Выбрать главу

»Gerechtigkeit war mein Ziel«, sagte Thrall. »Und ihr wurde Genüge getan – und wird Genüge getan werden!«

»Habe ich dein Wort, das niemandem ein Leid geschieht?«

»Ihr habt es«, sagte Thrall und hob den Kopf, um seine Leute anzublicken. »Wenn Eure Männer keinen Widerstand leisten, werden sie diesen Ort als freie Menschen verlassen.«

Als Antwort warf Sergeant seine Waffe auf die schlammige Erde. Es folgte Schweigen, dann machten die anderen Bewaffneten es ihm nach. Der Kampf war vorbei.

Als alle, Menschen und Orks, die Festung sicher verlassen hatten, rief Thrall den Geist der Erde an.

Dieser Ort diente keinen guten Zielen. Er beherbergte Gefangene, die nichts Böses getan hatten, und ließ das Böse zu einer schrecklichen Macht aufsteigen. Lass ihn fallen. Lass ihn fallen.

Thrall breitete die Arme aus und begann rhythmisch auf die Erde zu stampfen. Er schloss die Augen und erinnerte sich an seine kleine Zelle, Blackmoores Folter sowie an den Hass und die Verachtung in den Augen der Männer, mit denen er trainiert hatte. Die Erinnerungen waren erschreckend schmerzhaft, als er sie durchwanderte, und für einen Augenblick noch einmal durchlebte. Dann ließ er sie los.

Lass ihn fallen. Lass ihn fallen.

Die Erde grollte zum letzten Mal in dieser Schlacht. Der Lärm war ohrenbetäubend, als die mächtigen Steingebäude zermalmt wurden. Die Erde wallte auf, und es war, als verschlinge sie die Festung. Durnholde fiel und damit alles, gegen das Thrall gekämpft hatte. Als die Erde wieder still wurde, war von der mächtigen Festung nur noch ein Haufen Geröll und zerbrochenes Gehölz übrig. Lauter Beifall erhob sich aus der Menge der Orks. Die Menschen, hager und verstört, starrten nur.

Irgendwo in diesem Haufen lag die Leiche von Aedelas Blackmoore. »Es wird lange dauern, bis er auch in deinem Herzen begraben sein wird«, erklang eine Stimme an seiner Seite. Thrall wandte sich Drek’Thar zu.

»Du bist weise, Drek’Thar«, sagte Thrall. »Vielleicht zu weise.«

»War es gut, ihn zu töten?«

Thrall dachte nach, bevor er antwortete. »Es musste getan werden«, sagte er. »Blackmoore war Gift, nicht nur für mich, sondern auch für so viele andere.« Er zögerte. »Bevor ich ihn tötete, sagte er … er sagte, er sei stolz auf mich. Ich sei, was er aus mir gemacht habe. Drek’Thar, dieser Gedanke entsetzt mich.«

»Natürlich bist du, was Blackmoore aus dir gemacht hat«, entgegnete Drek’Thar und überraschte Thrall für einen Augenblick mit dieser grausamen Antwort. Sanft berührte er dann Thralls mit Eisenplatten bewehrten Arm. »Und du bist, was Taretha aus dir gemacht hat. Und Sergeant und Hellscream und Doomhammer und ich und Snowsong. Du bist, was jede Schlacht aus dir gemacht hat, und du bist, was du selbst aus dir gemacht hast … der Herr der Clans.« Er verbeugte sich vor Thrall, dann drehte er sich um und schritt, von seinem kleinen Diener Palkar geführt, davon. Thrall sah ihm nach. Er hoffte, er würde eines Tages so weise sein wie Drek’Thar.

Hellscream näherte sich. »Die Menschen haben Proviant und Wasser erhalten, mein Kriegshäuptling. Unsere Kundschafter melden, dass die menschliche Verstärkung bald ankommen wird. Wir sollten verschwinden.«

»Einen Augenblick noch. Es gibt noch etwas, das Ihr für mich tun müsst.« Er streckte Hellscream eine geschlossene Faust entgegen, dann öffnete er sie. Eine silberne Halskette mit einem Anhänger in Form einer Mondsichel fiel in Hellscreams ausgestreckte Hand. »Findet die Menschen, die sich die Foxtons nennen. Es ist wahrscheinlich, dass sie erst jetzt von dem Mord an ihrer Tochter erfahren haben. Gebt ihnen dies und sagt ihnen … sagt ihnen, dass ich mit ihnen trauere.«

Hellscream verbeugte sich und ging, um Thralls Wunsch zu erfüllen. Thrall atmete tief ein. Hinter ihm lag seine Vergangenheit, die Ruine, die einst Durnholde gewesen war. Vor ihm lag die Zukunft, eine grüne See. Sein Volk wartete hoffnungsvoll.

