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»Ja, ich handele in seinem Auftrag«, lachte Karil und klatschte in die Hände. »Man binde sie los. Du bekommst die Papiere von Bariose, bei dem du auch zahlen mußt. Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem Neuerwerb.« Dann wandte sie sich einem anderen Kunden zu, der Gefallen an einer Sklavin gefunden hatte.

Der ärgerliche Mann wartete stumm, bis die Sklavin losgebunden war, dann nahm er den Strick, der an ihrem Halsband befestigt wurde, und zog sie mit sich. Die Sklavin weinte leise, vermutlich aus Enttäuschung darüber, daß ihre körperliche Begierde noch immer nicht gestillt war, wie auch aus Angst, denn es sah so aus, als ob sie kein leichtes Los bei ihm treffen würde.

Zwei weitere Sklavinnen fanden so ihren Gebieter, dann wandte sich Karil einem Mann zu, der schon seit einiger Zeit mit gekreuzten Armen vor meiner Liege gestanden hatte, ohne irgendeinen erkennbaren Ausdruck auf seinen männlichen Zügen. Sein Anblick hatte mich noch mehr erregt. Glücklicherweise konnte ich diese Erregung aber verbergen. Karil lächelte mich an, dann sagte sie zu dem Mann: »Ist sie nicht sehr hübsch ? Ein begehrenswertes Kind, und eins, das begehrt, zu gefallen.« Die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem kargen Lächeln. »Glaubst du, ich bin blind?« fragte er, und seine tiefe Stimme klang leicht amüsiert. »Diese schwarzen Augen sind nicht die einer Sklavin, die begehrt, zu gefallen. So lange wie ich hier stehe, hat sie meinem Blick unverwandt standgehalten und nicht einmal weggesehen. Die fühlt sich nicht als Sklavin.« »Aber natürlich bleibt es ihrem Meister überlassen, ihr beizubringen, daß sie eine Sklavin ist, und wie sie sich zu benehmen hat«, entgegnete Karil. »Das wird ihm große Freude bereiten. Trotzdem lechzt sie danach, von einem Mann genommen zu werden. Überzeuge dich selbst.«

Das Lächeln des Mannes verstärkte sich leicht, und er streckte seine Hand aus, um mich zu berühren. Diese Berührung war so besitzergreifend. In mir stieg Ärger empor. Durfte man mich, die Anführerin der Hosta, derart berühren? »Sieh ihr in die Augen«, sagte der Mann, der mich unverwandt angesehen hatte. »Sie würde mich töten, wenn sie dazu in der Lage wäre. Aber es stimmt, sie ist die zehn Silberstücke wert, die du für sie haben willst. Laß sie losbinden.« »Leider, mein Freund, kann ich sie dir für zehn nicht lassen«, seufzte die Frau und streichelte mir die Haare. »Ihr fester Preis ist vierzig, festgesetzt vom Hohen Senat, aber ist vierzig zuviel für solch ein Temperament und solch eine Schönheit? Für das Vergnügen, sie zu lehren, wie sie vor dir niederzuknien hat und deine Wünsche erfüllen muß? Sieh doch, wie sie auf deine Berührung reagiert, und denk daran, wie sich ihre Begierde mit der Zeit noch steigern kann. Kaufe sie, und sie gehört dir alleine!«

Der Mann berührte mich wieder, dann seufzte er. »Ich würde es tun«, sagte er bekümmert, »wenn ich die vierzig besäße. Ich würde sogar noch mehr für sie geben. Gibt es keine Möglichkeit, den Preis zu senken?«

»Zur Zeit nicht«, entgegnete die Frau. Ihre Hand lag noch immer auf meinem Haar. »Leider. Und dabei wünsche ich so sehr, daß sie den richtigen Meister findet.« »Ich wünsche nur eins«, sagte ich und blickte ihr unverwandt in die Augen. »Sollte ich noch einmal in meinem Leben ein Schwert in die Hand bekommen, so wünsche ich deine Eingeweide auf der Erde vor mir liegen zu sehen. Dann wären alle meine Begierden gestillt.«

Die Frau wurde bleich und schnappte nach Luft, dann trat sie schnell einen Schritt zurück. Der Mann lachte vergnügt. »Voller Temperament, in der Tat«, sagte er und kreuzte erneut die Arme auf der Brust. »Sollte ich jemals die vierzig haben, um sie zu kaufen, wäre es weise, mir auch noch eine Peitsche anzuschaffen. Sie wird nicht leicht zu zähmen sein.« »Diese undankbare Wilde!« fauchte die Frau und ballte die Fäuste. »Sie wird noch bereuen, daß sie so zu mir gesprochen hat.« Dann drehte sie sich brüsk um und marschierte davon. Der Mann sah ihr zu, wie sie sich entfernte, dann sagte er mit einem Grinsen zu mir: »Ich fürchte, daß du deine Worte noch bereuen wirst, mein Kind.« Er tätschelte meine Brüste und fügte hinzu: »Es ist zwar eine Schande, solch einen schönen Körper wie den deinen zu mißhandeln, aber du scheinst die Peitsche wirklich nötig zu haben. Sei tapfer, und lerne aus deinen Fehlern.«

Damit wandte er sich um und verließ den Raum, die anderen Sklavinnen nur kurz musternd. Mein Körper brannte, wo seine Hände ihn berührt hatten.

