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»Ja und keine guten«, sagte Tammis schwer, während er kalte Kartoffelsuppe in den Mund schaufelte. Er schluckte hinunter und fuhr fort: »Der Ork stirbt. Er nimmt nichts an, womit Blackmoore ihn füttert.«

Clannia seufzte und griff nach ihrem Stoff. Die Nadel bewegte sich vor und zurück, nähte ein neues Kleid für Taretha. »Das ist nur richtig«, sagte sie leise. »Blackmoore hätte so etwas nie nach Durnholde bringen dürfen. Schlimm genug, dass die Großen den ganzen Tag brüllen. Ich kann es kaum erwarten, dass die Internierungslager fertig werden und sie nicht mehr Durnholdes Problem sind.« Sie schüttelte sich.

Taretha sah ruhig zu. Die Augen der Kleinen waren weit geöffnet. Sie hatte Gerüchte über einen Ork-Säugling aufgeschnappt, aber jetzt hörte sie zum ersten Mal ihre Eltern darüber sprechen. Ihr junges Gehirn arbeitete angestrengt. Orks waren unheimlich groß und angsteinflößend mit ihren scharfen Zähnen, ihrer grüner Haut und ihren tiefen Stimmen. Sie hatte nur Blicke auf sie erhascht, aber viele Geschichten gehört. Ein Baby konnte aber nicht groß und unheimlich sein. Sie warf einen Blick auf ihren kleinen Bruder. Im gleichen Moment zuckte Faralyn, öffnete seinen kleinen Mund und posaunte mit schrillem Geplärre seinen Hunger hinaus.

Clannia erhob sich mit einer eleganten Bewegung, legte ihre Näharbeit zur Seite, nahm ihren Sohn auf, entblößte eine ihrer Brüste und ließ ihn saugen »Taretha«, schimpfte sie dann, »du solltest schlafen.«

»Das habe ich.« Taretha stand auf und lief zu ihrem Vater. »Ich habe Pa kommen hören.«

Tammis lächelte müde und erlaubte es Taretha, auf seinen Schoß zu klettern. »Sie kann ohnehin erst schlafen, wenn Faralyn fertig ist«, wandte er sich an Clannia. »Lass mich sie eine Weile halten. Ich sehe sie so selten, und sie wächst schnell wie eine Weide.« Er kniff sie sanft in die Wange, und sie kicherte.

»Wenn der Ork stirbt, werden wir das alle bereuen«, fuhr er dann fort.

Taretha zögerte. Zu offensichtlich schien ihr die Lösung. Doch schließlich sagte sie: »Pa, wenn es ein Baby ist, warum wollt ihr es dann mit Fleisch futtern?«

Beide Erwachsene sahen sie überrascht an. »Was hast du da gesagt, Kleines?«, fragte Tammis spürbar nervös.

Taretha wies auf ihren trinkenden Bruder. »Babys wollen Milch – so wie Faralyn. Wenn die Mutter des Ork-Babys tot ist, kann es ihre Milch nicht trinken.«

Tammis starrte sie weiterhin an, dabei huschte ein leichtes Lächeln über sein müdes Gesicht. »Aus dem Mund eines Kindes«, flüsterte er und umarmte seine Tochter so kräftig, dass sie sich herauszuwinden versuchte.

»Tammis …« Clannias Stimme wai angespannt.

»Meine Liebste …« Er hielt Taretha in einem Arm und streckte den anderen über den Tisch nach seiner Frau aus. »Tari hat Recht. Auch wenn die Orks Barbaren sind, so säugen sie doch ihre Jungen, genau wie wir es tun. Wahrscheinlich ist der junge Ork erst wenige Monate alt. Kein Wunder, dass er kein Fleisch essen kann. Er hat ja noch keine Zähne.« Er zögerte, aber Clannias Gesicht wurde bleich, als ahnte sie bereits, was er sagen wollte.

»Du kannst mich … du bittest mich nicht wirklich …?«

»Denk daran, was das für unsere Familie bedeutet!«, rief Tammis aus. »Ich diene Blackmoore seit zehn Jahren. Ich habe ihn noch nie so unleidlich erlebt. Wenn dieser Ork dank uns überlebt, wird es uns nie wieder an etwas mangeln.«

»Ich … ich kann das nicht!«, stotterte Clannia.

»Kann was nicht?«, fragte Taretha, was aber beide ignorierten.

»Bitte«, bat Tammis. »Es muss nicht für lange sein.«

»Es sind Monster, Tarn!«, schrie Clannia. »Monster und du … du willst mich …« Sie bedeckte ihr Gesicht mit einer Hand und begann zu schluchzen. Das Baby trank ungerührt weiter.

»Pa, wieso weint Ma?«, fragte Taretha besorgt.

