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»Nun kommt schon«, sagte Phanisar ungeduldig. »Ihr habt nichts zu fürchten. Alle anderen Frauen vor euch haben es ohne Schaden überstanden, und ihr habt Angst?« Diese Frage weckte meinen Stolz, denn eine Anführerin der Hosta kennt keine Angst. Und wenn schon so viele meiner Kriegerinnen sich zuvor dieser gefährlichen Prozedur unterworfen hatten, dann blieb mir nichts anderes übrig, als es auch zu tun. Mit großem innerem Widerstreben trat ich vor und legte meinen Finger auf den Knopf, jedoch blieben die erwarteten Qualen aus. Nur ein leichtes Zittern ging durch meinen Körper, und ein Licht leuchtete am Gerät auf. »Besser als die anderen«, murmelte Phanisar, »aber noch unterhalb der erforderlichen Stärke. Laßt uns die andere versuchen. «

Fayan trat heran, durch mein Beispiel ermutigt, berührte sie den Knopf leicht. Sofort leuchtete ein helles Licht auf, und Phanisar stieß einen Schrei der Erleichterung aus. »Endlich haben wir unsere Senderin!« rief er.

Galiose eilte mit seinen Männern herbei und versuchte ihr umständlich ihre Wünsche zu erklären. Fayan sollte das Gerät nach ihren Anweisungen bedienen, und alle Wünsche würden ihr erfüllt werden. Nachdenklich sah sie Galiose an. »Verstehe ich Euch richtig«, fragte sie, »daß Ihr mich zwingen könnt, das Gerät zu bedienen, daß aber meine freiwillige Mitwirkung sehr viel besser wäre?«

»So ist es«, nickte Galiose, »und es wäre auch sehr viel klüger. Ich würde dir jeden einigermaßen vernünftigen Wunsch dafür erfüllen.«

»Würdet Ihr die Hosta freilassen?« fragte sie rasch, aber Galiose schüttelte entschieden den Kopf. »Nun gut«, sagte sie, »ich würde trotzdem freiwillig mitwirken, wenn Ihr mir meinen Ersatzwunsch erfüllt.« »Welchen?« fragte Galiose argwöhnisch.

»Ich möchte einen Sklaven geschenkt bekommen«, erklärte Fayan gelassen, »einen Sklaven, den ich mir selbst auswähle.« Langsam sah sie sich um, bis ihr Blick auf Nidisar haften blieb. Alle anderen Blicke im Raum wandten sich ihm zu. Es herrschte Totenstille, nur Nidisar stöhnte erschreckt auf. »Das ist doch albern!« protestierte er mit falschem Lachen. »Ich bin ein Jäger und ein freier Mann, und nicht ein Sklave, den man verschenken kann.«

Niemand antwortete ihm, und Nidisar wurde immer aufgeregter. Endlich ging Phanisar zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:»Denke einmal an den Dienst, mein Sohn, den du Ranistard erweisen würdest! Wir würden mit den Göttern selbst sprechen, und dein Opfer würde in alle Ewigkeit gewürdigt werden! Ist solch eine große Sache dein Opfer nicht wert?«

Nidisar sah ihn verwirrt an und stotterte: »A... aber...« Doch die Sache war bereits entschieden. Auf einen Wink von Galiose legten ihm zwei seiner Männer ein metallenes Halsband an.

Hundsmiserabel sah er mit seinem Halsband aus, und ich sagte zu ihm, um sein Elend noch zu vergrößern: »Es sieht so aus, Nidisar, als ob der Speer nun endgültig gegen dich gefallen ist. Aber darf ein Sklave aufrecht stehen, so, als sei er frei?«

»Er darf es nicht«, sagte Fayan, noch ehe Nidisar antworten konnte. »Auf die Knie mit dir, Sklave! Und dort bleibst du, bis dir etwas anderes befohlen wird!«

Nidisar, bleich vor Wut, kam diesem Befehl nicht nach, so daß zwei von Galioses Männer kamen und ihn in die Knie zwangen.

Fayan und ich lachten. »Schon sehr viel besser«, sagte ich.

»Meinst du, Fayan, daß er nicht eine Tracht Prügel bekommen sollte, damit er sich nicht vergißt und dir wegläuft?«

»Ein sehr guter Gedanke«, entgegnete Fayan. »Ich werde ihm so bald wie möglich diese Prügel verabreichen, denn ich möchte wirklich nicht, daß er mir wegläuft. Es gibt so manche Dinge, für die man einen Sklaven benötigt.«

Betroffen schloß Nidisar die Augen. Ich empfand Mitleid mit ihm, denn ich wußte wohl, wie streng Fayan sein konnte. Andererseits hatte er seine Strafe verdient, deshalb wandte ich mich wieder dem Gerät zu.

