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Der Anblick des Himmels über uns erfüllte mich nun mit Bitterkeit. Ist es schon ein Unbill, Kriegerinnen, die für die Freiheit geboren sind, dieser Freiheit zu berauben, wieviel mehr von Übel ist es, dies auch noch unter dem offenen Himmel zu tun. Schlecht und grausam waren die Männer in den Städten. Ihnen gebührte nichts anderes, als durch die Hand einer Kriegerin zu sterben. Stumm rief ich Mida an, mir die Gnade zu gewähren, daß diese Hand die meine sein sollte. Als alle Frauen eingesperrt waren, öffneten sich zwei gegenüberliegende Tore in der hohen Mauer. Männer und Frauen strömten eifrig herein und bewegten sich langsam von Käfig zu Käfig. Manche, ohne anzuhalten, manche aber auch, indem sie vor dem einen oder anderen stehenblieben. Dabei war in den Augen der Männer, die mich und meine Kriegerinnen begafften, die reine Gier zu lesen, während die Augen der Frauen Abneigung ausdrückten.

Ein fetter, alter Mann blieb besonders lange vor mir stehen, obwohl seine Frau versuchte, ihn wegzuziehen. Begierig betrachtete er mich, dann winkte er einen der Wächter herbei. »Ich möchte diese hier kaufen«, sagte er, seinen Blick unverwandt auf mich gerichtet, »und biete zwei Silberstücke.« »Ihr Preis ist vierzig Silberstücke«, entgegnete der Wächter grinsend. »Wenn sie für zwei Silberstücke zu haben wäre, dann wäre sie vermutlich schon lange in meinem eigenen Besitz. Sie bringt einem Mann das Blut zum Kochen, wenn er sie nur ansieht, nicht wahr?«

»Vierzig ist zuviel«, protestierte der Dicke. »Mehr als fünf kann ich nicht bieten.«

»Ihr Preis ist aber vierzig«, erwiderte der andere und zuckte mit den Schultern. »Ausdrücklich vom Hohen Senat für sie festgesetzt. «

Der Dicke sah mich enttäuscht an, dann schlurfte er weiter, gefolgt von seinem Weib, das mir einen haßerfüllten Blick zuwarf. Ich lächelte ihr zu, denn ich hätte ihren Mann noch nicht einmal geschenkt haben wollen. Aber sie paßten zueinander.

Wir wurden in den Käfigen ausgestellt, bis Midas Licht am höchsten stand. Viele Stadtleute kamen vorbei, um uns anzuglotzen. Einige von ihnen wurden von den Wächtern besonders ehrerbietig empfangen und von den frei herumlaufenden Sklavinnen mit Getränken und feuchten Tüchern bedient, wobei sie sich vertrauliche Griffe gefallen lassen mußten. Besonders die Männer zeigten großes Interesse an mir und meinen Kriegerinnen, waren aber alle enttäuscht über das, was man unseren »Preis« nannte. Einer protestierte, daß es zu lange dauern würde, bis er unseren Preis wieder hereinhabe, aber der Bewaffnete lachte nur. Ich begriff von alledem, was sie sprachen, kaum etwas.

Als das Licht am höchsten stand, wurden wir wieder zurückgeführt, kamen aber nicht wieder in die größeren Käfige. Statt dessen wartete Karil vor einer anderen Tür auf mich.»Die Zurschaustellung wird wundervoll werden«, sagte sie mit zufriedener Stimme. »Außen kommen die mit den braunen Zöpfen, dann die mit dem roten und blonden Haar, und in die Mitte kommst du, mein Kind. Die Leute, die dafür ihre Kupferstücke geben, werden nicht enttäuscht sein, das glaube mir. Schafft sie hinein!« sagte sie zu den Wächtern. Der Raum, in den ich geführt wurde, war vielleicht sieben mal sieben Schritte groß. Erleuchtet wurde er von Fackeln, die in silbernen Halterungen steckten. Seine Wände waren mit seidenen Tüchern bespannt. Auf dem Boden lag ein dunkler Stoff, auf dem die Sklavinnen hockten, einige fest angekettet. Sechs der Sklavinnen, alle braunhaarig, lagen auf niedrigen Liegen, in lange weiße Gewänder gehüllt. Bei ihnen befanden sich auch die braunhaarige Binat und Comir. Sie trugen allerdings nur unsere Stammesbekleidung. Im Innern des Halbkreises, den diese Frauen bildeten, lagen etwas erhöht Fayan und Larid, und noch erhöhter stand eine Liege, auf die man mich zwang.

