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»Morgan …«, setzte er zum Reden an, hatte aber im gleichen Moment vergessen, was er sagen wollte, da Morgan begann, ihren hautengen Anzug zu öffnen.

Mit einer betont langsamen Bewegung öffnete sie den Verschluss, der von der Schulter bis zum Oberschenkel reichte, und schälte sich aus dem dünnen Stoff. Der Feuerschein ließ ihre Haut schimmern, und ihre Augen leuchteten in einem gedämpften Rot. »Kommen Sie, wir feiern Ihren Sieg«, murmelte sie.

Er wollte Nein sagen, aber der Alkohol hatte dem Tier in ihm genug Nahrung gegeben, um alle anderen Stimmen in seinem Kopf verstummen zu lassen. Und das Tier in ihm wollte Morgan mehr denn je haben. Mit einem Satz war sie bei ihm und zerrte an seiner Kleidung. Drakon sah nur noch sie und wollte nichts weiter, als sie zu spüren.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, war sie bereits gegangen. Dass sie nicht da war, weckte für einen sehr kurzen Moment die Hoffnung, das Ganze könnte nur ein außergewöhnlich lebhafter, detaillierter und sehr ausgiebiger Traum gewesen sein. Aber dann entdeckte er die zerrissenen Laken und nahm an sich selbst einige Kratzer und blaue Flecken wahr, die am Abend zuvor noch nicht da gewesen waren. Dabei wurde ihm bewusst, dass er sich manches von dem, was Morgan mit ihm angestellt hatte, nie im Leben auch nur hätte vorstellen können.

Es war nicht der Kater, der ihn dazu veranlasste, mit der Faust so energisch gegen die Wandvertäfelung zu schlagen, dass ein Stück des edlen Holzes herausbrach.

Nachdem er aufgeräumt und sich angezogen hatte, wollte Drakon das Schlafzimmer des CEO nicht noch einmal betreten. Das Büro gleich neben der Wohnung verfügte über eine sehr beeindruckende Sicherheitsausstattung, die für alles bestens geeignet war, was er zu erledigen hatte. Eine Sache gab es auf jeden Fall zu tun. »Colonel Morgan, ich muss Sie unter vier Augen sprechen.«

Ein paar Minuten später traf sie auch schon ein, sie verhielt sich nach außen hin ganz normal, jedenfalls mit Blick darauf, was für ihre Verhältnisse normal war. Aber wahrscheinlich bildete er sich diesen Hauch eines Lächelns nicht ein, der immer dann ihre Lippen umspielte, wenn sie ihn ansah. »Ja, General?«

Er blieb so unverbindlich, wie es ihm möglich war. »Ich wollte sicherstellen, dass Ihnen klar ist, dass sich die Ereignisse der letzten Nacht nicht wiederholen werden.«

»Letzte Nacht?« Jetzt lächelte sie ihn ganz ohne Umschweife an. »War es denn nichts, was eine Wiederholung wert wäre?«

Er konnte nur hoffen, dass ihm nicht anzusehen war, was ihm durch den Kopf ging. So eine Nacht habe ich noch nie erlebt, und so was will ich wieder und wieder haben. Aber das wird es nicht geben. »Sie wissen, wie ich darüber denke, mit einer Untergebenen zu schlafen. Ich bin enttäuscht von Ihnen, dass Sie das nicht respektiert haben.«

Sie blickte ihn verwundert an. »Habe ich Sie dazu gezwungen?«

»Nein.« Das Argument, dass sie seine Trunkenheit ausgenutzt hatte, würde sich lächerlich und auch ein wenig kläglich anhören. »Ich habe einen Fehler begangen, so etwas wird nicht wieder vorkommen.«

»Das ist Ihre Entscheidung, General.«

»Würde es Ihnen etwas ausmachen mir zu sagen, was Sie damit erreichen wollten?«

Jetzt grinste Morgan ihn breit an. »Ich glaube, es war ziemlich offensichtlich, was ich damit in der vergangenen Nacht erreichen wollte. Und es hat ja auch geklappt. Und das nicht nur einmal.«

Die Erinnerung an die letzte Nacht unterhöhlte seinen Willen, weiter wütend zu sein. »Und das war es? Das war alles, worauf Sie aus waren?«

»Oh … ja.« Ihr Lächeln veränderte sich, ihre Stimme klang auf einmal ernster. »General Drakon, alles, was ich tue, geschieht nur in Ihrem besten Interesse.«

»Dann respektieren Sie meine Wünsche. Ich werde dieses Thema nicht noch einmal zur Sprache bringen.«