»Es wird bald alles bereit sein«, sagte Phanisar zu Galiose. »Ich warte nur auf die Mitteilung, daß Larid aus dem Palast geschafft wurde. Das Ganze wird für die anderen nicht zu schmerzvoll sein, aber ihr könnte es in ihrem Zustand schaden.«

Ich freute mich gerade darüber, zu hören, daß das Gerät keine Schmerzen verursachen würde, als ich von einem wilden Schmerz im Magen ergriffen wurde und laut aufstöhnte. »Jalav!« rief Ceralt erschreckt und eilte mir zur Hilfe, jedoch ließ der Schmerz schon wieder nach. Ceralt sah ängstlich Phanisar an, der aber den Kopf schüttelte und beruhigend sagte: »Es ist nur das Gegenmittel gegen den Dablabusch. In ein paar Stunden werden die Krämpfe vorbei sein, und dann kann sie Kinder gebären genau wie jede andere Frau. Ich habe ihr das Mittel in den Renth getan, und nun beginnt es zu wirken.« Ceralt schien sehr erleichtert und sah mich freudig an, aber ich hatte noch nicht verstanden und fragte Phanisar: »Ihr sagt, ich sei jetzt in der Lage, ein Kind zu gebären?« »Du wirst es bald sein«, erwiderte er. »Das Gegenmittel wird bald wirken.«

»Aber das darf nicht sein!« erklärte ich. »Ich bin die Anführerin der Hosta in der Schlacht, und die Anführerin darf kein Leben in sich tragen!«

»Das Problem ist leicht zu lösen«, sagte Ceralt, mich in den Arm nehmend. »Du bist keine Anführerin mehr, und bald wird auch Leben in dir sein, dafür werde ich sorgen.« Die Männer ringsherum lachten, so wie Männer immer einfältig lachen, was mich noch mehr erzürnte. Jalav war keine Sklavin, der man einfach einen anderen Willen aufzwang! Auch hier in Ranistard gab es Dablabüsche. Wenn die Schlacht mit den Silla begann, würde die Anführerin der Hosta kein Leben in sich tragen!

In diesem Moment trat ein Sklave ein, um zu melden, daß Larid weggebracht worden war. Alle versammelten sich ungeduldig um das Gerät. Phanisar legte Fayan ein Band um die Stirn, von dem ein dünnes Metallband zum Gerät führte. Fayan verzog keine Miene, und doch wußte ich, daß ihr das alles großen Mut abverlangte.

Als aber Phanisar das Gerät dann kurz berührte, wurde auch mir großer Mut abverlangt, denn ein kräftiges, schmerzhaftes Zittern durchfuhr mich, und die tiefe Dunkelheit überfiel mich wieder. Diesmal schien sie noch tiefer zu sein als damals. Die Kristalle winkten mir zu, lockten mich, zogen mich unwiderstehlich an. Meine rechte Hand umklammerte mein Amulett, die linke griff hilfesuchend nach Ceralt, der mich fest in seine Arme nahm und mich vor der fürchterlichen Dunkelheit schützte.

Phanisar erklärte Fayan sanft: »Und jetzt mußt du die Worte ›hallo, kommen‹ sagen, so oft, bis eine Antwort kommt.« Und Fayan sprach mit klarer und deutlicher Stimme die Worte »hallo, kommen«, und wiederholte sie immer und immer wieder. Lange Zeit herrschte atemlose Stille. Da, plötzlich, ertönte eine Stimme aus dem Nichts, und diese Stimme sagte: »Hallo, wer dort?«

Ein Raunen ging durch die Versammelten, und Phanisar antwortete mit heiserer Stimme: »Wir senden unsere ergebensten Grüße, Hohe Frau«, denn die Stimme war unzweifelhaft eine weibliche gewesen. »Wir suchen das Gehör der Götter, und möchten mit Euren Herren sprechen, falls es möglich ist.«

»Unsere Herren?« kam das Echo. »Von welcher Station ruft ihr? Und warum redet ihr so merkwürdig?« Phanisar blickte verwirrt drein. »Ich bitte um Verzeihung, Hohe Frau«, sagte er, »aber mir fehlt das Verständnis für Eure Worte. Was ist bitte eine Station?«

»Ich verstehe absolut nicht, was hier vorgeht«, murrte die Stimme ärgerlich, »aber ich werde es schon noch herausfinden. Erstmal werde ich euch orten – ah – da!« Die weibliche Stimme schwieg betroffen, dann sagte sie atemlos: »Ihr seid ja tatsächlich in Sektor V! Von dort haben wir seit der Rebellion nichts mehr gehört! Dann wurden also eure Kristalle gerettet! Hölle und Verdammnis, wird sich Mida freuen!« »Mida!« rief ich beglückt, und die Männer sahen sich tief schockiert an. Mida regierte also da, wo die Götter wohnten, und alles geschah nach ihrem Willen!

»Wir wissen nichts von einer Rebellion«, stieß Phanisar mit zornigem Blick hervor. »Die Kristalle wurden uns von Frauen gestohlen, und nun sind sie wieder in unseren Besitz gelangt, so daß wir wieder mit den Göttern reden können. Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht!«