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»Zu welchem Preis?«

»Dreihundertzwölftausend Stellars.«

Herndon nickte. »Wieviel dieser Sternsteine sind tatsächlich voll funktionsfähig?«

»Fünfunddreißig«, sagte Brennt zögernd.

»Die übrigen vier sind defekt?«

»Ja.«

»Ein nettes kleines Nebengeschäft. Verkaufen Sie Mardlin auch die Fälschungen?«

»Ja — für zweihundert Stellars das Stück.«

»Und was geschieht mit den echten Steinen, die wir bezahlen, die aber nie auf Borlaam eintreffen?«

Brennt rollte verzweifelt mit den Augen. »Mardlin verkauft sie an einen anderen Kunden und streicht das Geld ein. Ich erhalte fünfhundert Stellars pro Stein, damit ich schweige.«

»Heute waren Sie besonders still«, sagte Herndon. »Danke für die Information, Brennt. Ich sollte Sie eigentlich umbringen, aber dafür sind Sie viel zu wertvoll für uns. Wir lassen Sie am Leben, aber dafür werden die Geschäftsbedingungen verändert. Von jetzt an zahlen wir Ihnen nur für voll funktionsfähige Sternsteine, nicht für eine ganze Lieferung. Wie gefällt Ihnen das?«

»Gar nicht«, sagte Brennt.

»Immerhin sagen Sie jetzt die Wahrheit. Mardlin ist nicht länger Kurier — wir können uns einen Mann seines Kalibers in der Organisation nicht mehr leisten. Ich rate Ihnen, keine krummen Sachen mit seinem Nachfolger zu machen, wer immer das sein mag.«

Er wandte sich ab und verließ das Geschäft.

Herndon rechnete fest damit, daß Brennt Mardlin darüber informieren würde, daß ihr Spiel aus war, so daß der Vonnimooro Gelegenheit bekam, zu verschwinden. Allerdings machte Herndon sich über eine Flucht Mardlins keine großen Sorgen, besaß er doch eine Waffe, die den Betrüger auf jede Entfernung erreichen konnte.

Aber er hatte einen Eid geschworen, für die Interessen der Organisation einzutreten, und Herndon war ein Mensch, der sein Wort hielt. Mardlin war im Besitz von neununddreißig Sternsteinen, für die die Organisation schon bezahlt hatte. Er wollte nicht, daß der Vonnimooro sie mitnahm.

Eilig begab er sich zu dem Haus, in dem der Kurier wohnte, solange er auf Vyapore zu tun hatte. Es dauerte fünfzehn Minuten Wegs von Brennt zu Mardlin — die Zeit reichte für mehr als eine Warnung an den Kurier.

Mardlins Zimmer befand sich im zweiten Stock. Herndon zog seine Waffe aus der Tasche und klopfte an die Tür.

»Mardlin?«

Keine Antwort. »Ich weiß, daß Sie drin sind, Sie Schakal«, sagte Herndon laut. »Das Spiel ist aus. Also öffnen Sie und lassen Sie mich 'rein.«

Als Antwort pfiff eine Nadel durch die Tür und nur wenige Zentimeter an Herndons Kopf vorbei in die gegenüberliegende Wand. Herndon trat zwei Schritte zur Seite und schaute auf den Gegenstand in seiner Hand.

Es war die Hauptkontrolle für den in Mardlins Körper eingepflanzten Mechanismus. Herndons kleiner Sender war abgestuft einzustellen. Wenn er den Schalter auf Sechs stellte, so würde das den Vonnimooro in einen Zustand versetzen, in dem er keine Waffe mehr abfeuern konnte. Langsam drehte Herndon den Schalter auf Stellung Sechs, hielt dann inne.

Aus dem Innern des Raumes kam ein dumpfer Aufschlag.

Herndon stemmte eine Schulter gegen die Tür, drückte sie mit einem kräftigen Ruck auf. Mardlin lag mit verdrehten Gliedern mitten im Raum und wand sich vor Schmerzen. Dicht neben ihm, aber außer seiner Reichweite, lag der Nadler, der ihm entfallen war.

Auf dem Bett an der Wand stand ein geöffneter, halb gefüllter Koffer. Offensichtlich hatte er gerade verschwinden wollen.

»Stellen… Sie… das… Ding… ab«, stieß er zwischen schmerzverzerrten Lippen hervor.

