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Ich drückte meine Nase fester an die Glaswand, denn ich traute meinen eigenen Augen nicht. Aber schließlich war kein Zweifel mehr möglich, und mit einem Freudenschrei, der sich recht merkwürdig zwischen den Kriegsrufen, dem Fluchen, Stöhnen und Waffengeklirr ausnahm, rief ich Tardos Mors zu mir.

Kaum stand er neben mir, als ich in die Straßen von Kadabra hinunterdeutete und ihm die heranmarschierenden Kolonnen zeigte, über denen in der kalten arktischen Luft die Flaggen und Banner von Helium wehten.

Wenige Augenblicke später hatte jeder Rote Mann im Turm diesen herzerhebenden Anblick genossen, und ich möchte schwören, daß der uralte Turm von dem Freudenschrei erzitterte, den unsere kleine Truppe ausstieß.

Aber wir mußten unseren Kampf fortsetzen. Wenn auch die Kolonnen von Helium schon in Kadabra einmarschierten, war die Stadt noch weit von einer Kapitulation entfernt, und nicht einmal der Palast war angegriffen, viel weniger besetzt worden. Ein Teil von uns kämpfte also erbittert weiter, während ein paar andere immer wieder einen kurzen Blick auf das erhebende Schauspiel werfen durften.

Dann waren unsere Leute an den Palasttoren. Riesige Kampframmen wurden aufgefahren und gegen die mächtigen Tore gerichtet. Aber dann wurden die Roten Krieger von der Mauerkrone aus mit Speeren angegriffen.

Wieder griffen die tapferen Helianer an, doch sie wurden von der Übermacht der Okarianer abgewehrt. Viele Männer von Helium fielen tapfer kämpfend unter dem Ansturm einer überwältigenden Übermacht der Verteidiger.

Dann wurden die Palasttore aufgerissen, und ein großer Trupp der Leibgarde des Jeddaks stürmte heraus. Es war die Blüte der Armee von Okar, und sie stürmten voran, um ihre schwer angeschlagenen Regimenter wieder in den Kampf zu führen.

Ein paar Augenblicke lang sah es so aus, als könne nichts mehr die Niederlage der Roten Heere aufhalten, aber dann erblickte ich eine edle Gestalt auf einem mächtigen Thoat; es war nicht das zierliche Thoat der Roten Männer von Helium, sondern ein Riesentier der Kämpfer von den Gründen der Toten Seen.

Und dieser Krieger haute sich mit seinem Langschwert den Weg nach vorne frei, und hinter ihm ordneten sich die Soldaten von Helium wieder zu einer kampfstarken Formation. Dann hob er den Kopf und schrie denen auf den Mauern eine Herausforderung zu. Nun sah ich auch sein Gesicht, und mein Herz schwoll vor unbändigem Stolz und Glück, als die Roten Krieger an die Seite ihres Anführers eilten und den Grund zurückgewannen, den sie gerade verloren hatten.

Das Gesicht des Mannes auf dem Thoat war das meines Sohnes, Carthoris von Helium.

An seiner Seite kämpfte ein riesiger Kriegshund; schon der erste Blick sagte mir, daß es nur Wula sein konnte, mein treuer, kluger Wula, der auf ganz bewundernswerte Art die ihm gestellte Aufgabe gelöst hatte. Innerhalb unwahrscheinlich kurzer Zeit hatte er die Legionen nach dem Norden gebracht.

Noch wußten wir nicht, ob die Heere der Roten nicht doch zu spät gekommen waren, um etwas zu retten; rächen konnten sie sich jedoch auf jeden Fall, und ich konnte mir recht gut vorstellen, was diese unbesiegten Soldaten mit den gehaßten Okarianern anstellen würden. Ich seufzte, als ich daran dachte, daß ich das vielleicht gar nicht mehr erleben würde.

Die Roten Soldaten hatten die äußere Palastmauer noch immer nicht bezwungen, aber sie kämpften unvergleichlich tapfer gegen die Elite Okars, die jeden Fußbreit ihres Bodens erbittert verteidigte. Aber nun nahm mich wieder das Geschehen an der Stadtmauer gefangen, denn hier begab sich wieder etwas. Eine Truppe riesiger Krieger ritt heran, welche die Roten Männer ein ganzes Stück überragten. Es waren die grünen Alliierten von Helium, die wilden Horden von den Gründen der Toten Seen weit im Süden.

In grimmigem Schweigen rasten sie auf das Tor zu, aber die breiten, weichen Tatzen ihrer Reittiere machten nicht den geringsten Lärm Sie rasten in die Stadt herein, quer über den weiten Platz vor dem Palast des Jeddaks der Jeddaks, und sofort erkannte ich nun an der Spitze dieser riesigen Krieger ihren Anführer, meinen Freund Tars Tarkas, Jeddak von Thark.

