„Sei nicht so kleinmütig", antwortete ich. „Denn jetzt endlich weiß ich, was ich will. Ich habe mich entschlossen, ein garantiert reinrassiges Prachtstück aus einer berühmten Schweizer Zucht zu kaufen."
„Und was soll er kosten?"
„Frag mich nicht danach. Es handelt sich um einen dunkelweißen Zwergschnauzer."
„Großartig. Und du bist dir ganz sicher, daß man dich nicht betrügt?"
„Mich betrügen? Dagegen habe ich alle nur erdenklichen Vorkehrungen getroffen. Das Tier wird vom Flughafen direkt zur Prüfstelle gebracht, wo seine Papiere sorgfältig kontrolliert werden."
Meine Worte stießen auf ein Achselzucken, das mir nicht recht behagte.
Aber ich ließ mich von meinem Weg nicht abbringen. Die folgenden drei Tage waren schwierig. Das Mißtrauen meiner Frau wuchs im gleichen Maße und mit der gleichen Geschwindigkeit wie das des Hundebesitzers. Er wollte nichts davon hören, daß ich Franzi meiner Tochter zum Geburtstag schenken wollte. Am dritten Tag meinte er, das seien alles faule Ausreden. Als ich mich beleidigt entfernen wollte, warf er mir die arme Franzi über den Gartenzaun nach. Ich streichelte sie zur Beruhigung, warf sie zurück und rannte schnell davon.
Inzwischen war auch die Geduld meiner Frau restlos verbraucht. Sie verlangte, nun endlich das Ergebnis meiner langen Bemühungen zu sehen.
Als ich Franzi abholen wollte, wartete sie vor dem Zaun. Ihr Besitzer hatte sie davongejagt. Ich kaufte ihr ein Lederhalsband mit hübscher Metallverzierung und brachte sie nach Hause zu meiner Familie.
„Hier habt ihr Franzi, gerade aus der Schweiz angekommen." Die Wirkung war überwältigend.
„Ein wunderschönes Tier", meinte die beste Ehefrau von allen. „Wirklich, es hat sich gelohnt, so lange zu warten."
Auch die Kinder freundeten sich sofort mit Franzi an. Sie wurde im Handumdrehen zum Liebling der ganzen Familie.
Und sie erwidert die Zuneigung, die wir ihr entgegenbringen. Ihr Schwänzchen ist pausenlos in freudiger Bewegung, aus ihren kleinen Augen funkelt unglaubliche Klugheit. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde sie in der nächsten Sekunde zu sprechen anfangen. Ich kann nur hoffen, daß mich dieses Gefühl täuscht.
Schwierigkeiten mit der Dressur
Franzi hat die Herrschaft über unseren Haushalt übernommen. Beim ersten Morgengrauen springt sie in unser Ehebett, schleckt uns wach und beginnt, an den herumliegenden Gegenständen zu kauen. Ihren kleinen, spitzen Zähnchen sind bereits mehrere Hausschuhe und Bettvorleger, ein Radio, ein Kabel und einige Bücher zum Opfer gefallen. Als sie an den Füßen meines Schreibtischs zu knabbern begann, warf ich sie aus dem Zimmer. Seitdem kommt sie ständig zu mir.
„Ephraim", fragte die beste Ehefrau von allen, „bist du dir sicher, daß wir unseren Hund richtig dressieren?"
Auch ich hatte schon öfter daran gezweifelt.
Franzi verbringt den größten Teil des Tages auf unseren Sesseln oder in unseren Betten. Sie empfängt jeden Fremden, der an der Tür erscheint, mit freundlichem Schwanzwedeln und bellt nur, wenn meine Frau sich an das Klavier setzt. Überdies wird sie immer dicker, da die Kinder sie ständig mit Kuchen und Schokolade füttern. Und das Schlimmste ist: Wir können es ihr nicht abgewohnen, auf den Teppich oder anderswohin zu pinkeln. „Vielleicht sollten wir sie abrichten lassen", antwortete ich daher meiner Frau. Dieser Einfall kam mir, als ich den deutschen Schäferhund Zulu sah, der in unserer Straße wohnt. Er kommt täglich zweimal mit Dragomir, dem bekannten staatlich geprüften Hundetrainer, an unserem Haus vorbei.
„Geh und rede mit Dragomir", murmelte meine Frau.
