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»Aufhören«, rief Al, doch zu spät… etwas Nachgiebiges, aber doch Kräftiges berührte ihn, etwas griff in seine Muskeln, knetete, walkte und rieb, auf seiner Stirn kreiste etwas mit gerade noch erträglichem Druck… aber er konnte sich nicht bewegen… er versuchte um sich zu schlagen und zu strampeln, aber die unsichtbaren Hände ließen ihn nicht los, drückten, dehnten, massierten…

Endlich war der Spuk vorbei. Violette Dämmerung glomm auf… er war müde, unsagbar müde… er gab sich der Müdigkeit und den wiegenden Massen unter ihm hin…

»Al…!«

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»Al!«

Mühsam riß er sich aus unbeschreiblichen Träumen.

»Mensch, wach auf! Wir müssen hinaus!«

Al wandte den Kopf: Da lag Don. Er drehte sich nach der anderen Seite: Da lag Kat.

»Ja. Wir müssen wohl hinaus.«

Schade, dachte er, am liebsten bliebe ich hier. Nichts tun, nichts wollen… träumen…

»Wir müssen hinaus.«

Vielleicht läßt man uns gar nicht mehr los. Was hat man draußen zu suchen, wenn man innen geborgen ist? Aber wir haben eine Aufgabe…

»Don, es muß einen Knopf dafür geben. Aber stell bitte nicht noch einmal Massage ein.«

Sicher gab es auch Drucktasten für Nahrungszufuhr, für Musik, für Ferngespräche.

»Findest du nicht einen einzelnen Knopf am unteren Rand der Skala?«

Das Schönste war zweifellos der tiefe von unbestimmten Träumen erfüllte, die Müdigkeit konservierende Schlaf. Al hielt die Augen halb geschlossen, aber er beobachtete, daß Don wieder an die Schalttafel griff…

Das gelbe Licht war wieder da… es lief vor ihm her… er glitt sachte abwärts… ein helles Rechteck schob sich auseinander… kaltes Licht blendete…

Al stand wieder vor dem Gebäude. Katja lehnte an der Wand daneben. Ein Zischen hinter ihm… Don taumelte zu ihnen hinaus.

5

Die Häuser brüteten still im Sonnenlicht, weiße tropfenförmige Gebilde auf grünen Matten, die Halme wiegten sich im Wind, Blütenblätter lösten sich von Sträuchern und schwebten federleicht hernieder. Darüber lag der tiefe blaue Himmel.

»Was nun?« fragte Al.

»Was nun, was nun!« Don äffte ihn nach. »Wir gehen weiter. Was denn sonst?«

»Und wohin gehen wir?«

»Ins Zentrum natürlich. Wir sind nicht zum Vergnügen da!«

Al sagte ruhig:

»Wir sind unvermutet in das Gebäude und unvermutet wieder herausgekommen. Ich nehme an, die Bewohner dieser Stadt haben sich in diesen Gebäuden aufgehalten, in dem großen Raum hinter der Stirnwand, die von außen undurchsichtig scheint, sie sind in den Liegestühlen gesessen, haben geschlafen, gegessen und getrunken, sich massieren lassen, und dazwischen haben sie das Bild auf dem Leuchtschirm angeschaut. Wahrscheinlich hatten sie den Blick aufs Hügelland und auf die Berge am liebsten, wahrscheinlich aber wollten sie zwischendurch noch etwas anderes sehen. Ich nehme an, daß man auf der Tastatur auch Schauspiele einstellen kann, Theaterstücke oder Filme. In Theater und Film kommen Menschen vor, oder was auch immer gewesen sein mag. Wir sollten uns eingehend mit der Apparatur beschäftigen. Vielleicht sind wir der Lösung unserer Aufgabe schon nahe.«

Don hatte sich in Richtung Zentrum in Bewegung gesetzt. Halb über die Schulter rief er zurück:

»Willst du noch einmal besprüht werden? Willst du dich noch einmal massieren lassen? Willst du noch einmal schlafen?« Wütend streifte er eine Handvoll Blüten vom Ast eines niedrigen Busches. »Willst du, daß uns Jak zuvorkommt?«

Katja stand unschlüssig da und sah Al ratlos an. Er gab den Blick zurück.

»Komm!« sagte er resigniert.

Sie wanderten zwischen den Bauwerken hindurch, wobei sie sich nun wohlweislich in deren Mitte hielten. Alle hatten dieselbe Form eines liegenden, sich nach hinten zuspitzenden Tropfens, alle bestanden aus demselben weißen oder elfenbeinfarbenen Material. Noch immer waren ihnen die bauchigen, wie Perlmutt glänzenden Frontwände zugewandt, in denen sich eine verwischte Sonne spiegelte. Nur gelegentlich tauchten graue, blockförmige Bauten dazwischen auf. Al hätte sie gern näher untersucht.

