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Thuvan Dihn stellte sich unmittelbar neben dem Zugang zur achten Höhle an die Wand, während ich mich absichtlich dem Apt zeigte, als er zur siebenten Höhle schaute. Dann tat ich einen Satz zur anderen Seite hinüber und drückte mich dort fest an die Wand.

Lautlos und schnell bewegte sich das riesige Tier zur siebenten Höhle, um den Eindringling zu sehen, der ihn in seiner Behausung zu stören wagte. Er schob den Kopf durch die enge Öffnung, welche die zwei Höhlen verbindet; zwei mächtige Langschwerter warteten schon auf ihn, sausten herunter und trennten ihm, ehe er noch zu einem Knurren ansetzen konnte, den Kopf ab, der uns vor die Füße rollte.

Schnell überzeugten wir uns davon, daß keiner der Apts in der achten Höhle sich bewegt hatte. Wir kletterten über den Kadaver des Tieres, das den Zugang blockierte, und betraten die achte Höhle. Lautlos wie Schlangen schlichen wir an den schlafenden Tieren vorbei. Das einzige Geräusch, das wir machten, war ein gelegentliches schmatzendes Saugen, wenn unsere Füße in den schlammigen Unrat auf dem Boden traten und wir sie zum nächsten Schritt aufheben mußten.

Einmal rührte sich ein Tier, über dessen Kopf ich gerade wegsteigen mußte, ein wenig, und ich wartete, hielt den Atem an und wagte mich nicht zu bewegen. In der rechten Hand hatte ich mein Kurzschwert dessen Spitze ich auf jene pelzige Stelle richtete, unter der das Herz schlug.

Der Apt tat einen schweren Seufzer und lag wieder ruhig da, so als habe er eben einen schweren Traum ausgeträumt. Jetzt konnte ich endlich über seinen Kopf wegsteigen.

Thuvan Dihn folgte mir, und eine Minute später standen wir am Ausgang dieser gefährlichen Höhle.

Die Höhlen von Carrion bestehen aus siebenundzwanzig miteinander verbundenen Felskammern und scheinen vor unendlichen Zeiten vom Wasser ausgewaschen worden zu sein, als sich ein mächtiger Strom aus dieser Eiswüste einen Weg nach Süden suchte. Die restlichen neunzehn Höhlen brachten wir ohne Zwischenfall hinter uns.

Später erfuhren wir, daß es nur einmal im Monat möglich ist, diese Höhlen zu queren, da sich dann alle Apts in einer einzigen Kammer aufhalten. Sonst schweifen sie einzeln oder paarweise von einer Kammer zu anderen. Einmal im Monat schlafen sie einen ganzen Tag lang, und wir hatten außerordentliches Glück, gerade rechtzeitig angekommen zu sein.

Als wir die letzte Höhle verließen, fanden wir uns in einem trostlosen Land aus Eis und Schnee, entdeckten jedoch einen gut ausgetretenen Pfad, der nach Norden führte. Überall gab es dieselben großen Felsblocke wie vor der Eisbarriere, und so konnten wir niemals weit sehen.

Einige Stunden später kamen wir hinter einem riesigen Felsblock hervor und standen vor einem steilen Hang, der in ein Tal hinunterführte. Und unmittelbar vor uns sahen wir sechs wilde, schwarzbär tige Burschen, deren Haut von der Farbe reifer Zitronen war. Wir zogen uns natürlich sofort wieder hinter einen niedrigeren Felsbrocken in Deckung zurück. »Das sind die Gelben Männer von Barsoom«, flüsterte mir Thuvan Dihn zu. Wir vermochten es kaum zu glauben, jene verschollene Rasse entdeckt zu haben, die jeder eher für eine Legende gehalten hätte als für die Wirklichkeit.

Von unserem Versteck aus beobachteten wir die Gruppe, die mit dem Rücken zu uns am Fuß eines anderen hohen Felsblockes stand.

Einer der Männer spähte um die Felskante, als wolle er heimlich einen beobachten, der sich näherte. Bald kam ein weiterer Gelber in mein Gesichtsfeld. Alle Männer trugen herrliche Pelze, die sechs vor uns die schwarz-gelb gestreiften des Orluk, während der siebente, der einzelne Mann, der herankam, in das schneeweiße Fell eines Apt gehüllt war.

Die Gelben Männer trugen zwei Schwerter an ihren Gürteln, und jedem hing ein kurzer Speer über den Rücken. Am linken Arm hatten sie alle einen Schild von der Größe eines Suppentellers mit der vertieften Seite nach außen.

Einem gewöhnlichen Schwertmann mochte diese Bewaffnung lächerlich und ungenügend erscheinen, doch später war ich wiederholt Zeuge der Geschicklichkeit, mit der die Gelben diese Dinge handhaben.

