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Als wir draußen wieder in die kleinen Käfige gesperrt wurden, konnten wir sehen, daß diesmal keine Sklavin an der Wand kniete. Waren die Männer wirklich so dumm, zu glauben, daß gewöhnliche Sklavinnen zu den gleichen Taten wie Kriegerinnen fähig sind? Die Tore wurden wieder geöffnet, und das Stadtvolk strömte gaffend herein.

Eine ganze Zeit mußten wir diese Prozedur über uns ergehen lassen, bis ich auf einmal durch ein erschrecktes Einatmen von Fayan alarmiert wurde. Ich folgte ihren Blicken und erschrak gleichfalls. Durch das linke Tor in der Mauer stolzierte ein fröhlicher Nidisar herein, aber das war nicht das Erstaunlichste. Neben ihm schritt, so, als seien sie uralte Freunde, der Sthuvad, den wir fern in der Heimat zurückgelassen hatten, Telion hatte er sich genannt, und daneben der namenlose Anführer der gefangenen Jäger, die wir bei unseren Kriegerinnen zurückgelassen hatten.

Die drei kamen direkt auf unsere Käfige zu, mit breitem Grinsen auf ihren Zügen. Sie wollten sich an meiner Schmach erfreuen, das war mir klar, und deshalb richtete ich mich noch stolzer auf. Fayan jedoch, das konnte ich sehen, schien äußerst verwirrt zu sein.

Telion und der andere Jäger bauten sich vor meinem Käfig auf, während Nidisar Fayan inspizierte. »Ein ausnehmend schönes Stück Weiberfleisch, Telion«, sagte der Jäger, mich kritisch musternd. »Was hältst du davon?«

»Nicht übel, Ceralt«, antwortete der Sthuvad. »Vielleicht ein bißchen zu feurig, aber sonst ganz passabel.« »Ich ziehe diese hier vor«, warf Nidisar ein, seinen Blick fest auf Fayan gerichtet, die ihn ruhig erwiderte, aber noch immer verwirrt schien.

»Sollen wir uns ein Weib zulegen, das uns bedienen kann?« fragte der Jäger. »Es könnte uns bei ein paar Dingen nützlich sein.«»Wir sollten uns aber erst einmal weiter umsehen«, erwiderte Telion, der Sthuvad, zweifelnd. »Sie ist bestimmt nicht das Beste, was man hier anzubieten hat. So jung, wie sie ist, könnte sie unter den Wünschen, die ein Mann nun einmal hat, zusammenbrechen.«

Ceralt, der Jäger, lachte. »Ich bin sicher«, sagte er, »daß sie fähig ist, zu lernen, wie man einem Mann gefällt. Aber vielleicht sollten wir uns doch noch einmal umsehen. Flieg uns nicht davon, schönes Vögelchen, denn vielleicht kommen wir doch noch zurück. Kommst du mit, Nidisar?« »Wenn ihr wollt«, antwortete dieser, »obwohl ich schon die Sklavin gefunden habe, die ich kaufen werde. Warte auf mich, meine Schöne«, sagte er zu Fayan, »ich werde bald zurück sein.«

Die drei Männer schlenderten davon und begutachteten sorgfältig die anderen ausgestellten Frauen. Ich wandte mich Fayan zu, in der Erwartung, daß sie genauso zornig über die Unverschämtheit der Männer war. Zu meinem Erstaunen verfolgte sie Nidisar mit beinahe furchterfüllten Augen. »Fayan, was fehlt dir?« fragte ich sie.

»Jalav, er darf mich nicht haben«, flüsterte sie. »Das könnte ich nicht ertragen.«

»Aber sie treiben doch nur ihren Spaß mit uns«, entgegnete ich. »Sicher verfügen sie nicht über das, was sie unseren ›Preis‹ nennen..Aber es gibt doch etwas, was du mir bisher nicht erzählt hast, nicht wahr, Fayan?«

»Ja, es gibt etwas«, erwiderte sie mit gesenkten Augen. »Als uns die Männer in der Nacht überfielen, Jalav, da kämpfte mein Schwert nicht an deiner Seite, denn es gehörte gar nicht mehr mir. Dieser Nidisar hatte es genommen, zusammen mit mir.« Nach einer Weile fuhr sie fort: »Ich weiß nicht genau, wie es passiert ist. Ich erinnere mich nur noch daran, daß ich mit einem Topf Renth dort in dem Raum stand und heftig über die Idee lachte, mit einem Dolch auf eine Zielscheibe zu werfen, wo ich doch kaum noch in der Lage war, die Wand zu erkennen. Da packte mich jemand von hinten. Zuerst wollte ich dem Kerl, der es wagte, eine Kriegerin ohne ihre Erlaubnis zu berühren, eine gewaltige Lektion erteilen, aber ich war nicht in der Lage, mich aus seinem Griff zu befreien. Nie hatte ich gedacht, daß ein Mann so stark sein könnte. Ich wurde in einen winzigen Raum gezerrt, wo man mir mein Schwert und meinen Dolch wegnahm. Als ich endlich freigelassen wurde, sah ich, daß es dieser Nidisar war, der die Tür von innen verriegelte.« »Jalav, ich habe versucht, mich zu wehren«, sagte sie eindringlich, »mich mit aller Kraft zu wehren, aber er bezwang mich mit Leichtigkeit. Er riß mir mein Stammesgewand herunter und warf mich auf einen Lengapelz. Als ich mich noch immer wehrte, holte er aus einem Fach in der Wand eine Anzahl Ketten heraus, mit denen er mich fesselte. Dann zwang er mich, ihm zu Willen zu sein. Ich schwöre dir bei Mida, ich war nicht in der Lage, mich zu wehren! Wenn ich mich nicht so bewegte, wie er wollte, fügte er mir mit den Ketten wahnsinnige Schmerzen zu. Ich gehorchte ihm, aber ich bin nicht mehr würdig, eine Hosta genannt zu werden. Sollte er zurückkommen, um mich zu holen, lasse ich mich lieber von den Wächtern töten, als mich noch einmal derart von ihm demütigen zu lassen.«

