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Togo nickte. »Wir wurden angewiesen, alle Systeme zu stoppen und uns für eine Sicherheitsabtastung bereitzuhalten. Ich kann keine Mitteilungen mehr versenden.«

»Und die Lage in der Stadt?« Die Frage war zu direkt, zu offensichtlich, sodass die Schlangen mit der Nase darauf gestoßen wurden, dass sie irgendein Ereignis erwartet. Aber sie hatte keine Alternative.

»Alles ruhig.«

»Sie müssen für mich …« Iceni verstummte, als die Verbindung unterbrochen wurde. Der ISD musste auf die Unterhaltung aufmerksam geworden sein und hatte die Leitung gekappt, die von ihren eigenen Systemen ausfindig gemacht worden war.

»Drakon.« Akiri ließ den Namen wie einen Fluch klingen, seine Augen spiegelten wachsendes Unbehagen wider.

Dem Mann war die Unentschlossenheit anzumerken, er erinnerte an einen Satelliten, der auf seiner Flugbahn ins Trudeln geriet und womöglich jeden Moment ausbrach. »Bleiben Sie standhaft«, warnte sie ihn. »Sonst wird Ihr Name als Erstes fallen, wenn sie mich verhören.«

Akiri schaute zu dem einzelnen Leibwächter, der Iceni durch den Verbindungsschlauch gefolgt war und sich im Hintergrund hielt, aber seine Umgebung äußerst wachsam im Blick hatte. Akiri war intelligent genug, um einzusehen, dass er gegen den Mann keine Chancen hatte, und er besaß genug Erfahrung, um zu wissen, dass die Schlangen jeden auch nur halbwegs Verdächtigen einkassierten, wenn Iceni diesen Vorwurf aussprach. Also fuhr sich der Kreuzerkommandant nervös mit der Zunge über die Lippen, schließlich nickte er.

Vom anderen Ende des Gangs näherten sich vier Schlangen, die ihre lässige Arroganz genauso offensichtlich zur Schau trugen wie ihre ISD-Anzüge. Weitere fünf Minuten waren vergangen, womit es insgesamt zehn Minuten her war, seit Drakon auf der Oberfläche seinen Angriff hätte beginnen sollen.

Sie hatte eine Quelle ganz in der Nähe von Drakon, doch von dieser Quelle war bislang keine Meldung gekommen. War Drakon dahintergekommen, dass diese Person Informationen an Iceni weiterleitete, und hatte er das nun unterbunden? Oder hörte sie nichts, weil sämtlicher Komm-Verkehr unterbrochen worden war und ihre Kontaktperson sich nicht melden konnte? Nicht einmal Togo wusste von dieser Quelle, also war es auch nicht möglich, dass er eine Nachricht empfangen und ihr verschwiegen hatte.

Den Schlangen folgten Executive Marphissa und einige andere Crewmitglieder, die allem Anschein nach zu Akiri wollten. Iceni merkte ein paar von ihnen die Nervosität auf den ersten Blick an, aber zum Glück war die Aufmerksamkeit der Schlangen ganz auf sie gerichtet. Trotz allem, was sich in den letzten Monaten in anderen Sternensystemen ereignet hatte, war den Vipern noch immer nicht bewusst, dass sich eine offene Revolte überall ereignen konnte. Offenbar waren sie schon seit so langer Zeit die gefürchteten Hüter der Ordnung, dass sie in der Gruppe keine Bedenken hatten, Bürger in ihrem Rücken zu wissen, obwohl etwas mehr Vorsicht nur vernünftig gewesen wäre.

Marphissa und Akiri sahen Iceni fragend an, die Executive strahlte Ruhe aus, der Sub-CEO war sichtlich nervös.

Die Senior-Schlange blieb vor Iceni stehen und lächelte ansatzweise. Iceni wurde bewusst, dass sie inoffiziell unter Arrest gestellt worden war, auch wenn die Schlangen so tun würden, als sollten sie sie lediglich zu einem Treffen eskortieren, bei dem die weitere Vorgehensweise gegen Drakon besprochen werden sollte. Bis sie die Türen zum ISD-Komplex durchschritten hatten, würden diese Männer, die von Icenis Leibwächter keine Notiz nahmen, sie höflich und respektvoll behandeln. Die Senior-Schlange deutete mit einer Handbewegung auf den Zugangsschlauch zum Shuttle. »CEO Iceni, wenn Sie bitte vorgehen würden?«

Iceni erwiderte das Lächeln und beschloss, noch ein paar Minuten herauszuholen. Wenn Drakon noch immer nichts unternommen hat, sobald die mich zum Shuttle schicken, werde ich handeln müssen. »Der Shuttle-Pilot ist noch nicht von meiner Abreise in Kenntnis gesetzt worden. Ich sollte eigentlich viel länger an Bord bleiben.«

Die Senior-Schlange wandte sich einem Untergebenen zu. »Rufen Sie den Shuttle-Piloten.« Nicht mal eine Minute später kam eine Rückmeldung. »Das Shuttle ist jetzt zum Ablegen bereit. Geehrte CEO, wenn ich dann bitten darf.«

Iceni nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle. »Sub-CEO Akiri, meine Inspektion werde ich an einem anderen Tag fortsetzen müssen. Da ich derzeit Probleme mit der Kommunikation habe, übernehmen Sie es bitte, CEO Kolani von meiner Abreise zu informieren.«

»Wird gemacht«, erwiderte Akiri.

