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Eilboten waren gekommen und hatten berichtet, daß ein Zwergenheer am östlichen Ausläufer des Berges erschienen sei und in Eilmärschen auf Dal zustrebte. Dain war gekommen. Er war die ganze Nacht hindurch marschiert, und nun war sein Heer viel früher eingetroffen, als man erwartet hatte.

Jeder von seinen Leuten trug ein Panzerhemd aus stählernen Kettenringen, das bis zu den Knien herabhing. Die Beine waren von einer Panzerhose aus feinsten biegsamen Metallmaschen geschützt, die nur Dains Volk herstellen konnte. Diese Krieger waren selbst für Zwerge ungewöhnlich stark. In der Schlacht schwangen sie schwere zweihändige Hacken. Außerdem trugen sie ein breites Kurzschwert an der Seite, und über der Schulter hing ihnen ein Rundschild. Ihre Gabelbärte waren geflochten und hinter die Gürtel gesteckt. Ihre Sturmhauben und ihre Stiefel waren aus Eisen, und ihre Gesichter sahen grimmig aus.

Trompeten riefen Menschen und Elben zu den Waffen. Nicht lange, und man konnte die Zwerge im Eilschritt das Tal heraufziehen sehen. Zwischen dem Fluß und dem Ostausläufer des Berges hielten sie an. Aber einige zogen gleich weiter, überquerten den Fluß und näherten sich dem Lager. Dort legten sie ihre Waffen nieder und erhoben ihre Hände zum Zeichen des Friedens. Bard ging hinaus, um mit ihnen zu reden, und Bilbo folgte ihm.

»Wir sind gesandt von Dain, Sohn von Nain«, sagten sie auf Bards Frage. »Wir eilen, unsere Verwandten im Gebirge zu begrüßen, denn wir hören, das alte Königreich sei neu errichtet worden. Aber wer seid Ihr, die Ihr im Tal wie Feinde vor befestigten Toren lagert?« Das war die höfliche und ein bißchen altmodische Sprache, wie man sie bei solchen Gelegenheiten anzuwenden pflegte. Mit einfachen Worten besagte es jedoch nichts anderes als: Ihr habt hier nichts verloren. Wir setzen unsern Weg fort, also macht Platz, oder wir werden gegen euch kämpfen. Sie beabsichtigten wohl, zwischen Bergflanke und Fluß vorzurücken, denn der schmale Landstreifen schien nicht sonderlich stark bewacht zu sein.

Bard verweigerte natürlich den Zwergen, geradewegs auf den Berg zuzugehen. Er war entschlossen zu warten, bis Gold und Silber zum Austausch für den Arkenjuwel herausgebracht wurden. Er glaubte nicht daran, daß dies je geschehen würde, wenn die Festung erst einmal durch ein solch zahlreiches und kriegerisches Heer bemannt wäre. Dain hatte große Vorratsmengen mitgebracht, denn Zwerge können sehr schwere Lasten tragen. Fast alle aus seinem Volk hatten trotz des raschen Marsches neben ihren Waffen gewaltiges Gepäck geschultert. So würden sie wochenlang einer Belagerung standhalten. Inzwischen würden immer noch mehr Zwerge kommen, denn Thorin hatte viele Verwandte. Auch würden sie in der Lage sein, irgendein anderes Tor wieder zu öffnen und zu bewachen, so daß die Belagerer den ganzen Berg einschließen mußten. Und dafür waren sie nicht zahlreich genug.

So sahen in der Tat die Pläne der Zwerge aus (die Rabenboten waren geschäftig zwischen Thorin und Dain hin und her geflogen). Aber im Augenblick war der Weg versperrt. Nach ärgerlichem Wortwechsel zogen die Zwergenboten sich zurück und brummten Verwünschungen in ihre Bärte. Bard indessen sandte sogleich zum großen Tor. Aber dort fanden seine Leute weder Gold noch andere Bezahlung: Pfeile schwirrten ihnen entgegen, als sie auf Schußweite herangekommen waren, und in größter Bestürzung hasteten sie zurück. Im Lager herrschte ein Gewühl, als solle im nächsten Augenblick die Schlacht beginnen. Auf dem Ostufer zogen Dains Zwerge entlang.

»Narren!« lachte Bard. »Wer wird denn direkt an der Bergflanke vorbeimarschieren! Vielleicht verstehen sie etwas vom Krieg unter der Erde, aber von Schlachten über der Erde verstehen sie bestimmt nichts. Unsere Bogenschützen und Speerträger sind in den Felsen auf ihrer rechten Flanke zahlreich genug verborgen. Zwergenpanzer mögen gut sein, aber sie werden bald viel aushalten müssen. Gleich werden wir sie von beiden Seiten angreifen, ehe sie zu übermütig werden!«

Aber der Elbenkönig sagte: »Ich will doch lieber abwarten, ehe ich diesen Krieg des Goldes wegen beginne. Die Zwerge können nicht an uns vorbei, wenn wir es nicht wollen, und können auch nichts unternehmen, das wir nicht übersehen. Noch ist Hoffnung. Vielleicht geschieht etwas, das Aussöhnung bringt. Wenn es aber trotzdem zu einer unglückseligen Schlägerei kommen sollte, dann wird unsere zahlenmäßige überlegenheit genügen.«

Doch er rechnete nicht mit den Zwergen. Sie wußten, daß der Arkenjuwel in den Händen der Belagerer war, und das ließ ihnen keine Ruhe. Auch sahen sie, daß Bard und seine Freunde zögerten.

