Выбрать главу

Thorin sah natürlich ein, daß dies richtig war, und nach einigem weiteren Stöhnen stand er auf und half dem Hobbit, so gut er es konnte. Es war eine schwierige, scheußliche Aufgabe, im Finstern im kalten Wasser herumzupatschen und die richtigen Fässer herauszufischen. Mit Abklopfen und Rufen wurden lediglich sechs Zwerge entdeckt, die imstande waren zu antworten. Sie wurden herausgeholt und an Land gebracht, wo sie klagend und jammernd herumsaßen. Sie waren so zerschunden, durchgeschüttelt und klamm, daß sie ihre Befreiung in keiner Weise richtig schätzen oder gar Dankbarkeit empfinden konnten.

Dwalin und Balin waren mit die Unglücklichsten, und man fragte sie am besten gar nicht erst um Hilfe.

Bifur und Bofur waren zwar nicht so schlimm zugerichtet und viel trockener geblieben, aber sie legten sich einfach hin und wollten keine Hand rühren. Fili und Kili jedoch, die (für Zwerge) noch jung und auch besser mit viel Stroh und in kleineren Fäßchen verpackt worden waren, kamen sogar lächelnd zum Vorschein. Sie hatten bloß eine oder zwei Beulen davongetragen, und die Steifheit in ihren Beinen verschwand nach einer Weile.

»Ich hoffe bloß, daß ich nie wieder Äpfel riechen muß«, sagte Fili. »Mein Faß war eine Apfeltonne.

Dauernd Äpfel zu riechen, wenn man sich kaum rühren kann und kalt und krank vor Hunger ist – das macht einen irre. Ich könnte jetzt stundenlang essen – aber nicht einen einzigen Apfel. «

Mit der willigen Hilfe von Kili und Fili entdeckten Thorin und Bilbo auch die noch fehlenden Gefährten und holten sie heraus. Der arme fette Bombur war entweder eingeschlafen oder bewußtlos. Dori, Nori, Ori, Oin und Gloin waren halb ersäuft und gaben kaum noch Lebenszeichen von sich. Sie mußten einzeln fortgetragen und hilflos auf den Strand gelegt werden.

»Gut. Das wäre geschafft«, sagte Thorin. »Und ich meine, wir sollten nun unserm guten Stern und Mister Beutlin danken. Ich bin sicher, daß er ein Recht darauf hat, dies von uns zu erwarten, obgleich ich wünschte, er hätte die Reise ein wenig angenehmer in die Wege geleitet. Wie dem auch sei immer noch mehr zu Euren Diensten, Mister Beutlin. Kein Zweifel, wir werden ausgesprochen dankbar sein, wenn wir etwas gegessen und uns wieder ein wenig erholt haben. Inzwischen – was ist das nächste?«

»Die Seestadt«, sagte Bilbo. »Was denn sonst?«

Nichts anderes lag natürlich näher. Thorin, Fili, Kili und der Hobbit verließen also die Gesellschaft und gingen am Ufer entlang zur Brücke. Dort hatte man eine Wache eingerichtet, aber sie hielt nicht sehr sorgfältig Wache. Es war schon zu lange her, daß dies wirklich einmal notwendig gewesen war. Wenn man von den gelegentlichen Streitigkeiten des Flußzolls wegen absah, waren die Menschen mit den Waldelben befreundet. Andere Völker wohnten weit weg, und viele unter den Jüngeren in der Stadt zweifelten offen das Vorhandensein des Drachen an, ja, sie lachten über die Graubärte und alten Mütterchen, die davon erzählten, daß sie in ihren jüngeren Jahren den Drachen durch die Luft hatten fliegen sehen. Darum überrascht es keineswegs, daß die Wachen an ihrem Hüttenfeuer tranken und lachten und weder das Geräusch der Auspackerei noch die Schritte der vier Späher gehört hatten.

Deshalb war ihr Erstaunen groß, als Thorin Eichenschild in die Tür trat.

»Wer seid Ihr und was wünscht Ihr?« riefen sie, sprangen auf die Füße und ergriffen ihre Waffen.

»Thorin, Sohn von Thrain, Sohn von Thror, König unter dem Berg!« sagte der Zwerg mit lauter Stimme. Und ganz so schaute er auch aus, trotz seiner zerrissenen Kleider und der schmutzigen Kapuze. Das Gold glitzerte an seinem Hals und auf seinem Gürtel, seine Augen glühten dunkel und tief »Ich bin zurückgekehrt. Ich will den Meister eurer Stadt sprechen.«

Eine schreckliche Aufregung entstand. Einige der etwas Dümmeren rannten aus der Hütte, als ob sie von dem Berg erwarteten, er sei mitten in der Nacht zu purem Gold geworden und die Wasser des Sees dazu. Der wachhabende Hauptmann trat näher. »Und wer sind diese?« fragte er und zeigte auf Fili, Kili und Bilbo.

