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»Er hat immerhin einen Plan.« Tungdil staunte über die Gabe des Schauspielers, ab und zu doch zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. »Sollten wir keinen Erfolg haben, so haben wir ihn immer noch in der Hinterhand.«

»Eher wird ein Amboss von einer Brise davongetragen.« Ingrimmsch wollte sich nicht geschlagen geben; für ihn stand unzweifelhaft fest, dass sie die Rettung übernahmen.

Furgas beendete die fruchtlose Unterhaltung, indem er sie einfach weiter durch den Palast leitete. »Wir suchen Dorsa. Vielleicht haben sie das Kind im Kinderzimmer gelassen.«

Es dauerte nicht lange, und sie standen vor der Tür. Wieder übernahm es die Albin, lautlos ins Zimmer einzudringen und sich umzuschauen, bevor die Zwerge in ihren immer noch lärmenden Rüstungen folgten.

Sie öffnete ihnen die Tür. »Keine Gefahr. Es sei denn, das Kind besitzt Kräfte, von denen ich nichts weiß«, sprach sie.

Furgas eilte an ihr vorbei und schaute in das Bettchen, in dem seine Tochter lag und friedlich schlief. Nichts deutete daraufhin, dass man ihr Gewalt angetan hätte. Tungdil, Boïndil und Boëndal standen stumm daneben und freuten sich mit dem Vater.

Ondori machte sie darauf aufmerksam, dass sich jemand der Tür näherte. Eine Frau kam ins Zimmer. Die Albin packte sie hinterrücks, ihr Dolch setzte sich an die blanke Kehle. »Keinen Laut«, zischte sie eisig.

»Lass sie«, sprang Furgas ihr bei. »Es ist die Amme!« Die Albin gab sie zögernd frei, er eilte auf sie zu und drückte sie. »Rosild! Dir und meiner Tochter ist nichts geschehen. Wie ist es euch beiden ergangen?«

»Magister Furgas«, stotterte sie, die Überraschungen häuften sich denn doch zu sehr für sie. »Ihr...« Sie benötigte einen Augenblick, um sich zu fangen. »Die Fremden kamen in den Palast und haben ihn beschlagnahmt. Ich habe gesagt, ich sei eine Bedienstete und Dorsa meine Tochter, die ich hier unterbringen dürfte, solange die Maga weg sei. Sie haben gesagt, dass ich bleiben und mich um das Essen der Palastgarden kümmern solle.«

Ingrimmsch fasste es kaum. »Sehr gutgläubig, diese Avatare.«

»Gutgläubig? Ich muss jedes Mahl vorkosten, und wenn auch nur einer von ihnen Bauchgrimmen bekommt, werden sie Dorsa und mich töten, haben sie gesagt«, erklärte Rosild. »Ihr werdet verstehen, dass ich in ständiger Angst um mich und das Kind lebe.«

Furgas ergriff ihre Schultern. »Tapfere Rosild. Nicht mehr lange, und wir bringen dich hier raus. Deine Gefangenschaft hat bald ein Ende.«

»Aber zuerst müssen wir wissen, wohin sie die Zwergin gebracht haben.« Tungdil trat neben sie. »Kannst du uns sagen, wo Balyndis ist? Sie ist vor sieben Sonnenumläufen hier angekommen, hat man uns gesagt.«

»Balyndis, heißt die Zwergin so?« Sie runzelte die Stirn. »Ich habe gehört, dass neue Soldaten angekommen sind, eine Hand voll, die sehr aufgebracht waren und sofort im Palast verschwanden. Ich hielt den Gefangenen für ein Kind oder einen Gnom. Merkwürdig, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin, dass es eine Unterirdische...«

»Zwergin«, verbesserte Boïndil sofort.

»Verzeiht... eine Zwergin sein könnte.« Sie schaute zu Furgas. »Sie haben sie, glaube ich, in den hohen Raum mit der Kuppel gebracht. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«

»Bereite alles für eine rasche Flucht vor«, sagte Tungdil zu ihr. »Sei aber leise und ziehe die Aufmerksamkeit der Wachen nicht auf dich. Wenn wir die Zwergin befreit haben, wird es sehr schnell gehen müssen. Es ist kalt draußen, achte auf warme Kleidung für Dorsa.« Die Amme verlor zwar etwas von ihrer Farbe, dennoch nickte sie. Tungdil blickte in die ernsten Gesichter seiner Begleiter. »So weit, so gut. Vraccas ist mit uns. Jetzt befreien wir Balyndis.«

*

Rodario schaute an den Kerzenleuchtern vorbei und konnte sich an dem hübschen Gesicht seiner Gastgeberin gar nicht satt sehen. Sie trug ein weißes, reich besticktes Kleid, das bis zu den Waden reichte und aus einem seidenähnlichen Stoff geschneidert war.