»Ich mag es, wenn ein Mann nicht mit seinen Eroberungen prahlt.« Morgan tat so, als würde sein Gesichtsausdruck sie leicht zusammenzucken lassen. »Ich verstehe, General. Es war nur diese eine Nacht, und jetzt ist es vorbei.«

»Das wäre dann alles.«

Einige Minuten, nachdem Morgan gegangen war, traf Malin ein. Bildete Drakon sich das nur ein, oder machte Malin einen förmlicheren Eindruck als üblich? Er musste sich gar nicht erst der Illusion hingeben, niemand hätte bemerkt, dass Morgan fast die ganze Nacht mit ihm verbracht hatte. Außer Malin würden ihm das nur wenige zum Vorwurf machen, aber gerade das ließ ihn nur noch wütender werden. »Was gibt’s?«, fragte er Malin.

Der Mann hielt kurz inne, als ihm Drakons Tonfall auffiel. »Ich habe aktuelle Informationen über diese ›Verwundeten‹, die Colonel Gaiene rauf zum Orbitaldock geschickt hat, General.«

»Oh.« Die Welt drehte sich offenbar weiter, ohne auf sein persönliches Scheitern und Unbehagen Rücksicht zu nehmen. »Haben Sie alle befragt und durchleuchtet?«

»Ja, General. Umfassende Verhöre, bei denen keiner aufgefallen ist, den man geschult hat, um uns in die Irre zu führen.« Malin schaute auf seinen Reader. »Unter den siebenundachtzig Personen, die sich Colonel Gaienes Brigade ergeben haben, konnte bei sechs bestätigt werden, dass sie an Grausamkeiten gegenüber Zivilisten beteiligt waren. Neunzehn weitere waren Zeugen solcher Grausamkeiten, haben aber nicht daran teilgenommen. Der Rest gehörte zu Untereinheiten, deren Befehlshaber der Ausführung solcher Anweisungen aus dem Weg gegangen sind. Sie haben sich weder an Grausamkeiten beteiligt noch wurden sie zu Augenzeugen.«

Drakon lehnte sich zurück und versuchte, sich auf die einzelnen Zahlen zu konzentrieren. »Hat irgendeiner von diesen Befehlshabern der Untereinheiten überlebt und sich uns ergeben?«

»Ja, sogar zwei, General. Ein Executive und ein Sub-Executive, beide finden sich unter jenen achtundsiebzig.«

»Bieten Sie ihnen entsprechende Positionen bei unseren Streitkräften an. Die neunzehn Soldaten, die Grausamkeiten beobachtet haben, sollen noch mal durchleuchtet werden. Stellen Sie sicher, dass sie sich nicht an derartigen Verbrechen an unseren Bürgern schuldig machen wollten. Es reicht nicht, dass sie nichts getan haben, nur weil sie nicht persönlich darum gebeten wurden. Ich will wissen, was Soldaten unter meinem Kommando tun würden, ich will nicht rätseln müssen, was sie alles tun könnten. Bieten Sie den Soldaten, die nur Augenzeugen geworden sind, Posten bei unseren Streitkräften an, aber verteilen Sie sie auf alle Brigaden. Wenn sie das Angebot annehmen, dann will ich, dass ihre Dienstakte geändert wird und künftig aussagt, sie hätten in einer der Einheiten gedient, von denen die Freien Taroaner sagen, dass sie keine Kriegsverbrechen begangen haben.« Er musste nicht erst noch darauf hinweisen, dass diese Änderungen natürlich von niemandem nachgewiesen werden durften. Malin war in solchen Dingen sehr gut und würde auch von ganz allein darauf achten, dass ein solcher Eingriff in die Akte nicht nachvollzogen werden konnte.

Malin nickte und machte Notizen. »Und die übrigen sechs?«

Wenn er sie zurück zu den Taroanern schickte, wäre das ein Eingeständnis, dass er Loyalistensoldaten zur Werft hatte bringen lassen. Zudem bestand das Risiko, dass sie den Taroanern davon berichteten, wie viele Angehörige ihrer Einheiten noch immer von Drakon festgehalten wurden.

Außerdem trug er die Verantwortung, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen.

»Erschießungskommando. Erledigen Sie das und lassen Sie dann die Leichen verschwinden. Sie sind alle auf dem Planeten gestorben, verstanden?«

»Ja, General.« Malin wandte sich zum Gehen.

»Colonel Malin.« Drakon wartete, bis der Mann sich wieder zu ihm umgedreht hatte. »Wollten Sie mir sonst noch etwas sagen?« Diese Einladung würde Malin die Gelegenheit zum Reden geben, und aus einem unerfindlichen Grund wollte er unbedingt erfahren, was Malin sagen würde.