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Als ich mir diese vernünftige Erklärung für meine Anwesenheit auf diesem vergammelten Flugplatz zurechtgelegt hatte, waren wir vor der Offiziersmesse angekommen. Mein Gastgeber stellte den Wagen vor der Tür ab, und wir kletterten heraus. Über dem Eingang brannte eine Lampe, die den Nebel verscheuchte und das geschnitzte abblätternde Emblem der Royal Air Force über der Schwelle beleuchtete. Auf der einen Seite der Tür war ein Schild mit der Aufschrift» Offiziersmesse «an die Mauer geschraubt.

Wir gingen hinein. Die Eingangshalle war sehr geräumig, aber offenbar in der Vorkriegszeit erbaut, als Metallrahmenfenster und Lieferanteneingänge modern waren. Typisch ein Bau, der» schon bessere Tage gesehen «hatte. Jetzt bestand das Mobiliar des Vestibüls aus zwei rissigen Ledersesseln anstatt der zwanzig, die darin Platz gehabt hätten. Die Garderobe auf der rechten Seite enthielt einen langen leeren Kleiderrechen für nicht vorhandene Mäntel. Mein Begleiter, der sich mir als Oberleutnant Marks vorstellte, schälte sich aus der Schaffelljacke und warf sie auf einen der Sessel. Marks trug eine Uniformhose, aber dazu anstatt des Jacketts einen groben blauen Pullover. Es mußte trübselig sein, am Weihnachtsabend in einem solchen Schuppen Dienst tun zu müssen.

Er teilte mir mit, daß er stellvertretender Depotleiter sei und daß der Kommandant, Geschwaderführer im Majorsrang, sich auf Weihnachtsurlaub befinde. Außer ihm und dem Kommandanten hatte der Flugplatz einen Sergeanten und drei Unteroffiziere aufzuweisen, von denen einer ebenfalls heute Dienst machen mußte und vermutlich ganz allein in der Unteroffiziersmesse hockte; ferner zwanzig Lagerangestellte, sämtlich auf Urlaub. Wenn sie nicht auf Urlaub waren, beschäftigten sie sich mit der Erfassung von Tonnen überzähliger Uniformen, Fallschirmen, Stiefeln und anderen Beständen, die zur Ausrüstung einer Flugzeugbesatzung gehörten.

Das Vestibül war ungeheizt, obwohl es einen gewaltigen Ziegelkamin enthielt, die Bar auch. Beide Räume waren eisigkalt, und ich fing bereits wieder an zu zittern, nachdem ich mich im Wagen ein wenig aufgewärmt hatte. Marks steckte den Kopf in jede der Türen, die in die Eingangshalle mündeten, und rief nach jemandem namens Joe. Ich blickte ihm über die Schulter und erhaschte einen Blick in den geräumigen, aber leeren Speisesaal, der ebenfalls ungeheizt und kalt war, und in die beiden Korridore, von denen der eine zu den Privatzimmern der Offiziere und der andere zu denen der Mannschaften führte. Die architektonische Anlage der R. A. F.-Messen kennt kaum Varianten. Alle über einen Leisten gebaut.»Leider nicht sehr einladend, mein Junge«, sagte Marks, der den schmerzlich vermißten Joe nicht hatte finden können.»Nachdem wir hier nur zu zweit stationiert sind und keine Besucher erwartet werden, hat sich jeder von uns aus zwei Schlafräumen eine Art abgeschlossene Wohnung eingerichtet. Lohnt sich ja nicht, daß zwei Leute das ganze Haus benutzen. Ist nämlich im Winter nicht zu heizen, wissen Sie; nicht mit unserer BrennstoffZuteilung.

Und Personal kriegt man auch keines.«

Das klang einleuchtend. Ich hätte an seiner Stelle vermutlich ebenso gehandelt.»Macht nichts«, sagte ich und warf den Fliegerhelm samt Sauerstoffmaske auf den zweiten Ledersessel.»Ein Bad und was zu Essen könnte allerdings nicht schaden.«

«Das dürfte sich machen lassen«, sagte er in energischem Bemühen, den perfekten Gastgeber zu spielen.»Joe soll eins der leerstehenden Zimmer für Sie herrichten — wir haben weiß Gott genügend — und Wasser heiß machen. Eine Mahlzeit wird er auch zustande bringen. Leider nichts Berühmtes, fürchte ich. Eier mit Speck, geht das?«Ich nickte.

Ich vermutete jetzt, daß Old Joe der Messesteward sei.

