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Sie lächelte, dieses Mal wie ein junges Mädchen, das ihr erstes Kompliment von einem Verehrer bekommen hatte. »War das nun ein Zitat aus einem Eurer Stücke, oder habt Ihr es gerade eben erst ersonnen?«

»Einmalige Worte für eine einmalige Frau wie Euch«, hauchte er und freute sich, als er sah, dass ihr gefiel, was sie aus seinem Mund vernahm. Ich habe nichts verlernt.

Zufällig schaute er über ihre Schulter und sah die Straße, die zum Großen Marktplatz führte. Da fiel ihm ein, weshalb er eigentlich in Porista war. Leider war nicht vorgesehen, dass er sich mit der Unbekannten näher beschäftigte, so wie er es sich gewünscht hätte. Viel zu lange hatte er schon dem Spiel der Spiele zwischen Mann und Frau entsagt.

Reiß dich zusammen, herrschte er sich selbst an. Du kannst deine Freunde nicht länger warten lassen. Er ergriff forsch, aber galant ihre in einen weißen Handschuh gehüllte Linke und drückte einen Kuss darauf. »Sagt, wo kann ich Euch finden? Man erwartet mich bereits für eine geheime Probe, die ich unmöglich absagen kann. Aber danach«, er schenkte ihr einen tiefen Blick aus seinen braunen Augen, »könnten wir uns wieder sehen. Wenn Ihr möchtet.«

Sie zog die Hand zurück, sie wirkte enttäuscht. »So schnell ergreift Ihr die Flucht, Rodario?« Ihre Füße trugen sie die Gasse hinauf. »Nun, dann halte ich Euch nicht auf. Es wird mir aber eine Freude sein, das Stück, das Ihr einstudiert, bald auf der Bühne zu sehen.« Sie schenkte ihm einen aufreizenden Augenaufschlag, wandte sich um und verschwand bald im Schneetreiben, ohne sich noch einmal nach ihm umgesehen zu haben.

»Wo finde ich Euch? Ich möchte Euch die Karten senden!«, rief er laut, aber er erhielt keine Antwort. Es soll nicht sein. Ein wenig niedergeschlagen eilte er das Sträßchen entlang und landete auf dem Marktplatz.

Die immer dichter fallenden Flocken gaben ihm Deckung vor neugierigen Blicken, er huschte hinüber zu der Stelle, wo der Kanal an die Oberfläche kam, und sah, dass die Riegel geöffnet waren. Die Fußspuren davor waren von dem Neuschnee noch nicht gänzlich ausgefüllt worden.

Sie haben nicht auf mich gewartet! Empört stampfte er mit dem Fuß auf. Das haben sie absichtlich getan. Ich wette, es war Ingrimmsch, der darauf bestanden hat, ohne mich zu gehen. Er rieb sich am Kinnbärtchen, seine verletzte Eitelkeit stachelte seine Verwegenheit an, und schon wandte er sich um, seine Schritte zum Palast lenkend. Ihr werdet euch wundern, versprach er den Zwergen und malte sich aus, aus welch misslicher Situation er sie bei seiner Ankunft befreien würde.

Unterwegs prüfte er den Sitz seiner Utensilien, die ihn notfalls zu Magus Rodario dem Unglaublichen werden ließen und die bereits in der Schlacht gute Dienste verrichtet hatten.

In den Taschen seiner Kleidung verbargen sich allerlei Pülverchen, die zusammen mit Feuer grelle Flammen, beißende Wolken und bunte Nebelschwaden erzeugten; die vier Glasröhrchen mit Säure lagen in einem besonders gepolsterten Bett.

Am wichtigsten waren jedoch die von Furgas entwickelten Flammenwerfer, deren Mündungen er unterhalb seiner beiden Handgelenke befestigte.

Das eine Ende mit dem kleinen Feuerstein zeigte nach vorn, am anderen Ende saß ein Lederbeutel, der mit Luft und Bärlappsamen gefüllt war. Drückte er auf den Beutel, schossen die Samen vorn heraus; gleichzeitig wurde durch das Pressen ein Mechanismus betätigt, der den Feuerstein rieb und die herausfliegenden Samen entzündete. Was Orks im Grauen Gebirge beeindruckte, half auch gegen einfache Soldaten. Mechanik konnte durchaus eine Art Magie sein.

