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»Mobile Streitkräfte gibt es nicht zum Spottpreis«, stimmte Sub-CEO Kamara ihm zu. »Und wir können solche Streitkräfte überhaupt nicht aufbieten. Uns ist sehr eindringlich vor Augen geführt worden, wie Hilfe durch die mobilen Streitkräfte aus Midway für uns aussehen kann. Ich halte es für unklug, sich darüber zu beschweren, dass wir zwar weniger, aber aus unserer Sicht immer noch zu viel für die Benutzung des Hypernet-Portals bei Midway bezahlen sollen, wenn wir zugleich auf eine solch wirkungsvolle Verteidigung zugreifen können.«

»Apropos Verteidigung«, meldete sich ein anderer Vertreter zu Wort. »Wir würden gern die Kontrolle über die Werft übernehmen, sobald wir in der Lage sind, unsere Soldaten raufzubringen.«

»Die Werft?«, wiederholte Drakon.

Nach einer kurzen Pause führte der Vertreter etwas zögerlich aus: »Ja, die primäre orbitale Werft. Sie gehört uns.«

»Wir haben die Werft der Syndikat-Regierung abgenommen«, erwiderte Drakon. »Sie hat nie der Kontrolle durch die Freien Taroaner unterstanden.«

Kamara warf ihm einen frostigen Blick zu und stellte fest: »Sie werden sie behalten.«

»Das ist unser gutes Recht«, machte Drakon deutlich.

Eine Repräsentantin rief lautstark: »Ohne die Unterstützung von diesem Planeten werden Sie diese Anlage nicht auf Dauer betreiben können!«

»Das war doch jetzt keine Drohung, oder?«, gab er zurück. »Oder wollten Sie vielleicht sagen: ›Danke für den Sieg, durch den unser Planet weitgehend intakt geblieben ist‹? Was ist aus Ihrer Dankbarkeit geworden? Wir nehmen Ihnen nichts weg, was Ihnen gehört hätte. Und wenn Sie mit uns über eine gemeinsame Nutzung der Werft reden wollen, dann werden wir sicher zu einer Einigung kommen. Aber die Kontrolle über die Docks bleibt in unserer Hand.«

»Drohungen wären nutzlos«, sagte Kamara an die Kongressmitglieder, aber auch an Drakon gerichtet. Sie beugte sich vor, hielt die Tischkante umklammert und fügte hinzu: »Wir wissen, dass sich im Hauptdock ein teilweise fertiggestelltes Schlachtschiff befindet. Ich kann wohl davon ausgehen, dass Sie das auch behalten werden.«

Drakon nickte. »Es sind noch sehr viele Arbeiten zu erledigen, ehe dieses Schiff das Dock verlassen kann, aber wenn das Schlachtschiff fertig ist, wird es eine wichtige Rolle bei der Verteidigung sowohl unseres als auch Ihres Sternensystems spielen, sofern Sie sich dazu entschließen, mit uns zusammenzuarbeiten.«

»Entschließen?«, rief irgendwer zynisch. »Wir haben doch gar keine andere Wahl!«

»Doch, die haben wir«, stellte Kamara klar. »Wir hatten zuvor keine Wahl, weil wir nur versuchen konnten, uns gegen die Syndikat-Streitkräfte und die Vereinten Arbeiter zu behaupten. Jetzt können wir entscheiden, wie wir mit der Kontrolle über diesen Planeten und dadurch auch mit der Kontrolle über dieses Sternensystem verfahren wollen. Die Werft mit ihren Docks ist wichtig für uns, aber wir können sie uns nicht mit Gewalt aneignen, wenn diese Anlage von den Bodenstreitkräften und den mobilen Streitkräften aus Midway beschützt wird.«

»Wir geben also einfach diesem Erpresser nach?«, rief der erste Mann empört.

»Wir nehmen die Fakten zur Kenntnis.«

Eine Zeit lang erfolgte darauf keine Reaktion. Drakon wartete ab, während er beeindruckt davon war, wie geschickt Kamara die anderen Kongressvertreter dazu anspornte, die Situation vernünftig zu lösen. Wenn sie es richtig anstellte, konnte es ihr durchaus gelingen, das alleinige Sagen über dieses Sternensystem zu erlangen.

