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Dorsigny. Mein Gott, was ist das?

Fr. v. Dorsigny (liest). "Beste Tante! Ich erfahre so eben, dass Sie im Begriff sind, meine Cousine zu verheirathen. Es ist nicht mehr Zeit, zurueckzuhalten: ich liebe Sophien.-Ich flehe Sie an, beste Tante, wenn sie nicht eine heftige Neigung zu ihrem bestimmten Braeutigam hat, so schenken Sie sie mir! Ich liebe sie so innig, dass ich gewiss noch ihre Liebe gewinne. Ich folge dem Champagne auf dem Fusse nach; er wird Ihnen diesen Brief ueberbringen, Ihnen erzaehlen, was ich seit jener schrecklichen Nachricht ausgestanden habe."

Sophie. Der gute Vetter!

Fr. v. Mirville. Armer Dorsigny!

Champagne. Nein, es laesst sich gar nicht beschreiben, was mein armer Herr gelitten hat! Aber lieber Herr, sagte ich zu ihm, vielleicht ist noch nicht alles verloren-Geh, Schurke, sagte er zu mir, ich schneide dir die Kehle ab, wenn du zu spaet kommst-Er kann zuweilen derb sein, Ihr lieber Neffe.

Dorsigny. Unverschaemter!

Champagne. Nun, nun, Sie werden ja ordentlich boese, als wenn ich von Ihnen spraeche; was ich sage, geschieht aus lauter Freundschaft fuer ihn, damit Sie ihn bessern, weil Sie sein Onkel sind.

Fr. v. Mirville. Der gute, redliche Diener! Er will nichts als das Beste seines Herrn!

Fr. v. Dorsigny. Geh, guter Freund, ruhe dich aus, du wirst es noethig haben.

Champagne. Ja, Ihr Gnaden, ich will mich ausruhen in der Kueche. (Ab.)

Neunter Auftritt.

Vorige ohne Champagne.

Dorsigny. Nun, Sophie! was sagst du dazu?

Sophie. Ich erwarte Ihre Befehle, mein Vater!

Dorsigny. Ja, was ist da zu thun?

Fr. v. Dorsigny. Es ist da weiter nichts zu thun; wir muessen sie ihm ohne Zeitverlust zur Frau geben.

Fr. v. Mirville. Aber der Vetter ist ja noch nicht hier.

Fr. v. Dorsigny. Seinem Briefe nach kann er nicht lang ausbleiben.

Dorsigny. Nun-wenn es denn nicht anders ist-und wenn Sie so meinen, meine Liebe-so sei's! Ich bin' s zufrieden und will mich so einrichten, dass der Laerm der Hochzeit-vorbei ist, wenn ich zurueckkomme-He da! Bediente!

Zehnter Auftritt.

Zwei Bediente treten ein und warten im Hintergrunde. Vorige.

Fr. v. Dorsigny. Noch Eins! Ihr Pachter hat mir waehrend Ihrer Abwesenheit zweitausend Thaler in Wechseln ausbezahlt-ich habe ihm eine Quittung darueber gegeben-Es ist Ihnen doch recht?

Dorsigny. Mir ist alles recht, was Sie thun, meine Liebe! (Waehrend sie die Wechsel aus einer Schreibtafel hervorholt, zu Frau von Mirville.) Darf ich das Geld wohl nehmen?

Fr. v. Mirville. Nimm es ja, sonst machst du dich verdaechtig.

Dorsigny (heimlich zu ihr). In Gottes Namen! Ich will meine Schulden damit bezahlen! (Laut, indem er die Wechsel der Frau von Dorsigny in Empfang nimmt.) Das Geld erinnert mich, dass ein verwuenschter Schelm von Wucherer mich schon seit lange um hundert Pistolen plagt, die-mein Neffe von ihm geborgt hat-Wie ist's? Soll ich den Posten bezahlen?

Fr. v. Mirville. Ei, das versteht sich! Sie werden doch meine Base keinem Bruder Liederlich zur Frau geben wollen, der bis an die Ohren in Schulden steckt?

Fr. v. Dorsigny. Meine Nichte hat Recht, und was uebrig bleibe kann man zu Hochzeitgeschenken anwenden.

Fr. v. Mirville. Ja, ja, zu Hochzeitgeschenken!

Ein dritter Bedienter (kommt). Die Modehaendlerin der Frau von Mirville.

Fr. v. Mirville. Sie kommt wie gerufen. Ich will gleich den Brautanzug bei ihr bestellen. (Ab.)

