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Der folgte prompt.

Djerůn war von dem Willen beseelt, sie zu töten. Abwechselnd stießen Keule und Schwert nieder, und Andôkai sah sich zum ersten Mal mit der gewaltigen Kraft und der unglaublichen Schnelligkeit ihres Leibwächters konfrontiert, ohne dass es sich um eine Übungsstunde handelte. Dieses Mal war er sogar noch ungestümer.

Gerade hatte sie die Blutung gestillt, da traf sie die Keule schräg von oben gegen die rechte Schulter. Laut krachend barsten Gelenk und Schlüsselbein; die Wucht warf sie zu Boden, und der vorbereitete Zauber verging in ihrem Schmerzensschrei. Sie stöhnte heiser, als Djerůn ihr das Schwert zum zweiten Mal in den Bauch jagte und die Schneide grollend um 180 Grad drehte.

Der Stoß seines Helmes gegen ihren Kopf schaltete sie endgültig aus. Die eisernen Dornen rissen ihre Kopfhaut auf, Blut lief in die Augen, und ihr schwanden die Sinne.

Endlich erwachte die Versammlung aus ihrer Schreckensstarre. Allen voran stürmte Ingrimmsch. Die Krieger der Zwerge, Menschen und Elben warfen sich gegen Djerůn. Pfeile bohrten sich durch seine Rüstung, die Äxte und Hämmer der Zwerge sprengten die dicken Metallplatten ab und hackten sich durch das Kettenhemd in die Haut. Gelb sprühte sein Blut aus klaffenden Wunden, bis er auf die Platten sank. Das Leuchten hinter dem Visier erlosch.

Mit ihm gingen neun Menschen, drei Zwerge und vier Elben in den Tod. Königin Wey entkam nur knapp einem mörderischen Hieb, Umilantes dicke Kleidung bewahrte sie vor einem Schnitt.

Boïndil ließ nicht eher von Djerůn ab, bis er das Visier restlos zertrümmert hatte und sich sicher war, dass der Koloss nicht mehr lebte. »Der war zäh«, schnaufte er und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, in dem das safranfarbene Blut klebte.

»Verfluchte Kampfwut! Jetzt werde ich nie erfahren, wie er aussah.«

Narmora kniete neben ihrer schwer verletzten Mentorin. Für die Personen um sie herum machte es den Eindruck, als täte sie alles, um Andôkai zu retten, doch sie hatte sich anders entschlossen. Es galt, die einmalige Gelegenheit zu nutzen.

»Ich könnte dich heilen, wenn ich wollte«, raunte sie ihr zu. »Aber ich weiß, was du mir, Furgas und meinem toten Sohn angetan hast. Ich kenne deine Intrigen, Andôkai. Es bereitet mir Freude, dich leiden zu sehen.«

Die Maga hustete, ihr Blick flackerte. »Furgas wird ohne meine Hilfe niemals erwachen.« Sie packte die Kragenaufschläge an Narmoras Robe. »Lass mich sterben, und du verschuldest seinen Tod.«

Narmora unternahm keinen Anlauf, die zitternden Hände abzuschütteln, sondern suchte den scharfkantigen Malachitsplitter hervor. »Erinnerst du dich an ihn?«, fragte sie Andôkai, und ihre Augen wurden so schwarz wie die Nacht. »Er kann die Macht von Magischen speichern, Nôdʹonn trug ihn in sich. Als Tungdil den Magier vernichtete und seine Innereien sich auf dem Boden des Schwarzjochs verteilten, hat keiner den Stein gesehen. Ich habe ihn mir genommen und zu meinem Talisman gemacht. Wer konnte ahnen, dass er mehr werden würde?« Sie löste ihn von der Kette. »Samusin, steh ihr bei! Sie stirbt!«, rief sie laut, damit alle es hörten.

Sie hob die Hände und legte sie langsam auf Andôkais Brust. Dabei tat sie, als spräche sie einen Heilzauber, doch stattdessen schob sie im Verborgenen den fingerlangen Splitter durch die Robe, durch das Fleisch, trieb ihn tiefer und tiefer, bis er das Herz der Maga erreichte. Ein dunkelgrünes Leuchten legte sich über die Sterbende.

Namora redete wirre Silben, um die Zeugen glauben zu machen, es wäre ihr Zauber, bis der helle Schein erlosch. Das Ende nahte.

Sie beugte sich zum Ohr ihrer Mentorin. »Dein Tod heißt Narmora«, raunte sie ihr düster auf Albisch zu. »Ich nehme dir das Leben und deine Magie.« Sie hob den Kopf der Maga ein wenig an, um Andôkai beim Sterben in die Augen zu sehen. »Beides besäßest du noch, wenn du mich in Frieden hättest leben lassen.«

Mehr als ein aufbäumendes Krächzen brachte Andôkai nicht mehr zustande, dann wich das Leben aus ihren Augen.

