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Auf des Baders Geheiß versuchte Rob, ebenfalls das Hörn zu blasen, aber obwohl er die Backen ganz voll nahm und kräftig pustete, brachte er keinen Ton hervor.

»Du brauchst kräftigere Lungen und eine gewisse Fertigkeit. Du wirst es lernen, keine Angst - und schwierigere Dinge, als ein Hörn zu blasen.«

Der Weg war schlammig. Über seine ärgsten Stellen war Strauchwerk gelegt worden, aber er erforderte trotzdem einen geschickten Lenker. »Wir wollen unser Frühstück fangen«, verkündete der Bader. Er schnitt zwei Weidenruten ab und holte Haken und Schnüre aus dem Wagen. Aus dem Schatten hinter dem Sitz zog er eine Schachtel heraus. »Das ist unsere Heuschreckenschachtel«, erklärte er. »Es gehört zu deinen Pflichten, dass sie stets gefüllt ist.« Er hob den Deckel nur so weit, dass Rob mit der Hand hineingreifen konnte.

Spitze Lebewesen raschelten erschreckt vor Robs Fingern davon, und er nahm eines vorsichtig in die Hand. Als er diese zurückzog und das Insekt zwischen Daumen und Zeigefingern an den Flügeln hielt, zappelten dessen Beine wild. Die vier Vorderbeine waren haardünn, die beiden hinteren aber kräftig, mit starken Oberschenkeln, die es zum Hüpfen brauchte.

Der Bader zeigte ihm, wie er die Spitze des Hakens unter den kurzen Vorsprung des harten Rückenpanzers hinter dem Kopf stecken mußte.

»Nicht zu tief, sonst scheidet er Körperflüssigkeit aus und stirbt. Wo hast du gefischt?«

»In der Themse.« Er war stolz auf seine Geschicklichkeit als Fischer, denn er und sein Vater hatten oft mit Würmern in dem breiten Fluss gefischt, da sie auf die Fische angewiesen waren, um während der Arbeitslosigkeit die Familie zu ernähren.

Der Bader brummte. »Das ist eine ganz andere An zu fischen«, meinte er. »Laß die Ruten einen Moment, und geh auf Knie und Hände nieder!«

Sie krochen vorsichtig zu einem Uferplatz, der einen Ausblick auf die nächste tiefe Stelle gewährte, und legten sich auf den Bauch. Rob fand, dass der dicke Mann verrückt war.

Vier Fische standen regungslos im Wasser.

»Zu klein«, flüsterte Rob.

»In dieser Größe schmecken sie aber am besten«, wandte der Bader ein, während sie vom Ufer wegkrochen.

»Deine großen Flussforellen sind zäh und tranig. Wenn du kräftig am Ufer auftrittst, spüren sie die Erschütterung und zerstreuen sich. Deshalb verwendest du die lange Rute. Geh ein Stück zurück, und laß die Heuschrecke vorsichtig über der tiefen Stelle herab, so dass die Strömung sie zu dem Fisch trägt!«

Er beobachtete kritisch, wie Rob die Heuschrecke zu der Stelle auswarf, die er bezeichnet hatte.

Bereits der erste Wurf war erfolgreich: Rob zog eine Forelle an Land.

»Fang noch fünf!« befahl der Bader und verschwand in den Wald. Rob fing noch zwei, verfehlte eine und ging daraufhin zu einer anderen Stelle.

Der Bader kehrte mit Morcheln und wilden Zwiebeln zurück.

»Wir essen zweimal täglich«, erklärte er, »am späten Vormittag und am frühen Abend, wie alle zivilisierten Menschen:

Heraus um sechs, Frühstück um zehn, Dinner um fünf, zu Bett um zehn, Schenkt dir Jahre zehnmal zehn.»

Er hatte Speck dabei und schnitt ihn in dicke Scheiben. Als das Fleisch in der geschwärzten Pfanne gar war, tauchte er die Forellen in Mehl und briet sie in dem Fett knusprig und braun; die Zwiebeln und Pilze kamen zuletzt dazu.