Und so waren sie zum Handstreich entschlossen, während im anderen Lager noch debattiert wurde.

Plötzlich und ohne Signal gingen sie stumm zum Angriff über. Bogensehnen surrten, und Pfeile pfiffen.

Die Schlacht konnte jeden Augenblick entbrennen.

Aber noch plötzlicher nahte sich mit unheimlicher Geschwindigkeit eine Finsternis. Eine schwarze Wolke flog über den Himmel. Der Donner eines Wintergewitters rollte mit dem wilden Wind dröhnend heran und zerkrachte am Berg, während ein Blitz seinen Gipfel aufleuchten ließ. Und unter der Gewitterbank schwirrte eine andere Finsternis heran – aber sie kam nicht mit dem Wind. Sie kam als riesige Vogelwolke aus dem Norden, so dicht, daß das Tageslicht zwischen den Schwingen nicht mehr zu sehen war.

»Halt!« schrie Gandalf, der plötzlich erschien. Mit erhobenen Armen stand er allein zwischen den angreifenden Zwergen und den sie erwartenden Schlachtreihen. »Halt!« schrie er mit einer Stimme, die den Donner übertönte, und sein Stab sandte Strahlen, heller als Blitze, aus. »Unheil ist über euch alle hereingebrochen! Und viel schneller, als ich es erwartet hatte. Gleich fallen die Orks über euch her. Bolg aus dem Norden ist gekommen. O Dain: Bolg, dessen Vater Ihr in Moria erschlagen habt.

Seht, die Fledermäuse schwirren über seinem Heer wie ein riesiger Heuschreckenschwarm. Sie reiten auf Wölfen. Und die Warge sind mit ihnen!«

Überraschung und Verwirrung bemächtigte sich aller. Noch während Gandalf sprach, nahm die Dunkelheit zu. Die Zwerge hielten an und starrten zum Himmel hinauf. Die Elben sprachen alle durcheinander.

»Kommt!« rief Gandalf. »Noch ist es Zeit, sich zu beraten. Dain, Sohn von Nain, möge rasch zu uns herüberkommen!«

So begann eine Schlacht, mit der niemand gerechnet hatte. Sie wurde die Schlacht der fünf Heere genannt, und sie war entsetzlich. Auf einer Seite kämpften Orks und Wildwölfe, und auf der anderen Elben, Menschen und Zwerge. Und auf folgende Weise kam es dazu: Seit dem Tod des Großen Ork der Nebelberge war der Haß der Unterirdischen zu heller Glut entfacht. Boten eilten hin und her zwischen ihren Städten, Niederlassungen und Zwingburgen, denn jetzt wollten sie ein für allemal die Herrschaft im Norden an sich reißen. Sie hatten im geheimen Nachrichten gesammelt. überall in den Bergen wurde geschmiedet und gerüstet. Dann begann der Feldzug. Sie sammelten sich in Bergen und Tälern und marschierten ausschließlich durch ihre Tunnels oder in der Dunkelheit. Schließlich gelangten sie zu dem großen Berg Gundabad im Norden, wo ihre Hauptstadt lag. Ein gewaltiges Heer versammelte sich hier, das sich bereitmachte, während eines Unwetters unerwartet im Süden einzufallen. Dann hörten sie vom Tode Smaugs, und ihre Freude war groß. Nacht um Nacht hasteten sie in Eilmärschen durch das Gebirge und kamen auf diese Weise dicht hinter Dain her. Nicht einmal die Raben wußten etwas von ihrem Kommen, bis sie in die offenen, verwüsteten Landschaften zwischen ihren Bergen und dem Einsamen Berg einfielen. Wieviel Gandalf darüber wußte, steht nicht fest. Aber es war offensichtlich, daß er diesen überraschungsangriff nicht erwartet hatte.

Und so sah sein Plan aus, den er mit dem Elbenkönig und mit Bard faßte – und mit Dain, denn der Zwergenfürst hatte sich mit ihnen vereinigt. Die Orks waren die Feinde aller, und so waren jetzt alle anderen Streitigkeiten vergessen. Ihre einzige Hoffnung war, daß sie die Orks talauf zwischen die nach Ost und Süd sich erstreckenden Bergausläufer locken konnten. Diese großen Ausläufer wollten sie besetzen. Aber das würde gefährlich sein, falls die Orks so zahlreich waren, daß sie den Berg selbst überwinden konnten. Dann würden sie von hinten und von oben angreifen. Aber es blieb keine Zeit, einen anderen Plan aufzustellen oder Hilfe anzufordern.