Выбрать главу

»Hört, was ich euch zu sagen habe«, sagte er mit klarer und weithin tragender Stimme. »Die Stadt Ranistard hat die Weiber vom Stamm der Hosta mit Freuden aufgenommen, doch haben diese Hosta die ihnen entgegengebrachte Freundschaft schlecht vergolten. Sie treiben sich nachts herum und verüben schamlose Überfälle. Diese Überfälle müssen sofort aufhören, sonst wird ihre Anführerin dafür nachhaltig bestraft werden. Wenn ihr nicht wollt, daß eure Anführerin inmitten der Stadt an den Armen aufgehängt und unbarmherzig ausgepeitscht wird, unterlaßt sofort alle Angriffe auf die Männer und verbringt die Nacht mit denen, die sich auch sonst um euch kümmern. Ich, Galiose, habe für den Hohen Senat von Ranistard gesprochen und werde es nicht wieder in dieser Angelegenheit tun!«

Ein Murren erhob sich unter meinen Kriegerinnen über das, was Galiose mir angedroht hatte. Die Männer versuchten, sie zu beschwichtigen, aber sie wollten sich nicht beschwichtigen lassen, und es entstand ein unruhiges Gedränge. Galiose runzelte mächtig die Stirn, aber hatte er die Unruhe nicht selber mit seiner Drohung verursacht?

Ich rief laut: »Die Hosta waren immer frei, das zu tun, was sie für richtig hielten. So soll es auch bleiben, solange sie leben.« Meine Hosta jubelten mir zu und lachten ihre Männer aus. Galioses Griff um meinen Arm verstärkte sich. »Tapfer gesprochen«, flüsterte er mir ins Ohr, »aber, wenn es dazu kommen sollte, wird die Peitsche unbarmherzig sein. Ich kann nur hoffen, daß du sie dann mit gleicher Tapferkeit erduldest.« Ich sah ihn ruhig an und entgegnete: »Wenn Mida es so will, soll es geschehen. Ich lebe nach dem Willen von Mida.« »Und ich nach dem Willen der Erhabenen Einzigkeit«, sagte Galiose und ließ meinen Arm los. »Vielleicht werden die beiden uns eines Tages einmal nach übereinstimmendem Willen lenken.« Dann wandte er sich an Telion und die anderen Männer, die um ihn herumstanden, und befahclass="underline" »Bringt Eure Weiber nach Hause, und kommt dann in den Palast. Es wurden Pläne vorbereitet, über die Ihr informiert werden sollt.« Die Männer nickten gehorsam, und bald waren meine Kriegerinnen und ich wieder getrennt und hatten keine Gelegenheit, uns weiter zu verständigen, obwohl Larid, Gimin und Fayan versuchten, sich mir zu nähern. Resolut wurden sie von ihren Männern fortgeführt. Belustigt sah ich, daß Fayan sich noch immer weigerte, die Gegenwart von Nidisar zur Kenntnis zu nehmen, worüber Nidisar äußerst wütend zu sein schien. Und obwohl Fayan etwas zu hinken schien, als ob sie Schmerzen habe, war sie so sehr eine Kriegerin der Hosta, daß sie diese Schmerzen bestimmt mißachten würde. Ich war stolz auf meine Kriegerin Fayan.

Sehr erfreut war ich darüber, feststellen zu können, daß Telions Behausung direkt neben der von Ceralt lag, wohin er Larid schaffte. Im Haus lachte Ceralt über die Haut, die die Kälte mir verursacht hatte, dann erklärte er mir, daß er wieder fortgehen müsse, aber so bald wie möglich zurück sein wolle, und ich mich im Haus aufhalten müsse. Ich war froh darüber, allein zu sein und Gelegenheit zu haben, darüber nachzudenken, wie die Hosta aus Ranistard fliehen konnten. Außerdem mußte ich an die Pläne denken, von denen Galiose gesprochen hatte. Befaßten die Männer sich mit dem gleichen Problem wie die Hosta? Daß sie den dritten Kristall suchten, wußte ich. Wußten sie aber auch, wo sie ihn suchen mußten?

Gedankenvoll ging ich die Stufen hinauf und legte mich in Ceralts Zimmer vor das Feuer. Meine Gedanken wurden nur durch Inala unterbrochen, die mir etwas zu essen brachte. So tief war ich in Gedanken versunken, daß ich nicht einmal mitbekam, wie Ceralt eintrat. Erst seine Umarmung weckte mich aus meiner Versunkenheit. Er war so begierig nach mir, daß er mich noch vor dem Feuer nahm. Nachdem er seine erste Lust gestillt hatte, gingen wir hinunter, um etwas zu essen. Danach warf er mich oben wieder aufs Bett und ließ mich nicht entkommen. So enorm war seine Begierde, daß sie fast noch immer nicht gestillt war, als der Morgen schon wieder anbrach. Im Morgengrauen sagte er, mich zärtlich küssend: »Die Erinnerung an diese Nacht muß lange vorhalten, denn es wird wohl eine Weile dauern, ehe ich wieder mit meinem Weib schlafen kann.«

»Wohin geht Ceralt?« fragte ich.

