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»Sie verstehen meine Beweggründe ebenso wenig wie du, Tungdil Goldhand. Ich denke in anderen Maßstäben, ich bin bereit, Opfer zu bringen, um das Übel gänzlich auszuradieren. Ihr nicht. Das macht euch zu den schwachen Kriegern, die ihr seid.«

»Dir ist nur an deiner eigenen Macht gelegen. Lirkim hat uns gesagt, dass ihr eigene Reiche errichten wolltet, ehe du sie getötet hast«, sagte Rodario.

»Lirkim ist tot?« Das Wesen klang überrascht. »Das wusste ich nicht.«

»Lügner! Du hast sie mit deiner Magie getötet!«

»Nein, habe ich nicht. Ich wollte sie befreien, sobald ich mein Ziel erreicht habe, weil sie mir wie auch die anderen gute Dienste geleistet hatte. Aber nun brauche ich sie nicht mehr. Ich habe ihnen versprochen, dass sie ihre eigenen Besitzungen erhalten, ja, aber ich habe nie danach gestrebt. Mir ging es einzig um die Ausrottung des Schlechten in seinen unterschiedlichsten Formen. Und ich bedauere es sehr, dass die Untergründigen nicht dazugehören.« Das leuchtende Oval, das sein Gesicht markierte, hob sich und schaute über sie hinweg. »Wenn ihr den Schuldigen für Lirkims Tod sucht, fragt sie. Sie kann euch Antwort geben.«

»Nicht umdrehen«, knurrte Tungdil dem Schauspieler zu, die Axt kampfbereit erhoben. »Das ist eine List.«

Rodario wagte dennoch einen kurzen Blick. »Narmora?«

IX

Das Geborgene Land, Gauragar,

in der Hauptstadt des ehemaligen

Zauberreiches Lios Nudin, Porista,

6234./6235. Sonnenzyklus, Winter

Die Halbalbin stand hinter ihnen. Ihre Augen hatten sich schwarz gefärbt, und in ihrem Gesicht zeichneten sich dunkle Linien ab. »Glaubt ihm kein Wort.« Sie schritt an ihnen vorbei, stellte sich seitlich von ihnen auf und sprach nur ein einziges magisches Wort.

Aus ihrem Mund flog ein dunkelgrüner Strahl, traf den Eoîl und riss ihn, der von der Attacke überrascht wurde, von den Beinen. »Die Spur deines Vernichtungswerks endet hier.« Sie hob die Hände, aus den Fingerspitzen zuckten malachitfarbene Blitze hervor und stürzten sich auf die Lichtgestalt.

Tungdil verfolgte das Geschehen gebannt. Ist es wirklich so einfach, den Eoîl zu besiegen? Er machte sich bereit, jederzeit mit seiner Axt angreifen zu können, auch Rodario hielt die letzte seiner Säurephiolen in der Hand, um sie notfalls gegen das Wesen zu schleudern.

Der Eoîl, eingeschlossen in einem knisternden grünen Geflecht aus magischen Energien, lachte. Er stand auf, und seine Schultern bebten vor Heiterkeit, während Narmora den Kopf senkte und sich offenbar noch weiter konzentrierte, um mehr Energien gegen ihn zu werfen.

Es kümmerte ihn nicht einmal.

In einer fließenden, anmutigen Bewegung hob er die Hand und berührte die Strahlen, die daraufhin in sich zusammenbrachen und ihn aus seinem Gefängnis entließen. »Du wirst deinen Freunden erklären müssen, woher deine Macht kommt«, sagte er milde. »Eine gewöhnliche Halbalbin wäre niemals in der Lage, Zauber von solcher Kraft zu sprechen. Aber du verbirgst ein Geheimnis vor ihnen. Sag es ihnen.«

»Schweig!«, schrie sie wütend und setzte zu einem neuen Spruch an, aber er schleuderte ihr eine apfelgroße Lichtkugel entgegen, die sie nicht abzuwehren vermochte. Das Geschoss drang in sie ein, sie brach schreiend auf die Knie und hielt sich mit beiden Händen die Brust.

