Выбрать главу

Die verteidigenden Zwerge wollten Tungdil einen Dienst erweisen und machten einen Ausfall, um ihm auf halber Strecke entgegenzukommen.

»Nein, zurück!«, schrie er ihnen zu, weil er sah, dass die Albae die Langbogen in ihre Richtung schwenkten. »Haltet die Schilde übereinander, sonst werdet ihr...«

Die schwarzen Schäfte surrten heran, die Spitzen fanden die kleinste Lücke in den Rüstungen oder zwischen den Schilden, und schon gingen die nächsten fünf Zwerge zu Boden und verschwanden unter den alles zerstampfenden Stiefeln der grölenden Orks, die sogleich nachrückten und sich wie ein lebender Keil zwischen die Zwerge schoben.

Der Ausfall war misslungen und brachte die geschrumpfte Zwergenschar am Tor in arge Bedrängnis, während sich die zweite Gruppe mühsam ihrer Haut erwehrte und von der Masse der Orks überrannt zu werden drohte. Die Armbrustbolzen hielten die Bestien nicht ab, weiter nach vorn zu drängen. Bolzen durchtrennten keine Hälse.

»Wir hätten Kämpfer mitnehmen sollen, keine Handwerker«, knurrte Ingrimmsch und steigerte seine Angriffsgeschwindigkeit, um zu ihnen zu gelangen. Längst sah er so aus, als hätte man ihn von oben bis unten mit dunkelgrüner Farbe getüncht, was die Scheusale dazu veranlasste, ihm nicht mehr allzu nahe zu kommen. »Oder Handwerker, die kämpfen können.« Zwei Schläge, und der Ork, der ängstlich vor ihm zurückgewichen war, starb.

Tungdil überschlug die Anzahl der Zwerge, die sich vor und rund um den Eingang aufhielten. Fast alle standen vor dem Grauen Gebirge und leisteten den Feinden Widerstand, die sich dennoch unaufhörlich vorwärtsschoben und sich bereits nahe am Durchgang befanden. Unter den Verteidigern erkannte er auch Glaïmbar und Balyndis, die Seite an Seite fochten.

Er deutete auf die abgespaltene Gruppe, die vom fehlgeschlagenen Ausfallversuch übrig geblieben war. »Ingrimmsch, zu ihnen!«, befahl er. »Gemeinsam schaffen wir es, wenigstens bis zum Tor zu kommen.« Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sich Myr und die Freien Zwerge sehr gut gegen die Orks behaupteten. Die recht zierliche Zwergin wehrte sich voller Mut und Entschlossenheit.

Tungdils Gruppe und die abgetrennte Einheit der Verteidiger schlossen sich zu einer zusammen, was ihre Lage jedoch nicht dauerhaft verbesserte.

Unter den gebrüllten Befehlen von Runshak drängten die Bestien gierig nach vorn. Die Angst vor den bestrafenden Pfeilen der Albae sorgte dafür, dass ihre Angriffswellen nicht erlahmten; sie töteten sie zwar nicht, aber die Spitzen schmerzten. Außerdem sah es ganz danach aus, als könnte sie nun nichts mehr aufhalten.

Die vorderste Reihe befand sich auf einer Linie mit dem Höhleneingang, während die Torwächter verbissen Widerstand leisteten, ohne den Druck der Orkhorde mildern zu können. Einige flinkere Bogglins versuchten am Rand des Gefechts an den Zwergen vorbeizugelangen, um sie von hinten anzugreifen und sie in zweifache Bedrängnis zu bringen.

Tungdil schaute zu dem Anführer des Heeres. »Wir erledigen ihn, das wird sie verunsichern«, entschied er sich für eine andere Vorgehensweise.

Ingrimmsch ließ sich kaum mehr zügeln, seine braunen Augen waren weit aufgerissen und glänzten fiebrig. Der Fluch hielt ihn gepackt und leitete seine schier unermüdlichen Arme, die wie kleine Windmühlenflügel wirbelten. Erst nach dem vierten Zuruf Tungdils verstand ihn der Krieger.

Runshak erkannte die drohende Gefahr, die sich in Gestalt der Zwergengruppe auf ihn zubewegte. Er drehte sich zur Seite, um die Albae mit ihren Bogen aufmerksam zu machen, doch aus dem erwartungsvollen Grinsen wurde Entsetzen.

Tungdil sah das Grauen im grünschwarzen Antlitz und folgte den Blicken des Anführers.

Hinter dem Felsen, auf dem die Schützen standen, erhob sich ein riesiger Oberkörper, in der einen Hand ein Schwert, in der anderen eine Axt haltend. Die Orks in der unmittelbaren Umgebung suchten quiekend das Weite, sie stoben auseinander und wollten weg von dem plötzlich aufgetauchten Feind.

