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»Was tust du eigentlich hier, kleine Sklavin?« fragte der zweite der Männer. »Du bist weit von deiner Heimat entfernt, und wir sehen euresgleichen hier nicht so gern. Hat man dich nur zur Sklavin gemacht, oder gehst du dahin, wo dich der Tod erwartet?«

Ich antwortete nicht, fühlte aber eine riesengroße Freude in meinem Innern. Diese Männer wußten, wie eine Kriegerin der Hosta aussah, und sie kannten auch ihre Heimat. Diejenigen, die den Kristall geraubt und das Leben meiner Kriegerinnen genommen hatten, standen vor mir! Oh, große Mida, du weißt genau, was du tust!

»Sie will nicht mit uns sprechen«, sagte der dritte und zog einen Dolch aus der Scheide. Er hatte ein hübsches Gesicht, fast wie ein Mädchen, das durch sein Lächeln noch hübscher wurde. Mit diesem Lächeln setzte er die Spitze seines Dolches auf meine Brust und sagte: »Vielleicht muß sie erst überredet werden.« Er bohrte den Dolch etwas tiefer in mein Fleisch und sagte dann: »Ich rate dir, zu reden, Weib!« Eine Midanna kann einen Schmerz ertragen, ohne einen Laut von sich zu geben. Der Mann trieb den Dolch noch mehr in mich hinein, bis der, der zuerst gesprochen hatte, sagte: »Sie ist ebenso störrisch, wie die andere neulich. Suche dir eine weichere Stelle, dann wird sie vielleicht ihre Sprache wiederfinden. «

Der andere zog den Dolch zurück, aber ehe er mich wieder damit berühren konnte, wurde er zurückgerissen und heftig geschüttelt. Es war Ceralt, der ihn ergriffen hatte. Seine beiden Kameraden wollten aufspringen, um ihm zur Hilfe zu kommen, wurden aber von Telion in Schach gehalten.»Was machst du mit meiner Sklavin?« brüllte Ceralt erregt. »Warum bedrohst du sie?«

»Sie... sie hat mich geärgert«, schrie der Mann. »Sie weigerte sich, mich um eine Liebkosung zu bitten, deshalb liebkoste ich sie ein wenig mit meiner Klinge.«

»Es ist nicht deine Liebkosung, um die sie bitten muß«, grollte Ceralt. »Scher dich weg! Sollte ich dich noch einmal in unserer Nähe entdecken, hat die Karawane einen Wächter weniger! Und nimm deine dreckigen Freunde mit!« Er warf den Mann zu Boden, der sich hastig aufrappelte und sich mit seinen Freunden entfernte. Dann wandte sich Ceralt mir zu und brummte: »Fest an einem Baum ist sie angebunden, und schafft doch noch immer Ärger. Wenn ich nicht an meine Jäger denken müßte, hätte ich sie bestimmt schon laufen lassen.«

»Da du an deine Jäger zu denken hast«, sagte Telion, »wird es das klügste sein, sie in unser Zelt zu bringen.« Ceralt grunzte zustimmend.

Im Kerzenlicht des Zeltes inspizierte er mich und stieß einen erschrockenen Laut aus. »Bei Sigurrs tödlichem Hauch, sieh, was sie mit ihr gemacht haben!« rief er. »Ich hätte dem Schurken den Hals umdrehen sollen!«

Aus der Wunde in meiner Brust floß das Blut. Aber was war das schon im Hinblick auf die Tatsache, daß ich nun die Gesichter derjenigen kannte, die in Midas Hort eingebrochen waren. Niemals wieder würde ich diese Gesichter vergessen, und, wenn Mida es wollte, würden diese Männer mir niemals entgehen.

»Nicht ein Laut kam von ihren Lippen!« sagte Telion. »Nicht ein Laut, und keine Träne aus ihren Augen!« »Sie ist ja auch eine... Kriegerin«, sagte Ceralt, dann nahm er mich und setzte mich sanft auf die Lengapelze am Boden. »Hör zu, du tapfere Kriegerin«, sagte er, sich vor mich hinkniend. »Sollte dich noch einmal irgend jemand derartig angreifen, dann schrei so laut du kannst um Hilfe!« »Um wessen Hilfe sollte ich schreien?« fragte ich verwirrt.

»Meine Kriegerinnen sind nicht nahe genug, um mich zu hören.«

»Du sollst nach mir schreien, du dumme Gans«, fauchte Ceralt ärgerlich.

»So, so, er denkt nur an seine Jäger«, kicherte Telion. »Nur aus diesem Grund wünscht er allein gerufen zu werden.«

Ceralt lief rot an. »Natürlich meinte ich auch, daß du nach Telion rufen sollst«, sagte er, stand auf und ging zu dem Wassersack, der an der Zeltwand hing. »Ich habe mich nur versprochen.«

»Natürlich«, sagte Telion. »Und wann wird die ungehorsame Sklavin verprügelt?«

Ceralt erstarrte, drehte sich aber nicht um. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte er.