Mein sehnlicher Wunsch war also in Erfüllung gegangen. Wie lange hatte ich mir schon gewünscht, wieder einmal Seite an Seite mit meinem ältesten Freund kämpfen zu dürfen! Nur wurde es vorläufig kein Kampf Seite an Seite, aber ich kämpfte hier im hohen Turm von Okar für dieselbe Sache wie er.

Es sah gar nicht so aus, als würden unsere Feinde auch nur im geringsten daran denken, den Kampf einzustellen. Immer neue Kämpfer drangen in den Turm ein, und der Raum, in dem wir uns befanden, war oft mit mehr Toten als Lebenden angefüllt. Manchmal legten sie eine kurze Pause ein, um ihre Toten wegzuziehen und damit frische Krieger heranstürmen konnten, um den Trank des Todes zu kosten. Ich hatte wieder einmal Mors Kajak beim Kampf abgelöst, damit er den Kampf in den Straßen unter uns beobachten konnte. Plötzlich tat er einen lauten Schrei, in dem ich einen Unterton der Sorge hörte. Sofort lief ich zu ihm, und er deutete weit hinaus zum südlichen Horizont.

»Alas! Daß ich gezwungen sein könnte, ein grausames Schicksal mit anzusehen, ohne ihnen zu Hilfe eilen oder wenigstens warnen zu können!« rief er.

Ich sah in die angegebene Richtung und erkannte den Grund seiner Sorge. Eine mächtige Flotte von großen Schiffen und kleineren Fliegern näherte sich Kadabra. Es war ein majestätischer Anblick. Sie kamen mit beträchtlicher, immer größer werdender Geschwindigkeit von der Eisbarriere heran.

»Dieser schreckliche Turm, den sie den Wächter des Nordens nennen, winkt sie zu sich«, erklärte Mors Kajak traurig. »Genauso hat er Tardos Mors und seiner großen Flotte gewinkt. Sieh, wie sie dort liegen, die zerschmetterten Schiffe, ein schauerliches Monument der zerstörerischen Kraft, der nichts und niemand widerstehen kann.«

Ich sah sie ja auch, diese zahllosen Wracks, aber auch noch etwas anderes, das Mors Kajak nicht sah. Ich kannte ja diesen unterirdischen Raum, an dessen Wänden zahllose fremdartige Geräte und Instrumente waren.

Im Mittelpunkt dieses Raumes stand ein langer Tisch, und davor saß ein kleiner, alter Mann mit vor Habsucht vorquellenden Augen, der Geld zählte; aber – und das war viel wichtiger – ich wußte auch von dem Magnetschalter, und ich kannte den schwarzen Griff mit dem eingelegten kleinen weißen Magneten.

Die Flotte draußen näherte sich sehr schnell. In fünf Minuten mußte diese wundervolle, mächtige Armada als wertloser Schrott zu Füßen des schwarzen Turmes jenseits der Stadtmauer liegen und aus einem Tor würden Gelbe Horden stürmen, um die wenigen Überlebenden zu Sklaven zu machen, die sich benommen aus den Wracks herausarbeiteten. Und für die, welche das nicht mehr konnten, würden dann die furchtbaren Apts kommen. Mich schauderte bei diesem Gedanken, denn ich konnte mir die entsetzliche Szene nur allzu gut vorstellen.

Schon von jeher war ich in Entscheidung und Tat sehr rasch gewesen. Der Impuls, der mich antreibt, ist zugleich auch die Tat, denn wenn mein Verstand logisch zu denken beginnt, werden sofort auch die dazugehörigen Taten ausgelöst. Das muß irgendwie im Unterbewußtsein geschehen, denn objektiv ist mir das nicht bewußt. Psychologen sagten mir immer wieder, daß eine allzu genaue Erforschung meiner mentalen Aktivität vielleicht alles andere als schmeichelhaft sei, denn das Unterbewußtsein kenne keine Vernunft. Mag das nun sein, wie es will, durch eine sofortige Tat erzielte ich schon häufig einen durchschlagenden Erfolg, während allzu genaue Denker die vielen Für und Wider allzu lange gegeneinander abwogen.

In diesem Fall war die Schnelligkeit der Tat wichtiger als alles andere. Ich griff fester um mein Schwert und rief meinen Kameraden an der Spiralrampe zu, sie sollten mir den Weg freihalten.

»Weg frei für den Prinzen von Helium!« schrie ich, und ehe die Gelben, deren Mißgeschick es war, an jener Stelle zu kämpfen, noch wußten, wie ihnen geschah, hatte mein Schwert schon einen Kopf abgeschlagen und ein Herz durchbohrt. Wie ein wütender Bulle raste ich hinunter.

»Weg frei für den Prinzen von Helium!« schrie ich, als ich die verblüfften Garden von Salensus Oll buchstäblich überrannte. Ich hieb nach links und rechts, bis die letzten unten am Fuß der Spiralrampe der Meinung waren, eine ganze Armee rase herunter und Hals über Kopf flohen.