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Einige der unverletzten Roten Männer kämpften tapfer gegen ihre grausamen Feinde, aber die meisten schienen von dem großen Unglück, das sie überkommen hatte, so verwirrt und bestürzt zu sein, daß sie sich willenlos die goldenen Handfesseln anlegen ließen. Als der letzte Gefangene gebunden war, kehrten alle zur Stadt zurück. Am Tor begegneten uns eine ganze Meute furchterregender Apts mit Goldkrägen; jedes der Tiere wurde von zwei Kriegern geführt, die sie an dicken goldenen Ketten festhielten.

Unmittelbar außerhalb des Tores ließen die Krieger diese Tiere frei. Die Apts stürmten dem schwarzen Turm entgegen, und ich wußte ohne zu fragen, was dort ihre Aufgabe war. Wären in dieser grausamen Stadt Kadabra nicht andere Menschen gewesen, die der Hilfe viel dringender bedurften als die Toten und Sterbenden da draußen, dann wäre ich diesen Tieren nachgeeilt und hätte den Kampf mit ihnen aufgenommen, die hinausgeschickt wurden, um die armen Opfer zu töten und aufzufressen.

Was blieb mir anderes übrig, als den Gelben Kriegern zu folgen? Ich zog ein wenig den Kopf ein und dankte meinem Schicksal, das Thuvan Dihn und mir einen so leichten Zugang zur Hauptstadt des Salensus Oll gestattete.

In der Stadt selbst hatten wir keine Schwierigkeit, unsere Freunde vom Morgen zu verlieren, und wenig später befanden wir uns in einem Hotel.

10. In Haft

Auf Barsoom unterscheiden sich, wie ich gefunden habe, die Gasthäuser nicht sehr voneinander. Nur verheiratete Paare können für sich bleiben. Männer ohne ihre Frauen werden in einen großen Raum gebracht, dessen Boden meistens aus weißem Marmor oder Glas besteht, damit er makellos sauber gehalten werden kann. Hier gibt es zahlreiche kleine ein wenig erhöhte Podien für die Seiden und Pelze der Gäste, und wenn sie keine eigenen mitbringen, werden ihnen für einen geringen Preis sauber gewaschene zur Verfügung gestellt.

Hat ein Mann erst einmal seine Habseligkeiten auf einem solchen Podium abgestellt, dann ist er ein Gast des Hauses und diese Plattform gehört ihm, bis er abreist. Niemand stört oder belästigt ihn dort, und Diebe gibt es auf dem Mars nicht.

Mord ist das einzige, das zu befürchten wäre, und deshalb stellen die Besitzer der Gasthäuser und Hotels bewaffnete Wächter auf, die bei Tag und Nacht durch die Schlafräume patrouillieren. Die Zahl der Wächter, ihre Bewaffnung und die Pracht ihrer Waffengürtel ist in der Regel der beste Gradmesser für das Niveau des Hotels. In diesen Häusern werden keine Mahlzeiten serviert, aber meistens haben sie nebenan ein öffentliches Speisehaus. Bäder gibt es neben den Schlafkammern, und jeder Gast ist verpflichtet, täglich ein Bad zu nehmen, und tut er das nicht, muß er ausziehen.

Im zweiten oder dritten Stock befindet sich meistens ein großer Schlafraum für weibliche Gäste, aber er unterscheidet sich kaum von denen der Männer. Die Wächter für die Frauengemächer patrouillieren auf den Gängen vor den Schlafräumen, und innen wachen Sklavinnen über die Schläferinnen, die beim geringsten Zwischenfall die Krieger von den Gängen hereinholen.

Ich war außerordentlich erstaunt zu sehen, daß die Wächter in unserem Hotel ausschließlich Rote Männer waren, und als ich mit einem von ihnen sprach, bekam ich von ihm zu hören, daß der Hotelbesitzer sie als Sklaven von der Regierung gekauft hatte. Der Mann, der seinen Posten in der Nähe meiner Schlafplattform hatte, war früher der Kommandant der Marine einer großen Marsnation gewesen. Das Schicksal hatte sein Schiff über die Eisbarriere getragen und in den Wirkungsbereich des Magneten gebracht, und so war er nun seit vie len Jahren ein Sklave der Gelben Männer.

Von ihm erfuhr ich auch, daß Prinzen, Jeds und selbst Jeddaks der äußeren Welt unter denen waren, die der Rasse der Gelben zu dienen hatten. Als ich ihn jedoch fragte, ob er etwas über das Schicksal von Mors Kajak oder Tardos Mors wisse, schüttelte er den Kopf und erklärte, er habe nie vernommen, daß sie als Gefangene hier seien, obwohl er ihre Namen, ihren guten Ruf und ihre Berühmtheit in der äußeren Welt sehr genau gekannt habe.