Im Schutz ihrer Robe zog Narmora den Malachit aus der Wunde. Das Rot an ihren Fingern fiel bei den schweren Verletzungen ihrer Mentorin und der Blutlache, in der sie kniete, nicht weiter auf. Schnell ließ sie den Stein in einer Tasche verschwinden und wandte sich an die Umstehenden.

»Andôkai die Stürmische ist gegangen«, verkündete sie mit gespielter Trauer in der Stimme und wischte sich eine falsche Träne von der Wange. »Die letzte Maga des Geborgenen Landes ist tot.«

Entsetztes Schweigen breitete sich in der Halle aus.

»Dann«, sagte Gandogar gefasst und trat neben sie, »wirst du sie ersetzen müssen, Namora. Du bist ihre einzige Famula gewesen. Wir brauchen dich im Kampf gegen die Avatare, denn nur mit deiner Magie werden wir überhaupt bestehen können.«

»Ihr werdet überhaupt nicht bestehen können«, erklang eine tiefe Stimme von der Tür her. »Weder mit Magie noch mit einem Heer. Ihr werdet niemals ein Mittel finden, um die Avatare aufzuhalten.«

Zwerge, Menschen und Elben blickten zum Eingang, die Waffen kampfbereit erhoben und auf weitere unliebsame Überraschungen vorbereitet.

Dort stand ein einzelner Zwerg. Kunstreiche Tätowierungen zierten seine Züge, er war gerüstet bis zur Nasenspitze und hielt einen dreiköpfigen Morgenstern locker in der Hand. »Mein Name ist Romo Stahlherz aus dem Clan der Steinmalmer vom Stamm Lorimbur, und ich bin gekommen, um den Menschen und Elben im Namen meines Oheims, König Lorimbas Stahlherz und Herrscher des Schwarzen Gebirges, eine Offerte zu unterbreiten.« Ein zweiter Zwerg, noch breiter und eindrucksvoller als Romo, erschien schützend in seinem Rücken; auf seiner Glatze spiegelte sich das Licht.

»Die Dritten beteiligen sich am Krieg gegen die Avatare?«, staunte Königin Wey.

»Welche Offerte mag das sein?«, flüsterte Balyndis voller böser Vorahnungen ihrem Gemahl zu.

»Ihr könnt es euch nicht erlauben, sie auszuschlagen.« Romo griente widerlich. »Mein Oheim weiß, was man gegen die Bedrohung aus dem Westen unternehmen kann.« Er deutete mit dem Stiel des Morgensterns auf die Zwergendelegation. »Aber zuerst müssen die raus. Keiner vom Stamme Borengars, Giselbarts, Goimdils oder Beroïns wird hören, was ich zu sagen habe.«

Das Geborgene Land, irgendwo

unter dem Land Gauragar, Stadt Goldhort,

6234. Sonnenzyklus, Spätherbst

Sanda duckte sich unter dem Schlag weg, ließ sich dabei auf das rechte Knie herab und schlug mit ihrer stumpfen Axt zu, den Schwung ihrer Bewegung nutzend.

Tungdil hatte nicht einmal den Hauch einer Gelegenheit, dem Hieb zu entgehen, der ebenso kraftvoll wie präzise von der Kriegerin geführt wurde.

Die harmlose Klinge traf ihn von schräg unten gegen das Kettenhemd, das ebenso wie das Ledergewand und der wattierte Waffenrock den Schlag nicht abbremsen konnten. Er spürte einen heißen Stich, der ihm in die Rippen fuhr, und die Luft blieb ihm weg.

»Halt«, rief Myr besorgt und eilte herbei, um die Stelle zu besehen. Sie hatte das Knacken deutlich gehört. »Du sollst ihn nicht umbringen, du wolltest ihn ausbilden«, sagte sie vorwurfsvoll zu der Zwergin, die sich erhob und keinesfalls schuldbewusst wirkte.

»Ich habe ihm nur zwei Rippen angebrochen, Myr. Der Schmerz ist der beste Lehrer«, gab sie kühl zurück. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie die Chirurga nicht leiden konnte. »Er wird es überstehen und hat dabei etwas Wichtiges gelernt.« Sie blickte in Tungdils Augen und erwartete seine Zustimmung.

»Ich war wirklich zu unvorsichtig«, gestand er und biss die Zähne zusammen, als Myr die Stelle abtastete.

»Sie sind gebrochen, nicht angebrochen«, fauchte sie Sanda an. »Wenn deine Muskeln schwellen, sind sie deinem Hirn im Weg. Auch eine stumpfe Waffe kann töten.«