»Ihr seid so schön, dass selbst das Licht der Kerzen vor Euch verblasst«, sagte er beeindruckt und hob sein Glas mit dunkelrotem Wein. »Auf Euch und Eure Schönheit, die niemals vergehen wird.« Sein Ärmel drohte hochzurutschen und seine Flammenwerferapparatur am Unterarm preiszugeben; mit einer schwungvollen Bewegung verhinderte er es, ohne den Wein zu verschütten. Verflucht.

»Sehr galant, Eure Zunge. Aber wartet zwei Dekaden ab, und meine straffe Haut wird hängen wie ein ausgeleiertes Netz.« Dennoch prostete sie ihm dezent zu, und ihre grünen Augen sagten ihm, dass sie ihn und seine Komplimente schätzte.

Er wiederum genoss es, sein volles Talent zum Einsatz bringen zu dürfen; Bauerntöchter, Wirtsdamen und selbst Stadtfrauen waren mit weit weniger zu beeindrucken. Doch diese Zofe oder was auch immer ihre Aufgabe bei den Avataren sein mochte, verstand sich ausgezeichnet auf Konversation.

Bevor sie unweigerlich, und davon ging er fest aus, eine unvergessliche Liebesnacht begingen, brauchte er die notwendigen Auskünfte, um handeln zu können, während sie, ermattet vom Liebesspiel, später schlafend und glücklich in den Kissen läge.

Er zupfte seine Garderobe zurecht, stand auf, nahm den Dekanter und goss ihr Wein nach. Dabei spritzte ein roter Tropfen in die Höhe und landete auf ihrer nackten Schulter.

»Wie unachtsam von mir.« Einer Eingebung folgend, küsste er ihn sanft weg. Sie ließ ihn gewähren und hielt ihren weißen Nacken hin, der unter ihren langen, braunen Haaren hervorschimmerte. »Oh, noch einer.« Er tat so, als hätte er wieder einen Tropfen entdeckt, und küsste sie ein weiteres Mal. Zufrieden bemerkte er, dass sie eine Gänsehaut bekam. Ich kann es noch!, jubelte er innerlich und begab sich zurück an seinen Platz. Er hatte ihre Glut entfacht, nun wollte er sehen, ob sich das Feuer der Leidenschaft daran entzündete.

Schon wieder drohte der Ärmel zu verrutschen und sein Geheimnis preiszugeben. Es wird allmählich anstrengend. Rodario trug seine Magusausrüstung nur, weil er nicht wusste, wohin damit. Liegenlassen konnte er sie nicht, und hätte er sie eingesteckt, hätte sie seine Taschen ausgebeult. Später am Abend, wenn das Liebesspiel begann, müsste er Lirkim nur genügend ablenken, während er sich die Apparaturen abstreifte.

»Wie schade, dass es nicht mehr waren«, kommentierte Lirkim neckend und widmete sich wieder dem hervorragenden Essen.

»Vielleicht übergieße ich Euch später damit«, blinzelte Rodario. »Woher stammt der Wein?«

»Aus dem Keller der Maga. Das ist das Gute, wenn man etwas erobert hat. Der Sieger erhält alles.«

»Und es macht den Avataren nichts aus, dass Ihr mit einem Mann am Tisch sitzt, der bis vor kurzem in den Diensten von Narmora stand?«

»Stand? Tut Ihr das nicht mehr, Herr Rodario?«

Eiskalt überlief es ihn. Wie hat sie das gemeint? Ahnt sie etwas von meinem doppelten Spiel? »Nun«, räusperte er sich, »ich gehöre zur Stadt, die Eure Herren erobert haben; folglich betrachte ich mich nun als in deren Diensten stehend.«

»Sehr scharfsinnig und auch Scherereien ersparend.« Sie lachte hell. »Nein, sie haben nichts dagegen. Nur wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Menschen wie Ihr haben nichts zu befürchten.«

»Das wird die Angestellten im Palast gefreut haben«, bog er die Kurve zu Dorsas Schicksal. »Hatte Narmora nicht eine eigene Magd?«

Sie nickte, zerteilte das Fleisch und schob sich einen Bissen in den Mund. Erst nachdem sie gekaut und geschluckt hatte, setzte sie zu einer Antwort an. »Ja. Rosild und ihre kleine Tochter sind immer noch hier, sie verrichtet ihre Dienste bestens. Ihr seht, die Avatare haben nichts verändert.«

»Ja. Sie scheinen weniger schrecklich zu sein, als man sich erzählt.« Er verbarg seine Freude darüber, dass die Amme und das Kind wohlauf waren.