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ungesetzlich?«

Professor Destilliano lächelte und lehnte sich an einen Kistenstapel.

»Schon wieder der Ruhm! Sie haben einen viel zu idealen Begriff vom Leben, lieber Doktor. Hätte ich mein probates Mittel angemeldet und staatlich schützen lassen, wäre es sofort zu einem Staatsmonopol ernannt worden und mir aus den Händen geglitten. Ich hätte eine Abfindung und einen laufenden Prozentsatz des unkontrollierbaren Umsatzes erhalten, und nach kürzester Zeit wären auf dem Weltmarkt imitierte oder gar verbesserte Medikamente der Konkurrenzen erschienen. Erfolg: der große Gedanke wäre verwässert. So aber halte ich allein das Geheimnis in den Händen, hüte es wie den Stein der Weisen, erobere mir illegal den Weltmarkt ohne jegliche Konkurrenz und verdiene Millionen! Süd-, Mittel- und Nordeuropa habe ich schon fest in der Hand, nach Osten und Südosten laufen bereits meine Agenten, und Asien wird über den lohnenden Umweg von Australien aus erobert.«

Dr. Albez staunte ehrlich, seine Augen aber strahlten.

»Das ist ja gewaltig, Professor! Und wenn ich mit Ihrer Begründung der Illegalität nicht ganz einig bin, so muß ich doch sagen: Sie haben Großes geleistet!«

»Und Größeres soll noch folgen«, sagte Destilliano stolz. »Und dabei sollen Sie mir helfen!«

Dr. Albez blickte erstaunt auf und wußte zunächst mit dieser Mitteilung nichts anzufangen. Als er aber das aufmunternde Zunicken Destillianos richtig verstand, brauchte er eine Zeitlang, um sich mit dem unausgesprochenen Gedanken zu befreunden. Endlich meinte er nach langer Pause:

»Sie wollen mich in den illegalen Export dieses Medikamentes eingliedern?«

»Eingliedern ist ein falsches Wort. Wir wollen ehrlich sein, Doktor Albez: Nach zwei Jahren Vermißtheit unter einem anderen Namen ist es ungeheuer schwer, als Schriftsteller wieder im alten Maße Fuß zu fassen. Ihr Vermögen fiel - da keine Erben vorhanden waren - dem Staat zu. Es dauert noch eine Weile, bis Ihr neues Buch gedruckt wird - doch ich glaube, daß Sie Anita bald heiraten möchten.«

»Sicher«, stotterte Dr. Albez.

»Sehen Sie. Schon lange bemerke ich Ihre verzweifelten Versuche, selbständig zu werden. Das soll Ihnen nun geboten werden! Als Onkel Ihrer zukünftigen Frau habe ich als erster ein Recht dazu. Was Ihre Aufgabe ist, wird sich noch zeigen. Ich habe gedacht, Sie als Verbindungsmann und Kurier zwischen Lissabon und Amsterdam einzusetzen. Im Hause des Konsuls Don Manolda finden Sie dann Ihr zweites Standquartier.«

»Konsul Don Manolda?«

»Ja. Er vertritt unsere Interessen für den westlichen Kontinent.«

Dr. Albez fiel von einem Staunen in das andere. Daß auch der Konsul zu dem illegalen Medikamentenhandel gehörte, bewies ihm die Ausbreitung und die Bedeutung dieses Schmuggels. Denn etwas anderes war es vor dem Gesetz nicht!

Eine Weile zögerte Dr. Albez mit der Antwort. Doch dann dachte er an Anita, an ihre blühenden roten Lippen und die heißen Arme, die sich zitternd um ihn schlangen, er dachte an die betäubenden Nächte und fühlte im Herzen ein heißes, süßes Brennen.

»Ich bin im allgemeinen kein Freund von dunklen Geschäften«, sagte er vorsichtig. Professor Destilliano hielt den Atem an und steckte die rechte Hand langsam in die Jackettasche. Fest umklammert er dort den Griff eines Revolvers und drückte den Lauf leicht nach außen durch den Stoff. »Verzeihen Sie mir«, fuhr Dr. Albez fort, »wenn ich ein Geschäft, das Millionen hilft und sie vor einer Seuche rettet, dunkel nenne. Und nur, weil Sie der Onkel sind« - Destilliano schob den Zeigefinger an den Abzugsbügel des Revolvers -, »nur, weil Ihr Medikament Lebensrettung bedeutet, schlag ich ein und freue mich, nun auch geschäftlich mit Ihnen verbunden zu sein.«

Tief aufatmend zog Destilliano die Hand aus der Tasche und klopfte Dr. Albez liebenswürdig und mit breitem Lächeln auf die Schulter. Gewonnen, jubelte er im Inneren, jetzt soll die Welt mit Kokain überschwemmt werden!