Als er merkte, daß Katja rasch müde wurde, bat er Don, eine Pause einzuschieben.

»Von mir aus«, knurrte Don, der sich selbst gern ausgeruht hätte. Al hatte in der Nähe ein eigenartiges, in der Form von den anderen abweichendes graues Gebäude bemerkt, und er trat vorsichtig hinzu. Er konnte keine Türöffnung sehen, aber er wußte nun schon, daß das nicht unbedingt ein Zeichen dafür war, daß es keine Tür gab. Langsam ging er um das Gebäude herum. Als sich dann mit einem Mal neben ihm eine Pforte öffnete, eine Kraft nach ihm griff, er auf einen Sitz gedrückt und weiterbefördert wurde, war er nicht weiter erstaunt.

Wieder begleitete ihn das gelbe Licht, aber der Weg war diesmal nur einige Meter lang. Al kam direkt in eine Kammer, die wie eine verkleinerte Ausgabe des Raums von vorhin anmutete. Vor einem kreisrunden, mannshohen Schirm kam er zum Halten, und sofort wurde die Fläche licht, ein Bild erschien: die bekannten weißen Gebäude dieses Stadtviertels. Al erfaßte sofort, daß es die Sicht von jenem quaderförmigen Bauwerk aus war, in dem er sich befand. Er blickte zur Seite und entdeckte, was er gesucht hatte: eine Tafel mit einigen Hebeln und Knöpfen. Er zögerte kurz, dann drückte er den Knopf links oben… ein kaum wahrnehmbares Anrucken…das Bild vor Al bewegte sich. Das, was ihm sein Bewegungssinn verriet, und das, was er sah, vereinigte sich zu einem vernünftigen Gesamteindruck: Er fuhr. Er wußte nicht, wie und wohin, aber er fuhr. Kurz sah er Katja und Don vor sich auftauchen, die erschreckten Gesichter schwebten groß auf ihn zu, er hörte die beiden rufen, sie duckten sich; dann glitt er über sie hinweg, immer weiter zwischen den Gebäuden hindurch. Mit größter Behutsamkeit versuchte er, die Knöpfe und Hebel zu betätigen und die dadurch ausgelösten Folgeerscheinungen zu registrieren. So lernte er, wie er den Bildausschnitt vergrößern und verkleinern, die Fahrt oder – was wahrscheinlicher war – den Flug beschleunigen, verlangsamen und schließlich auch zum Stoppen bringen konnte. Ganz unten befand sich ein einzelner Knopf, der dazu diente, die Insassen auf die schon bekannte Weise aus dem Gefährt hinauszuschaffen. Er sah es sich von außen an: Es war ein grauer, vorne abgerundeter Zylinder ohne irgendwelche hervorstechenden Einzelheiten.

Al blickte umher, um sich zu orientieren, aber er fand keinen Anhaltspunkt. Indem er zur Tür trat, ließ er sich wieder auf den Führersitz bringen und studierte nun die Tafel noch einmal. Neben den Knöpfen und Hebeln fiel ihm eine Zeichnung auf, über die ein ringförmiges Netzmuster lief. Darauf waren drei Punkte besonders markiert. Zwei davon, ein blauer und ein grüner, schienen fest in der Zeichnung zu sitzen. Ein weiterer war durch ein rotes Plättchen gebildet, das sich über die Linien verschieben ließ.

Eine Vermutung kam in ihm auf. Er setzte sein Fahrzeug wieder in Bewegung – richtig – der blaue Punkt begann zu wandern. Nun schob er das rote Plättchen über den blauen Fleck hinweg bis über die grüne Markierung. Er wartete gespannt. Schon glaubte er, er habe sich getäuscht, aber da bog der Flugwagen um eine Ecke, und der blaue Punkt vollführte dasselbe Manöver auf dem Plan. Denn es war ein Plan – ein Plan der Stadt mit eingezeichnetem Streckennetz. Wie das Fahrzeug mit den Strecken zusammenhing, mußte Al erst feststellen – jedenfalls war es daran gebunden. Und nun, da er das rote Plättchen, mit dem man offenbar das Ziel einstellen konnte, an den Ausgangspunkt gerückt hatte, ging die Fahrt dorthin zurück. Es erfüllte ihn mit spielerischer Freude, an sich selbst zu beobachten, wie er Herrschaft über den technischen Organismus gewann, wie gewandt sich dieser jeder Regung seiner Hand fügte. Er ließ die Fahrt schneller und schneller werden, bremste jäh und doch ohne Rucken und Schleudern, bog elegant um die Ecken, kurvte zwischen Häuserblocks und pfeilte auf den längeren Geraden blitzschnell dahin.