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Garona sah sich um. »Wenigstens sind es nur Ork-Armeen«, sagte sie grimmig.

»Und das ist die gute Nachricht?« Seine Augen tränten vom Rauch, der über den Turm wehte.

»Ja, denn es befinden sich offenbar keine Dämonen in der Ork-Armee«, erwiderte sie. »Wenn Medivh bei ihnen wäre, würde es viel schlimmer aussehen. Vielleicht konnten wir ihn überreden, uns zu helfen.«

»Ich sehe Medivh aber auch nicht bei unseren Truppen«, sagte Khadgar und dachte für einen Moment nicht daran, mit wem er sprach. »Ist er tot? Konnte er fliehen?«

»Wie weit sind wir in der Zukunft?«, fragte Garona.

Hinter sich hörten sie verschiedene Stimmen. Die beiden drehten sich um und erkannten, dass sie vor den königlichen Audienzräumen standen, die während des Angriffs als Planungszentrum dienten. Ein kleines Modell der Stadt stand auf dem Tisch, und man hatte Spielzeugsoldaten, die wie Menschen und Orks aussahen, um es herum verteilt. König Llane und seine Berater saßen am Tisch und brüteten über dem Schlachtengemälde, während ständig neue Berichte eintrafen.

»Die Mauer im Handelsdistrikt wurde durchbrochen.«

»Weitere Brände in der Unterstadt!«

»Streitkräfte sammeln sich wieder am Haupttor. Sehen wie Zauberer aus.«

Khadgar bemerkte, dass all die früheren Höflinge von grimmig blickenden Männern in blauen Uniformen ersetzt worden waren. Lothar war nicht am Tisch zu sehen, aber Khadgar hoffte, dass er sich an der Front aufhielt und den Krieg zum Feind trug.

Llane agierte mit einer Sicherheit, als würde die Stadt jeden Tag angegriffen. »Das vierte und fünfte Regiment soll die Mauer verstärken. Die Miliz soll Eimerketten bilden. Nehmt das Wasser aus den öffentlichen Bädern. Und wir brauchen zwei Einheiten Speerwerfer am Haupttor. Wenn die Orks angreifen, sollen sie zuschlagen. Dann werden sie den Angriff abbrechen müssen. Zwei Magier sollen sich aus der Straße der Goldschmiede zurückziehen. Sind sie dort fertig?«

»Der Angriff wurde abgewehrt«, war die Antwort. »Die Magier sind erschöpft.«

Llane nickte und sagte: »Dann sollen sie sich für eine Stunde ausruhen. Holt stattdessen die jüngeren Magier aus der Akademie. Schickt doppelt so viele, aber sagt ihnen, sie sollen vorsichtig sein. Borton, Eure Kräfte sollen sich an der Ostmauer sammeln. Dort würde ich als nächstes angreifen, wenn ich unser Feind wäre.«

Llane versah jeden Kommandanten mit einer Aufgabe. Es gab keinen Streit, keine Diskussionen und keine Vorschläge. Jeder Krieger nickte und ging. Schließlich blieben nur König Llane und das kleine Modell einer Stadt zurück, die vor seinem Fenster in Flammen aufging.

Der König beugte sich vor und stützte die Hände auf den Tisch. Sein Gesicht wirkte erschöpft und war alt geworden. Er sah auf und sagte: »Du kannst mir jetzt berichten.«

Die Vorhänge glitten zur Seite, als Garona vortrat. Die Halb-Ork neben Khadgar stieß einen überraschten Laut aus.

Die zukünftige Garona trug ihre übliche schwarze Hose und ebenfalls schwarze Seidenbluse, jedoch auch einen Umhang mit dem Löwenkopf von Azeroth. Ihr Blick flackerte wild. Die gegenwärtige Garona ergriff Khadgars Arm. Er spürte, wie sich ihre Nägel in sein Fleisch gruben.

»Schlechte Nachrichten, Sire«, sagte Garona und trat an den Tisch des Königs. »Die verschiedenen Clans arbeiten bei diesem Angriff zusammen und sammeln sich unter Blackhand, dem Zerstörer. Sie werden einander nicht hintergehen, bis Stormwind gefallen ist. Gul’dan bringt seine Magier nachts hierher. Bis dahin wird der Blackrock-Clan versuchen, die Ostmauer zu überwinden.« Khadgar bemerkte das Zittern in der Stimme der Halb-Ork.

Llane seufzte tief und sagte: »Das habe ich erwartet und Gegenmaßnahmen ergriffen. Wir werden diesen Angriff wie alle anderen davor zurückschlagen. Und wir werden aushalten, bis die Verstärkung eintrifft. So lange entschlossene Männer auf den Mauern stehen und auf dem Thron sitzen, wird Stormwind nicht fallen.«

Die zukünftige Garona nickte, und Khadgar sah, dass sich Tränen in ihren Augenwinkeln gesammelt hatten. »Die Ork-Anführer stimmen Eurer Einschätzung zu«, sagte sie, und ihre Hand griff unter die schwarze Bluse.

