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Wieder wandte ich meine Aufmerksamkeit den Tänzerinnen zu. Sie bewegten sich anmutig und reizvoll. Man merkte kaum, daß sie Sklavinnen waren. Ihre Bewegungen waren hübsch anzuschauen und zurückhaltend, und dies entsprach meiner Absicht. Es sollte eine ruhige, gediegene Feier werden.

»Mehr, Herr?« fragte die Sklavin in dem blauen Gewand, die links hinter mir kniete.

»Ja.«

Mit einer Servierzange legte sie mir schmale Streifen gebratenes Boskfleisch und gebratene Sul auf den Teller.

»Genug, Mädchen«, sagte ich.

»Ja, Herr.«

Sieben Musiker spielten für die Tänzerinnen auf, ein Czehar-Spieler, der erste Musiker, zwei Kalikaspieler, drei Flötisten und ein Kaskaspieler. Tasdron hatte mir die Männer ausgeliehen; sie spielten normalerweise in seiner Taverne. In seiner Begleitung war außerdem das frühere Erdenmädchen Peggy, die bei ihm als Sklavin diente. Sie trug den Kragen und eine kurze weiße Tunika und hielt sich stets in seiner Nähe auf, um ihn zu bedienen. Mir fiel allerdings auf, daß sie kaum den Blick von dem mächtigen Callimachus zu wenden vermochte. Tasdron und ich hatten gemeinsam besprochen, daß sie bei der Feier anwesend sein sollte.

Die Musik endete mit einem lebhaften Wirbel, dann war der Tanz beendet. Wir klatschten Beifall. Die Mädchen waren gut gewesen. Mit gesenkten Köpfen standen sie vor uns. Lächelnd, von neu aufklingender Musik begleitet, eilten sie aus dem Saal in die Küche, wo ihr Herr auf sie wartete. Die Musiker spielten leise weiter.

»Ein hübsches Ding«, sagte Glyco und deutete auf die blaugekleidete Sklavin, die uns unterwürfig bediente. Errötend senkte sie den Kopf. »Wie heißt sie?«

»Ich habe ihr noch keinen Namen gegeben«, antwortete ich.

»Ich verstehe.«

»Ich möchte einen Trinkspruch ausbringen!« rief Aemilianus und erhob sich.

»Ein Trinkspruch!« riefen wir.

Shirley eilte herum und sorgte dafür, daß alle Kelche mit Wein gefüllt waren. Callimachus trank nur Wasser, ließ aber für diese Gelegenheit einen Schuß Wein hinzugießen. Übrigens wird auf Gor der Wein oft mit Wasser versetzt, in erster Linie wegen der starken Wirkung vieler goreanischer Sorten. Was ich heute abend anbot, hätte sich allerdings, in vernünftigen Mengen, unverwässert genießen lassen. Bei starken Weinen empfiehlt sich als Alternative zur Verwässerung die Verwendung sehr kleiner Gläser.

Die Musiker hörten auf zu spielen.

»Auf die Vosk-Liga!« rief Aemilianus, Kommandant der Schiffe aus Ar-Station.

»Auf die Vosk-Liga!« wiederholten wir inbrünstig.

Zwei der am Tisch Sitzenden waren Mitunterzeichner des Gründungsvertrages der Vosk-Liga, der gestern zur zehnten Ahn mit großem Pomp am Hafen von Victoria unter breiten Baldachinen geschlossen worden war. Glyco, der für Port Cos unterzeichnet hatte, und Tasdron, Administrator Victorias, der für die Stadt seine Unterschrift leistete. Alles in allem waren neunzehn Städte Mitglieder der Liga geworden – Turmus, Ven, Tetrapoli, Port Cos, Tafa, Victoria, Fina, Ragnars Siedlung, Hammerfest, Sulport, Sais, Siba, Jasmine, Kap Alfred, Jorts Fähre, Waldhafen, Iskander, Tancreds Furt und Weißwasser.

»Auf Ar-Station!« rief Callimachus und hielt seinen Kelch in Aemilianus’ Richtung.

»Auf Ar-Station!« antworteten wir.