»Mein lieber Doktor Albez«, sagte er laut und herzlich, »mit diesem Ja haben Sie Ihr Glück geschmiedet! Noch in dieser

Woche werden Sie mit einer besonderes Mission auf einer Privatjacht bis Amsterdam dampfen und Don Manolda wiedersehen! Und nun« - er stieß eine Tür im Hintergrund auf, und heller Sonnenschein flutete in goldenen Streifen in den Raum, daß der aufgewirbelte Staub wie glitzernder Nebel wirkte -, »nun wollen wir unsere vertiefte Freundschaft kräftig begießen. Ich habe eine vorzügliche Marke hier: Malvasier, den unsere Ahnen Kanariensekt nannten!«

Sie traten in einen großen, hellen Raum mit breiten Fenstern, die einen schönen Ausblick über die Höhen und die Stadt Palmas boten. Das elegant mit Korbmöbeln und einem großen Ventilator ausgestattete Zimmer war gepflegt und peinlich sauber - ein Beweis, daß es noch bis vor kurzem bewohnt worden war.

Behaglich auf schnaufend, denn es war brutheiß an diesem Septembertag, ließ sich Professor Destilliano in einen der Korbsessel fallen und wischte den Schweiß von der faltigen Stirn. Nun, da er Dr. Albez als einen Mitspieler betrachtete, verzichtete er auf die makellose Haltung eines Edelmannes und benahm sich etwas freier und bequemer.

»Eine Hitze ist das!« stöhnte er und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf einen im Hintergrund stehenden Schrank. »Gehen Sie doch bitte einmal zu diesem Schrank, lieber Doktor, und nehmen Sie eine Flasche Malvasier aus dem Eisfach heraus. Ich bin, ehrlich gesagt, zu faul, wieder aufzustehen.«

Dr. Albez lachte und nahm aus dem Schrank eine Flasche heraus. Dabei wunderte er sich, daß es ein vollendeter Kühlschrank war, der erst vor ganz kurzer Zeit mit neuem Eis gefüllt worden war.

»Ihre Organisation, Professor, ist verblüffend«, meinte er ein wenig sarkastisch. »Ihr treuer Hausgeist hat gut vorgesorgt! Nur das Lager hätte er ein wenig fegen sollen.«

»Das ist reiner Konservatismus«, lachte Destilliano.

»Verstaubte Lager machen den Eindruck mangelhaften Geschäftsverkehrs. Und das ist es, was ich bei einer plötzlichen und immerhin einmal möglichen Kontrolle erwecken möchte.«

Gewandt entkorkte er mit einem Taschenkorkenzieher die Flasche und schüttete den schweren, aber prickelnden Wein in die von Dr. Albez herbeigebrachten Gläser. Schnuppernd führte Destilliano das Glas an seine Nase und roch wohlig den Duft des Weines.

»Ein Tropfen, den kein Gold aufwiegt«, rief er übermütig. »Prost, lieber Doktor Albez!« Und als sie angestoßen und getrunken hatten, meinte Destilliano verschmitzt: »Ihre Karriere ist eigentlich ein Märchen. Sie verschwinden als Doktor Albez, bleiben zwei Jahre verschollen, gelten als tot, leben unter Hypnose als Pieter van Brouken, kommen wieder als Jose Biancodero, werden der Geliebte meiner Nichte, Teilhaber eines illegalen Medikamentengeschäftes ... «

»Wieso Teilhaber?« Dr. Albez zuckte empor. Er war sprachlos.

»Ach so, das habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt? Kinder, ihr sollt glücklich sein, Anita und Sie! Und meine Mitgift, die ich Anita gebe, ist eine Teilhaberschaft für Sie von zehn Prozent des Netto-Gewinns! Es liegt jetzt um so mehr an Ihnen, ob Sie Millionen verdienen oder ein kleiner biederer Bürger mit einem Girokonto auf der Stadtsparkasse werden.«

Dr. Albez brauchte eine Weile, um diese neueste Überraschung zu schlucken. Dann aber sprang er auf, drückte dem lächelnden Professor die Hand und wollte etwas sagen. Aber die glückliche Erregung versagte ihm die Stimme, und so drückte er mit leuchtenden Augen nur immer wieder die Hände Destillianos.

Mit leiser Gewalt befreite sich der Professor dann von ihm und drückte ihn lächelnd in den nahe hinter ihm stehenden Sessel.

»Mein Junge, Sie haben Kraft in den Fingern! Ich brauche meine Hände doch noch für meine Patienten! Trinken Sie noch einmal auf unser aller Wohl!«

Es wurde Abend, ehe sie schwer schwankend aufstanden. Sechs leere Flaschen standen neben den Korbsesseln auf dem Bastteppich, und eine halb angetrunkene Flasche Kognak funkelte auf dem Tisch im feurigen Abendrot.