Eines der Schwerter, mit denen sie ausgerüstet waren, erregte meine besondere Aufmerksamkeit. Ich nenne es wohl Schwert, doch in Wirklichkeit war das Ding eine sehr scharf geschliffene Klinge, die an der Spitze einen richtigen Haken hatte.

Das zweite Schwert hatte auch etwa die Länge des Hakenschwertes, war also etwas kürzer als mein Langschwert, ganz gerade und zweischneidig. Jeder hatte im Gürtel auch einen Dolch, doch den entdeckte ich erst später.

Als sich der Mann im weißen Pelz näherte, griffen die anderen sechs fester um ihre Schwerter; das Hakenschwert hatten sie links, das andere rechts, und am linken Handgelenk war der kleine Schild befestigt.

Die sechs Männer schrien gellend und drangen auf den siebenten ein. Die Schreie erinnerten mich außerordentlich an das Kriegsgeschrei der Apachen im Südwesten Nordamerikas. Sofort zog der Angegriffene seine Schwerter, und als die anderen über ihn herfielen, erlebte ich einen so schönen Kampf, wie man ihn nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Die Angreifer versuchten mit dem Hakenschwert den Gegner zu erfassen, doch der Suppentellerschild schnellte blitzschnell vor und fing den Haken ab. Einmal traf der Kämpfer im weißen Pelz mit dem Hakenschwert einen Gegner in der Seite, zog ihn zu sich heran und durchbohrte ihn mit dem anderen Schwert.

Natürlich war die Übermacht der anderen viel zu groß. Obwohl der Mann im weißen Pelz ein außerordentlich geschickter und tapferer Kämpfer war, konnte ich mir ausrechnen, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die restlichen fünf seine großartige Abwehr durchbrechen und ihn zu Boden schicken konnten.

Da meine Sympathie immer dem Schwächeren gilt, konnte ich, obwohl ich von der Ursache des Streites nichts wußte, nicht mit zusehen, wie die fünf Männer ihn abzuschlachten versuchten.

Zugegeben, ich brauche keine Entschuldigung, wenn ich in einen Kampf eingreifen will, denn ich liebe nun einmal einen guten Kampf und weiche niemals aus.

Ehe also Thuvan Dihn noch ahnte, was ich vorhatte, sah er mich an der Seite des Mannes im weißen Pelz erbittert gegen seine fünf Angreifer kämpfen.

9. Bei den Gelben Männern

Es dauerte nicht lange, da tat Thuvan Dihn auch mit. Obwohl das Hakenschwert eine uns ungewohnte Waffe war, wurden wir drei recht schnell mit den anderen fünfen fertig.

Als der Kampf zu Ende war, wandte sich unser neuer Bekannter an mich, nahm den Schild von seinem Handgelenk und hielt ihn mir entgegen. Ich wußte nicht, was diese Geste zu bedeuten hatte, nahm jedoch an, daß sie der Ausdruck großer Dankbarkeit war. Später wurde mir erklärt, diese Geste symbolisiere das Angebot des Lebens eines Mannes für einen großen Dienst, den man ihm getan hat, und daß ich den Schild zurückwies, war genau die Reaktion, die sich gehörte und von mir erwartet wurde.

»Dann nimm von Talu, Prinz von Marentina, dieses Zeichen seiner Dankbarkeit entgegen«, sagte der Gelbe Mann, griff in einen seiner weiten Ärmel und holte einen Armreif heraus, den er um meinen Arm legte. Dasselbe geschah dann mit Thuvan Dihn.

Dann fragte er nach unseren Namen und aus welchem Land wir kämen. Er schien mit der Geographie der äußeren Welt recht gut vertraut zu sein, und als ich ihm erzählte, daß ich aus Helium sei, hob er die Brauen.

»Ah«, fragte er, »du suchst wohl euren Herrscher und seine Begleitung?«

»Weißt du von ihnen?« erkundigte ich mich interessiert.

»Nicht viel mehr als das, daß sie von meinem Onkel gefangen genommen wurden; es ist Salensus Oll, Jeddak der Jeddaks, Regent von Okar, welches das Land der Gelben Männer von Barsoom ist. Über ihr Schicksal weiß ich nichts, denn ich liege mit meinem Onkel im Krieg, weil er versucht, meine Macht in der Verwaltung von Marentina zu brechen.

Die, vor denen du mich gerettet hast, sind Krieger, die er ausgeschickt hat, damit sie mich finden und erschlagen sollten, denn sie wissen, daß ich oft allein auf die Jagd gehe und den heiligen Apt töte, den Salensus Oll so sehr verehrt. Zum Teil haßt Salensus Oll mich deshalb so sehr, weil ich seine Religion hasse; in erster Linie fürchtet er jedoch meine immer größer werdende Macht, denn in ganz Okar würde man mich lieber an seiner Stelle als Regenten und Jeddak der Jeddaks sehen. Er ist ein grausamer, tyrannischer Herr, den alle hassen, und wenn sie ihn nicht allzu sehr fürchten würden, könnte ich über Nacht eine