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»Wir haben zwei Männer gefangengenommen«, flüsterte sie. »Sie kannten das Aussehen der Hosta und wollten sich wehren, aber wir konnten sie ohne großes Blutvergießen überwältigen. Beim Verhör haben sie gestanden, daß sie zu denjenigen gehörten, die den Hort überfielen, wissen aber nicht, wo sich der Kristall jetzt befindet. Die anderen sind alle auf dem Weg nach Ranistard, außer einem, der sich noch hier bei der Karawane befinden muß. Insgesamt sind es zweimal fünf Männer.« »War bei den zweien einer, der wie ein junges Mädchen aussieht?« flüsterte ich.

»Nein, sie sahen beide so aus, wie die meisten Männer aussehen«, war die Antwort. »Der, der sich noch bei der Karawane befindet, bringt Weiber nach Ranistard, die für die Männer dort bestimmt sind.«

»Ich kenne ihn«, entgegnete ich. Nun erinnerte ich mich an ihn. Er war breitschultrig, aber nicht so groß, wie Ceralt oder Telion. Oft hatte er mich angesehen, aber jetzt erst verstand ich den Blick seiner harten Augen.

»Gimin will wissen, ob sie jetzt damit beginnen soll, die Männer auszutauschen, die sie gefangenhält«, flüsterte Larid. »Binat beobachtet uns vom Wald aus. Unsere Gandod sind nicht weit davon versteckt. Wenn du willst, kannst du ohne große Mühe fliehen.«

»Also wolltest du meine Gefangenschaft gegen die deinige tauschen«, meinte ich. »Bist du deswegen in Telions Falle gegangen?«

Larid lächelte flüchtig. »Das war nicht einfach«, sagte sie leise. »Er beobachtete dich aus dem Wald und meinte wohl, er hätte sich gut versteckt, obwohl Binat und ich keine Schwierigkeiten hatten, ihn zu entdecken. Allerdings konnte ich dich nicht ansprechen, ohne daß er es bemerkt hätte, und so entschloß ich mich, mich von ihm gefangennehmen zu lassen. Wäre er nicht einer derjenigen gewesen, mit denen du unterwegs bist, hätte ich ihn lautlos umgebracht, aber so wußte ich nicht, was du darüber dachtest. Ich mußte mir aber viel Mühe geben, mich von ihm gefangennehmen zu lassen.«

»Diese Männer wissen wirklich wenig über den Wald«, murmelte ich. »Hat er dich roh behandelt wegen dieser Sache am Hort?«

»Er war noch immer sehr böse darüber«, entgegnete Larid, »und hat mich ziemlich oft gebraucht. Aber Tränen machen ihn weich, habe ich festgestellt. Ich muß noch mehr davon produzieren, scheint mir.«

Ich mußte heimlich lächeln. Larid war sehr wohl in der Lage, für sich selbst zu sorgen, schien mir. Dann sagte ich: »Ich werde mich nicht zu Gimin begeben, sondern mit der Karawane nach Ranistard gehen, denn dort, so glaube ich, befindet sich der Kristall. Auch kann ich dann diesen Mann beobachten und ihm für den Fall, daß er sich davonmachen sollte, folgen. Soll ich dich befreien, so daß du zurückkehren kannst?« »Es wäre nicht klug, die Männer mißtrauisch zu machen«, meinte Larid, »deswegen bleibe ich besser bei dir. Binat wird deine Botschaft weiterleiten.«

»Wie du willst«, sagte ich mit einem Seufzer. »Aber du solltest dich immer daran erinnern, daß es deine eigene Entscheidung war.«

Larid sah mich verständnislos an, aber anstatt sie aufzuklären, erhob ich mich und ging zurück. Vielleicht würde Larid nicht so beschämt werden, wie man Fayan und mich beschämt hatte, und ich wollte sie nicht unnötig in Angst versetzen. Jemand, der so etwas noch nicht mitgemacht hatte, würde auch Mühe haben, es zu verstehen.

Aus dem Busch neben mir schimpfte ein Lellin. Ich hob die Arme so, als wolle ich mich recken, dann bewegte ich die Hände mit den Handtellern nach oben von den Lippen weg. Der Lellin schimpfte noch einmal, dann herrschte Stille. Binat hatte meine stumme Botschaft verstanden. Ich hatte ihr bedeutet: »Sage Gimin: Ja.« Hätte sie sie nicht verstanden, dann hätte der Lellin zweimal gerufen.

Plötzlich stand Ceralt vor mir. Auf seinen Lippen spielte ein leichtes Lächeln. »Hier sind einige, die gerne einmal mit dir sprechen möchten, Jalav«, sagte er. »Ich habe ihnen erklärt, daß du dich über ihren Besuch freuen würdest.« Hinter ihm tauchten die Weiber auf, die mich einige Tage zuvor so verhöhnt hatten. Nur Halia befand sich nicht bei ihnen. Sie standen in einer Gruppe zusammen und blickten nervös überall hin, nur nicht auf mich. Ich verzog mein Gesicht.

