Выбрать главу

»Nein, wir haben uns diese Tiere nur eingehandelt«, sagte ich. Da Mida schon ihren Höhepunkt am Himmel überschritten hatte, trieb ich zur Eile.

»Zunächst möchte ich euch den Jahrmarkt zeigen«, schlug der Mann vor. »Und da der Wettbewerb in mir eine gewisse Leere zurückgelassen hat, gehen wir am besten zunächst in einen Pavillon, in dem es etwas zu essen gibt. Mittel dafür haben wir ja genug.« Damit klopfte er auf den Beutel, der an seinem Gürtel hing.

Ich verstand wieder nicht recht, was er damit meinte. Enthielt der Beutel etwas, was man in Speisen und Getränke umtauschen konnte? Ich hatte großes Verlangen, ihn zu fragen, unterließ es aber, sondern sagte lediglich: »Auch ich bin hungrig.«

Ich holte meine Gefährtinnen zusammen und wir gingen, mit den Kand im Gefolge, hinüber zu den bunten Zelten. Unterwegs begegneten uns einige Männer, die Nidisar zu seinem Erfolg beglückwünschten. Er akzeptierte, als ob es allein sein Erfolg gewesen war.

Schließlich kamen wir bei einem rotgestreiften Zelt an, dessen Eingang offenstand. Im Innern bemerkte ich lange Balken von der Art, wie sich einer bei Maranu befand. Diese hier standen aber auf höheren Beinen, und zu beiden Seiten befanden sich niedrigere Balken, auf denen Männer mit ihren Sklavenweibern saßen. An der Seite des Zelts standen große Töpfe, in denen Weiber rührten und durch einen schmalen Durchgang konnte ich ein großes Feuer sehen, über dem ein ganzes Nilno briet. Das Nilno wurde von einem jungen Mann am Spieß gedreht. Vor den Töpfen an der Seite stand ein kleiner, rundlicher Mann, der von den anderen Männern etwas in Empfang nahm, was er in einen Beutel an seinem Gürtel tat. Ich konnte mir nicht vorstellen, was diese Töpfe enthielten, aber der Geruch, der aus ihnen aufstieg, gefiel mir überhaupt nicht und meinen Kriegerinnen offensichtlich auch nicht. »Ihr könnt eure Kand dort anbinden«, sagte Nidisar und wies auf einen Stamm, der vor dem Zelt lag. Dann führte er uns in das Zelt und ging mit uns zu den Töpfen. »Was darf ich Ihnen anbieten, Meister?« sagte der kleine Runde mit breitem Lächeln. »Vielleicht Sednetsuppe, oder eine dampfende Schüssel voll Lellin-Eintopf ?« »Von jedem etwas, Herr Wirt«, entgegnete Nidisar jovial, »und dann noch eine Flasche Renth, um meine Kehle zu netzen.« Dann wandte er sich an mich. »Und was möchtest du, Jalav? Wenn du willst, kannst du mit deinem Anteil an der Börse auch leicht die anderen füttern.«

»Ich möchte nur ein wenig von jenem Nilno«, sagte ich, die Nase über die aus den Töpfen kommenden Gerüche rümpfend. »Und für meine Kriegerinnen das gleiche.« Der rundliche Mann runzelte ärgerlich die Stirn. »Das Nilno ist noch nicht fertig«, sagte er und musterte mich verächtlich. »Wenn den Dirnen meine Angebote nicht behagen, mein Herr, können sie sich gerne wieder hungrig davonmachen.« »Was bedeutet ›Dirnen‹ ?« fragte ich. Mir gefiel weder der Ton des Mannes noch sein Benehmen oder das, was er anzubieten hatte. Meine Hand berührte noch nicht mein Schwert, aber es war nicht weit entfernt.

»Das bedeutet Frauen«, sagte Nidisar hastig, eine Hand auf meinem Arm, »einfach nur: Frauen, Jalav. Wenn das Nilno noch nicht fertig ist, laß mich dir den Lellin-Eintopf empfehlen. Er schmeckt hier sehr gut.«

»Ich mag davon nichts«, sagte ich. Dann blickte ich den kleinen Dicken scharf an und sagte: »Entweder schneidest du uns einige Portionen von dem Nilno ab, oder wir werden es selber tun.« Wie durch Zauberei hatte Fay an ihren Dolch in der Hand.

Der Mensch erblaßte und stotterte: »Ich... ich bitte um Entschuldigung. Ich würde den Damen gern das Nilno servieren, aber es ist erst weniger als eine Stunde auf dem Feuer.« »Bring uns die Portionen«, befahl ich. »Wir haben hier keine Zeit zu verschwenden.«

Der Mann eilte zu dem Nilno, während eins der Sklavenweiber Nidisar ängstlich zwei hölzerne Schüsseln reichte. Nidisar nahm die Schüsseln mit freundlichem Lächeln entgegen, dann trat er näher an mich heran.