»Du trägst ihn in dir«, stellte er mit Zufriedenheit fest. »Du gewährst dem winzigen Rest des Dämons in dir Unterschlupf, Halbalbin. Was werden deine Freunde sagen?« Er jagte eine weitere leuchtende Kugel in sie hinein, sie wand sich stöhnend. »Und warum hast du Lirkim getötet?«

»Wir glauben deinen Lügen nicht.« Tungdil lief langsam auf ihn zu. »Ich werde dich daran hindern, was immer du auch beabsichtigst. Das Geborgene Land darf keinen Schaden nehmen, und solange es ein Kind des Schmieds gibt, das atmen kann, wird es sich dir entgegenstellen.«

Der Eoîl drehte sich zu ihm, Narmora bedeutete für ihn keine Gefahr. »Weil mir dein Mut und deine Entschlossenheit imponieren, Untergründiger, schlage ich dir einen Handel vor, damit du siehst, dass wir auf der gleichen Seite stehen.« Er bückte sich und hob das Ende eines Drahtes auf. »Ich schwöre, dass das Geborgene Land keinerlei Schaden nimmt bei dem, was ich zu tun beabsichtige, und dass ich meinem Heer befehle, die Kämpfe einzustellen. Ich möchte lediglich die Macht der Quelle nutzen, um einen Zauber zu sprechen, dessen Wirkung bis in den letzten Winkel des Geborgenen Landes zu spüren sein wird. Alle diejenigen, die unrein sind, werden in dem Weiß vergehen. Ich sammele ihre schlechten Energien in diesem Stein«, sein Finger deutete an die Spitze des Fahnenmastes, »und wandele sie um, damit ich sie nutzen kann. Danach besitze ich genügend Macht, um mich den schrecklichsten Kreaturen des Bösen allein zu stellen.« Das leuchtende Oval richtete sich auf Tungdil. »Es wird nicht lange dauern, und danach ziehe ich weiter, Tungdil. Ich hinterlasse den Bewohnern des Geborgenen Landes eine gereinigte Welt. Keine Bestien, keine Albae, nichts, was den Keim des Schlechten in sich trägt, wird vor dem Stern der Prüfung bestehen. Ich kann keinen Nachteil für dich sehen.«

Tungdil räumte ein, dass der Vorschlag gut klang, dennoch konnte er dem Eoîl einfach nicht vertrauen. Er fragte weiter, um das Wesen besser einschätzen zu können. »Und was geschieht mit den Magiefeldern, wenn du die Quelle derart beanspruchst? Wird das Gefüge nicht auseinander brechen und große Teiles des Landes verwüsten? Wir haben Beben gespürt, die nichts Gutes verkündeten.«

»Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Die Quelle wird mir ihre Macht schenken, ich habe endlich einen Weg gefunden, sie anzuzapfen, dank dieser Schmiedin. Sie verriet uns das Geheimnis des magieleitenden Metalls.«

»Nein! Sie widerstand deiner Folter!«

»Sie widerstand nicht. Sie wird sich nicht mehr an alles erinnern, nehme ich an. Die Schmerzen, die ich Kreaturen zufügen kann, stellen den Verstand auf eine harte Probe.« Der Eoîl schaute hinunter. »Seht, die Albae haben neue Truppen in die Schlacht geworfen. Sie kamen unter der Führung der Unauslöschlichen, ich spüre ihre finstere Ausstrahlung. Sie haben Angst, dass es mit ihnen zu Ende geht. Bald werden sie erfahren, dass sie ihren Namen zu Unrecht tragen.« Er wandte sich wieder Tungdil zu. »Nun, Untergründiger, kommen wir ins Geschäft, oder muss ich dich, das Heer und deine Freunde erst vernichten?«

Rodario wusste plötzlich, was das Wesen beabsichtigte. Der Draht, den sie gesehen hatten, bestand aus dieser Legierung, die Balyndis geschaffen hatte, und führte hinab bis zu dem Punkt, wo die magische Quelle ihre Energie freisetzte. Ich werde ihn ablenken. »Ich denke, wir können das nicht allein entscheiden, Eoîl.« Er machte ein paar Seitwärtsschritte und ließ das Fläschchen hinter seinem Rücken dort auf den Draht fallen, wo er aus der Wand kam. »Wir sollten die Könige der Menschen, die Elben und Zwerge fragen, denn schließlich geht sie die Sache ebenso an wie Tungdil. Ihr werdet verstehen, dass...«

Der Eoîl winkte in seine Richtung, woraufhin es den Schauspieler vom Boden hob und gegen die Turmwand schleuderte. Hart prallte er gegen die Mauer und fiel auf die Balustrade zurück, wo er benommen liegenblieb. »Niemand hat ihm gesagt, dass er sich einmischen soll. Nun, ich erwarte deine Antwort.«

»Nein. Ich kann es dir nicht erlauben.«

»Mut und Torheit liegen stets nah beieinander.« Er sagte eine magische Formel auf und richtete seine freie Hand beschwörend gegen den Himmel. Aber es tat sich nichts. Die Säure hatte den Draht durchgeätzt und die Verbindung zur Quelle unterbrochen.