Ceralt lachte und sagte dann ernst: »Es wird dir bestimmt nichts ausmachen, mit ihnen zu sprechen, Jalav. Solltest du trotzdem einen Widerstand in dir verspüren, bin ich gerne bereit, dir bei seiner Überwindung behilflich zu sein.« Dabei griff er kurz an das Halsband, das ich noch immer trug. Ich sah ihn böse an, denn ich hatte nichts vergessen von dem, was er mir angetan hatte, dann ging ich auf die wartenden Weiber zu. Sobald wir den Kristall zurückgeholt hatten, würde ich Ceralt wieder meinen Kriegerinnen übergeben, und er würde sehr bitten müssen, wenn ich ihn für mein eigenes Schlafleder behalten sollte. Aber lang würde seine Gefangenschaft dauern, und so mühselig sein wie eben möglich. Grimmig würde meine Rache sein.

Ich blieb vor den Weibern stehen und kreuzte meine Arme auf der Brust, ohne ein Wort zu sagen. Die in den Städten müssen fast ohne Gehör leben, denn es dauerte eine Weile, ehe eine von ihnen mich zufällig erblickte. Sie zuckte zusammen, als sei sie von einer giftigen Sednet gebissen worden, und stammelte »Oh«. Da fuhren auch die anderen herum und lächelten mich schüchtern an. Eine von ihnen, mit hellbraunem Haar, machte einen zögernden Schritt vorwärts.

»Wir wollten dir nur sagen«, begann sie langsam, »wie tapfer wir das gefunden haben, was du getan hast.« Und mit gesenktem Kopf fügte sie hinzu: »Und wir möchten uns für das entschuldigen, was wir zuvor getan haben. Deine Tat war sehr edel, gerade Halia gegenüber.«

»Und doch weigert gerade sie sich«, fügte eine andere, mit hellgelbem Haar und großen Augen, hinzu, »dir Dank zu sagen. Sie möchte dich nicht einmal sehen. Ihr Vater hätte besser zwei Äste auf ihr zerhauen sollen, statt nur einen.« Die anderen murmelten zustimmend, was mich einigermaßen belustigte.

»Halia wurde durch den Willen Midas gerettet, nicht durch mich«, klärte ich sie milde auf. »Mida will, daß jeder sich so benimmt, wie es seinem Wesen entspricht. Ist dies der Fall, dann handelt er nach Midas Willen, egal, wie sein Wesen auch ist. Niemand sollte deswegen verachtet werden.« »Dein Glaube macht dich viel zu großmütig«, sagte das hellhaarige Weib. »Wenn Halia mich so behandelt hätte, würde ich ihr die Augen ausgekratzt haben.«

Als ich sie verständnislos anblickte, zeigte die Braunhaarige auf meinen Hals und sagte ungläubig: »Seht, sie trägt noch immer das Halsband! Hat Ceralt dich noch immer nicht freigegeben?« »Das ist ungeheuerlich!« bemerkte eine andere empört. »Wie kann er es wagen, dich noch immer als Sklavin zu halten?« »Ich bin keine Sklavin«, entgegnete ich. »Jalav ist nie eine Sklavin gewesen, und wird es nie sein.« »Aber das Halsband, die Handfesseln, und die Leine...«, meinte eine andere. »Er hält dich doch wie eine Sklavin und nennt dich auch so.«

»Es spielt keine Rolle, was irgend jemand glaubt«, sagte ich. »Ich weiß, daß ich keine Sklavin bin, und das genügt. Der Jäger hält mich als Gefangene, aber auch das wird nicht ewig dauern.«

»Du bist großartig«, sagte die mit dem hellgelben Haar bewundernd. »Du bist eine Frau wie wir und doch tatsächlich frei und unabhängig. Selbst als Gefangene eines Mannes fühlst du dich frei. Wie gern wäre ich so wie du!«

»Zumal wir auch bald irgendwelchen Männern gehören werden«, sagte die mit dem braunen Haar. »Unsere Väter werden sie für uns aussuchen, und wir werden ihre Sklavinnen sein, auch wenn man es anders nennt. Und es gibt für uns kein Entrinnen aus diesem Schicksal.«

»Wie schaffst du es, als Gefangene unberührt zu bleiben?« fragte eine andere, mit dunkelbraunem Haar, neugierig. »Wenn es möglich ist, würde ich das gerne von dir erfahren. Ich habe kein Verlangen, von einem Mann berührt zu werden.« Die anderen stimmten eifrig zu, was mich wieder sehr verwunderte. »Der Jäger nimmt mich, sooft er will«, entgegnete ich und sah, wie sie alle erröteten. »Aber das ist doch zu erwarten, weil meine Kriegerinnen und ich auch von ihm Gebrauch gemacht haben, als er unser Gefangener war.« Mit offenen Mäulern standen sie vor mir. Die Hellhaarige war die erste, die ihre Stimme wiederfand. »Ihr benutzt die Männer einfach so?« stieß sie hervor.