Während sie sich den Fisch und das Fleisch schmecken ließen, briet der Bader in dem würzigen Fett, das zurückgeblieben war, Gerstenbrot und bedeckte den Toast mit kräftigen Käseschnitten, die er in der Pfanne brutzelnd schmelzen ließ. Zum Schluss tranken sie das kalte Wasser des Bachs, der ihnen die Fische geschenkt hatte. Danach war der Bader in besserer Laune. Ein dicker Mann muss ausreichend ernährt werden, erkannte Rob. Ihm wurde auch klar, dass der Bader ein ausgezeichneter Koch war, und er freute sich im voraus auf jede Mahlzeit als das große Ereignis des Tages.

Das nächste Dorf hieß Farnham. Der Bader machte am Rand des Dorfes halt. Er nahm eine kleine Trommel und einen Stock aus dem Wagen, die er Rob reichte. »Trommle!«

Tatus wusste, was sie vorhatten: Er streckte den Kopf vor und wieherte, tänzelte und hob die Vorderhufe. Rob schlug stolz die Trommel, angesteckt von der Aufregung, die sie auf beiden Seiten der Straße hervorriefen.

»Heute Nachmittag gibt's Unterhaltung«, rief der Bader. »Anschließend werden menschliche Krankheiten und große und kleine medizinische Probleme behandelt.«

Frauen kamen aus den Häusern und redeten laut miteinander, während ihre Kinder auf die Straße strömten und sich schwatzend den bellenden Hunden anschlössen, die dem roten Wagen folgten. Aus dem Wirtshaus kamen einige Zecher, gefolgt von der Kellnerin, die sich mit glänzenden Augen die nassen Hände an der Schürze abtrocknete.

Der Bader hielt auf dem kleinen Dorfplatz. Er hob vier Klappbänke vom Wagen herunter und stellte sie nebeneinander auf. »Das heißt das Podium«, bezeichnete er Rob gegenüber die kleine Plattform, die damit entstanden war. »Du wirst es jedes Mal sofort aufbauen, sobald wir in einen neuen Ort kommen.«

Auf das Podium stellten sie zwei Körbe voller kleiner, zugestöpselter Flaschen, von denen der Bader behauptete, dass sie Medizin enthielten. Dann verschwand er in den Wagen und zog den Vorhang zu. Rob saß auf dem Podium und sah zu, wie die Dorfbewohner auf die Hauptstraße drängten. Wartende Familien setzten sich auf den Boden, damit sie einen Platz in der Nähe des Podiums bekamen. Frauen knüpften und strickten, während sie warteten, und Kinder schrien und zankten. Eine Gruppe Dorfjungen gaffte Rob an. Da er den Neid und den Respekt in ihren Augen sah, setzte er sich großspurig in Positur. Dann stieg der Bader auf das Podium.

»Guten Tag und guten Morgen«, begrüßte er die Leute. »Ich freue mich, in Farnham zu sein.« Und er begann zu jonglieren. Er fing mit einem roten und einem blauen Ball an. Seine Hände schienen sich kaum zu bewegen. Es war wunderhübsch. Seine dicken Finger ließen die Bälle ununterbrochen im Kreis fliegen, zuerst langsam, dann immer schneller. Als die Leute klatschten, griff er in die Jacke und fügte einen grünen Ball hinzu. Und dann einen braunen. Und oh - einen gelben.

Wie wundervoll muss es sein, dachte Rob, diese Kunst zu beherrschen. Er hielt den Atem an und wartete darauf, dass der Bader einen Ball fallen ließ, doch er kam mit allen fünf mühelos zurecht und redete auch noch die ganze Zeit. Er brachte die Dörfler zum Lachen, erzählte Geschichten und sang Liedchen.

Dann jonglierte er mit Seilringen und Holztellern, und nach dem Jonglieren gab er Zauberkunststücke zum besten. Er ließ ein Ei verschwinden, fand in den Haaren eines Kindes eine Münze, ließ ein Halstuch die Farbe wechseln.

»Möchtet ihr sehen, wie ich einen Krug Bier verschwinden lasse?« Auf den allgemeinen Applaus hin lief die Kellnerin ins Wirtshaus und erschien mit einem schäumenden Krug Bier. Der Bader setzte ihn an die Lippen und leerte den Inhalt mit einem einzigen langen Zug. Er verneigte sich vor dem gutmütigen Gelächter, dann fragte er die Frauen, ob jemand ein Band haben wolle.

»O ja!« rief die Kellnerin. Sie war jung und üppig, und auf ihre spontane, natürliche Erwiderung hin kicherte die Menge.