»Ich bin euch allen für eure Großzügigkeit dankbar«, sagte Aemilianus. »Ich bedaure wirklich, daß mir nicht gestattet wurde, den Vertrag für Ar-Station mitzuunterzeichnen.« Seine Verbitterung in dieser Sache war uns bestens bekannt. Abgesandte aus Ar waren zwar bei der Vertragsunterzeichnung zugegen und beglückwünschten die Liga zu ihrer Gründung und Ausrichtung, doch hatten sie nicht zugelassen, daß Ar-Station an dem Verband teilnahm. Obwohl dies für Aemilianus und andere Männer aus Ar-Station, die mit uns gekämpft hatten, eine große Enttäuschung war, stellte die Entscheidung für die Menschen am Fluß im Grunde keine Überraschung dar. Ar hatte schon genug Schwierigkeiten mit der Salerianischen Konföderation im Osten, um am Vosk noch die Bildung einer neuen Liga willkommen zu heißen. Eine solche Liga konnte sich in der Tat nachteilig auf Ars Pläne am Vosk und im Vosk-Becken auswirken. Port Cos dagegen hatte solche Probleme nicht. Sie war eine unabhängige Stadt und völlig selbständig und konnte daher der neuen Allianz beitreten. Interessanterweise nahmen weder aus Cos noch aus der Salerianischen Konföderation Abgesandte an der Gründungsfeier teil. Anscheinend wollten sie abwarten, ob sich die Liga zu einer effektiven politischen Realität am Vosk entwickelte. Wenn es so kam, war dann für sie später noch Zeit genug, sich mit der Vosk-Liga zu befassen.

»Auf Port Cos!« rief Tasdron und hob seinen Kelch.

»Auf Port Cos!« riefen wir alle und tranken tief.

»Auf Victoria!« Glyco gab die Ehre zurück, die Tasdron seiner Stadt erwiesen hatte.

»Auf Victoria!« antworteten wir und tranken wieder ausgiebig. Als ich meinen Kelch absetzte, stellte ich zu meiner Verblüffung fest, daß ich Tränen in den Augen hatte.

»Was ist los?« fragte Callimachus lächelnd.

»Der Rauch von den Lampen«, sagte ich.

»Nein«, widersprach er lächelnd. »Es liegt daran, daß Victoria deine Stadt ist.«

»Aemilianus!« sagte ich mit heiserer Stimme, um die seltsamen Gefühle zu vertreiben, die mich beschlichen hatten.

»Ja?«

»Seit Tagen trage ich mich mit der Absicht, dir ein Geschenk zu machen, das ich eigens für dich aufgehoben habe.«

»Ach?«

Mein Blick fiel auf Shirley. »Zu ihm, Sklavin!« befahl ich.

Erstaunt stellte Shirley den Wein fort und kniete vor Aemilianus nieder.

»Ich habe sie Reginald fortgenommen, dem Kapitän der Tamira«, sagte ich.

»Das ist mir bekannt.«

»Gefällt sie dir?«

»Ja!« rief Aemilianus.

»Sie gehört dir!«

Sofort warf sich das Mädchen vor Aemilianus nieder. »Mein Herr!« sagte sie.

»Sei bedankt!« rief Aemilianus.

»Nichts Besonderes«, sagte ich. »Sie ist ja nur eine Sklavin.«

»Sie ist mindestens zehn Silber-Tarsk wert«, bemerkte Tasdron. Und das freute mich, denn Tasdron kannte sich mit den Preisen von Sklavinnen aus. Als Besitzer einer Paga-Taverne hatte er schon viele Mädchen gekauft und verkauft.

Am Tisch gab es Applaus für mich: Auf goreanische Art schlugen sich die Männer mit der Faust gegen die linke Schulter. Natürlich ist eines der schönsten Geschenke, das man einem Mann machen kann, eine schöne Frau.

»Ach sei so nett«, sagte ich, »sie weiter bedienen zu lassen. Du kannst sie dann heute abend mit nach Hause nehmen.«

»Gern«, sagte er grinsend und schickte das Mädchen in die Küche. Ihr folgte die hübsche kleine Sklavin in dem blauen Gazegewand. Zweifellos würden die beiden uns den nächsten Gang der Mahlzeit auftragen, den Nachtisch, dem dann schwarzer Wein und Liköre folgen würden.

»Setzen wir uns wieder«, sagte ich und gab den Musikern das Zeichen weiterzuspielen.

Ich wandte mich an Miles aus Vonda. »Was hast du für Pläne?« fragte ich.

»Ich werde nach Turmus reisen«, antwortete er, »wo ich noch Verbindungen habe. Ich werde dort einen Kredit vereinbaren und mit diesem Geld nach Vonda zurückkehren, um meinen niedergebrannten Hof wieder aufzubauen.«

Mein Blick fiel auf Florence, die dicht neben ihm kniete.

»Was ist mit dem Mädchen?« fragte ich.

»Ich werde sie auf meinen Besitzungen bei Vonda halten. Das wird keine Probleme machen. Sie ist ordentlich gebrandmarkt und trägt den Kragen.«

»Soll deine Sklavin in Victoria bleiben, während du in Turmus weilst?« fragte ich.