Von Gerüchten über die Ankunft des Vaters der Therns und des schwarzen Dator der Erstgeborenen wußte er auch nichts, aber er sagte mir, man erfahre außerordentlich wenig von dem, was im Palast vorgehe. Er wunderte sich jedoch gar nicht darüber, daß ein Gelber so neugierig wegen Roter Gefangener von jenseits der Eisbarriere fragte und daß ich so wenig wußte von den Gebräuchen und Bedingungen innerhalb meiner eigenen Rasse.

Als ich entdeckte, daß ein Roter vor meiner Schlafplattform patrouillierte, hatte ich nämlich ganz vergessen, daß ich ja maskiert war; ich hatte aber nicht die Absicht, meine Identität zu enthüllen, solange ich keinen Vorteil davon hatte. Dieser arme Teufel konnte mir sicher nichts nützen, obwohl ich selbstverständlich vorhatte, ihn und die anderen Tausende von Gefangenen zu befreien, die jetzt auf die Befehle ihrer gestrengen Herren von Kadabra hören mußten. Ich saß in der folgenden Nacht lange mit Thuvan Dihn auf unseren Schlafseiden und Pelzen zusammen, und inmitten von vielen hundert Gelben, die mit uns den großen Schlafraum teilten, diskutierten wir unsere Pläne. Wir unterhielten uns sehr leise, doch da die Höflichkeit Rücksichtnahme auf die anderen gebietet, erweckten wir damit keinen Verdacht.

Wir kamen zu dem Schluß, daß wir nichts Entscheidendes tun konnten, ehe wir nicht die Stadt erforscht hatten, und dann mußten wir auch noch versuchen, jenen Plan durchzuführen, den Talu vorgeschlagen hatte. Damit wünschten wir einander eine gute Nacht und drehten uns zum Schlafen um.

Am folgenden Morgen machten wir uns nach dem Frühstück auf, um die Stadt Kadabra kennenzulernen. Der Prinz von Marentina hatte uns großzügig mit Okargeld ausgestattet, und wir konnten uns daher einen recht hübschen Grundflieger kaufen. Wir hatten es schon in Marentina gelernt, ihn zu fliegen, und hatten viel Spaß daran, als wir damit die Stadt entdeckten und erforschten. Am Spätnachmittag konnten wir, wie uns Talu erklärte, Regierungsbeamte in ihren Büros antreffen, und so hielten wir um die angegebene Zeit vor einem großartigen Gebäude an der Plaza an, das dem königlichen Palast gegenüberlag.

Ganz selbstverständlich gingen wir an dem bewaffneten Posten vorbei hinein, wo uns ein Roter Sklave nach unseren Wünschen fragte.

»Sag Sorav, deinem Meister, daß zwei Krieger aus Illall Dienst bei den Palastwachen zu nehmen wünschen«, erklärte ich ihm. Sorav war, wie Talu uns gesagt hatte, der Kommandant der Palastwache; bei uns, den Männern aus Illall, jener Stadt, die am weitesten von Kadabra entfernt war, erschien es unwahrscheinlich, daß wir schon in die Palastintrigen verwickelt waren. Der Prinz hatte angenommen, man würde uns nur wenige Fragen stellen.

Er hatte uns richtiggehend auf die Fragen gedrillt, die Sorav mit einiger Sicherheit stellen würde; dann wurden wir vielleicht noch einmal überprüft, ehe Salensus Oll entschied, ob wir körperlich tauglich und als Krieger erfahren genug seien.

Sehr wahrscheinlich erschien es uns nicht, daß wir diesen Schlußtest bestehen würden, da wir ja nur eine einzige Erfahrung im Kampf mit dem Hakenschwert hatten, doch wir hatten immerhin die Chance, einige Tage lang im Palast von Salensus Oll einquartiert zu werden, bevor der Jeddak der Jeddaks Zeit hatte, uns seinem persönlichen Test zu unterziehen.

Wir mußten ein paar Minuten in einem Vorzimmer warten; dann wurden wir zu Sorav hineingeführt, wo uns ein wild dreinschauender schwarzbärtiger Offizier sehr höflich begrüßte. Er fragte nach unseren Namen und Einzelheiten aus unserer eigenen Stadt, und unsere Antworten stellten ihn anscheinend zufrieden. Talu hatte uns wirklich sehr geschickt vorbereitet.