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Ich war natürlich für die Treibhaustemperaturen der überdachten und geheizten Stadt gekleidet, und der plötzliche Wechsel zu arktischer Kälte war äußerst unangenehm. Der schlimmste Gedanke war jedoch der, daß ich, nackt wie ich war, diese bittere Kälte nicht ertragen konnte und erfrieren mußte, ehe ich Thurid und Dejah Thoris einzuholen vermochte.

Es war ein grausames Schicksal, daß mir die Natur selbst den Weiterweg versperrte, nachdem ich allen menschlichen Bosheiten und zahlreichen sonstigen Widrigkeiten zum Trotz mein Ziel so nah vor Augen hatte. Ich taumelte zurück in die schützende Wärme des Tunnels und war hoffnungsloser Verzweiflung näher als je vorher in meinem Leben.

Natürlich hatte ich meine Absicht, Thurid zu verfolgen, nicht aufgegeben, und ich würde auch jederzeit unter Einsatz meines eigenen Lebens dieses große Ziel, Dejah Thoris zu befreien, weiterverfolgen, aber nun mußte ich mich erst in den Stand versetzen, erneut um meine geliebte Prinzessin kämpfen zu können.

Kaum war ich in den Tunnel zurückgekehrt, als ich fast über einen Haufen Pelze gestolpert wäre, die an der Wand des Korridors befestigt zu sein schienen. Als ich der Sache nachging, entdeckte ich, daß sie aber nur von einer geschlossenen Tür festgehalten wurden. Also öffnete ich diese Tür und befand mich in einer kleinen Kammer, in der an zahlreichen Wandhaken komplette Freiluftanzüge aus Pelz hingen, wie sie von den Gelben getragen wurden, wenn sie die geschützte Stadt verließen.

Da diese Kammer in unmittelbarer Nähe des Tunnelausgangs lag, mußte sie wohl der Umkleideraum für die Nobilitäten sein; Thurid, der das wußte, war hergekommen, um sich und Dejah Thoris für die bittere Kälte draußen auszustatten.

In seiner Hast hatte er einige Pelze auf den Boden fallen lassen, und der eine, der unter der Tür festgeklemmt war, hatte mich nun auf die richtige Spur geführt. Hätte er das geahnt, dann wäre er wohl ordentlicher mit den Kleidungsstücken umgegangen.

Ein paar Sekunden später hatte ich die warmen pelzgefütterten Stiefel und den Anzug aus Orlukfellen angezogen. Nur mit einer solchen Kleidung kann man sich vor den eisigen Winden schützen. Wieder kehrte ich zum Tunnelende zurück und fand im frischgefallenen Schnee die Spuren von Thurid und Dejah Thoris. Nun hatte ich es wesentlich leichter, wenn auch der Weg an sich äußerst beschwerlich war, denn es bestanden keine Zweifel mehr über die einzuschlagende Richtung, und ich mußte nicht mehr gegen Dunkelheit und verborgene Gefahren ankämpfen.

Durch eine schneebedeckte Schlucht führte der Weg zur Spitze eines niederen Hügels. Dahinter senkte er sich wieder in einem Tobel, stieg aber sofort wieder zu einem Paß an, der etwa einen halben Kilometer weiter einen felsigen Kamm überschritt.

An den Spuren konnte ich genau erkennen, daß Dejah Thoris nicht freiwillig mitgekommen war; der schwarze Prinz mußte sie mitzerren, und für kurze Strecken hatte er sie auch wohl getragen, denn dort ließ sich nur eine einzige Spur feststellen. Ich konnte mir vorstellen, daß sie sich erbittert gegen ihn gewehrt hatte. Als ich um die Schulter des Hügels bog, begann mein Herz heftig zu klopfen, und mein Puls jagte. In einer winzigen Mulde zwischen zwei Gipfeln sah ich vier Menschen vor dem Eingang einer riesigen Höhle stehen, und neben ihnen lag auf dem glitzernden Schnee ein Flieger, der wohl eben erst aus seinem Versteck gezogen worden war. Die vier Menschen waren Dejah Thoris, Phaidor, Thurid und natürlich Matai Shang. Die beiden Männer stritten hitzig miteinander; der Vater der Therns machte drohende Bewegungen, während der schwarze Prinz ihm immer wieder finstere Blicke zuwarf, während er seiner Arbeit nachging.

Vorsichtig kroch ich weiter, damit sie mich nicht zu früh sahen. Ich wollte ja hören, was sie sprachen. Sie schienen dann einen Kompromiß zu schließen, denn gemeinsam zerrten sie die heftigen Widerstand leistende Dejah Thoris auf das Deck des Fliegers. Hier wurde sie angebunden. Die anderen stiegen wieder auf den Boden hinunter, um das Schiffchen startklar zu machen. Phaidor kehrte bald wieder zurück und begab sich in die Kabine auf dem Deck.