»Ich weine nicht«, sagte Clannia mit belegter Stimme. Sie wischte sich ihr feuchtes Gesicht ab und zwang sich zu einem Lächeln. »Siehst du, Liebling? Alles ist gut.« Sie sah Tammis an und schluckte. »Dein Pa hat da nur etwas, das ich wohl tun muss, mehr nicht.«

Als Blackmoore erfuhr, dass die Frau seines Leibdieners beschlossen hatte, das sterbende Ork-Baby zu säugen, überschüttete er die Foxton-Familie mit Geschenken. Teure Stoffe, frisches Obst, das beste Fleisch und feine Bienenwachskerzen – all das tauchte regelmäßig an der Tür des kleinen Zimmers auf, das der Familie als Heim diente. Schon bald tauschten sie das Zimmer gegen ein anderes und dann gegen noch größere Quartiere. Tammis Foxton erhielt sein eigenes Pferd, eine schöne Stute, die er Ladyfire nannte. Clannia, die jetzt Mistress Foxton hieß, musste nicht länger in der Küche arbeiten, sondern verbrachte ihre gesamte Zeit mit ihren Kindern und achtete auf die Bedürfnisse von dem, den Blackmoore als sein »Spezialprojekt« bezeichnete. Taretha trug feine Kleidung und bekam sogar einen Tutor, einen nervösen, freundlichen Mann namens Jaramin Skisson. Er brachte ihr Lesen und Schreiben bei wie einer Lady.

Aber sie durfte nie über das kleine Wesen sprechen, das für das nächste Jahr bei ihnen lebte und das, nachdem Faralyn an einem Fieber gestorben war, zum einzigen Baby im Foxton-Haushalt wurde. Als Thrall dann gelernt hatte, eine widerliche Mischung aus Blut, Kuhmilch und Porridge mit seinen eigenen kleinen Händen zu essen, tauchten drei bewaffnete Wachen auf und entrissen ihn Tarethas Armen. Sie weinte und protestierte, bekam jedoch nur einen brutalen Schlag als Antwort auf ihr Flehen.

Ihr Vater hielt sie fest und beruhigte sie. Er küsste ihre bleiche Wange, auf der sich der rote Abdruck einer Hand abzeichnete. Nach einer Weile wurde sie still, und wie es von einem artigen Kind erwartet wurde, stimmte sie zu, Thrall nur noch beiläufig zu erwähnen.

Aber sie schwor, dieses seltsame Wesen, das beinahe wie ein Bruder für sie gewesen war, niemals zu vergessen.

Niemals.

»Nein, nein, so!« Jaramin Skisson trat neben seinen Schüler. »Halte ihn so, mit deinen Fingern hier … und hier. Ah, so ist es besser. Nun mache eine Bewegung … wie eine Schlange.«

»Was ist eine Schlange?«, fragte Thrall. Er war erst sechs Jahre alt, aber schon fast so groß wie sein Lehrer. Seinen dicken, ungeschickten Fingern fiel es nicht leicht, den dünnen Griffel zu halten, und die Tontafel rutschte ihm immer wieder aus den Händen. Trotzdem war er entschlossen, den Buchstaben zu meistern, den Jaramin »S« nannte.

Jaramin blinzelte hinter seiner großen Brille. »Oh, natürlich«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Thrall. »Eine Schlange ist ein Reptil ohne Beine. Sie sieht wie dieser Buchstabe aus.«

Thralls Gesicht erhellte sich. »Wie ein Wurm«, sagte er. Er naschte häufig diese kleinen Tierchen, wenn sie den Weg in seine Zelle fanden.

»Ja, sie erinnert an einen Wurm. Versuch es noch einmal, aber jetzt allein.« Thrall streckte seine Zunge heraus, um sich besser konzentrieren zu können. Ein zittriger Umriss erschien auf der Tontafel, aber er wusste, dass man ein »S« erkennen konnte. Stolz reichte er Jaramin die Tafel.

»Sehr gut, Thrall! Ich glaube, wir sollten jetzt mit den Zahlen beginnen«, sagte der Lehrer.

»Aber zuerst sollten wir das Kämpfen lernen, richtig, Thrall?« Thrall sah auf und entdeckte seinen schlanken Herrn, Leutnant Blackmoore, im Türrahmen. Er trat ein. Thrall hörte, wie das Schloss auf der anderen Seite der Tür einrastete. Er hatte nie versucht zu fliehen, aber die Wachen schienen das von ihm zu erwarten.

Sofort kniete Thrall nieder, so wie Blackmoore es ihm beigebracht hatte. Eine freundliche Berührung seines Kopfes sagte ihm, dass er sich wieder erheben durfte. Er kam auf die Beine und fühlte sich plötzlich noch größer und ungeschickter als sonst. Er betrachtete Blackmoores Stiefelspitzen und erwartete die Anweisungen seines Herrn.