»Ich reite mit den anderen, um den dritten Kristall zu suchen«, murmelte er zwischen seinen Liebkosungen. »Wir haben von einem Ort gehört, an dem er sein könnte, und wollen so schnell wie möglich dorthin. Meine Jäger und ich werden die Krieger versorgen, und ihnen am Ziel beistehen, so gut wir können.« »Ich werde Ceralt begleiten«, sagte ich, »damit er sein Weib nicht zu entbehren braucht. Wohin werden wir reiten?«Ceralt kicherte und entgegnete amüsiert: »Jalav wird nicht mitreiten. Jalav wird zu Hause bleiben und brav ihre Buchstaben üben, damit sie Ceralt eine Freude macht, wenn er wieder heimkehrt. Dann wird meine Begierde auf dich unendlich sein, Weib, weshalb ich dir den guten Rat gebe: Ruhe dich in der Zwischenzeit gut aus, denn nachher wirst du keine Gelegenheit dazu finden!«

»Ich mache mir nicht viel aus Buchstaben und aus Ausruhen«, erwiderte ich bestimmt. »Ich will dich begleiten. Wohin reiten wir?«

»Du wirst mich nicht begleiten, mein Kind!« erklärte Ceralt mit der gleichen Bestimmtheit. Noch einmal preßte er seine Lippen auf die meinen, dann schloß er wieder das Halsband um meine Kehle. In ohnmächtigem Zorn wehrte ich mich, aber Ceralt lachte nur und zog mich wieder an sich. Noch einmal versorgte er sich mit einem Andenken an mich, dann stand er auf, zog sich an und sagte: »Du wirst so liegen bleiben, bis wir abgeritten sind, dann lasse ich dich wieder befreien, obwohl du es verdient hättest, so angekettet zu bleiben, bis ich zurückkomme. Galiose hat mir sein Wort gegeben, daß mit dir nichts passiert, bis ich zurückkomme, um zu sehen, was man gegen deine Dickköpfigkeit unternehmen kann, aber seine Geduld geht zur Neige. Benimm dich in meiner Abwesenheit, Jalav, sonst muß ich den Schlägen, die du bereits bekommen hast, noch etliche hinzufügen!«

Er streichelte mir die Wange, dann sagte er leise: »Aber besser hundert Demütigungen, als einmal die Peitsche. Nie wieder sollst du ausgepeitscht werden, solange ich lebe.« Er zögerte etwas, dann nahm er mein Amulett von seinem Hals und hängte es mir wieder um. Mir verschlug es die Sprache. Er küßte mich noch einmal, dann verließ er schnell das Zimmer. Ich lag auf dem Bett und hielt die Hand fest um das Amulett geschlossen. Mida lächelte wieder voller Gnade auf ihre Kriegerin herab, meine Seele war wieder in Sicherheit! Und doch war ich beunruhigt, daß Ceralt mir das Amulett gerade jetzt zurückgegeben hatte, denn dies konnte nur bedeuten, daß er fürchtete, möglicherweise nicht zurückzukehren. Dieser Gedanke verursachte mir große Schmerzen. Und dann hatte er sich geweigert, mir zu sagen, wohin sie ritten. Ich mußte mich und meine Kriegerinnen schnellstens befreien, um ihm zu Hilfe eilen zu können. Ich dankte Mida, daß sie mich bereits auf die Spur des dritten Kristalls gebracht hatte.

Mit diesen Gedanken schlief ich wieder ein. Ich wurde geweckt durch Inala, die mir lachend ein kleines Stück Metall zeigte und sagte: »Dieser Schlüssel wurde gerade gebracht. Ihr seid jetzt frei, aber nur innerhalb des Hauses. Verlassen dürft Ihr es nicht.«

»Nur Mida kann den Hosta etwas verbieten«, entgegnete ich, als ich aufstand und meine Stammeskleidung anzog. »Es stehen Wächter vor der Tür, die darauf achten, daß Ihr den Befehl befolgt«, sagte Inala. Ihre dunklen Augen waren voller Mitgefühl.

»Galiose tut alles, um meinen Zorn zu wecken«, brummte ich. »Ich würde ihm wirklich gerne einmal mit dem Schwert in der Hand gegenübertreten. Wie viele Wächter hat er aufstellen lassen?«

»Drei«, antwortete Inala. »Aber Ihr wollt doch nicht etwa... ?« »Das wird sich finden«, unterbrach ich sie. »Zunächst möchte ich mir die drei Abgesandten des Hohen Senats einmal ansehen. «

Die drei standen vor der Tür, jeder mit Schwert und Dolch bewaffnet, und jeder mit einem breiten Grinsen auf dem feisten Gesicht. Sie waren die größten Männer, die ich bis dahin gesehen hatte, größer noch als Ceralt, Telion oder Galiose. Es machte ihnen Spaß, mich zu beobachten, als ich verlangend ihre Waffen ansah, ohne in der Lage zu sein, mich ihrer zu bemächtigen.