»Fayan«, sagte ich, um sie zu trösten, »eine Kriegerin kann nicht für das verdammt werden, woran sie nicht schuld ist. Mida kann in dich hineinsehen. Mit Sicherheit weiß sie, wie du dich gewehrt hast. Ich bezweifle aber, daß sie wünscht, du mögest deine Schande mit dem Tod sühnen.« »Warum nicht?« fragte Fayan.

»Ich weiß es nicht genau, aber ich habe so ein Gefühl«, sagte ich.

»Mida läßt nur das zu, womit sie einverstanden ist. Also muß alles, was mit uns geschah, in Übereinstimmung mit Midas Willen sein. Vielleicht müssen wir, ihre Kriegerinnen, ihr einen Dienst leisten, den wir noch nicht verstehen.« »Also meinst du, daß sie es uns nicht erlaubt, daß wir uns töten lassen?« fragte Fayan.

»Das werden wir sehen, wenn wir es auf den Versuch ankommen lassen«, entgegnete ich. »Wenn sie unsere Dienste noch benötigt, wird Mida es nicht zulassen, daß wir erschlagen werden.«

»Das stimmt«, meinte Fayan. »Wir werden sehen.« Ich blickte zum Himmel hinauf. Bald würden wir in den großen Käfig zurückgeführt werden, und dann würden wir die Männer angreifen und herausfinden, was Mida mit uns im Sinn hatte. Meine Gedanken wurden jäh durch die Rückkehr der drei Männer unterbrochen. Sie wurden von einem der Wächter begleitet. Ceralt wies auf uns beide und fragte: »Habt ihr nicht noch mehr von dieser Sorte? Wie ich hörte, wurden insgesamt fünf von ihnen gefangengenommen.«

»Die anderen versuchten zu fliehen und wurden getötet«, antwortete der Wächter zurückhaltend. »Seid ihr nur neugierig, oder wollt ihr sie wirklich kaufen?«

Die drei wechselten merkwürdige Blicke, dann räusperte sich Ceralt. »Wenn die anderen getötet wurden, nehmen wir tatsächlich diese hier«, sagte er. »Wir zwei nehmen die Schwarzhaarige, und unser Freund dort die mit den goldenen Haaren.« »Leicht gesagt«, fauchte der Wächter, offensichtlich verärgert. »Wenn ich von jedem nur ein Kupferstück hätte, der Spaß an diesen beiden fand, hätte ich schon ihren Preis zusammen. Sie kosten nämlich jede vierzig Silberstücke. Wollt ihr euch nicht lieber doch ein paar andere Sklavinnen ansehen?« »Nein«, antwortete Ceralt zu meiner Überraschung ganz ruhig. »Wir wollen diese zwei, und wir können ihren Preis bezahlen. Mit wem müssen wir darüber verhandeln?« »Ich führe euch zu Bariose«, erwiderte der Wächter fast ehrerbietig. »Er wird die Papiere vorbereiten, und dann werde ich sie euch persönlich übergeben. Kommt bitte mit.« Als sie fortgingen, sahen Fayan und ich uns an. »Vielleicht handeln sieu nwissenderweise im Auftrag von Mida«, meinte sie. »Vielleicht«, entgegnete ich zweifelnd. »Mit Bestimmtheit schätzen sie uns nicht besonders. Wir müssen auf jeden Fall so schnell wie möglich unseren Angriff machen.« Die restlichen Gaffer verließen den Platz, und die Tore wurden hinter ihnen geschlossen. Nach einer Weile erschienen die drei Männer wieder, zusammen mit einigen Wächtern, die eine Anzahl Lederleinen trugen. »Ihr seid nun Eigentümer dieser Männer hier«, sagte der erste Wächter, als er unsere Käfige öffnete. »Mögen sie so viel Spaß daran finden, euch zu füttern, wie wir es gehabt haben.«

Kaum waren die Käfige geöffnet, stürzten wir uns auf die Wächter. Wir griffen sie mit aller Macht an, schlugen, bissen, kratzten und traten sie. Erstaunlicherweise wehrten sie sich nur sehr zögernd und griffen nicht zu ihren Schwertern, sondern schlugen uns lediglich mit dem Knauf ihrer Dolche nieder. Also war es Midas Wille, daß wir doch weiter am Leben blieben.