»Oh, das ist aber einfach zu verstehen«, erwiderte Telion. »Die liebliche Halia hat doch angeordnet, daß diese Sklavin eine ordentliche Tracht Prügel bekommt, andernfalls will sie dich aus ihrer Gegenwart verbannen. Ich selbst habe gehört, wie sie dir das höchst freundlich beigebracht hat, und hast du nicht etwa zugestimmt?«

»Ja, ich habe irgend etwas in der Art gesagt«, gab Ceralt zu.

»Aber das ist doch albern. Morgen früh wird sie es wieder vergessen haben. Hast du irgendwas, um die Wunde auszuwaschen?«

»Ich hole ein Tuch«, sagte Telion und verließ das Zelt. Ceralt wandte sich mir zu und suchte nach Worten. Ich blickte ihn enttäuscht und verärgert an. Wieder hatte er mich für seine eigenen Zwecke mißbrauchen wollen. Das Versprechen, das er dem Weib gegeben hatte, vergrößerte meine Beschämung noch.

Immer wurde ich nur von ihm ausgenutzt!

Telion kam mit dem Tuch zurück, und Ceralt benetzte es mit Wasser. Dann kniete sich Telion zu mir nieder und sagte mit zartem Lächeln: »Wenn du willst, lasse ich dir von jemand anderem Beistand leisten.« Dabei ging sein Blick zu Ceralt, der noch immer verlegen herumstand.

»Ich wünsche keinen anderen Beistand«, sagte ich. »Du und ich, wir sind doch beide Krieger.« »Ja, das stimmt«, entgegnete Telion, leicht traurig, »du und ich, wir sind beide Krieger.« Er begann, meine Wunde zu säubern. Ich schloß die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war Telion verschwunden. Langsam ließ der Schmerz nach, und ich schlief ein.

11

Beschämung durch einen Mann – und ein Leben wird gerettet

Als ich erwachte, mußte ich feststellen, daß Ceralt mein Fußgelenk an seinen Gürtel angeschlossen hatte, denn ich war zu weit von dem Pfosten entfernt. Auch die Männer erwachten bald, schlossen mich wieder los und boten mir von dem Fleisch an, das sie aßen. Ich nahm etwas von Telion. Zwar hatte ich keinen Hunger, doch mußte ich meine Kräfte erhalten. Glücklicherweise war dieses Stück noch ziemlich blutig, so wie es die Midanna lieben.

Telion wollte meine Wunde verbinden und war sehr ärgerlich, als ich mich weigerte. Die Midanna verbinden nur stark blutende Wunden, denn wie könnte Mida eine Wunde heilen, die sie nicht sieht? Zudem war meine Wunde bereits ziemlich verheilt.

Ceralt hatte kein Wort mit mir gesprochen. Telion, der ahnte, wie schwach ich war, wollte, daß ich ritt, aber dem widersetzte sich Ceralt, mit dem Argument, daß ich eine Gefangene sei und Gefangene zu laufen hätten. Nach einiger Diskussion gab Telion verdrossen nach, weigerte sich aber, meine Leine zu nehmen, so daß Ceralt diese führen mußte. Dies tat er, ohne mich anzusehen. Ich hatte von ihm nichts anders erwartet. Fayan ritt an diesem Tag hinter Nidisar. Verlegen vermied sie, mich anzusehen. Telion hatte Nidisar erzählt, was mir in der Dunkelheit passiert war, und Nidisar zeigte sich böse darüber, daß ich ihn nicht gerufen hatte. Fayan war tief beschämt gewesen. Ihre Anführerin wurde bedrängt, nicht weit von ihr, und sie hatte nichts davon bemerkt, weil sie sich mit einem Mann abgab.

Ceralt ritt des öfteren mit mir an dem Gefährt vorbei, auf dem die Stadtweiber saßen. Dann lachten sie mich aus und nannten mich eine Sklavin an der Leine, oder ein Spielzeug der Männer. Ich kümmerte mich nicht um sie, sondern versuchte einen Blick auf die Männer zu werfen, die den Hort überfallen hatten, fand sie aber nicht. Ceralt hatte viel Spaß mit den Stadtweibern, besonders mit der, die Halia genannt wurde, aber Telion ließ sich nicht sehen, obwohl ich vermutete, daß er nicht fern war. Während der nächsten zwei Tage sprachen die Männer kaum miteinander. Sie teilten lediglich das Zelt und die Nahrung. Telion achtete darauf, daß ich zu essen bekam, so, als traue er Ceralt zu, mich zu vergessen. Ceralt verlor darüber kein Wort, aber des Abends war er es, der mich festband. Keiner der Männer näherte sich mir noch einmal.