ich mache das gern allein!«

Aber die Zwerge begannen zu singen:

»Schmeißt mit Tellern, soviel euch paßt, biegt die Messer und Gabeln krumm, tut, was Bilbo Beutlin haßt, verbrennt die Korken, haut Flaschen um!
Pikt ins Tischtuch und tretet ins Fett, gießt die Milch auf den Küchenflur! Knochen im Bett sind besonders nett, gießt den Wein in die Kuckucksuhr!
Jetzt die Gläser in den Müll hinein, stampft drauf, stampft und mit Gesang! Sind die Schüsseln nicht kurz und klein, kegelt sie munter den Gang entlang! Alles, was Bilbo Beutlin haßt! Hört ihn bloß: Vorsichtig angefaßt!«