»Die Söhne der Tochter meines Vaters«, antwortete Thorin, »Fili und Kili aus dem Geschlecht der Durin und Mister Beutlin, der mit uns gekommen ist.«

»Wenn ihr in Frieden kommt, so legt eure Waffen nieder!« sagte der Hauptmann.

»Wir haben keine«, sagte Thorin. Und das war leider nur zu wahr; die Waldelben hatten ihnen die Messer genommen und das große Schwert Orkrist ebenfalls. Bilbo trug zwar noch sein Kurzschwert, verborgen wie immer, aber er erwähnte es nicht.

»Wir brauchen keine Waffen, denn wir kehren in unser Eigentum zurück, wie es von alters her prophezeit wurde. Auch könnten wir nicht gegen so viele kämpfen. Bringt uns zu eurem Meister!«

»Er feiert ein Fest«, sagte der Hauptmann.

»Ein Grund mehr, uns zu ihm zu führen«, warf Fili ein, der bei dieser feierlichen Begrüßung ungeduldig geworden war.

»Wir sind nach unserem langen Weg müde und hungrig und haben kranke Kameraden dabei. Macht also schnell und spart Eure Worte, oder Euer Meister wird Euch etwas zu erzählen haben.«

»So folgt mir also«, sagte der Hauptmann, und mit sechs Mann führte er die vier über die Brücke durch das Stadttor und zum Marktplatz, einer weiten Kreisfläche ruhigen Wassers. Sie war von hohen Pfählen umgeben, auf denen man die größeren Häuser erbaut hatte, und von langen Holzkais, von denen zahlreiche Treppen und Leitern hinunter zum Seespiegel führten. Aus einer großen Halle schimmerten zahlreiche Lichter, erschallte der Lärm vieler, vieler Stimmen. Sie schritten durch die Tore, standen plötzlich zwinkernd im Licht und sahen viel Volk an langen Tischen sitzen.

»Ich bin Thorin, Sohn von Thrain, Sohn von Thror, König unter dem Berg! Ich kehre zurück!« schrie Thorin mit gewaltiger Stimme von der Tür her, ehe der Hauptmann auch nur den Mund aufmachen konnte.

Alles sprang auf. Der Meister der Stadt erhob sich von seinem hohen Stuhl. Aber keiner war so überrascht wie die Flößer aus dem Elbenreich, die am unteren Ende der Halle saßen.

Sie stürzten zum Tisch des Meisters und schrien: »Das sind Gefangene unseres Königs, die entkommen sind, herumstrolchende Zwerge, die keine Auskunft über sich selbst geben konnten. Sie schlichen durch die Wälder und belästigten unser Volk!«

»Ist das wahr?« fragte der Meister. Tatsächlich hielt er das für viel wahrscheinlicher als die Rückkehr des Königs unter dem Berg (wenn eine solche Person überhaupt je gelebt hatte).

»Es ist wahr, daß der Elbenkönig uns ungerechtfertigt den Weg verlegte und uns ohne Grund ins Gefängnis warf, als wir in unser eigenes Land zurückkehrten«, antwortete Thorin.

»Aber weder Schloß noch Riegel können unsere Heimkehr verhindern – wie es aus alten Zeiten prophezeit ist. Und diese Stadt liegt auch nicht im Reich der Waldelben. Ich spreche zum Meister der Stadt der Menschen vom See und nicht zu den Flößern des Elbenkönigs.«

Da zögerte der Meister und blickte von einem zum andern. Der Elbenkönig war sehr mächtig in diesen Gegenden, und der Meister der Stadt wünschte keine Feindschaft mit ihm. Auch hielt er nicht viel von alten Liedern. Ihm stand der Sinn nach Handel und Zoll, Frachten und Gold, und alldem verdankte er Ansehen und Stellung. Andere jedoch hatten eine andere Meinung, und bald wurde die Angelegenheit ohne ihn geregelt. Wie Feuer verbreiteten sich die Neuigkeiten vom Hallentor durch die ganze Stadt.

Das Volk jubelte drinnen und draußen. Gedränge und Gerenne herrschte auf den Kais. Einige Leute fingen an, Strophen alter Lieder zu singen, die von der Rückkehr des Königs unter dem Berg handelten. Daß es Thrors Enkel und nicht Thror selbst war, der zurückkehrte, störte sie nicht im geringsten. Andere fielen ein, und der Gesang hallte laut und gewaltig über den See.

»Der König unter dem Berge, der Herr im edlen Gestein, der Fürst der silbernen Quellen, kehrt in sein Eigen heim.