Ich stand auf, als wäre ich erzürnt.
»Ja!« schluchzte sie. »Er eroberte mich. Verzeih mir, Herr. Ich bin nur eine Frau, eine schwache Sklavin!« Wie schön sie aussah! Wie glücklich kann sich dieser Jason aus Victoria schätzen, einen solchen Schatz erobert zu haben, dachte ich und lächelte vor mich hin.
»Ich liebe dich, Herr«, sagte das Mädchen vor mir, die ehemalige Miß Beverly Henderson von der Erde. »Ich liebe dich. Töte mich nicht!«
Die Dinge hatten sich nach Plan entwickelt. Dem Drang des Sprechenmüssens erliegend, wobei ich ihr genügend Zeit ließ, hatte sie mir ihre Liebe für Jason aus Victoria gestanden.
Ich tat, als wäre ich aufgebracht, und ließ den Gong neben mir ertönen. Sogleich kam Lola herein. Ich verließ die Thronplattform, fesselte und knebelte die entsetzte Sklavin und warf sie mir über die Schulter. Dann verließ ich das Haus meines Freundes. Das Mädchen auf meiner Schulter, das in Todesängsten schwebte, ahnte nicht, wohin ich sie brachte. Sie wußte nur, daß sie dem Willen ihres Sklavenherrn unterlag.
Die ehemalige Miß Henderson, die mir schon viel Ärger gemacht hatte, die aber andererseits ungemein schön war, lag auf meiner Schulter, gefesselt, geknebelt, von einer Augenbinde geblendet. In einer Ahn würde mir Lola folgen. Ich war sehr zufrieden.
19
Auf den goreanischen Straßen erweckte ich kaum Aufmerksamkeit. Es ist nicht ungewöhnlich, einen Mann zu sehen, der seine Sklavin über der Schulter trägt. Mein Ziel war das Haus, das ich mit Beverly vor einiger Zeit schon bewohnt hatte, als ich der Sklavin fälschlicherweise den Status und die Würde einer freien Frau verlieh. Mir gefiel das Haus, und da es meinen Bedürfnissen entsprach, hatte ich es mit einigen Goldstücken gekauft, einem winzigen Teil meiner Beute aus Policrates’ Festung. Natürlich waren dort nicht nur Frauen zu verteilen gewesen, sondern auch Reichtümer aller Art.
In der Tat, nach goreanischen Verhältnissen war ich ein reicher Mann. Ich hätte mir hundert Mädchen von der Sorte leisten können, wie ich sie gerade auf der Schulter trug. Aber ich wollte nur diese eine. Nur diese würde meine Bedürfnisse erfüllen können. Auf diese Sklavin, die ich vor langer Zeit schon auf der Erde gekannt hatte, war meine Wahl gefallen.
Das Haus, das seitlich von einem mauergeschützten Garten gesäumt ist, stand etwas zurückgesetzt an einem kleinen Hügel, in dessen Hang es hineingebaut war. Ich näherte mich ihm von der Seite. Auf dem steinernen Treppenabsatz, vor dem schweren Portal, blieb ich stehen. Ich spürte, wie sich das Mädchen angstvoll auf meiner Schulter wand. Sie wußte, wir hatten ein Ziel erreicht. Aber welches?
Ich ließ sie von der Schulter gleiten, packte sie an Schulter und Oberschenkel und hielt sie einen Augenblick hoch über den Kopf. Sie wimmerte. Sollte sie aus dieser Höhe in eine Grube voller Sleen geworfen werden oder gar in das kalte Wasser des Vosk? Aber dann setzte ich sie auf den Knien neben der Tür ab und öffnete das Schloß. So trug ich sie, einem alten goreanischen Zeremoniell entsprechend, mit den Füßen voran ins Haus – eine Sklavin, die zum erstenmal in das Heim ihres Herrn gebracht wird. Nicht zum erstenmal war dieses Mädchen hier, doch hatte sie zuvor als Miß Henderson hier gelebt, nicht aber als vollkommen unterworfene Sklavin. Ich legte Wert auf den Unterschied.
Das Mädchen schien ein wenig von ihrer Angst verloren zu haben. Sie wirkte zwar noch angespannt, doch hatte sie mitbekommen, daß sie über eine Schwelle getragen worden war und jetzt in einem Zimmer kniete. Sie konnte sich ausrechnen, daß sie mit dem Leben davonkommen würde, wenn sie nur ihrem Herrn gefiel. Und ich hatte keinen Zweifel, daß sie sich darum bemühen würde.
Ich lockerte die Sklavenhaube, ohne sie allerdings ganz abzunehmen, und zog ihr den Knebel aus dem Mund.
