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Ich nahm den Vorschlag an. Er zog eine Art Überrock über seine Kleider, die beinahe wie im Sommer waren, an, und wir gingen aus dem Zimmer. Wir begaben uns zuerst zu Gustav, und ich begrüßte ihn. Er flog an mein Herz, und sein Ziehvater sagte ihm, er dürfe uns in das Schreinerhaus begleiten. Er nahm gar kein Überkleid, sondern verwechselte nur seinen Zimmerrock mit einem etwas wärmeren und war bereit, uns zu folgen. Wir gingen über die gemeinschaftliche Treppe hinab, und als wir unten angekommen waren, sah ich, daß mein Gastfreund auch heute an dem unfreundlichen Wintertage barhäuptig ging. Gustav hatte eine ganz leichte Kappe auf dem Haupte. Wir gingen über den Sandplatz dem Gebüsche zu. Die Eiskörner, welche eine bereifte, weiße und rauhe Gestalt hatten, mischten sich mit den weißen Haaren meines Freundes und sprangen auf seinem zwar nicht leichten, aber noch nicht für eine strenge Winterkälte eingerichteten Überrocke. Die Bäume des Gartens, die uns nahe standen, seufzten in dem Winde, der von den Höhen immer mehr gegen die Niederungen herab kam und an Heftigkeit mit jeder Stunde wuchs. So gelangten wir gegen das Schreinerhaus. Wie bei meiner ersten Annäherung stieg auch heute ein leichter Rauch aus demselben empor, aber er ging nicht wie damals in einer geraden luftigen Säule in die Höhe, sondern wie er die Mauern des Schornsteins verließ, wurde er von dem Winde genommen, in Flatterzeug verwandelt und nach verschiedenen Richtungen gerissen. Auch waren nicht die grünen Wipfel da, an denen er damals empor gestiegen war, sondern die nackten Äste mit den feinen Ruten der Zweige standen empor und neigten sich im Winde über das Haus herüber. Auf dem Dache desselben lag der Schnee. Von Tönen konnten wir bei dieser Annäherung aus dem Innern nichts hören, weil außen das Sausen des Windes um uns war.

Da wir eingetreten waren, kam uns Eustach entgegen, und er grüßte mich noch freundlicher und herzlicher, als er es sonst immer getan hatte. Ich bemerkte, daß um zwei Arbeiter mehr als gewöhnlich in dem Hause beschäftigt waren. Es mußte also viele oder dringende Arbeit geben. Die Wärme gegen den Wind draußen empfing uns angenehm und wohnlich im Hause. Eustach geleitete uns durch die Werkstube in sein Gemach. Ich sagte ihm, daß ich gekommen sei, um auch einen kleinen Teil des Winters in dem Asperhofe zu bleiben, den ich in demselben nie gesehen und den ich nur meistens in der Stadt verlebt habe, wo seine Wesenheit durch die vielen Häuser und durch die vielen Anstalten gegen ihn gebrochen werde.

»Bei uns könnt Ihr ihn in seiner völligen Gestalt sehen«, sagte Eustach, »und er ist immer schön, selbst dann noch, wann er seine Art so weit verleugnet, daß er mit warmen Winden, blaugeballten Wolken und Regengüssen über die schneelose Gegend daher fährt. So weit vergißt er sich bei uns nie, daß er in ein Afterbild des Sommers, wie zuweilen in südlichen Ländern, verfällt und warme Sommertage und allerlei Grün zum Vorschein bringt. Dann wäre er freilich nicht auszuhalten.«

Ich erzählte ihm von meinem Besuche auf dem Echerngletscher und sagte, daß ich doch auch schon manchen schönen und stürmischen Wintertag im Freien und ferne von der großen Stadt zugebracht habe.

Hierauf zeigte er mir Zeichnungen, welche zu den früheren neu hinzu gekommen waren, und zeigte mir Grund- und Aufrisse und andere Pläne zu den Werken, an denen eben gearbeitet werde. Unter den Zeichnungen befanden sich schon einige, die nach Gegenständen in der Kirche von Klam genommen worden waren, und unter den Plänen befanden sich viele, die zu den Ausbesserungen gehörten, die mein Gastfreund in der Kirche vornehmen ließ, welche ich mit ihm besucht hatte.

Nach einer Weile gingen wir auch in die Arbeitsstube und besahen die Dinge, die da gemacht wurden. Meistens betrafen sie Gegenstände, welche für die Kirche, für die eben gearbeitet wurde, gehörten. Dann sah ich ein Zimmerungswerk aus feinen Eichen- und Lärchenbohlen, welches wie der Hintergrund zu Schnitzwerken von Vertäflungen aussah, auch erblickte ich Simse, wie zu Vertäflungen gehörend. Von Geräten war ein Schrein in Arbeit, der aus den verschiedensten Hölzern, ja mitunter aus seltsamen, die man sonst gar nicht zu Schreinerarbeiten nimmt, bestehen sollte. Er schien mir sehr groß werden zu wollen; aber seinen Zweck und seine Gestalt konnte ich aus den Anfängen, die zu erblicken waren, nicht erraten. Ich fragte auch nicht darnach, und man berichtete mir nichts darüber.