»Du mußt die Leute hier nicht so behandeln, Jalav«, zischelte er mir ins Ohr. »Es ist skandalös für eine Frau, sich so zu benehmen. Wir wollen doch nicht, daß man die Wache ruft, nicht wahr? Zügle dein Temperament, Mädchen, sonst schleppt man uns noch in die Verliese des Hohen Senats.« »Mit einer Kriegerin spricht man nicht in dieser Weise«, entgegnete ich zornig. »Dieser Mensch sollte bessere Manieren annehmen, sonst macht er Bekanntschaft mit meinem Schwert.«

Nidisar stieß einen ärgerlichen Ton aus, als der rundliche Mann mit einem kleinen Stück Holz wiederkam, auf dem einige Stücke Nilnofleisch lagen. Das händigte er mir ängstlich aus, dann wandte er sich an Nidisar, der in den an seinem Gürtel hängenden Beutel griff und ein flaches, silbrig glänzendes, fünfeckiges Stück Metall herauszog. Dies nahm der kleine Mann ohne Kommentar entgegen, tat es in seinen Beutel und gab Nidisar einige rötlich glänzende Metallscheiben zurück.

Ich hatte also mit meiner ursprünglichen Vermutung, daß der Beutel etwas enthielt, was gegen andere Sachen eingetauscht werden konnte, nicht recht behalten, denn wer gab schon Sachen von Wert gegen solch wertlose Stücke Metall her? Und gehandelt hatten die beiden auch nicht. Nein, der Austausch von Metall mußte eine andere Bedeutung haben, die ich nicht verstand.»Laßt uns nun essen«, sagte Nidisar. »Ich glaube, der Platz dort hinten in der Ecke könnte uns gefallen.« Damit ging er zu einem Balken, der an der Seite des Zeltes stand, und stellte die Schüsseln, die er bekommen hatte, darauf. Dann setzte er sich auf den niedrigeren Balken, der davor stand, und begann, seinen Mund mit Hilfe eines kürzeren Holzes, das vorne etwas ausgehöhlt war, zu füllen. Mir gefielen diese Balken nicht. Deswegen nahm ich das Nilnofleisch, das noch blutig und fast roh war, gab meinen Kriegerinnen davon ab, und ließ mich dann mit ihnen auf dem Boden an der Zeltwand nieder. Nidisar hörte einen Moment mit dem Essen auf, starrte uns an, als könne er seinen Augen nicht trauen, schüttelte den Kopf und aß dann weiter. Als wir fertig waren, holte Binat einen Wasserbeutel von ihrem Kan, und wir tranken alle daraus, während Nidisar das Gefäß leerte, das er bekommen hatte. Dann kam er fröhlich zu uns herüber.

»Eine exzellente Mahlzeit«, sagte er. »Schade, daß ihr daran nicht teilnehmen wolltet. Wieviel von dem Nilno war eßbar?« »Alles«, sagte ich verwundert.

Sein Lächeln verschwand, und er starrte uns ungläubig an. »Aber es war doch noch fast roh«, sagte er. »Was seid ihr für Frauen, daß ihr rohes Nilnofleisch eßt?« »Hungrige Frauen«, entgegnete ich. Ich war nicht erstaunt, denn ich wußte, daß Männer Fleisch nur gut durchgebraten essen können, sonst können sie es nicht vertragen. Dann sagte ich: »Zeig uns jetzt die Stadt.«

Er runzelte die Stirn, verschränkte die Arme auf der Brust und sagte: »Du kommandierst mir zuviel, Jalav. Ich bin es nicht gewohnt, mich von einem Weib kommandieren zu lassen, selbst wenn es den Speer so gut schleudert wie ich selbst und ein Nilno roh ißt. Wenn ich dich führen soll, Mädchen, mußt du mich höflich bitten.«

Wieder schien Nidisar verärgert, und doch hatte ich nichts getan, um ihn zu verärgern. »Meine Worte waren nicht unhöflich gemeint«, entgegnete ich. »Wenn Nidisar sie aber so empfindet, werden wir uns die Stadt eben alleine ansehen«, sagte ich, mit den Schultern zuckend und wendete mich ab. Wir hatten kaum einige Schritte getan, als er hinter uns herkam und rief: »Halt! Jalav, ich habe meine Meinung geändert. Deine Worte waren tatsächlich nicht so unhöflich, wie ich zunächst dachte. Außerdem«, grinste er, »würde ich die Art vermissen, in der du mit den Schultern zuckst. Ich habe noch nie ein so attraktives Schulterzucken gesehen.« »Er ist der reinste Sthuvad«, sagte Fayan verächtlich. »Ich glaube, er könnte allen Hosta zu Diensten sein, so wie er ist.« »Was bedeutet ›Sthuvad‹ ?« fragte Nidisar aggressiv. »Wenn es das bedeutet, was ich glaube, dann ist eine unter euch, die ihre Worte bedauern wird.«

»Es bedeutet nur Mann«, sagte ich, »nichts als: Mann.« »Ich habe den Verdacht, daß es etwas Schlimmeres bedeutet«, entgegnete er. »Aber belassen wir es dabei. Ich möchte euch noch etwas anderes auf dem Jahrmarkt zeigen, dann sehen wir uns die Stadt an.«