Als die Mauer des Palasts vor ihm auftauchte, fiel ihm ein, dass er so ohne weiteres nicht hineingelangen würde. Sicher, er kannte die Losung, weil er sich damals in der Abwesenheit von Narmora um seinen kranken Freund Furgas gekümmert hatte, aber die Avatare würden sich schon wundern, wenn sich die Tore plötzlich für einen Menschen öffneten, den sie nicht hereingebeten hatten. Welchen anderen Weg gibt es noch?

»Ist Eure Probe schon beendet?«, hörte er die Stimme der unbekannten Schönen wieder hinter sich.

Er wirbelte herum und freute sich, sie so bald wieder zu sehen. »Man kann sagen, meine verehrten Schauspielergenossen haben sich entschieden, den Abend lieber mit einem Fass Wein denn mit mir und dem Einüben des Textes zu verbringen«, log er.

»Dann erweist mir die Ehre, mir bei einem Mahl Gesellschaft zu leisten und von Eurem neuen Vorhaben zu erzählen.« Sie lächelte derart hinreißend, dass er sich nicht anders zu helfen wusste, als zu nicken, während seine Imagination ihr bereits den Mantel und alle Kleider darunter auszog. Sie roch sicherlich nach Milch und Seide.

»Doch ich warne Euch, meine Garderobe lässt schwer zu wünschen übrig. Ich kam heute erst von einer Reise zurück und hatte noch keinerlei Gelegenheit, mich zu erfrischen. Oder zu rasieren«, sagte er entschuldigend.

»Das sehe ich. Wir können etwas dagegen unternehmen. In meiner Unterkunft werden wir etwas für Euch finden.« Sie kam näher, er bot ihr seinen Arm, und sie hakte sich unter. »Mein Name ist Lirkim«, stellte sie sich ihm nun vor und übernahm die Führung.

»In welchem Gasthof seid Ihr abgestiegen?«, erkundigte sich Rodario, um unschöne Szenen zu vermeiden; denn mit der einen oder anderen Wirtstochter hatte er durchaus ein persönliches Gastspiel gegeben, und es wäre ihm sehr peinlich, vor Lirkims Augen und Ohren an sein Techtelmechtel erinnert zu werden.

Die Frau blieb vor den Toren der Palastanlage stehen und schüttelte den Kopf. »Kein Gasthof, Herr Rodario.« Sie nannte eine ihm unbekannte Losung und vollführte eine sehr anmutige Geste, woraufhin sich die schweren Flügeltüren öffneten und für sie zurückschwangen. »Ich habe hier meine Bleibe gefunden.«

Er stand wie angewurzelt auf der Schwelle. »Ihr seid bei den Avataren untergekommen? Ihr seid... doch wohl kaum eine einfache Dienstbotin? Eine Zofe?«

»Ihr müsst Euch nicht sorgen, Herr Rodario. Sie sind seltsam anzuschauen, aber denen, die sie in Ruhe lassen, tun sie nichts. Und wir haben nicht vor, sie zu behelligen. Oder?« Sie hatte sich nicht aus seinem Griff befreit und ging nun voran. Rodario folgte ihr.

Nun machte er sich ernsthaft Sorgen, weniger um sich als um seine Gefährten, die nichts davon ahnten, dass sich das Tor nicht mehr mit der alten Formel öffnen ließ. Er wiederum dankte allen Göttern. Was habe ich doch für ein Glück. Er grinste. Nun käme er in den Genuss einer Liebesnacht oder zumindest eines Bades und guten Essens; danach könnte er sich im Palast nach Balyndis und Dorsa umschauen. Ich werde ein Held sein, Balyndis und Narmoras Tochter retten. Das wird dem kleinen Haudrauf endgültig die große Klappe stopfen. Die Augen werden ihm aus dem Kopf fallen, wenn der Schwätzer mehr ausgerichtet hat als er!

»Was ist, Herr Rodario?«, erkundigte sich Lirkim neugierig. »Eure Sorge hat sich rasch zu Zufriedenheit gewandelt...«

»Mir ist etwas vergönnt, was wenige mit eigenen Augen gesehen haben. Ich darf den Palast von innen betrachten«, erklärte er seinen Gesichtsausdruck.

Sie wunderte sich offensichtlich, während sie die breite Treppe hinaufstiegen. Die Wachen machten ihnen Platz. »So? Ihr als Miterbauer der Stadt seid niemals bei Andôkai gewesen?«

»Leider nein. Sie hat ein großes Geheimnis aus den Gebäuden gemacht und fürchtete, dass das Wissen Kreise zöge und Anschläge erleichterte, gerade nachdem die Avatare ihr einen Attentäter sandten«, log er fröhlich weiter.