Das Elend war damit aber noch lange nicht zu Ende. Viele Stunden mußten wir noch gefesselt dort liegen, wehrlos den Blicken und Berührungen gieriger Männer ausgesetzt. Niemand war in der Lage, die Forderungen der schwarzhaarigen Frau zu erfüllen. Sie hatte sich wieder beruhigt, aber ihr Blick war kalt, wenn sie mich musterte. Viele Männer forderte sie auf, meine »Hitze zu prüfen«. Allmählich war ich dankbar, daß man mich an die Liege gefesselt hatte, sonst hätte ich mich schreiend herumgewälzt.

Der Tag mußte bereits zu Ende gehen, als endlich die Tür hinter dem letzten männlichen Besucher geschlossen wurde. Mehr als fünf der Sklavinnen vom Boden hatten einen Herrn gefunden, wie auch vier von den Liegen. Comir und Larid, die einzigen meiner Kriegerinnen, die ich aus meiner Stellung beobachten konnte, schienen so ermattet zu sein wie ich. Ich war es leid, so zur Schau gestellt und betastet zu werden, und hätte jede Gelegenheit zur Flucht benutzt, selbst wenn sie mit dem Tod geendet hätte. Besser in Midas Reich, als so behandelt zu werden.

Dabei fiel mir der Kristall ein. Wie konnte er zurückerobert werden, wenn ich hier als Gefangene lag, meine Kriegerinnen sich jenseits der Mauern dieser Stadt befanden und die Diebe sich inzwischen immer mehr aus der Reichweite unserer Schwerter entfernen konnten? Aber dann erinnerte ich mich daran, was ich Gimin befohlen hatte. Fünf Tage sollte sie höchstens warten, nicht länger. Hatte sie meinen Befehl befolgt? Waren die fünf Tage bereits verstrichen? Ich wußte es nicht.

Aber der Kristall mußte unter allen Umständen zurückgeholt werden. Mein Schicksal lag in Midas Hand. Also mußte ich eine Möglichkeit finden, daß Larid und die anderen dafür Sorge trugen, daß meine Befehle befolgt wurden. Aber wie kamen sie frei, wie konnten sie entkommen?

Ich dachte lange nach, aber selbst, als man uns in den größeren Käfig zurückgeführt hatte, war mir noch nichts eingefallen. Um zu entkommen, mußten meine Kriegerinnen ungefesselt sein. Aber nur jene Sklavinnen konnten ungefesselt herumlaufen, die putzen und kochen mußten, und von denen wurden auch nur die ansehnlichsten auf den Platz mit den kleinen Käfigen geführt. Hübscher als diese waren meine Kriegerinnen ja, aber wie konnte man die Fesseln loswerden? Wir hockten zusammen in unserem Käfig. Larid, Binat und ich, mit dem Rücken an die Metallstäbe gelehnt, die Beine ausgestreckt. Fayan lief ruhelos auf und ab, genauso müde wie wir, aber nicht in der Lage, sich still zu verhalten. Comir hockte allein, mit gekreuzten Beinen und gesenkten Schultern. Sie hatten die Ereignisse des Tages am meisten mitgenommen, denn sie war noch sehr jung, zu jung vielleicht, um mich überhaupt auf dem Rachezug zu begleiten. Ich hätte an die Gefahren denken und sie zurücklassen sollen. Wieder beleidigte der Gestank aus den Essenstöpfen unsere Nasen, und wieder aßen wir nichts. Diesmal blieb dies aber nicht unbemerkt. Bariose stand vor dem Käfig, sah die Töpfe an und dann uns. »Warum habt ihr noch nicht gegessen, Sklavinnen?« fragte er.

Meine Kriegerinnen sahen mich an. Ich zuckte die Achseln. »Wir essen nichts, was so scheußlich stinkt wie das hier«, sagte ich. »Außerdem fressen wir nicht wie die wilden Tiere. Wenn du uns die Fesseln losbinden läßt und uns Fleisch zu essen gibst, ist es in Ordnung. Sonst kannst du dich wieder entfernen.« »Ach, kann ich das?« sagte er mit eisiger Entrüstung. »Es scheint, daß du nur sehr langsam lernst, Sklavin. Entweder wirst du jetzt sofort essen, oder ich lasse dich füttern. Was willst du ?« Ich blickte ihn nur stumm an.