Als wir uns eine Zeit in dem Schreinerhause aufgehalten und auch über andere Gegenstände gesprochen hatten, als sich in demselben befanden oder mit demselben in Beziehung standen, entfernten wir uns wieder, und mein Freund und Gustav geleiteten mich in das Wohnhaus zurück und dort in meine Zimmer. In ihnen war es bereits warm, ein lebhaftes Feuer mußte den Tönen nach, die zu hören waren, in dem Ofen brennen, alles war gefegt und gereinigt, weiße Fenstervorhänge und weiße Überzüge glänzten an dem Bette und an jenen Geräten, für die sie gehörten, und alle meine Reisesachen, welche ich in dem Schlitten geführt hatte, waren bereits in meiner Wohnung vorhanden. Mein Gastfreund sagte, ich möge mich hier nun zurecht finden und einrichten, und er verließ mich dann mit Gustav.

Ich packte nun die Gegenstände, welche ich in meinen Reisebehältnissen hatte, aus und verteilte sie so, daß die beiden Gemächer, welche mir zur Verfügung standen, recht winterlich behaglich, wozu die Wärme, die in den Zimmern herrschte, einlud, ausgestattet waren. Ich wollte es so tun, ich mochte mich nun lange oder kurz in diesen Räumen aufzuhalten haben, was von den Umständen abhing, die nicht in meiner Berechnung lagen. Besonders richtete ich mir meine Bücher, meine Schreibdinge und auch Vorbereitungen zu gelegentlichem Zeichnen so her, daß alles dies meinen Wünschen, so weit ich das jetzt einsah, auf das Beste entsprach. Nachdem ich mit allem fertig war, kleidete ich mich auch um, damit die Reisekleider mit bequemeren und häuslichen vertauscht wären.

Hierauf machte ich einen Spaziergang. Ich ging in dem Garten meinen gewöhnlichen Weg zu dem großen Kirschbaume hinauf. Aus dem in dem Schnee wohl ausgetretenen Pfade sah ich, daß hier häufig gegangen werde und daß der Garten im Winter nicht verwaist ist, wie es bei so vielen Gärten geschieht und wie es aber auch bei meinen Eltern nicht geduldet wird, denen der Garten auch im Winter ein Freund ist. Selbst die Nebenpfade waren gut ausgetreten, und an manchen Stellen sah ich, daß man nach dauerndem Schneefalle auch die Schaufel angewendet habe. Die zarteren Bäumchen und Gewächse waren mit Stroh verwahrt, alles, was hinter Glas stehen sollte, war wohl geschlossen und durch Verdämmungen geschützt, und alle Beete und alle Räume, die in ihrer Schneehülle dalagen, waren durch die um sie geführten Wege gleichsam eingerahmt und geordnet. Die Zweige der Bäume waren von ihrem Reife befreit, der Schnee, der in kleinen Kügelchen daher jagte, konnte auf ihnen nicht haften, und sie standen desto dunkler und beinahe schwarz von dem umgebenden Schnee ab. Sie beugten sich im Winde und sausten dort, wo sie in mächtigen Abteilungen einem großen Baume angehörten und in ihrer Dichtheit gleichsam eine Menge darstellten. In den entlaubten Ästen konnte ich desto deutlicher und häufiger die Nestbehälter sehen, welche auf den Bäumen angebracht waren. Von den gefiederten Bewohnern des Gartens war aber nichts zu sehen und zu hören. Waren wenige oder keine da, konnte man sie in dem Sturme nicht bemerken oder haben sie sich in Schlupfwinkel, namentlich in ihre Häuschen, zurückgezogen? In den Zweigen des großen Kirschbaumes herrschte der Wind ganz besonders. Ich stellte mich unter den Baum neben die an seinem Stamme befindliche Bank und sah gegen Süden. Das dunkle Baumgitter lag unter mir, wie schwarze, regellose Gewebe auf den Schnee gezeichnet, weiter war das Haus mit seinem weißen Dache, und weiter war nichts; denn die fernere Gegend war kaum zu erblicken. Bleiche Stellen oder dunklere Ballen schimmerten durch, je nachdem das Auge sich auf Schneeflächen oder Wälder richtete, aber nichts war deutlich zu erkennen, und in langen Streifen, gleichsam in nebligen Fäden, aus denen ein Gewebe zu verfertigen ist, hing der fallende Schnee von dem Himmel herunter. Von dem Kirschbaume konnte ich nicht in das Freie hinausgehen; denn das Pförtchen war geschlossen. Ich wendete mich daher um und ging auf einem anderen Wege wieder in das Haus zurück.