Khadgar und die reale Garona schrien gleichzeitig auf, als die zukünftige Garona den langen Dolch herauszog und dem König in die linke Brustseite stieß. Sie bewegte sich mit einer Schnelligkeit und Eleganz, auf die König Llane nur mit einem verwirrten Gesichtsausdruck reagierte. Seine Augen wurden groß, und einen Moment lang wurde er von der Klinge noch aufrecht gehalten.

»Die Ork-Anführer stimmen Eurer Einschätzung zu«, sagte sie noch einmal, und die Tränen liefen jetzt ungehemmt über ihr breites Gesicht. »Und haben einen Killer angesetzt, um den entschlossenen Mann vom Thron zu entfernen. Jemanden, den Ihr nahe an Euch heranlassen würdet. Jemanden, den Ihr allein treffen würdet.«

Llane, der König von Azeroth, der Herr von Stormwind, der Verbündete von Kriegern und Zauberern, sank zu Boden.

»Es tut mir Leid«, sagte Garona.

»Nein!«, schrie die gegenwärtige Garona, als sie selbst zu Boden fiel. Plötzlich standen sie wieder in dem falschen Speisesaal. Die Trümmer von Stormwind waren verschwunden und mit ihnen die Leiche des Königs. Die Tränen der Halb-Ork fanden sich jetzt in den Augen der echten Garona.

»Ich werde ihn umbringen«, sagte sie leise. »Ich werde ihn umbringen. Er hat mich gut behandelt und zugehört, wenn ich gesprochen habe, und ich werde ihn töten. Nein!«

Khadgar kniete neben ihr nieder. »Schon gut. Das muss so nicht kommen. Vielleicht passiert es nie. Es war eine Vision.«

»Es ist wahr«, sagte sie. »Ich sah es und wusste, dass es stimmt.«

Khadgar schwieg für einen Moment und dachte an seine eigene Vision, in der er Garonas Volk unter einem blutroten Himmel bekämpft hatte. Er hatte ebenfalls gewusst, dass es die Wahrheit war, als er es schaute. »Wir müssen gehen«, sagte er, aber Garona schüttelte nur den Kopf. »Nach all dem dachte ich, ich hätte einen Ort gefunden, an dem es besser ist als bei den Orks. Aber jetzt weiß ich, dass ich all das vernichten werde.«

Khadgar warf einen Blick auf die Treppe. Er wusste nicht, wie sich Lothars Männer gegen die Dämonen schlugen oder was am Boden des unterirdischen Turms auf ihn wartete. Er presste die Lippen zusammen und holte tief Luft.

Dann schlug er Garona hart ins Gesicht.

Seine Handfläche blutete, weil er einen Fangzahn gestreift hatte, aber Garona reagierte sofort. Ihre tränenden Augen weiteten sich, und die Wut legte sich wie eine Maske über ihr Gesicht.

»Du Narr!«, brüllte sie und stieß Khadgar nach hinten. »Tu das nie wieder! Hörst du! Beim nächsten Mal werde ich dich umbringen!«

Khadgar lag auf dem Rücken, die Halb-Ork kauerte über ihm. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass sie den Dolch gezogen hatte, aber ihre Klinge drückte jetzt gegen seinen Hals.

»Das kannst du nicht«, sagte er mit einem schwachen Lächeln. »Ich hatte meine eigene Vision über die Zukunft. Ich glaube auch, dass sie wahr ist. Wenn das stimmt, kannst du mich nicht töten. Das Gleiche gilt auch für dich.«

Garona blinzelte und lehnte sich zurück. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle. »Wenn ich den König töte …«

»… heißt das, dass du lebendig hier heraus kommst«, sagte Khadgar. »Und ich auch.«

»Und wenn wir uns irren?«, fragte Garona. »Wenn die Vision eine Lüge ist?«

Khadgar kam auf die Beine. »Dann stirbst du in dem Wissen, dass du nicht – niemals! – den König von Azeroth töten wirst.«

Garona blieb einen Moment sitzen und wog die Möglichkeiten gegeneinander ab. Schließlich sagte sie: »Hilf mir hoch. Wir müssen weiter.«

Sie stiegen weiter nach unten, durchliefen das Spiegelbild der Turmstockwerke. Schließlich erreichten sie die Etage, in der sich Medivhs Observatorium und sein Arbeitszimmer hätten befinden sollen. Stattdessen endeten die Stufen jedoch auf einer roten Ebene. Sie schien aus dunklen reflektierenden Stücken hervorzufließen und aus Feuer zu bestehen. Khadgar sprang instinktiv zurück, aber der Boden wirkte fest, und die Hitze war zwar stark, aber nicht mörderisch.