Ich war ihnen auf 300 Meter nahe gekommen, als Matai Shang mich erspähte. Er packte Thurid an der Schulter und wirbelte ihn in meine Richtung herum. Da sie mich nun gesehen hatten, wäre es sinnlos gewesen, mich weiterhin zu verstecken, und so vergaß ich jede Vorsicht und rannte so schnell ich konnte auf den Flieger zu.

Die beiden Männer versuchten eiligst den Propeller anzuwerfen, den sie kurz vorher aufgeschraubt hatten. Ich vermutete, daß er einer Reparatur bedurft hatte.

Ich hatte etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der Propeller sich endlich zu drehen begann. Beide rannten nun wie besessen zur Strickleiter, die auf Deck führte.

Thurid erreichte sie zuerst, und mit der Geschicklichkeit eines Affen kletterte er zum Deck hinauf. Dort drückte er auf den Tankknopf für die Antriebsmaschine, so daß sich der Flieger langsam in die Luft hob. Das tat er jedoch viel zu langsam, und so vermutete ich, daß das Schiffchen nicht ganz in Ordnung war.

Noch etwa hundert Meter war ich entfernt, als es meiner Reichweite entschwand.

Vor der Stadt Kadabra lag eine große Flotte riesiger Schiffe, die von Helium und Ptarth, die ich vor wenigen Stunden vor der Vernichtung bewahrt hatte. Ehe ich sie aber erreichen konnte, war Thurid sicher schon über die Eisbarriere in Sicherheit geflogen.

Als ich noch rannte, sah ich, daß Matai Shang sich an der schwankenden Strickleiter zum Deck hinauf hangelte. Über ihm lehnte an der Reling der schwarze Prinz der Erstgeborenen, und er grinste über sein ganzes teuflisches Gesicht. Vom Heck des Schiffchens hing ein Seil herunter und schleifte hinterdrein, und das erweckte neue Hoffnung in mir. Konnte ich es erreichen, ehe es zu hoch über meinem Kopf endete, dann konnte es mir auch gelingen, daran zum Deck hinaufzuklettern.

Daß mit dem Flieger etwas ganz und gar nicht stimmte, lag auf der Hand, denn er hatte zu wenig Auftrieb, und in der Horizontalen bewegte er sich überhaupt nicht. Zweimal schon hatte Thurid den Anlasserhebel herumgelegt, doch das Schiffchen wurde nur von einer leichten Brise ein wenig geschaukelt.

Jetzt hatte Matai Shang den Bootsrand fast erreicht, und eine lange, klauenähnliche Hand griff hinauf nach dem Geländer.

Thurid beugte sich zu seinem Mitverschwörer hinunter.

In der Hand des Schwarzen blitzte plötzlich ein gezückter Dolch. Er zuckte nach unten in das aufgehobene Gesicht des Vaters der Therns. Mit einem lauten Angst- und Schmerzensschrei griff der Heilige Hekator verzweifelt nach dem drohend erhobenen Arm.

Ich war nun fast unmittelbar hinter dem schleifenden Seil. Noch immer stieg das Schiffchen und trieb gleichzeitig im leichten Wind von mir weg. Dann stolperte ich, weil ich natürlich immer nach oben schaute, über einen Eisbrocken und fiel, als ich stürzte, mit dem Kopf gegen einen Felsen. Auf Armlänge war ich dem Seil nahe gekommen, das sich nun langsam von mir in die Höhe entfernte.

Durch den Sturz wurde ich ohnmächtig. Es kann aber nicht länger als ein paar Sekunden gedauert haben, da ich bewußtlos auf dem Eis des Nordens lag. Und meine geliebte Prinzessin war in den Klauen dieses Teufels in Menschengestalt und trieb immer weiter von mir weg. Als ich wieder die Augen aufschlug, sah ich Thurid und Matai Shang am oberen Ende der Strickleiter miteinander kämpfen. Der Flieger trieb jetzt etwa hundert Meter weiter südlich, aber das Seilende hing ungefähr fünfzehn Meter oder mehr über dem Boden.

Fast irr vor Zorn über mein Mißgeschick, das mich stolpern ließ, als der Erfolg fast schon in meiner Reichweite war, dachte ich wieder einmal an meine irdischen Muskeln, die nun erneut eine Probe ihrer Tüchtigkeit ablegen sollten. Das Seil war jetzt direkt über mir. Ich setzte zu einem mächtigen Katzensprung an – und hatte Erfolg. Etwa einen Meter über dem unteren Ende bekam ich das Seil zu fassen. Doch zu meinem Schrecken rutschte es mir langsam aber sicher durch die Finger. Ich versuchte mit einer Hand nach oben zu greifen, aber nun rutschte ich nur noch schneller.