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Er wiederholte seine Worte sehr langsam.

Das Kind in ihren Armen begann sich zu bewegen, aber die Frau achtete nicht darauf. Sie starrte Ibn Sina an, ihr Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Es wirkte wie aus Stein, aber es sprach auch etwas daraus, das er vorher übersehen hatte. Der alte Mann verstand sich aut Menschen, und zum erstenmal ließ seine Besorgnis etwas nach, denn er erkannte die Stärke dieser Frau. Er würde die entsprechenden Anordnungen treffen, und sie würde das Notwendige tun.

Sklaven holten sie in einer Sänfte ab. Sie wußte nicht, was sie mit Rot1 James anfangen sollte, also nahm sie ihn mit. Dies erwies sich als eiru

glückliche Lösung, denn im Harem des Hauses des Paradieses nahmen die Frauen das Kind begeistert auf.

Sie wurde zu den Bädern geführt, was ihr peinlich war. Rob hatte ihr erzählt, daß es für mohammedanische Frauen ein religiöses Gebot war, alle zehn Tage ihre Schamhaare mit einem Enthaarungsmittel aus Kalk und Arsen zu entfernen. Ebenso wurden die Haare in den Achselhöhlen bei einer verheirateten Frau einmal wöchentlich, bei einer Witwe alle zwei Wochen und bei einer Jungfrau einmal im Monat ausgezupft oder abrasiert. Die Frauen, die sie bedienten, starrten sie mit unverhohlenem Abscheu an.

Nachdem man sie gewaschen hatte, bot man ihr drei Tabletts mit Parfüms und Farbstoffen an, aber sie verwendete nur ein wenig Duftwasser.

Sie wurde in einen Raum geführt und angewiesen zu warten. Die Einrichtung bestand nur aus einer großen Strohmatratze mit Kissen und Decken und einer geschlossenen Truhe, auf der ein Waschbecken stand. Irgendwo in der Nähe spielten Musikanten. Sie fror. Als sie schon ziemlich lang gewartet hatte, nahm sie eine Decke und hüllte sich ein.

Dann kam Alä. Sie war verängstigt, aber er lächelte, als er sie in der Decke sah.

Er bedeutete ihr mit Gesten, die Decke abzulegen, und dann mit einer ungeduldigen Handbewegung, auch das Kleid auszuziehen. Sie wußte, daß sie, an den orientalischen Frauen gemessen, mager war, und die persischen Frauen hatten ihr deutlich vor Augen geführt, daß Sommersprossen Allahs gerechte Strafe für schamlose Frauen bedeuteten, die keinen Schleier trugen.

Er berührte ihr schweres, rotes Haupthaar, hob eine Handvoll davon an seine Nase. Sie hatte ihre Strähnen nicht parfümiert, und er verzog das Gesicht, weil der Duft fehlte.

Die Hände des Königs lagen noch auf ihrem Kopf. Er sprach Persisch, und sie wußte nicht, ob mit sich selbst oder zu ihr. Sie wagte nicht einmal, den Kopf zu schütteln, um anzudeuten, daß sie ihn nicht verstand, damit er die Geste nicht als Ablehnung deutete. Er begann, sich ungeniert mit ihren Schamhaaren zu befassen. Sie erregten seine Neugierde. »Henna?«

Dieses eine Wort verstand sie, und sie versicherte ihm in einer Sprache, die er natürlich nicht verstand, daß die Farbe nicht Henna war. Er zog eine Strähne vorsichtig durch die Fingerspitzen und versuchte, das Rot wegzuwischen.

Dann legte er sein einziges, loses Kleidungsstück aus Baumwolle ab. Seine Arme waren muskulös, aber er war um die Körpermitte dicklich und hatte einen vorstehenden, behaarten Bauch. Sein ganzer Körper war behaart, und sein Glied war kleiner als das Robs und dunkler. In der Sänfte auf dem Weg zum Palast hatte sie sich den verschiedensten Vorstellungen hingegeben. Bei einer hatte sie geweint und sich daran erinnert, daß Jesus den christlichen Frauen verboten hatte, diesen Akt außerhalb der Ehe zu vollziehen. Wie in einer Heiligenlegende hatten dann ihre Tränen sein Mitleid erweckt, und er hatte sie aus Güte nach Hause geschickt. In einem anderen Tagtraum hatte sie, weil sie gezwungen war, den Ehemann zu retten, den sinnlichsten körperlichen Orgasmus ihres Lebens kennengelernt, eine Beglückung durch einen einmaligen Liebhaber, der sie erwählt hatte, obwohl er über die allerschönsten Frauen Persiens verfügen konnte. Die Wirklichkeit hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihren Phantasien. Alä wendete sich ihren Brüsten zu, berührte die Warzen; vielleicht hatten die Höfe eine ihm ungewohnte Farbe. Die kühle Luft hatte ihre Brüste hart gemacht, aber er verlor bald das Interesse an ihnen. Als er sie zur Matratze drängte, flehte sie stumm die Hilfe der heiligen Mutter Gottes an, deren Namen sie trug. Sie war kein aufnahmebereites Gefäß, so daß sie aus Angst und aus Widerwillen gegenüber diesem Mann, der beinahe den Tod ihres Ehemannes beschlossen hätte, trocken blieb. Sie vermißte die süßen Liebkosungen, mit denen Rob sie erfreute und die sie in seinen Händen zu Wachs werden ließen. Statt senkrecht wie ein Stock zu sein, hing Aläs Glied schräg herab, und er hatte Schwierigkeiten, in sie einzudringen. Deshalb griff er zu Olivenöl, das er aber gereizt auf sie goß statt auf sich. Endlich zwängte er sich in sie, und sie hielt die Augen geschlossen.