»Und noch etwas, Sub-CEO Akiri. Stellen Sie sicher, dass …«

»Geehrte CEO«, unterbrach die Senior-Schlange sie. Er hatte nun eine sichtlich verärgerte Miene aufgesetzt. »Es ist dringend erforderlich, dass wir uns jetzt auf den Weg machen.«

»CEO Hardrad hat mir gegenüber mit keinem Wort verlauten lassen, dass Eile geboten ist«, erwiderte Iceni und spielte eine Karte aus, die ihr vielleicht noch etwas Luft verschaffte.

»Möglicherweise liegt ein Missverständnis vor, CEO Iceni. Unser Befehl umfasste den Hinweis, dass Ihre Sicherheit gefährdet ist, wenn wir Sie nicht so schnell wie möglich in einen sicheren Bereich bringen.«

Ihre Sicherheit wäre gefährdet? Diese Aussage ließ sich sehr großzügig auslegen. Iceni schaute drein, als hätte sie die letzte Bemerkung nicht ganz mitbekommen, was ihr noch ein paar Sekunden mehr einbrachte, dann drehte sie sich zu ihrem Leibwächter um. Allein gegen vier Schlangen hatte er nicht mal den Hauch einer Chance.

»Zum Teufel mit Ihnen, Hardrad!«

Zum ersten Mal überhaupt erlebte Drakon, dass Hardrad die Fassung verlor, als er brüllte: »Sie werden derjenige sein, der hier stirbt, wenn ich diese rebellische Stadt auslösche! Sie und alle anderen!«

»Dann werde ich Ihnen persönlich einen Tritt verpassen, wenn wir vor dem Tor zur Hölle stehen«, gab Drakon laut lachend zurück. »Seit wann versuchen Sie, mit anderen Leuten zu verhandeln? Sie verhandeln nie, Sie handeln. Wenn Sie mir eine Einigung anbieten, dann heißt das, dass Sie die Codes gar nicht haben.«

»Ich habe sie, und ich werde sie benutzen.«

»CEO Hardrad, wenn Sie die Codes hätten, würden Sie sie einfach benutzen. Keine Drohungen, keine Abmachungen. Sie würden einfach alle mit in den Tod reißen, weil der Tod für Sie nicht so wichtig ist. Hauptsache, niemand außer Ihnen steht am Ende als Sieger da. Sie haben mir viel zu viele Gelegenheiten gegeben, Sie bei der Arbeit zu beobachten. Ich weiß, wie Sie vorgehen. Aber ich vermute, Sie haben nicht annähernd so viel Zeit damit verbracht, mir bei der Arbeit zuzusehen.« Womöglich hatte er Hardrad falsch eingeschätzt, dass der lieber sterben als verlieren würde, doch Drakon wusste mit unwiderlegbarer Gewissheit, dass er Hardrad nicht vertrauen konnte, ganz gleich, zu welcher Art von Vereinbarung er sich bereit erklären würde. Für Drakon und Iceni zumindest ging es nur um zwei Dinge: Sieg oder Tod.

Drakon unterbrach die Verbindung, damit er sich wieder auf den Kampf konzentrieren konnte. Wenn er noch einmal mit Hardrad reden sollte, bevor einer von ihnen starb, dann würde es von Angesicht zu Angesicht in der Kommandozentrale der Schlange geschehen.

Womöglich war die kurzzeitige Ablenkung von Nutzen gewesen. Nachdem er eine Zeit lang nicht auf sein Display gesehen hatte, konnte er nun eine Öffnung erkennen, die sich bei den Bewegungen und Kämpfen zwischen Soldaten und Schlangen nutzen ließ. Drakon ließ die Soldaten wieder vorrücken, die mit ihm unterwegs waren. Sie bewegten sich durch einen Flur, durchschritten eine Tür, auf die ein weiterer Flur folgte, bis sie an einer Ecke angekommen waren.

Er stellte fest, dass sie hinter zwei Vipern standen, die die aus der anderen Richtung kommenden Angreifer unter Beschuss nahmen. Drakon richtete seine eigene Waffe auf die beiden, während seine Soldaten das Feuer eröffneten. Die Zielerfassungsanzeige signalisierte ihm, dass er einen guten Treffer landen würde. Er drückte den Abzug durch, die Waffe zuckte in seiner Hand, als der Energieimpuls herausschoss. Die Viper, die sich eben hatte umdrehen wollen, wurde gegen die Wand geschleudert, zwei weitere Treffer aus anderen Waffen rissen den Körper in zwei Teile.