Dragomir, ein untersetzter Mann in mittleren Jahren, versteht die Sprache der Tiere. Mit den Menschen hat er allerdings Verständigungsschwierigkeiten. Er lebt erst seit dreißig Jahren in Israel und kann sich nur in seiner kroatischen Muttersprache fließend ausdrücken.
„Was ist das?" fragte er bei Franzis Anblick. „Wo haben Sie es genommen her?"
„Das spielt keine Rolle", antwortete ich ausweichend.
Dragomir hob Franzi hoch und schaute ihr tief in die Augen.
„Wie Sie füttern diese Hund?"
Ich erzählte ihm, daß Franzi viermal am Tag ihre Lieblingssuppe bekäme und einmal entweder Steaks mit Nudeln oder Gemüse mit Fleisch und dazwischen je nachdem Cremerollen, Waffeln oder türkischen Honig.
„Schlecht und falsch", meinte Dragomir. „Hund nur einmal am Tag bekommt Futter und Schluß. Wo macht Hund hin?"
Ich verstand nicht sofort, was er meinte. Dragomir wurde deutlicher:
„Wo pischt? Wo kackt?"
„Immer im Haus", wehklagte ich. „Nie im Garten. Da hilft kein Bitten und kein Schimpfen."
„Hund immer hinmacht, wo hat erstemal hingemacht", erklärte der staatliche Trainer. „Wie oft hat bis jetzt hingemacht im Haus?"
Ich versuchte, es schnell im Kopf auszurechnen:
„Ungefähr fünfhundert Mal."
„Mati moje! Sie müssen Hund verkaufen!" Und Dragomir machte mich mit der erschütternden Tatsache vertraut, daß Franzi sich mittlerweile daran gewöhnt hätte, den Garten als ihre Wohnung anzusehen und das Haus als Toilette.
„Aber dagegen muß sich doch etwas machen lassen, Meister!" flehte ich. „Wir zahlen Ihnen jeden Betrag!" Der staatliche Trainer überlegte.
„Gut", entschied er dann. „Erstes von allem: Sie müssen anbinden Hund. Ich bringe Kette."
Am nächsten Morgen erschien Dragomir mit einer Ankerkette, befestigte das eine Ende an einem Besenstiel, den er im hintersten Winkel des Gartens in die Erde rammte, und band Franzi am anderen Ende der Kette fest.
„So. Hier bleibt Hund ganze Zeit. Einmal täglich man bringt ihm etwas Futter. Sonst niemand darf in seine Nähe kommen."
„Aber wie soll die arme Franzi das aushalten", protestierte ich, lautstark unterstützt von Frau und Kindern. „Franzi braucht Gesellschaft... Franzi braucht Liebe... sie wird weinen..."
„Soll weinen", beharrte Dragomir erbarmungslos. „Ich sage, was Sie tun, Sie tun, was ich sage. Sonst alles hat keinen Sinn. Sonst besser Sie verkaufen Hund sofort."
„Alles, nur das nicht!" stöhnte ich im Namen meiner Familie. „Wir werden alle Ihre Anordnungen befolgen. Was bekommen Sie für den Kurs?"
„Einhundertfünfzig ohne Empfangsbestätigung", antwortete Dragomir in erstaunlich gutem Hebräisch.
Franzi begann zu winseln.
Schon am Nachmittag weinten alle im Haus. Die Kinder schauten mit traurigen Blicken nach Franzi, nach der einsamen, hungrigen, angebundenen Franzi. Renana hielt es nicht länger aus und legte sich schluchzend neben sie. Amir bat mich mit flehend aufgehobenen Händen, das arme Tier loszubinden. Auch meine Frau beschwor mich: „Wenigstens für eine Viertelstunde. Für zehn Minuten. Für fünf Minuten..."
„Also schön. Fünf Minuten..."
Laut bellend sauste Franzi ins Haus, sprang an uns hoch und bedachte uns mit Liebesbezeugungen. Die Nacht verbrachte sie im Kinderzimmer. Dort schlief sie, nachdem sie Schokolade, Kuchen und ein Paar Hausschuhe gefressen hatte, friedlich in Amirs Bettchen ein.
Am nächsten Morgen läutete das Telefon. Es war Dragomir.
„Wie hat Hund genachtet?"
„Alles in bester Ordnung", antwortete ich.
„Viel gebellt?"
„Ja, aber damit muß man sich abfinden." Während ich dies sagte, versuchte ich, Franzi daran zu hindern, mein Brillengestell anzuknabbern.