«Wäre prima. Dürfte ich vielleicht inzwischen Ihr Telefon benutzen?«

«Gewiß, gewiß. Ja, natürlich, Sie müssen Meldung erstatten, daß Sie hier sind. «Er komplimentierte mich ins Clubbüro, durch eine Tür neben dem Eingang zur Bar. Der Raum war klein und kalt, aber es war ein Stuhl darin, ein leerer Schreibtisch und ein Telefon. Ich wählte die Vermittlung, 1-00, und während ich wartete, kam Marks mit einem Becher Whisky zurück. Normalerweise rührte ich keinen Alkohol an, aber derWhisky würde mich wärmen, also dankte ich Marks, und er ging wieder, um den Steward anzuweisen. Auf meiner Uhr sah ich, daß es fast Mitternacht war. Auch eine Art, den Weihnachtsabend zu verbringen, dachte ich. Dann erinnerte ich mich, wie ich vor einer halben Stunde noch zu Gott um Hilfe gefleht hatte, und ich schämte mich.»Little Minton«, sagte eine verschlafene Stimme. Es dauerte endlos, bis ich die Verbindung bekam, denn ich wußte die Nummer von Merriam St. George nicht, aber schließlich hatte es das Mädchen geschafft. Am anderen Ende der Leitung konnte ich die ganze Zeit über die Familie der Telefonistin hören, die nebenan Weihnachten feierte. Die Poststelle des Dorfes war vermutlich in einem Privathaus untergebracht. Endlich klingelte das Telefon.

«R. A. F. Merriam St. George«, sagte eine Männerstimme.

Diensthabender Sergeant spricht aus der Wachstube, dachte ich.»Den Diensthabenden Flugleiter, Flugverkehrskontrolle, bitte«, sagte ich. Pause.

«Verzeihung, Sir«, sagte die Stimme.»Darf ich um Ihren Namen bitten?«

Ich nannte meinen Namen und Dienstgrad. Ich riefe von R.

A. F. Minton aus an, sagte ich.

«Jawohl, Sir. Aber unser Flugplatz ist heute nacht geschlossen, Sir, tut mir leid. Die Flugverkehrskontrolle ist nicht besetzt. Nur ein paar Offiziere sind drüben im Kasino.«

«Dann geben Sie mir bitte den Diensthabenden Flughafenoffizier.«

Als ich ihn am Apparat hatte, war er offenbar ebenfalls im Kasino, denn im Hintergrund hörte ich angeregte Unterhaltung. Ich erklärte ihm, daß ich eine Panne gehabt hätte und daß sein Flugplatz alarmiert worden sei, ein Düsenjäger vom Typ Vampire werde eine GCA-Notlandung ohne Funk versuchen. Er hörte aufmerksam zu. Vielleicht war er noch jung und gewissenhaft, denn er war völlig nüchtern, wie es sich für einen Diensthabenden jederzeit gehört, auch in der Christnacht.»Ich weiß davon nichts«, sagte er schließlich.»Ich glaube nicht, daß wir Flugbetrieb hatten, seit wir heute nachmittag um fünf Uhr offiziell Schluß machten. Aber ich gehöre nicht zur Flugverkehrskontrolle.

Bitte bleiben Sie am Apparat. Ich hole den Oberstleutnant. Er ist hier. «Eine Weile blieb es still, dann meldete sich eine ältere Stimme. Wieder erklärte ich meinen Fall.»Von wo sprechen Sie?«sagte er, nachdem er meinen Namen, Dienstgrad und Stützpunkt notiert hatte.

«R. A. F. Minton, Sir. Ich habe hier soeben eine Notlandung gemacht. Offenbar ist der Flugplatz aufgelassen.«

«Ja, ich weiß«, knurrte er.»Verdammtes Pech. Sollen wir

Ihnen ein Fahrzeug schicken?«

«Nein, danke, Sir. Ich kann hier bleiben. Es geht nur darum, daß ich auf dem falschen Flugplatz landete. Ich glaubte, im GCA-Anflug Ihren Platz anzusteuern.«

«Was heißt hier glauben? Haben Sie uns angesteuert oder nicht? Nach alldem, was Sie sagen, saßen Sie doch in dieser verdammten Kiste. «Ich holte tief Atem und berichtete von Anfang an.»Es war so, Sir. Ich wurde vom Wetterflieger aus Gloucester abgefangen und hierher eingewiesen. Aber in diesem Nebel muß es eine GCA-Landung gewesen sein.

Sonst wäre es unmöglich gewesen. Als ich die Pistenfeuer von Minton sah, landete ich hier in der Annahme, es handele sich um Merriam St. George.«

«Fabelhaft«, sagte er nach einer Pause.»Großartige Flugleistung von diesem Piloten aus Gloucester. Klar, die Burschen sind bei jedem Wetter droben. Ist ihr Beruf. Was sollen wir jetzt für Sie tun?«Langsam hatte ich genug.

Oberstleutnant, meinetwegen — aber in dieser Heiligen Nacht war er auch noch sternhagelvoll.»Ich rufe an, um Ihnen mitzuteilen, Sir, daß Sie Ihre Radar- und Flugverkehrsleute abrufen können. Sie dürften noch immer auf eine Vampire warten, die nie mehr kommen wird. Weil sie nämlich schon gelandet ist, hier, in Minton.«