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«Die großen sind nach Kapstadt gesandt worden. Pagett hat mir berichtet, dass sie gut eingetroffen sind, und hat mir gleichzeitig die Quittung für die Lagerung zugestellt. Übrigens verlässt er heute Kapstadt, um sich mit Sir Eustace in Johannesburg zu treffen.»

«Das scheint also in Ordnung», meinte ich. «Und wo befinden sich die kleinen Holzkisten?»

«Ich nehme an, dass Sir Eustace sie bei sich hat.»

Ich dachte über die Sache nach. «Schön», sagte ich schließlich. «Es ist zwar keine Ideallösung, aber ich glaube, wir lassen es im Augenblick dabei.»

Ich sah im Fahrplan nach, wann Guy Pagetts Zug durch Kimberley fuhr. Ich fand heraus, dass er am nächsten Tag um 5 Uhr 40 eintreffen und um 6 Uhr weiterfahren sollte. Ich hatte meine Gründe, Pagett so bald wie möglich zu sprechen, und dies schien mir eine günstige Gelegenheit. Die Lage in Johannesburg wurde immer kritischer, und es war ungewiss, wann ich wieder eine Gelegenheit zu einer Unterhaltung mit ihm finden würde.

Das Einzige, das diesen Tag für mich lebenswert machte, war ein Telegramm aus Johannesburg, ein kurzer, harmlos scheinender Bericht:

Glücklich eingetroffen. Alles geht gut, Eric hier, ebenso Eustace, jedoch nicht Guy. Verhalte dich ruhig, Andy.

«Eric», war unser Pseudonym für Colonel Race. Ich hatte diesen Namen gewählt, weil er mir von jeher äußerst unsympathisch war.

Mit nur zehn Minuten Verspätung fuhr der Zug ein. Sämtliche Reisenden stürzten sich auf den Bahnsteig, um sich etwas Bewegung zu verschaffen. Es war nicht schwierig, Pagett zu entdecken. Ich war bereits gewohnt, dass er nervös zusammenzuckte, wenn er mich sah, doch diesmal geschah es noch auffallender als sonst.

«Guter Gott – Miss Beddingfeld! Man hat mir gesagt, Sie seien verschwunden.»

«Ich bin wieder aufgetaucht», entgegnete ich. «Wie geht es Ihnen?»

«Danke, danke, sehr gut. Ich freue mich, die Arbeit mit Sir Eustace wieder aufnehmen zu können.»

«Mr Pagett», sagte ich, «ich möchte Sie etwas fragen und hoffe, dass Sie nicht gekränkt sein werden. Aber es hängt viel mehr von Ihrer Antwort ab, als Sie vermuten können. Würden Sie mir sagen, weshalb Sie am 8. Januar in Marlow waren?»

Er fuhr erschrocken zurück.

«Aber Miss Beddingfeld… ich… wirklich…»

«Sie waren doch dort, nicht wahr?»

«Ja… das heißt… aus ganz bestimmten privaten Gründen hielt ich mich in der Nachbarschaft auf.»

«Wollen Sie mir diese Gründe nicht verraten?»

«Hat Sie Sir Eustace nicht aufgeklärt?»

«Sir Eustace? Weiß er es denn?»

«Ich bin dessen fast sicher. Ursprünglich glaubte ich, er habe mich nicht erkannt, aber seine spöttischen Bemerkungen beweisen mir, dass es doch der Fall war. Ich war bereits entschlossen, ihm alles zu sagen und um meine Entlassung zu bitten. Er hat einen eigentümlichen Humor, und es macht ihm Vergnügen, mich auf die Folter zu spannen. Ich bin überzeugt, dass er mein Geheimnis kennt – wahrscheinlich seit vielen Jahren.»

Früher oder später würde sich hoffentlich herausstellen, worüber Pagett eigentlich sprach. Vorläufig begriff ich keine Silbe davon.

«Ein Mensch wie Sir Eustace kann sich natürlich nur schwer in meine Lage versetzen. Ich weiß, dass ich Unrecht tat, aber die Täuschung schien so harmlos. Es wäre weniger peinlich für mich gewesen, wenn er mich direkt gestellt hätte, als dass er mich ständig mit Andeutungen quälte…»

Eine Pfeife schrillte, die Reisenden begaben sich auf ihre Plätze zurück.

«Ja, ja, Mr Pagett. Sie haben sicherlich Recht», unterbrach ich ihn. «Aber Sie haben mir noch immer nicht gesagt, weshalb Sie damals in Marlow waren.»

«Es war unrecht von mir, zugegeben, aber ich dachte, dass unter diesen Umständen…»

«Was für Umstände, Mr Pagett?», rief ich verzweifelt.

Endlich schien Pagett zu merken, dass ich ihm eine klare Frage stellte.