»Heute«, rief er und hob seine Stimme, damit alle ihn hören konnten, »heute hat unser Volk einen großen Sieg errungen. Wir haben die mächtige Festung Durnholde zu Fall gebracht und ihren Griff um die Lager gebrochen. Aber wir können noch nicht ruhen. Wir können noch nicht behaupten, dass wir diesen Krieg gewonnen haben. Noch leiden viele unserer Brüder und Schwestern in Gefängnissen, doch wir wissen, dass sie bald frei sein werden. Sie werden wie ihr erfahren, was es bedeutet, ein Ork zu sein, die Leidenschaft und die Kraft unseres stolzen Volkes zu besitzen.

Wir sind unbesiegbar. Wir werden triumphieren, denn unsere Sache ist gerecht. Lasst uns gehen und die Lager finden und ihre Mauern zerschmettern und unser Volk befreien!«

Großer Beifall erhob sich, und Thrall blickte in Tausende stolzer, schöner Ork-Gesichter. Ihre Münder waren aufgerissen, ihre Fäuste winkten, und jeder Muskel ihrer mächtigen Körper kündete von Freude und Begeisterung. Er erinnerte sich an die trägen Kreaturen in den Lagern und fühlte einen Stich fast schmerzhafter Freude, als er sich erlaubte zu erkennen, dass er es war, der sie zu diesen neuen Höhen geführt hatte. Der Gedanke machte ihn demütig.

Ein tiefer Frieden ergriff ihn, als er zusah, wie seine Leute seinen Namen riefen. Nach so vielen Jahren der Suche wusste er endlich, wo sein wahres Schicksal lag, wusste tief in seinem Herzen, wer er war:

Thrall, Sohn des Durotan … Kriegshäuptling der Horde.

Er war nach Hause gekommen.

Über die Autorin

Die preisgekrönte Autorin Christie Golden hat achtzehn Romane und sechzehn Kurzgeschichten in den Bereichen Science Fiction, Fantasy und Horror geschrieben. Sie begann die TSR Ravenloft-Reihe 1991 mit ihrem ersten Roman, dem überaus erfolgreichen Vampire of the Mists [Schloss der Vampire], der den Vampirelfen Jander Sonnenstern einführte. Golden setzte Vampire mit Dance of the Dead [Reigen der Toten] und The Enemy Within fort.

Golden hat sechs Romane zu der Serie Star Trek: Voyager geschrieben, darunter die beliebte Dark Matters-Trilogie und war an drei weiteren Star Trek-Projekten beteiligt. Ihre letzte Trek-Geschichte war ein spezieller Nachtrag zu der Romanadaption der letzten Voyager-Episode Endgame [Endspiel], in der sie die Charaktere in neue Richtungen führt. Golden wird weiterhin Voyager-Romane schreiben, obwohl die TV-Serie inzwischen eingestellt wurde, und sie freut sich, die kreative Freiheit zu erforschen, die ihr diese neue Situation bietet. Obwohl sie am ehesten durch ihre Arbeiten für verschiedene Serien bekannt ist, hat Golden auch zwei eigenständige Fantasy-Romane geschrieben, Kings Man & Thief und Instrument of Fate, der es 1996 in die Vorausscheidung des Nebula-Awards schaffte. Unter dem Pseudonym Jadrien Bell schrieb sie einen historischen Fantasy-Thriller namens A. D. 999, der 1999 den Colorado Author’s League Top Hand Award für den besten Genre-Roman gewann. Golden lebt in Denver, Colorado, mit ihrem Ehemann, einem Porträtmaler, zwei Katzen und einem Schäferhund.

Interessierte Leser sollten ihre Website www.christiegolden.com besuchen.