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Stattdessen erklang ein hohes, gackerndes Lachen, das Khadgar das Blut gefrieren ließ. Die Ränge der grünen Krieger teilten sich, und eine weitere Gestalt schlurfte vor. Sie war dünner und gebeugter als die anderen und trug eine Robe in der Farbe geronnenen Blutes. Die Farbe des Himmels aus Khadgars Vision. Die Gesichtszüge des Monsters waren ebenso grün und grotesk wie die der anderen, aber in seinen Augen leuchtete eine barbarische Intelligenz.

Es hielt eine Hand hoch. Dann nahm es einen Dolch und stach sich mit dessen Spitze in die Handfläche. Rötliches Blut sammelte sich in der klauenartigen Pranke.

Die Bestie in der Robe sprach ein Wort, das Khadgar noch nie zuvor gehört hatte, ein Wort, das in seinen Ohren schmerzte. Das Blut explodierte in Flammen.

»Mensch will spielen?«, fragte das robenbekleidete Monster. Es gelang ihm, grob die menschliche Sprache zu imitieren. »Will Zauberei spielen? Nothgrin kann spielen!«

»Geht jetzt!«, versuchte es Khadgar noch einmal. »Geht oder sterbt!«

Doch die Stimme des jungen Magiers schwankte nun, und die Gestalt in der Robe lachte nur. Khadgar studierte die Umgebung. Er suchte nach dem besten Ort, um wegzulaufen – und fragte sich, ob er eines der Schwerter der Wachleute packen konnte, die am Boden lagen. Und er fragte sich auch, ob Nothgrin ebenso bluffte, wie er, Khadgar, es getan hatte.

Nothgrin trat einen Schritt auf Khadgar zu, als zwei der Bestien zur Rechten des Zauberers plötzlich schrien und in Flammen aufgingen. Es geschah mit einer Plötzlichkeit, die jeden erschreckte, auch Khadgar. Nothgrin wirbelte zu den brennenden Ungeheuern herum und musste sehen, wie zwei weitere Monster sich ihnen anschlossen und wie trockener Zunder Feuer fingen. Auch sie brüllten, ihre Knie gaben nach, und sie stürzten zu Boden.

Wo gerade noch die Kreaturen gestanden hatten, erhob sich jetzt Medivh. Er schien aus sich selbst heraus zu leuchten und überstrahlte sogar das Feuer der brennenden Wagen und die Flammen der Leichen am Boden, als sauge er ihr Licht in sich auf. Er schien ruhig und entspannt. Er lachte die versammelten Kreaturen an, und es war ein wildes, brutales Lachen.

»Mein Schüler hat euch gesagt, ihr sollt gehen«, sagte Medivh. »Ihr hättet seinen Befehlen gehorchen sollen.«

Eine der Bestien stieß ein Brüllen aus, und der Meistermagier brachte sie mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen. Etwas Hartes und Unsichtbares traf das Monster mitten ins Gesicht, und es gab ein feuchtes Krachen, als sich sein Kopf vom Rumpf löste und nach hinten rollte. Er schlug nur wenige Augenblicke vor dem Torso auf dem Boden auf.

Die übrigen Kreaturen stolperten einen Schritt zurück, dann flohen sie alle in die Nacht. Nur der Anführer, der in eine Robe gekleidete Nothgrin, gab nicht nach, und seine übergroßen Kiefer standen vor Überraschung offen.

»Nothgrin kennt dich, Mensch«, zischte er. »Du bist der, der …«

Was auch immer die Kreatur sonst noch sagen wollte, ging in einem Schrei unter, als Medivh mit einer Hand gestikulierte und das Monster von einer gewaltigen Explosion von den Füßen gerissen wurde. Kreischend wurde es in die Luft geschleudert, bis schließlich seine Lungen unter dem Druck nachgaben. Überreste seines verbrannten Körpers schwebten wie schwarze Schneeflocken herab.

Khadgar sah Medivh an, und der Magus zeigte in einem selbstzufriedenen Grinsen die Zähne. Doch das Grinsen verschwand, als er in Khadgars aschfahles Gesicht blickte.

»Geht es dir gut, Junge?«, fragte er.

»Gut«, sagte Khadgar, doch er fühlte, wie das Gewicht der Erschöpfung über ihn hereinbrach. Er versuchte zu stehen, aber seine Beine gaben unter ihm nach, und er stürzte auf die Knie, sein Geist ermattet und leer.

Medivh war sofort zur Stelle und ließ eine Handfläche an der Stirn des Jungen vorbeigleiten. Khadgar versuchte, die Hand fortzustoßen, aber ihm fehlte die Kraft.