»Erst einige Informationen«, sagte Herndon freundlich. »Ich habe gerade mit Brennt gesprochen. Er erzählte, daß Sie einige recht unfeine Dinge mit unseren Sternsteinen angestellt haben. Ist das wahr?«

Mardlin rutschte auf dem Boden hin und her, schwieg aber. Herndon drehte seinen Kontrollschalter einige Grade weiter, achtete allerdings darauf, daß er nicht in den tödlichen Bereich geriet.

»Ist das wahr?« wiederholte er.

»Ja — ja! Verdammt, schalten Sie das ab!«

»Als man Ihnen das Empfangsgerät in Ihren Körper pflanzte, verpflichteten Sie sich, der Organisation gegenüber loyal zu sein, so daß man es nie gegen Sie anwenden mußte. Aber Sie nutzten die Gelegenheit aus und betrogen uns. Wo befindet sich die nächste Sternsteinlieferung?«

»… im Futter des Koffers«, stöhnte Mardlin.

»Gut«, sagte Herndon. Er hob den Nadler auf, steckte ihn ein, schaltete sein Kontrollgerät aus. Der Schmerz im Körper des Vonnimooro ließ nach, und erschöpft blieb er am Boden liegen, unfähig, sich zu erheben.

Mit wenigen Handgriffen hatte Herndon das Futter im Koffer herausgerissen und das Sternsteinpaket gefunden. Er öffnete es — die Steine waren einzeln in eine undurchsichtige Folie verpackt, damit niemand aus Versehen in sie hineinschaute. Er zählte sie durch — es waren neunundreißig, wie Brennt gesagt hatte.

»Sind einige davon defekt?« fragte er.

Mardlin sah mit haßerfülltem Blick vom Boden her auf. »Schauen Sie doch jeden einzeln nach.«

Statt einer Antwort stellte Herndon seinen Sender wieder auf Sechs. Mardlin zuckte zusammen, griff sich verzweifelt an den Kopf. »Ja! Ja! Sechs sind defekt!«

»Das bedeutet, daß Sie sechs Stück für achtundvierzigtausend Stellars verkauft haben, abzüglich der dreitausend, die Brennt für sein Schweigen erhielt. Hier müßten sich also irgendwo fünfundvierzigtausend Stellars befinden, die uns gehören. Wo sind sie?«

»Schrank… oben…«

Herndon fand das Geld sehr schnell. Zum zweiten Mal schaltete er seinen Kontrollsender aus, und Mardlin entspannte sich.

»Okay«, sagte Herndon dann. »Ich habe das Geld und die Steine. Aber es muß noch Tausende Stellars geben, die Sie uns bis heute bereits gestohlen haben.«

»Die können Sie auch haben! Aber stellen Sie bitte nicht wieder das Gerät an!«

Gleichmütig sagte Herndon: »Ich habe keine Zeit, dem Geld nachzujagen, das Sie uns gestohlen haben. Aber wir können dafür sorgen, daß Sie das niemals wieder tun werden.«

Dann erfüllte er den letzten Teil von Benjins Auftrag, indem er den Kontrollschalter auf Zehn stellte, der Grenze, die kein lebendes Wesen lange überstand.

Herndon schaltete das Gerät schließlich ab. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, er verspürte weder Abscheu noch Freude.

Als er die Steine und das Geld an sich genommen hatte, verließ er den Raum.

5.

Einen Monat später erreichte er wie geplant Borlaam an Bord des Frachters Dawnlight und passierte die Zollkontrolle ohne Schwierigkeiten, obwohl er an seinem Körper verbotene Sternsteine im Wert von über dreihunderttausend Stellars bei sich führte.

Sein erster Weg führte ihn zur Bronze-Avenue, wo er Benjin und Heitman Oversk aufsuchte.

Kurz und präzise informierte er sie über seine Tätigkeiten seit seinem Weggang von Borlaam, ließ allerdings die Romanze mit Lady Moaris taktvoll aus. Während er berichtete, starrten Benjin und Oversk ihn begierig an, und als er von Brennt und der Hinrichtung des verräterischen Mardlin erzählte, strahlten sie förmlich.

Herndon zog das Paket mit den Sternsteinen aus seinem Mantel und legte es auf den hölzernen Tisch. »Da«, sagte er. »Die Sternsteine. Es sind einige defekte dabei, aber für sie habe ich das Geld mitgebracht.« Er fügte dem kleinen Haufen noch fünfundvierzigtausend Stellars hinzu.

Benjin griff schnell nach dem Geld und den Steinen und sagte: »Sie haben gut gearbeitet, Herndon. Besser, als wir es erwartet hatten. Es war ein glücklicher Tag, an dem Sie den Proteus umbrachten.«

»Haben Sie noch mehr Aufträge für mich?«