Unsere Arme wurden hinter unsere Köpfe gelegt und mit Fesseln in dieser Stellung festgehalten. Dann bog man unsere Beine auseinander und hielt sie gleichfalls so fest. Ich versuchte, mich, genau wie meine Kriegerinnen, dagegen zu wehren, trat um mich und traf auch einen meiner Peiniger voll vor die Brust. Lediglich ein Grunzen war die Antwort. Als alle in ihren Stellungen festgebunden waren, trat Karil vor, schob das Gewand zweier Sklavinnen ein wenig höher, ordnete Comirs und Larids Haare und rückte mein Amulett zurecht. Dann sah sie sich zufrieden um und klatschte in die Hände. »Unsere Kunden werden in Kürze eintreffen«, sagte sie zu den Wächtern. »Ihr könnt sie nun vorbereiten.« Damit verließ sie den Raum. Die Wächter grinsten gemein und kamen auf uns zu. Drei von ihnen stellten sich an den Seiten und dem Kopfende meiner Liege auf. Der vierte, der draußen mit dem Dicken gesprochen hatte, baute sich vor mir auf. »Ich bedauere, daß ich das, was ich nun beginnen werde, nicht bis zuletzt vollenden kann«, sagte er mit hungrigem Blick in den Augen, »aber das könnte mich meinen Kopf kosten. Ich hoffe aber, daß du eines Tages freikommst, und dann könnte ich mich ordentlich um dich kümmern.« Zunächst begriff ich überhaupt nicht, was er meinte, dann aber schwante mir Böses. Seine Finger begannen, mein Bein zu streicheln, und gingen immer weiter aufwärts. Als er meinen Oberschenkel erreicht hatte, begann ich zu zittern. In dem Moment fingen auch die anderen an, mich zu streicheln, zunächst am Hals und an den Brüsten, danach griffen sie mir zwischen die Schenkel. Das machte mich fast wahnsinnig. Ich stöhnte und bäumte mich in meinen Fesseln auf. Plötzlich hörten die Männer auf und gingen von mir weg. Ich mußte an mich halten, um nicht herauszuschreien, daß sie meine so geweckten Begierden auch stillen sollten. Meinen Kriegerinnen erging es ähnlich. Von ihnen vernahm ich unterdrückte Laute, als die Männer mit dem Streicheln aufhörten. Anders war es mit den Sklavinnen, die nicht so tapfer waren. Sie fingen leise an zu keuchen, als sie gestreichelt wurden, und baten die Männer darum, nicht aufzuhören, ohne Erfolg allerdings. Die Männer bedienten sich statt dessen der am Boden hockenden Sklavinnen, um ihre Begierden zu befriedigen, die sich auch bei ihnen angestaut hatten. Dies mitansehen zu müssen, brachte mein Blut noch mehr in Wallung. Als die Wächter mit den Sklavinnen fertig waren, riß einer eine Tür auf. Karil geleitete eine größere Gruppe Männer herein. »Hier haben wir wunderschöne Blumen, meine Freunde«, sagte sie, auf uns deutend. »Ihr seid eingeladen, sie zu pflücken.« Einige der Männer befaßten sich sofort näher mit den am Boden hockenden Sklavinnen, die sich vor ihnen mit gesenktem Haupt und gefalteten Händen hinknieten. Karil trat jedoch in unseren Halbkreis und sagte: »Dies hier sind meine schönsten Blumen. Es lohnt sich, sie zu pflücken. Die äußeren kann man schon für nicht mehr als zehn Silberstücke haben, und sie sind bestimmt das Doppelte wert. Seht nur, wie begierig sie sind, euch zu Gefallen zu sein.« Einer der Männer trat zu einer der Sklavinnen auf einer Liege und betastete sie. Sie wand sich unter seiner Berührung und bat ihn schluchzend, sie zu nehmen. Der Mann lachte, hob ihr Gewand, um mehr von ihr zu sehen, und sagte: »Es stimmt. Diese hier ist heiß genug. Ich biete zwei Silberstücke für sie.« »Das ist unmöglich«, sagte Karil. »Unter acht kann ich sie nicht abgeben.«

»Ihre Haut ist angenehm weich«, dachte der Mann laut. »Vier Silberstücke wäre sie mir schon wert.« »Aber nicht doch«, entgegnete Karil. »Denke doch nur an den Spaß, den sie dir gewähren muß, ohne dich abweisen zu können. Sechs Silberstücke sollten dir nicht zuviel dafür sein.« Der Mann betastete erneut die Sklavin, die unter seinem Griff laut zu stöhnen begann. Die Spannung seines Körpers verriet, wie sehr er sie begehrte. Heiser sagte er: »Fünf.« Karil lächelte und sagte: »Wie ich sehe, gefällt sie dir doch nicht so sehr. Möchtest du nicht lieber eine von denen dort auf dem Boden haben? Sie sind schon für ein Silberstück zu bekommen.«

Als sie sich abwandte, griff der Mann nach ihrem Arm und sagte mit zusammengekniffenen Lippen: »Also gut. Sechs Silberstücke. Wenn ich nicht wüßte, daß du im Auftrag des Hohen Senats handelst.«