»Ruh dich aus«, sagte Medivh. »Finde deine Stärke wieder. Das Schlimmste ist vorüber.«

Khadgar nickte blinzelnd. Er blickte auf die Monster-Leichen, die um das Feuer verstreut lagen. Medivh hätte ihn in der Bibliothek mit der gleichen Leichtigkeit töten können. Was hatte ihn dort zurückgehalten? Hatte er Khadgar doch irgendwie erkannt? Hatte sich eine vage Erinnerung oder ein wenig Menschlichkeit in ihm geregt?

Der junge Magier bemühte sich zu sprechen. »Diese … Wesen.« Seine Zunge war schwer. »Was waren das für …?«

»Orks«, sagte der Magus. »Das waren Orks. Aber jetzt erst mal keine weiteren Fragen mehr.«

Im Osten wurde der Himmel heller. Im Süden ertönte der Ruf heller Hörner. Hufschlag näherte sich.

»Die Kavallerie«, seufzte Medivh. »Zu laut und zu spät, aber sag ihnen das nicht. Sie können sich um die geflüchteten Orks kümmern. Ruh dich jetzt aus.«

Die Patrouille donnerte ins Lager. Die Hälfte der Männer stieg ab, die andere ritt weiter die Straße entlang. Die Reiter begannen, die Leichen zu untersuchen. Ein Kommando wurde abgestellt, um die Opfer der Karawane zu begraben. Die wenigen toten Orks, die Medivh nicht hatte in Flammen aufgehen lassen, wurden eingesammelt und auf das Hauptfeuer geworfen. Ihre Kleidung verkohlte, ihr Fleisch verwandelte sich in Asche.

Khadgar hatte in seiner Benommenheit nicht mitbekommen, dass Medivh ihn verlassen hatte, aber dann kehrte der Magus mit dem Kommandanten der Patrouille zurück. Der Befehlshaber war ein stämmiger, älterer Mann mit wettergegerbtem Gesicht. Sein Bart war bereits stark ergraut, und nur ein dünner Haarkranz zog sich um seinen Kopf. Er war ein großer Mann, der in seiner Rüstung und dem weiten Umhang noch beeindruckender wirkte. Über einer Schulter konnte Khadgar ein riesiges Schwert erkennen, dessen Griff mit Juwelen besetzt war.

»Khadgar, dies ist Lord Anduin Lothar«, stellte Medivh vor. »Lothar, darf ich dir meinen Schüler vorstellen? Khadgar von den Kirin Tor.«

Khadgar wurde schwindelig. Er kannte diesen Namen. Lord Lothar. Der Champion des Königs. Jugendfreund von König Llane und auch von Medivh. Die Klinge auf seinem Rücken musste das Große Königliche Schwert sein, das Azeroth gegen seine Feinde verteidigte, und …

Hatte Medivh gerade gesagt, Khadgar sei sein Schüler?

Lothar ließ sich auf ein Knie herab, um dem jungen Mann direkt in die Augen zu blicken. Er lächelte ihn an. »Also hast du endlich einen Lehrling. Musstest zur Violetten Zitadelle gehen, um einen zu finden, was, Med?«

»Einen mit angemessenen Fähigkeiten, ja«, sagte Medivh.

»Und wenn sich unsere Wald- und-Wiesen-Zauberer jetzt vor Enttäuschung in den Allerwertesten beißen, umso besser, was? Oh, sieh mich nicht so an, Medivh. Was hat der hier getan, das jemanden wie dich beeindrucken konnte?«

»Ach, das Übliche«, sagte Medivh und bleckte seine Zähne in einem wilden Grinsen. »Meine Bibliothek organisiert. Einen Greif beim ersten Versuch gezähmt. Hat es allein mit einer Horde Orks aufgenommen. Und einem Hexer!«

Lothar ließ ein lautes Pfeifen vernehmen. »Er hat deine Bibliothek organisiert? Ich bin beeindruckt.« Ein Lächeln blitzte unter seinem ergrauenden Schnurrbart auf.

»Lord Lothar«, gelang es Khadgar schließlich herauszubringen, »Euer Geschick mit dem Schwert ist selbst in Dalaran berühmt.«

»Ruh dich aus, Junge«, sagte Lothar und legte eine große Hand auf die Schulter des jungen Magiers. »Wir schnappen uns den Rest dieser Kreaturen.«

Khadgar schüttelte den Kopf. »Das werdet ihr nicht. Nicht, wenn ihr auf der Straße bleibt.«

Der Champion des Königs blinzelte überrascht, und Khadgar war sich nicht sicher, ob dies wegen seiner Anmaßung oder wegen seiner Worte war.

»Der Junge hat Recht, fürchte ich«, sagte Medivh. »Die Orks sind in den Sumpf gelaufen. Sie scheinen den Schwarzen Morast besser zu kennen als wir, und das macht sie hier so effektiv. Wir bleiben auf den Straßen, und sie halten uns zum Narren.«

Lothar kratzte sich mit seiner schweren Pranke am Hinterkopf. »Vielleicht könnten wir ein paar Greife ausleihen, um Kundschafter auszusenden.«