»Es gibt gewichtige Gründe, um über den Status der orbitalen Docks zu verhandeln«, sagte eine andere Frau, die zwar versuchte, kühn zu wirken, deren Blick aber immer wieder nervös von Drakon wegwanderte. »Jede Streitmacht Midways, die im System bleibt, um diese Docks zu beschützen, wird uns zwangsläufig ebenfalls beschützen. Bedauerlicherweise sind wir nur eine Interimsregierung. Wir müssen erst noch unsere exakte Regierungsform finden und etablieren. Das wiederum erfordert die Zustimmung der Bürger. Wenn wir die haben, müssen Wahlen für alle zu besetzenden Ämter abgehalten werden. Aber es wird schwierig werden, bei der Bevölkerung auf Verständnis für den Verlust eines teilweise fertiggestellten Schlachtschiffs zu stoßen.«

»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte«, warf Malin in einem noch vernünftiger klingenden Tonfall als zuvor ein. »Es gibt keinen konkreten Termin, an dem eine solche Regierung im Amt sein muss. Die Gefahren, von denen wir bedroht werden, existieren aber jetzt und hier. Was in dieser Stunde oberste Priorität hat, ist, den Handel neu zu beleben und dann auch in Gang zu halten. Sie sollten erwägen, einer Gruppe von vertrauenswürdigen Bürgern, so wie Sie selbst welche sind, vorläufig die Macht zu verleihen, bindende Vereinbarungen zu den Themen Handel und gegenseitige Verteidigung zu treffen, die letztlich dann von der Regierung ratifiziert werden, die zu einem späteren Zeitpunkt gewählt wird. Damit würden Sie sicherstellen, dass die ordentlich gewählte Regierung das letzte Wort haben wird. Bis das so weit ist, können Sie aber alle notwendigen Entscheidungen treffen, die dem Wohl der Bevölkerung dienen.«

Die Kongressmitglieder waren hellhörig geworden, da Malins Worte sie beeindruckt hatten. »Aber das Schlachtschiff …«, hakte ein anderer nach.

»Würde das Schlachtschiff überhaupt zur Diskussion stehen«, erwiderte Malin, »dann ließe die Zustimmung Ihrer Regierung zum Verzicht auf das Schiff Sie alle schlecht dastehen. Aber wie General Drakon bereits ausgeführt hatte, haben unsere Streitkräfte das Schiff der Syndikat-Regierung abgenommen, nicht Ihnen. Das Schiff befand sich bereits in unserem Besitz, noch bevor wir überhaupt mit den Freien Taroanern gesprochen haben. Sie haben also auch nichts verloren und nichts aus der Hand gegeben.«

Kamara lächelte frostig. »Wir werden darüber diskutieren, aber vielleicht können wir uns ja zumindest offiziell darauf einigen, dass sich das Schlachtschiff nie im Eigentum der Freien Taroaner befunden hat. Unsere Regierung hat schon genug am Hals, da müssen wir uns nicht auch noch mit diesem Problem belasten. Inoffiziell dagegen werden die Repräsentanten der Freien Taroaner dafür ein gewisses Entgegenkommen erwarten.«

»Inoffiziell«, entgegnete Malin, »werden wir darüber reden können.«

»Dürfen unsere Repräsentanten mit Ihnen nach Midway reisen?«, fragte ein anderer Vertreter. »Sie könnten dann mit Präsidentin Iceni direkt über diese Themen reden.«

»Dagegen ist nichts einzuwenden«, sagte Drakon, überlegte aber insgeheim, ob sie ernsthaft glaubten, Iceni würde sich bereitwilliger als er von einem zu großen Teilen fertiggestellten Schlachtschiff trennen. »Wir haben auch Vertreter von Präsidentin Iceni mitgebracht, die die Handelsvereinbarungen mit Ihnen besprechen können und die Ihnen einen Vorschlag für ein Verteidigungsabkommen vorlegen möchten. Colonel Malin wird in dieser Sache Ihr Ansprechpartner sein.« Auf keinen Fall wollte er sich selbst in die Verhandlungen über irgendwelche Vereinbarungen einmischen und darüber diskutieren müssen, wo noch ein Komma fehlte oder wo eines zu viel gesetzt war.

»General«, meldete sich ein anderer Mann aus dem Interimskongress zu Wort. Sein schmeichlerisches Lächeln wies ihn sofort als einen erfahrenen Executive aus. »Unsere Anzahl Soldaten ist sehr begrenzt, und wir sehen uns mit einigen Sicherheitsproblemen konfrontiert. Teile Ihrer Bodenstreitkräfte halten sich bereits auf der Orbitalwerft auf. Wenn vielleicht ein paar von Ihren Leuten auf einer strikt vorübergehenden Basis auch hier auf dem Planeten bleiben könnten …«