Valcour. Dein Herr Onkel findet es nicht fuer gut, mich aus meinem Irrthum zu reissen; die Postchaise lenkt wieder um, nach Paris zurueck, und da bin ich nun-Ich hoffe, Dorsigny, du kannst dich nicht ueber meinen Eifer beklagen.
Dorsigny. Sehr verbunden, mein Freund, fuer die maechtigen Dienste, die du mir geleistet hast! Es thut mir nur leid um die unendliche Muehe, die du dir gegeben hast.
Oberst. Herr von Valcour! Mein Neffe erkennt Ihre grosse Guete vielleicht nicht mit der gehoerigen Dankbarkeit; aber rechnen Sie dafuer auf die meinige.
Fr. v. Dorsigny. Sie waren also nicht unterwegs nach Russland?
Oberst. Was Teufel sollte ich in Russland?
Fr. v. Dorsigny. Nun, wegen der wichtigen Commission, die das Ministerium Ihnen auftrug, wie Sie dem Champagne sagten.
Oberst. Also wieder der Champagne, der mich zu diesem hohen Posten befoerdert. Ich bin ihm unendlichen Dank schuldig, dass er so hoch mit mir hinaus will.-Herr Gaspar, Sie werden zu Hause mein Billet gefunden haben; es wuerde mir lieb sein, wenn der Ehekontrakt noch diese Nacht unterzeichnet wuerde.
Notar. Nichts ist leichter, gnaediger Herr! Wir waren eben im Begriff, dieses Geschaeft auch in Ihrer Abwesenheit vorzunehmen.
Oberst. Sehr wohl! Man verheirathet sich zuweilen ohne den Vater; aber wie ohne den Braeutigam, das ist mir doch nie vorgekommen.
Fr. v. Dorsigny. Hier ist der Braeutigam! Unser lieber Neffe.
Dorsigny. Ja, bester Onkel! Ich bin's.
Oberst. Mein Neffe ist ein ganz huebscher Junge; aber meine Tochter bekommt er nicht.
Fr. v. Dorsigny. Nun, wer soll sie denn sonst bekommen?
Oberst. Wer, fragen Sie? Zum Henker! Der Herr von Lormeuil soll sie bekommen.
Fr. v. Dorsigny. Er ist also nicht todt, der Herr von Lormeuil?
Oberst. Nicht doch, Madame! Er lebt, er ist hier. Sehen Sie sich nur um, dort kommt er.
Fr. v. Dorsigny. Und wer ist denn der Herr, der mit ihm ist?
Oberst. Das ist ein Kammerdiener, den Herr Champagne beliebt hat, ihm an die Seite zu geben.
Neunter Auftritt.
Die Vorigen. Lormeuil mit seinem Unterofficier, der sich im Hintergrunde des Zimmers niedersetzt.
Lormeuil (zum Obersten). Sie schicken also Ihren Onkel an Ihrer Statt nach Strassburg? Das wird Ihnen nicht so hingehen, mein Herr.
Oberst. Sieh, sieh doch! Wenn du dich ja mit Gewalt schlagen willst, Lormeuil, so schlage dich mit meinem Neffen. und nicht mit mir.
Lormeuil (erkennt ihn). Wie? Sind Sie's? Und wie haben Sie's gemacht, dass Sie so schnell zurueckkommen?
Oberst. Hier, bei diesem Herrn von Valcour bedanken Sie sich, der mich aus Freundschaft fuer meinen Neffen spornstreichs zurueckholte.
Dorsigny. Ich begreife Sie nicht, Herr von Lormeuil! Wir waren ja als die besten Freunde von einander geschieden-Haben Sie mir nicht selbst, noch ganz kuerzlich, alle Ihre Ansprueche auf die Hand meiner Cousine abgetreten?
Oberst. Nichts, nichts! Daraus wird nichts! Meine Frau, meine Tochter, meine Nichte, mein Neffe, alle zusammen sollen mich nicht hindern, meinen Willen durchzusetzen.
Lormeuil. Herr von Dorsigny! Mich freut's von Herzen, dass Sie von einer Reise zurueck sind, die Sie wider Ihren Willen angetreten-Aber wir haben gut reden und Heirathsplaene schmieden, Fraeulein Sophie wird darum doch Ihren Neffen lieben.
Oberst. Ich verstehe nichts von diesem allem! Aber ich werde den Lormeuil nicht von Toulon nach Paris gesprengt haben, dass er als ein Junggesell zurueckkehren soll.
Dorsigny. Was das betrifft, mein Onkel-so liesse sich vielleicht eine Auskunft treffen, dass Herr von Lormeuil keinen vergeblichen Weg gemacht haette.-Fragen Sie meine Schwester.
Fr. v. Mirville. Mich? Ich habe nichts zu sagen.
Lormeuil. Nun, so will ich denn reden-Herr von Dorsigny, Ihre Nichte ist frei; bei der Freundschaft, davon Sie mir noch heute einen so grossen Beweis geben wollten, bitte ich Sie, verwenden Sie allen ihren Einfluss bei Ihrer Nichte, dass sie es uebernehmen moege, Ihre Wortbruechigkeit gegen mich gut zu machen.
Oberst. Was? Wie?-Ihr sollt ein Paar werden-Und dieser Schelm, der Champagne, soll mir fuer alle zusammen bezahlen.
Champagne. Gott soll mich verdammen, gnaediger Herr, wenn ich nicht selbst zuerst von der Aehnlichkeit betrogen wurde.-Verzeihen Sie mir die kleine Spazierfahrt, die ich Sie machen liess, es geschah meinem Herrn zum Besten.
Oberst (zu beiden Paaren). Nun, so unterzeichnet!