»Starke Männer bereiten einer Kriegerin viel Spaß«, erwiderte ich lächelnd. »Es ist doch nichts dabei, wenn man sich eines Mannes erfreut. Wozu hat Mida sie sonst erschaffen?« Sie blickten sich hilflos an, dann nahm die Hellhaarige wieder das Wort. »Aber uns wurde immer erzählt, daß wir uns vor der Berührung eines Mannes hüten sollten«, sagte sie. »Mein Vater hat mir erklärt, daß nur der, dem ich zugedacht bin, mich berühren darf. Ich habe zwar nie verstanden, warum gerade er eine Ausnahme sein soll, aber die Berührung durch einen Mann ist mir immer wie etwas Böses vorgekommen. Auch meine Mutter hat so gedacht. Sollte es tatsächlich nichts Böses sein?«
»Ich habe nie etwas Böses dabei gefunden«, sagte ich langsam. Mich überkam großes Mitleid mit diesen Stadtweibern. So erzogen zu werden, daß man die Berührung eines Mannes als etwas Böses empfand, das war schon eine große Scheußlichkeit. Und wie kann ein Mann Spaß dabei empfinden, mit einer Frau zu schlafen, die seine Berührung verabscheut? Als Telion und Cerlat mich beide das erstemal nahmen, hatten sie, das merkte ich, großes Vergnügen dabei empfunden, als sie spürten, welchen Spaß sie mir bereiteten. Wenn das nicht gewesen wäre, dann hätten sie sich ja auch alleine befriedigen können, fand ich.
»Nein, ich habe nie etwas Böses dabei empfunden«, wiederholte ich, »noch hat dies eine einzige meiner Kriegerinnen getan. Habt ihr denn nie die Anziehung eines Mannes gespürt, der von euch angezogen wurde und bereit war, euch Freude zu spenden?«
»Ich schon«, sagte die Rotblonde etwas zögernd. »Ich denke auch, daß ich schon Freude an der Berührung durch einen Mann empfinden könnte.«
Die anderen blickten ungläubig drein, dann sagte die mit dem hellen Haar entschlossen: »Ich weiß nicht, ob das bei mir der Fall ist, aber ich glaube, ich sollte es von dieser Seite aus betrachten. Ich habe bisher immer geglaubt, ich sei dazu verdammt, auf äußerst schmutzige Weise von einem Mann genommen zu werden, aber der Gedanke, daß auch ich ihn nehmen könnte, fesselt mich. Wie stellt man das an, Jalav?« Alle sahen mich an, als könne ich die absolute Wahrheit verkünden, dabei wußte ich nicht, was ich entgegnen sollte. Wie konnte man jemanden darüber informieren, auf welche Weise ein Mann das Blut einer Kriegerin in Wallung bringt? »Ihr müßt euch die Männer ansehen«, sagte ich langsam, nach den richtigen Worten suchend. »Ihr müßt euch einen Mann ansehen, ob er euch gefällt, wie er sich hält, wie er sich benimmt, wie er euch ansieht. Ist er von sich selbst überzeugt? Hält er sich stolz? Sieht er euch frei in die Augen? Solch ein Mann kann euch viel Spaß bereiten, denn er ist ungezähmt.« »Ceralt und Telion sehen so aus«, sagte die Rotblonde. »Bereiten sie dir viel Spaß, Jalav?«
Ich wandte mich zu den beiden Männern um und musterte sie. Ceralt sattelte gerade sein Kan, während Telion bei Larid hockte und sie fütterte. »Ja«, sagte ich, »die beiden wissen, wie man einer Frau Spaß bereitet. Meine Kriegerinnen hatten sehr viel Freude an ihnen, und, wenn Mida will, werden sie es wieder haben. Sie sind Männer, die viel zu geben haben.« »Ich glaube, es würde mir gefallen, Männer gefesselt und hilflos vor mir zu sehen«, meinte die Rotblonde, die beiden nachdenklich betrachtend. »Wenn sie mir keinen Spaß bereiten, würde ich sie prügeln.«
Die anderen Weiber lachten und nickten zustimmend, aber ich schüttelte den Kopf. »Männer müssen gefesselt sein, wenn sie Gefangene sind«, sagte ich, »aber größeren Spaß findet eine Kriegerin an einem Mann, der nicht gefesselt ist. Männer, die man prügeln muß, damit sie einer Frau Spaß bereiten, sind nichts anderes als Sklaven. Und nur eine Sklavin findet Freude an einem Sklaven.«
»Die zwei dort scheinen Spaß aneinander zu finden«, sagte die Hellbraune, auf Nidisar und Fayan deutend, die eng beieinander saßen, sich lebhaft unterhielten und dabei viel lachten. »Zwar hält Nidisar sie an der Leine, aber ihr scheint das nichts auszumachen.« Darauf fand ich keine Antwort. Die Dunkelbraune überlegte: »Wie muß das wohl sein, frage ich mich, von einem Mann an der Leine gehalten zu werden? Würde ich mich in dem Fall wehren oder ihm gehorchen? Und wenn ich ihm nicht gehorchte, würde er mich schlagen? Und wie ist das, wenn man geschlagen wird?« »Jalav weiß, wie das ist«, sagte die Hellhaarige mitleidig. »Telion hat mir erzählt, daß sie im Palast des Hohen Senats geschlagen wurde, weil sie nicht gehorchen wollte. Warum hast du nicht gehorcht, Jalav, und damit die Schläge vermieden?«