Sie war gebadet worden, entdeckte aber, daß er sich nicht gereinigt hatte. Er war alles andere als kraftvoll und wirkte fast gelangweilt, während er leise grunzend zustieß. Nach wenigen Augenblicken erschauerte er für einen so großen Mann ganz unköniglich schwach, und er stöhnte angewidert. Dann zog sich der König der Könige mit einem leise-schmatzenden, öligen Geräusch aus ihr zurück und verließ Jen Raum ohne ein Wort oder einen Blick.

Sie blieb klebrig und erniedrigt liegen und wußte nicht, was sie als nächstes tun sollte. Mit Gewalt hielt sie ihre Tränen zurück. Schließlich wurde sie von den anderen Frauen wieder abgeholt und zu ihrem Sohn gebracht. Sie kleidete sich eilig an und nahm Rob James in die Arme. Die Frauen schickten sie nach Hause und stellten einen Sack mit grünen Melonen in die Sänfte. Als sie mit dem Sohn die Jehuddijeh erreichte, wollte sie die Melonen schon auf der Straße stehen lassen. Es erschien ihr jedoch einfacher, sie nach Hause mitzunehmen und die Sänfte zu verabschieden.

Als Rob aus Idhaj zurückkehrte, aß er von den grünen Melonen, die köstlicher schmeckten als alle, die er bisher gekostet hatte.

Das Beduinenmädchen

Merkwürdig. Rob mußte noch immer den Atem anhalten, und sein Herz klopfte heftig, wenn er den maristan betrar und ihm die schnatternden Studenten wie Gänseküken ihrer Mutter folgten. Sie folgten ihm, und dabei war er noch vor kurzer Zeit anderen gefolgt. Ibn Sina drängte ihn, Vorlesungen zu halten, und wenn er sich dazu entschloß, kamen auch Studenten von anderen Fächern, um ihn zu hören. Aber er fühlte sich nie vollkommen sicher, wenn er ordentlich schwitzte und sich über ein Thema verbreitete, das er sorgfältig in den Büchern nachgelesen hatte. Ihm war bewußt, wie er auf sie wirken mußte, denn er war größer als die meisten, und seine englische Nase war gebrochen. Auch wußte er, wie seine Stimme klang, denn jetzt sprach er das Persische so fließend, daß ihn sein Akzent störte. Ebenso verfaßte er auf Ibn Sinas Wunsch eine kurze Abhandlung über die Wundbehandlung mit Wein. Er mühte sich mit diesem Aufsatz ab, hatte aber keine rechte Freude daran, auch nicht, als er fertig, übertragen und im Haus der Gelehrsamkeit hinterlegt war. Rob wußte, daß er sein Wissen und Können weitergeben mußte, wie fliese Erfahrungen an ihn weitergegeben worden waren, aber Mirdin hatte sich dennoch geirrt: Rob wollte nicht alles tun. Er wollte sich Ibn

Sina nicht zum Vorbild nehmen. Er hatte nicht den Ehrgeiz, auch noch als Philosoph, Erzieher und Theologe zu wirken, er empfand nicht das Bedürfnis, zu schreiben oder zu predigen. Er mußte lernen und forschen, um zu wissen, was er zu tun hatte, sobald er handeln mußte Für ihn kam die Stunde der Wahrheit jedesmal, wenn er die Hände eines Patienten hielt. Es war der gleiche unheimliche Zauber, den er zum erstenmal empfunden hatte, als er neun Jahre alt gewesen war.

Eines Morgens wurde ein Mädchen namens Sitara von ihrem Vater einem Beduinen-Zeltmacher, in den maristan gebracht. Sie war sehr krank, litt an Übelkeit und Brechreiz und verspürte heftige Schmerzen im rechten unteren Teil ihres harten Bauches. Rob wußte, woran sie litt, hatte aber keine Ahnung, wie er die Seitenkrankheit behandeln sollte. Das Mädchen stöhnte und konnte kaum antworten, aber er befragte sie eingehend und suchte von ihr etwas zu erfahren, das ihm weiterhelfen könnte.