«Entschuldigen Sie, Miss Beddingfeld», sagte er steif, «aber ich sehe nicht ein, was Sie das angeht.»

Er bestieg hastig den Zug. Ich war verzweifelt; was konnte man mit einem solchen Menschen anfangen?

«Natürlich – wenn Ihr Geheimnis so schmachvoll ist, dass Sie sich schämen, darüber zu sprechen», rief ich ihm nach.

Endlich hatte ich den richtigen Ton gefunden. Pagett kam zurück.

«Schmachvoll? Ich verstehe Sie nicht!»

«Dann reden Sie! Reden Sie doch endlich!»

In drei kurzen Sätzen klärte er alles auf. Jetzt kannte ich sein Geheimnis, doch es war nicht das, was ich erwartet hatte.

Langsam ging ich zum Hotel zurück. Dort wurde mir ein Telegramm ausgehändigt; es enthielt genaue Anweisungen, wie ich sogleich nach Johannesburg fahren sollte, oder vielmehr bis zu einer Station in der Nähe der Stadt, wo ich mit einem Wagen abgeholt würde. Doch das Telegramm war nicht mit Andy unterzeichnet, sondern mit Harry.

Ich setzte mich in einen Sessel, um sehr ernsthaft nachzudenken.

31

Aus dem Tagebuch von Sir Eustace Pedler

Johannesburg, den 7. März

Pagett ist eingetroffen, natürlich in Todesängsten. Schlug mir sofort vor, wir sollten so schnell wie möglich nach Pretoria fahren. Ich unterbrach sein Geschwätz mit dem Befehl, die große Schreibmaschine auszupacken. Es war anzunehmen, dass sie auf der langen Reise gelitten hatte, und ich hoffte, dass ihre Instandsetzung ihn einige Zeit beschäftigen würde. Aber ich hatte Pagett wieder einmal verkannt.

«Die Kisten sind bereits ausgepackt, Sir, und die Maschine ist kontrolliert. Alles in bester Ordnung.»

«Von welchen Kisten sprechen Sie?»

«Ich habe die beiden kleinen Holzkisten geöffnet.»

«Zum Teufel, wenn Sie doch bloß nicht so übereifrig wären! Diese beiden Kisten gehen Sie gar nichts an, sie gehören Mrs Blair.»

Pagett schien sehr niedergeschlagen; er hasst es, Fehler zu machen.

«Packen Sie sie also wieder ein», fuhr ich fort. «Danach können Sie ausgehen und sich ein wenig umsehen. Morgen wird Johannesburg wahrscheinlich nur noch eine rauchende Trümmerstätte sein; es ist also Ihre letzte Gelegenheit.» Auf diese Weise hoffte ich, ihn loszuwerden.

«Ich möchte Ihnen noch etwas mitteilen, Sir, wenn Sie die Geduld haben, mir zuzuhören…»

«Nicht jetzt», unterbrach ich ihn hastig. «Im Augenblick verspüre ich nicht die leiseste Lust dazu.»

Pagett zog sich zurück.

«Übrigens», rief ich hinter ihm her, «was befindet sich eigentlich in diesen Kisten von Mrs Blair?»

«Ein paar Felldecken und Pelzhüte, glaube ich.»

«Das hat sie alles unterwegs gekauft. Sonst nichts?»

«Oh, einige Filme und ein paar Kleinigkeiten wie Handschuhe und Schleier und solches Zeug.»

«Wenn Sie kein ausgemachter Dummkopf wären, Pagett, hätten Sie doch sofort merken müssen, dass diese Sachen nicht mir gehören.»

«Ich nahm an, einiges davon stamme aus dem Besitz von Miss Pettigrew.»

«Apropos Miss Pettigrew, was fiel Ihnen eigentlich ein, mir eine derart verdächtige Person als Sekretärin anzuschleppen?»

Ich erzählte ihm von dem Kreuzverhör, das ich gestern durchzustehen hatte. Allerdings bereute ich dies sogleich, denn damit hatte ich Pagetts Schleusen geöffnet. Er witterte schon wieder eine Spur und ließ es sich nicht nehmen, mich mit einer langatmigen Geschichte über eine Begebenheit auf der Kilmorden anzuöden. Es handelte sich um einen Rollfilm und um eine Wette. Der Film sei von einem Steward mitten in der Nacht durch den Ventilator auf ein Bett geworfen worden. Ich hasse jede Art von Wetten, und als ich dies sagte, begann Pagett die ganze Geschichte noch einmal von vorne. Seine Redeweise ist sehr unklar, und es dauerte eine Weile, ehe ich begriff.

Bis zur Essenszeit sah ich ihn nicht mehr. Dann aber stürzte er ganz aufgeregt auf mich zu. Das Ergebnis seines Gestammels war, dass er Rayburn gesehen hatte.