Eilfter Auftritt.

Vorige ohne Frau von Mirville.

Dorsigny (zu den Bedienten). Kommt her!-(Zur Frau von Dorsigny) Man wird nach dem Herrn Gaspar, unserm Notar, schicken muessen-Fr. v. Dorsigny. Lassen Sie ihn lieber gleich zum Nachtessen einladen; dann koennen wir alles nach Bequemlichkeit abmachen.

Dorsigny. Das ist wahr! (Zu einem von den Bedienten.) Du, geh zum Juwelier und lass ihn das Neuste herbringen, was er hat-(Zu einem andern.) Du gehst zum Herrn Gaspar, unserm Notar, ich lass' ihn bitten, heute mit mir zu Nacht zu essen.-Dann bestellest du vier Postpferde; Punkt eilf Uhr muessen sie vor dem Hause sein, denn ich muss in der Nacht noch fort.-(Zu einem dritten.) Fuer dich, Jasmin, hab' ich einen kitzlichen Auftrag-du hast Kopf, dir kann man was anvertrauen.

Jasmin. Gnaediger Herr, das beliebt Ihnen so zu sagen.

Dorsigny. Du weisst, wo Herr Simon wohnt, der Geldmaekler, der sonst meine Geschaefte machte-der meinem Neffen immer mein eignes Geld borgte.

Jasmin. Ei ja wohl! Warum sollt' ich ihn nicht kennen! Ich war ja immer der Postillon des gnaedigen Herrn, Ihres Neffen.

Dorsigny. Geh zu ihm, bring ihm diese hundert Pistolen, die mein Neffe ihm schuldig ist und die ich ihm hiermit bezahle! Vergiss aber nicht, dir einen Empfangsschein geben zu lassen.

Jasmin. Warum nicht gar-Ich werde doch kein solcher Esel sein! (Die Bedienten gehen ab.)

Fr. v. Dorsigny. Wie er sich verwundern wird, der gute Junge, wenn er morgen ankommt und die Hochzeitgeschenke eingekauft, die Schulden bezahlt findet.

Dorsigny. Das glaub' ich! Es thut mir nur leid, dass ich nicht Zeuge davon sein kann.

Zwoelfter Auftritt.

Vorige. Frau von Mirville.

Fr. v. Mirville (eilt herein, heimlich zu ihrem Bruder). Mach, dass du fortkommst, Bruder! Eben kommt der Onkel mit einem Herrn an, der mir ganz so aussieht, wie der Herr von Lormeuil.

Dorsigny (in ein Kabinet fliehend). Das waere der Teufel!

Fr. v. Dorsigny. Nun, warum eilen Sie denn so schnell fort, Dorsigny?

Dorsigny. Ich muss-ich habe-Gleich werd' ich wieder da sein.

Fr. v. Mirville (pressiert). Kommen Sie, Tante! Sehen Sie doch die schoenen Muetzen an, die man mir gebracht hat.

Fr. v. Dorsigny. Du thust recht, mich zu Rath zu ziehen-ich verstehe mich darauf. Ich will dir aussuchen helfen.

Dreizehnter Auftritt.

Oberst Dorsigny. Lormeuil. Frau von Dorsigny. Sophie. Frau von Mirville.

Oberst. Ich komme frueher zurueck, Madame, als ich gedacht habe, aber desto besser!-Erlauben Sie, dass ich Ihnen hier diesen Herrn-Fr. v. Dorsigny. Bitte tausendmal um Vergebung, meine Herren-die Putzhaendlerin wartet auf uns, wir sind gleich wieder da-Komm, meine Tochter! (Ab.)

Oberst. Nun, nun! Diese Putzhaendlerin koennte wohl auch einen Augenblick warten, daecht' ich.

Sophie. Eben darum, weil sie nicht warten kann-Entschuldigen Sie, meine Herren. (Ab.)

Oberst. Das mag sein-aber ich sollte doch denken-Fr. v. Mirville. Die Herren, wissen wir wohl, fragen nach Putzhaendlerinnen nichts; aber fuer uns sind das sehr wichtige Personen. (Geht ab, sich tief gegen Lormeuil verneigend.)

Oberst. Zum Teufel, das seh' ich, da man uns ihrentwegen stehen laesst.

Vierzehnter Auftritt.

Oberst Dorsigny. Lormeuil.

Oberst. Ein schoener Empfang, das muss ich sagen!