»Ich werde dir eine gute Sklavin sein, Herr«, sagte sie. »Du wirst mich nicht strafen müssen.« Schüchtern streckte sie die kleinen Hände aus und berührte meine Waden und Fußgelenke. Dann beugte sie sich vor und küßte mir die Füße. »Verzeih mir, wenn ich dir mißfallen habe, Herr!« sagte sie. »Ich bin deine Sklavin und liebe dich, Herr, ich liebe dich.« Langsam richtete sie sich auf, und ich sah ihre Lippen zittern. »Ich bin voll und ganz die deine, mein goreanischer Herr. Ich unterwerfe mich dir in allen Dingen.«
Ich löste die Hände von meinen Beinen und trat zurück.
Flehend streckte sie die Hände aus. »Herr!« rief sie. »Habe ich dich gekränkt?« Sie wirkte sehr klein in dem großen Zimmer. »Ich will versuchen, den Rest meiner erdgeborenen Zurückhaltung abzuwerfen und dir eine richtige goreanische Sklavin zu sein. Sei gnädig mit mir, Herr! Töte mich nicht!«
Ich wandte mich zur Wand und nahm einen offenen Sklavenkragen von einem Haken. Es war ein Standard-Eisenband, wie es auf Gor von vielen Mädchen getragen wird. Es würde sich gut machen am Hals des Mädchens.
»Bitte töte mich nicht, Herr!« wimmerte das Mädchen und streckte die Hände aus.
»Ein Kragen!« rief sie und berührte das Metall. »Ein Sklavenkragen.« Ihre Finger tasteten sich weiter, umfaßten meine Handgelenke. Inbrünstig küßte sie mir die Finger. »Du willst mir deinen Kragen umlegen, Herr! Oh, vielen Dank, Herr! Vielen Dank! Ich ersehne deinen Kragen! O bitte, Herr, leg mir deinen Kragen um! Ich gehöre dir!«
Es gefiel mir, die frühere Miß Henderson, die auf der Erde so hochmütig gewesen war, nackt vor mir knien zu sehen.
Grob schob ich ihren Kopf herum und legte ihr den Kragen um. An den Oberarmen zog ich sie hoch. Ihr Kopf hing nach hinten. Ich hatte ihr meinen Kragen gegeben. Sie trug meinen Sklavenkragen! In unbezwingbarer Freude schüttelte ich sie. Sie trug meinen Kragen!
»Herr?« japste sie erschrocken.
Am liebsten hätte ich losgebrüllt vor Freude.
»Ich danke meinem Herrn für seinen Kragen«, flüsterte sie. »Ich werde mich bemühen, seiner würdig zu sein.«
Ich betrachtete die vor mir kniende Sklavin, ergriff ihre Hände, hockte mich nieder und führte ihre kleinen Finger an mein Gesicht.
»Mein Herr hat seine Maske abgenommen!« rief sie überrascht. »Aber das hat ja nichts zu besagen, denn ich trage die Sklavenhaube.«
Ich gab ihre Hände frei und stellte mich vor sie hin. Lange Zeit musterte ich die ehemalige Miß Henderson, eine namenlose Sklavin zu meinen Füßen. Schließlich legte ich ihr die Hand unter das Kinn und bedeutete ihr aufzustehen.
»Herr?« fragte sie und gehorchte.
Ich begann die Schnüre der Sklavenhaube zu lösen.
»Willst du mir die Augenbinde abnehmen?« rief sie. »Aber mein Herr trägt keine Maske! Soll ich das Gesicht meines Herrn sehen dürfen?« flüsterte sie. Sie legte die Hand auf meine Finger, die sich um den Rand der gelockerten Sklavenhaube gelegt hatten.
Mit beiden Händen ergriff ich die Haube und schob sie ein Stück hoch. Noch konnte sie mich nicht sehen.
»Ich liebe dich, und ich bin deine Sklavin«, flüsterte sie.
Ich zog die Sklavenhaube zur Seite, legte ihr eine Hand in den Nacken und die andere fest auf den Mund. In den Augen, über meiner Hand stand ein wirrer, ungläubiger Ausdruck. Ich hielt sie einige Zeit fest, damit sie sich fassen und auf die Situation einstellen konnte. Als sie dann wieder etwas ruhiger atmete, ließ ich sie los und trat einen Schritt zurück. Verwirrung und Unsicherheit malten sich in ihrem Blick. Sie sagte nichts. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Sie konnte mit mir nichts anfangen.
»Du?« fragte sie schließlich. »Du bist mein goreanischer Herr? Du hast all diese Dinge mit mir getan?«
»Ja«, erwiderte ich.
»Es war deine Kraft, die mich zähmte, die mir die sklavische Unterwerfung abforderte?«
»Ja.«
»Ich bin unbekleidet«, sagte sie.
»Natürlich.« Am liebsten hätte sie sich wohl abgewandt und ihre Blöße bedeckt. Sie blieb aber dann doch stehen. Sie wußte noch immer nicht, wie sie sich verhalten sollte.