Hinter der eisernen Dämonenmaske des imposanten Helms glomm es so grell violett, dass der Schimmer selbst auf diese Entfernung in Tungdils Augen schmerzte. Das dumpfe, drohende Grollen, das alle hörten und dessen Vibrationen sogar in die Felsen überzugehen schienen, stellte dem Zwerg die Nackenhaare auf.

Die Albae wurden durch das seltsame Verhalten der Orks zwar gewarnt, doch es geschah zu spät. Djerůns Waffen wüteten unter ihnen, die Klingen von Schwert und Axt fraßen sich durch jedes Hindernis, kappten die Sehnen der Bogen, die Schäfte, schnitten durch Rüstungen, Haut, Fleisch, Knochen und hinterließen nach wenigen Schlägen nichts weiter als verstümmelte, bluttriefende Reste der Albae.

Nur einem Einzigen von ihnen gelang es, sich aus dem Gefahrenbereich zu bringen, aber Djerůn wollte ihn nicht entkommen lassen. Er sprang auf den Fels, drückte sich auf der Stelle wieder ab und schwang sich durch die Luft, um genau auf den Schultern des flüchtenden Albs zu landen, der schreiend zu Boden ging. Er machte sich nicht einmal die Mühe, seine Waffen zu gebrauchen. Ein kräftiger Tritt mit seinem gewaltigen Stiefel, und der Kopf wurde unter der Sohle wie eine überreife Frucht zerquetscht.

Danach herrschte eine gespannte Stille auf dem Schlachtfeld. Zwerge und Orks hatten das Ende der Albae gebannt verfolgt.

Das ist die Gelegenheit! Tungdil riss sich vom Anblick Djerůns los, hob seine Axt seitlich und schleuderte sie mit aller Kraft nach dem Anführer der Bestien.

Runshak hörte das leise Rauschen, das sich auf ihn zubewegte, und wandte sich rechtzeitig um, um die Klinge zwischen Ober- und Unterkiefer statt in den Hals zu bekommen. Sie durchschlug ihr Ziel, der Ork stürzte tot zu Boden.

»Für Vraccas und das Geborgene Land!«, jubelte Tungdil in die Stille hinein, und augenblicklich antworteten ihm die Zwerge: »Wir sind die Kinder des Schmieds! Haut ihnen die hässlichen Schädel ab!«

Für die Bestien gab es kein Halten mehr.

Orks und Bogglins hatten zu rasch hintereinander ihre ungebetenen Verbündeten und ihre Anführer verloren, und ohne sie wussten sie nicht, was sie tun sollten. Sie vergaßen, dass das Schwarze Wasser in ihnen rauschte, dass ihr Ziel zum Greifen nah vor ihnen lag - und machten grunzend kehrt.

In ihrer Kopflosigkeit sprangen einige in das mit Wasser gefüllte Bassin, in dem ihre toten Artgenossen trieben, andere hasteten die steilen Hänge hinab und kugelten wie lebendige Geschosse in die Reihen derer, die noch nicht nach oben gelangt waren.

Ingrimmsch kam zu Tungdil. »Du lernst es nicht mehr, oder, Gelehrter? Nicht werfen!« Er drückte ihm eines seiner Beile in die Hand. »Ich habe dir schon bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass man seine Waffe nicht wirft, wenn man keine zweite dabei hat.« Er grinste und zwinkerte ihm zu. »Immerhin war es ein guter Wurf.« Mit seinem berühmten »Schrei der sterbenden Sau« machte er sich daran, die flüchtenden Orks zu verfolgen und sie einen um den anderen niederzustrecken.

Von der anderen Seite schob sich zum Erstaunen aller ein neues Heer von Zwergen auf das Plateau und stürzte sich in das Gefecht, um die Bestien in die Zange zu nehmen.

Tungdil erkannte unter ihnen einige auffällig weißhäutige und weißhaarige Krieger. »Die Freien sind da!«, rief er erleichtert, da er noch immer die Gefahr sah, dass sich das Kampfglück wenden könnte, sollten sich die Orks auf ihre Überlegenheit besinnen.

Das ist die Entscheidung, dachte er und schaute nach links, wo er vorhin Glaïmbar und Balyndis gesehen hatte.

Der König und seine angehende Gemahlin verteidigten den Eingang gegen die letzten, besonders mutigen Orks, die mehr Wut als Angst besaßen und so viele Zwerge wie möglich töten wollten, bevor sie selbst unter den Schlägen der Keulen, Äxte und Beile sterben sollten.