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Es war eine zufällige, selbständige Falle, die nur auf eigene Rechnung arbeitete. Burke standen nur die Erfahrungen früherer Expeditionen zur Verfügung, auf Neues war er nicht vorbereitet.

Das Tier war kaum größer als eine kräftige Katze, aber seine Fänge waren lang und die Krallen scharf. Das Kameraauge in Burkes Rückentornister sah es, als es sprang… aber da war es auch schon zu spät. Der Lieutenant wußte eigentlich nicht, warum er seitlich auswich und nach seiner Waffe griff. Doch da saß das Tier bereits auf seiner Schulter und fuhr ihm an die Kehle.

Die Schnauze öffnete sich verblüffend weit. Der Computer übertrug tierische Kiefer, auf deren Anblick Boardman gern verzichtet hätte: Hinter einer Außenreihe nadelscharfer Zähne befand sich eine zweite Reihe, und dahinter noch eine dritte. Vielleicht konnte das Raubtier damit seine Opfer besser zerkauen. Oder es besaß mehrere Zahnreihen, um Ersatz für ausgebrochene Zähne zu haben. Auf jeden Fall sah man sich bei diesem Tier mit einem ganzen Zahnwald konfrontiert. Einen Moment später schlossen sich die Kiefer.

Burke stürzte zu Boden und krallte sich an den Angreifer. Blut spritzte. Mensch und Tier wälzten sich zweimal herum, gerieten in eine verborgene Falltür und verschwanden in einer Wolke öligen Rauchs. Als die Sicht wieder klar wurde, war von beiden nichts mehr zu sehen.

Wenig später meinte Boardman: „Wir haben also wieder etwas Neues gelernt. Die Tiere zeigen kein Interesse, die Drohnen anzugreifen. Wir lassen die nächsten Männer nur noch in Gruppen marschieren und geben ihnen einen Massedetektor mir.“

So wurde es beim nächsten Versuch gemacht. Ein sehr hoher Preis hatte für diese Erkenntnis bezahlt werden müssen, aber dafür wußten sie nun, daß sie nicht nur mit dem Schrecken der uralten Erbauer fertig werden mußten, sondern auch Angriffe von wilden Tieren abzuwehren hatten. Zwei Männer, Marshall und Petrocelli, gingen als nächste gemeinsam und bewaffnet ins Labyrinth. Sie sahen sich nach allen Seiten um. Kein Tier konnte sich an sie anschleichen, ohne daß seine Wärmeausstrahlung von den Infrarotsensoren des Massedetektors entdeckt werden würde. Die Männer erschossen vier Tiere, eins davon war ein wahrer Koloß, stießen in dieser Beziehung jedoch auf keine weiteren Schwierigkeiten.

Tief in Zone G gelangten sie an die Stelle, wo das Störfeld alle Datensammelgeräte nutzlos machte.

Wie mochte dieses Feld funktionieren? fragte sich Boardman. Er kannte irdische Verzerrer, die direkt auf die menschlichen Sinne einwirkten, indem sie sich wie normale sensorische Wahrnehmungen gaben und dann im Gehirn mit dem Ziel für Verwirrung sorgten, alle Korrelationen zunichte zu machen. Aber dieses Feld mußte anders sein. Es konnte nicht das Nervensystem der Sondierungsroboter angreifen, weil die so etwas gar nicht besaßen und ihre mechanischen Augen nur das übermittelten, was wirklich vorhanden war. Und dennoch hatten die Roboter in diesem Feld etwas gesehen und auch an den Computer weitergegeben, was mit der wirklichen Geometrie des Irrgartens an dieser Stelle nichts zu tun hatte. Andere Drohnen, die außerhalb der Feldreichweite standen, hatten völlig andere und verläßlichere Informationen über das vor ihnen liegende Terrain übermittelt. Also mußte das Feld nach irgendeinem direkten optischen Prinzip arbeiten, die Perspektiven in seiner Umgebung unmittelbar verändern, die Umrisse verzerren oder verbergen und aus normalen Konfigurationen falsche machen. Jedes Sehorgan, das in den Bereich dieses Felds geriet, würde ein Bild der Umgebung aufnehmen, an dem es keinen Grund zu zweifeln hatte, weil die Täuschung so perfekt war. Ob es sich dabei um einen menschlichen Verstand oder eine seelenlose Maschine handelte, spielte keine Rolle, der Effekt war derselbe. Eine interessante Erfindung, sagte sich Boardman. Vielleicht bekam man ja einmal die Gelegenheit, die Mechanismen dieser Anlage zu erforschen und zu verstehen. Später, irgendwann einmal.

Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was Marshall und Petrocelli sahen, als sie in den Einflußbereich des Feldes gerieten. Anders als die Drohnen, die alles genauestens weitervermittelten, was ihre Augenlinsen aufnahmen, waren die beiden Menschen nicht direkt mit dem Computer verbunden. Eine Darstellung des Bildes, das sich ihren Augen bot, war nicht möglich. Bestenfalls konnten sie es beschreiben. Und das paßte weder zu dem, was das Kameraauge in ihrer Ausrüstung übertrug, noch zu den wirklichen Konfigurationen, die von außerhalb des Einflußbereichs sichtbar waren.

Die beiden Männer folgten strikt den Anweisungen des Computers. Sie setzten den Fuß auf Stellen, wo sich vor ihren eigenen Augen gähnende Abgründe zeigten. Sie beugten sich nieder, um durch einen Tunnel zu kriechen, an dessen Decke ausgefahrene Guillotineklingen aufblitzten. Aber der Tunnel existierte nicht. „Jeden Augenblick habe ich damit gerechnet“, sagte Petrocelli, „daß eine dieser Klingen fällt und mich in Stücke schneidet.“ Aber es gab auch keine Klingen. Am Ende des Tunnels wandten sie sich gehorsam nach links zu einem riesigen Dreschflegel, der mit furchtbaren Schlägen den Boden bearbeitete. Aber auch das war nur eine Täuschung. Widerwillig wandten sie sich von einem einladend aussehenden Transportband ab, das aus dem Gefahrenbereich des Felds zu führen schien, denn auch dieses bestand nur in der Einbildung. In ihrem Zustand konnten die Männer das Säurebecken nicht sehen, das sich in Wirklichkeit dort befand.

„Sie sollten am besten einfach die Augen schließen“, sagte Boardman. „So ähnlich, wie das die Drohnen gemacht haben, ohne Sichtkontakt nach außen.“

„Sie sagen, dazu hätten sie zuviel Angst“, antwortete Hosteen.

„Was ist ihnen lieber: überhaupt keine visuellen Informationen oder falsche?“ entgegnete Boardman. „Sie können den Anweisungen des Computers genausogut mit geschlossenen Augen folgen. Und sie brauchten dabei nicht mehr zu befürchten, daß…“

Petrocelli schrie auf. Auf dem einen Schirm sah Boardman die wirkliche Konfiguration — ein flaches, harmloses Stück Straße. Und auf dem anderen, wo die entstellten, die Phantasieabbildungen übertragen wurden, sah er, wie direkt vor ihren Füßen plötzlich ein Flammengeysir aufschoß.

„Bleiben Sie dort stehen, wo Sie gerade sind!“ befahl Hosteen barsch. „Da ist nichts!“

Petrocelli brachte mit äußerster Selbstüberwindung das Bein wieder auf die Erde, das wie erstarrt in der Luft gehangen hatte. Marshall reagierte nicht ganz so schnell. Er hatte sich gerade umgedreht, um dem Flammenstoß zu entgehen, als Hosteens Befehl kam. Und er führte die Drehung zu Ende, bevor er einhalten konnte. Er befand sich jetzt nur zehn Zentimeter zu weit von der sicheren Straße entfernt. Ein glitzerndes Metallband flog aus einer Steinplatte und wand sich um seine Knöchel. Es schnitt sie ohne Schwierigkeiten bis auf die Knochen durch. Marshall stürzte, und ein blitzender, goldener Pfahl heftete ihn an die Wand.

Ohne sich umzublicken, durchquerte Petrocelli unversehrt die Flammensäule. Er stolperte zehn Schritte weiter und blieb dann außerhalb des Wirkungsbereiches vom Störfeld stehen. „Dave?“ krächzte er. „Dave, ist bei dir alles in Ordnung?“

„Er kam vom Weg ab“, erklärte Boardman. „Es ging alles ganz schnell.“

„Was soll ich nun tun?“

„Bleiben Sie, wo Sie sind, Petrocelli. Bleiben Sie ganz ruhig und unterlassen Sie es, sich zu bewegen. Ich schicke Chesterfield und Walker hinter Ihnen her. Warten Sie dort, wo Sie gerade sind, auf sie.“

Petrocelli zitterte. Boardman erteilte dem Schiffscomputer die Anweisung, ihm eine Spritze zu geben. Der Tornister injizierte dem Mann ein Beruhigungsmittel. Verkrampft und mit dem eisernen Willen, sich nicht nach seinem unglücklichen Gefährten umzudrehen, blieb Petrocelli still stehen und wartete auf die anderen.

Chesterfield und Walker benötigten annähernd eine Stunde, um das Störfeld zu erreichen, und eine knappe weitere Viertelstunde, um die wenigen Quadratmeter mit vorsichtigen Schritten zu durchqueren, die den Einflußbereich ausmachten. Sie hatten dabei die Augen geschlossen, und das gefiel ihnen ganz und gar nicht. Doch konnten die Phantome des Labyrinths Blinde nicht schrecken. Schließlich hatten die beiden den kritischen Bereich hinter sich. Petrocelli hatte sich bereits deutlich beruhigt. Wachsam setzten die drei ihren Weg ins Herz des Irrgartens fort.