»Eine Kriegerin tut das, was sie tun muß«, antwortete ich, fand aber die Antwort selbst nicht befriedigend. »Die Peitschenhiebe von Bariose haben sehr geschmerzt, aber nicht so stark, wie das Gefühl geschmerzt haben würde, hätte ich meine Würde aufgegeben. Eine Kriegerin mag ihre Würde vielleicht gelegentlich verlieren, aber sie gibt sie nie selbst auf.« »Ich habe bisher geglaubt, ich besäße Würde«, sagte die Hellhaarige, »aber nun glaube ich, daß dies nicht der Fall ist, denn wahre Würde liegt in der Freiheit.« Darüber dachten die Weiber noch nach, als Ceralt wieder auftauchte. »Wie kommt Ihr miteinander aus, meine Damen?« fragte er grinsend und legte seine Hand auf meinen Hintern. »Habt Ihr mit Jalav geredet, wie es zivilisierte Menschen tun, damit sie davon lernen kann?«
»So haben wir in der Tat mit Jalav gesprochen«, sagte die Hellhaarige und sah Ceralt mißbilligend an. »Gebt Ihr nichts um ihre Würde, daß Ihr sie so betatscht? Sie ist keine Sklavin, die man so behandeln kann.«
»Ich spüre, daß dieser Mann viel Hitze in sich hat«, sagte die Rothaarige, indem sie Ceralt, der den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekam, aufmerksam musterte. »Wollt Ihr nicht heute abend einmal in mein Zelt kommen, Ceralt?« fragte sie. »Ich möchte Euch gern einmal mit den anderen Männern hier herum vergleichen.«
Ceralt schnappte nach Luft, ohne ein Wort herauszubekommen. Die Dunkelbraune baute sich vor ihm auf, verschränkte die Arme und lachte. »Er sieht mir zu dumm aus«, sagte sie. »Ich glaube nicht, daß ein so dumm aussehender Mann einem viel Spaß bereiten kann. Laßt uns lieber noch einmal die anderen Männer ansehen, Freundinnen.«
Sie erntete begeisterte Zustimmung. Dann zogen die Weiber ab und blieben bei jedem Gefährt stehen, um die verblüfft glotzenden Männer einer sorgfältigen Musterung zu unterziehen.
»Was hast du mit ihnen angestellt?« fragte Ceralt und sah den Weibern unbehaglich nach. »Sie sind so... Was hast du mit ihnen gemacht?«
»Nichts«, entgegnete ich der Wahrheit gemäß. »Außerdem warst du es, der verlangt hat, ich solle mit ihnen reden.« »Damit sie dir etwas beibringen«, sagte Ceralt ärgerlich, »aber nicht du ihnen. Es wird in ihrem eigenen Interesse besser sein, sie in Zukunft von dir fernzuhalten. Komm, es ist Zeit, daß wir uns auf den Weg machen!«
Ich mußte wieder auf dem Kan vor ihm aufsitzen, was mir um so mehr Ärger bereitete, als sich nun auch Larid darüber lustig zu machen schien, wie er mich fest an sich drückte. Ich mußte über einiges nachdenken, wurde aber immer wieder abgelenkt von Ceralts zärtlichen Berührungen, die ich nicht abwehren konnte. So war ich sehr aufgebracht, als wir endlich wieder anhielten.
Ceralt schien sich köstlich über meinen Ärger zu amüsieren. Sobald das Zelt aufgebaut war, schob er mich hinein und sagte: »Falls du dich wundern solltest, so mußt du wissen, daß du bestraft wirst, weil du unschuldige junge Damen so aufgehetzt hast. Es wird dir bestimmt keinen Spaß machen.« Dann warf er mich auf den Boden und begann, meine Leidenschaft anzufeuern. Viel brauchte er nicht dazu, und doch fuhr er immer weiter damit fort. Ich war fast außer mir, aber er lachte nur. »Als ich dich kaufte, hat man mir geraten, dich öfter einmal nicht zu nehmen, wenn ich dich in Fahrt gebracht habe«, sagte er, und brachte mich dabei fast zum Stöhnen. »Dann würdest du schon bald bereit sein, mich um Erlösung zu bitten. Bittest du mich um Erlösung?« Ich hätte diese Erlösung dringend gebraucht, mir aber eher die Zunge abgebissen, als ihn darum zu bitten. Eine Kriegerin muß stark genug sein, um alles auszuhalten, was man mit ihr anstellt, ohne ein Zeichen von Schwäche zu zeigen. Ceralt ließ mich erst los, als ein Sklave das frisch gebratene Fleisch hereinbrachte. Er ließ sich zum Essen nieder und sagte: »Komm, Jalav, iß auch etwas. Es ist Nilno, wirklich köstlich. «