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Aber natürlich hat es das leichter für mich gemacht, sie zu töten.

Ich musste nur an einer Operation zur inneren Stabilität teilnehmen, bei der eine unserer eigenen Welten bombardiert wurde, um Aufstände oder Unruhen niederzuschlagen. Ich hatte Glück. Aber hier stehe ich jetzt womöglich trotzdem genau vor dieser Entscheidung.

Wurde Black Jack tatsächlich von den lebenden Sternen zu uns geschickt? Er hat auch die Allianz dazu gebracht, nicht weiter Zivilisten zu bombardieren. War das seine Bestimmung? Mein Vater erzählte mir immer von den Sternen, die über uns alle wachen, aber das ist so lange her, und ich weiß nicht, wie viel ich davon heute noch akzeptieren kann. Ich habe gesehen, dass die Männer und Frauen, die es innerhalb der Syndikatwelten zur größten Macht gebracht haben, vor nichts und niemandem Halt machten. Warum wurden sie nicht gestoppt? Ich habe die Folgen der Bombardierungen unserer Welten durch die Allianz gesehen. Dabei habe ich nicht viel davon gemerkt, dass sich irgendjemand um die Hilflosen und die Schwachen gekümmert hätte. Man muss stark sein, sonst wird man verletzt. Warum sollte etwas, dem wir so wichtig sind, so lange Zeit warten, ehe es eingreift?

Aber wir haben verloren, die Allianz hat gesiegt. Und jetzt in diesem Moment sterben die gehässigsten und gnadenlosesten Angehörigen der Syndikatwelten, die Schlangen des ISD, in ihren eigenen Festungen.

Ihr Blick ruhte wie gebannt auf einem der ISD-Symbole, einem der Punkte, den sie bombardieren lassen konnte. Also gut, lebende Sterne. Mein Vater hat mir gesagt, dass ihr uns führen und uns zeigen sollt, was richtig und was falsch ist. Habt ihr Black Jack gesagt, was er tun soll? Verratet es mir. Soll ich die Schlangennester ausradieren, selbst wenn ich damit die Umgebung zerstöre und Bürger töte? Oder soll ich diesen praktischsten und einfachsten Weg meiden, weil ich damit die Bürger verletze, für die ich verantwortlich bin, auch wenn man Bürger jederzeit ersetzen kann?

Macht schon. Wenn es euch tatsächlich irgendwo da draußen gibt, dann sagt es mir.

»Madam CEO«, meldete sich der Ablauf-Manager zu Wort. »Die mobilen Streitkräfte um CEO Kolani haben ihren Vektor geändert. Sie scheinen sich unserer Position zu nähern.«

Executive Marphissa nickte bestätigend. »Mit Blick auf den Zeitablauf haben sie in dem Augenblick reagiert, als sie sehen konnten, dass die ISD-Einrichtungen auf der Oberfläche angegriffen wurden.«

Iceni reagierte mit einem knappen Nicken. Warum hatte sie von Drakon noch immer nichts über den Verlauf seiner Operation gehört? Sie konnte nicht einfach …

Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, was sie da eigentlich sah. Das Symbol der ISD-Einrichtung, auf das sie die ganze Zeit über gestarrt hatte, sah seit ein paar Sekunden anders aus. Es zeigte nicht länger die ISD-Identifizierung, sondern leuchtete mit einem Symbol, demzufolge die Anlage nun den Bodenstreitkräften gehörte.

Auch andere ISD-Einrichtungen wechselten von giftigem Gelb zu dieser sattgrünen Anzeige, während Iceni zwischen ihnen hin und her schaute. »Versuchen Sie Kontakt mit CEO Drakon herzustellen«, befahl sie. »Er …«

Sie unterbrach sich, da ihr in diesem Moment die Gedanken einfielen, die ihr durch den Kopf gegangen waren, unmittelbar bevor sie von dem Manager unterbrochen worden war. Sekundenlang starrte sie auf die veränderten Symbole. Wurde ich erhört? Aber das kann doch nur ein Zufall sein. Ganz sicher hat …

»Madam CEO?«, fragte Marphissa.

»Drakon müsste sich im Hauptquartier des ISD befinden. Versuchen Sie, ihn dort zu erreichen«, wies Iceni sie noch eine Spur energischer an, um den vorübergehenden Verlust ihrer Selbstkontrolle zu überspielen.

Zwei Minuten vergingen, in denen Icenis Miene sich immer weiter verfinsterte, während Akiri wieder einen verzweifelten Eindruck erweckte und seinerseits den Komm-Manager wütend anblickte.

Zum Glück für den Manager ging gleich darauf eine neue Nachricht ein.

CEO Kolani hatte zuletzt so unglücklich ausgesehen, als die Allianz-Flotte sich ihren Weg durch dieses Sternensystem gebahnt und dabei alles niedergewalzt hatte. Ihr Iceni geltender Blick war nun so bösartig, als würden sich die beiden Frauen gegenüberstehen. Erst einen Moment später wurde Iceni bewusst, dass diese Nachricht ja bereits vor zehn Minuten gesendet worden war. »Ehemalige CEO Iceni, Sie werden hiermit jeglicher Autorität enthoben, außerdem befehle ich Ihnen, sich zu ergeben und sich von einem loyalen Vertreter der Syndikatwelten in Gewahrsam nehmen zu lassen. Ich übernehme hiermit die vollständige Autorität über dieses Sternensystem, bis die gesetzeswidrigen Handlungen der Bodenstreitkräfte gestoppt und ihre Anführer einschließlich CEO Drakon dingfest gemacht worden sind.«

»Hat sie das fünf Minuten nach dem Angriff auf die ISD-Einrichtungen auf der Oberfläche gesendet?«, wollte Iceni wissen.

»Ja, Madam CEO.«

Aus einem unerfindlichen Grund konnte Iceni nicht anders und begann zu lachen. »CEO Kolani hat mir nicht mal eine Gelegenheit zum Rebellieren gegeben, sondern sofort die Macht an sich zu reißen versucht.« Aber Kolani hatte mit Hardrad über diese verzögert übermittelte Nachricht von Prime gesprochen und Iceni die Schuld daran zugeschrieben … sofern sie Hardrad in dieser Sache glauben konnte. Hardrad kann man eigentlich nie glauben, aber in diesem Fall hätte es seinen Absichten gedient, mir die Wahrheit über Kolanis Verdächtigungen zu sagen. Schließlich wusste ich da ja schon, wie Kolani über mich denkt.

Sie sah zu Akiri. »Sagen Sie den mobilen Streitkräften, sie sollen auf volle Gefechtsbereitschaft gehen, und sie sollen sicherstellen, dass dieser Status an Kolanis Gruppe übermittelt wird.«

Ein Alarm ertönte, ein Zittern durchfuhr Icenis Display, dann stabilisierten sich die virtuellen Bilder wieder. »Was war das?«

»Ein Virus«, meldete Marphissa. »Über das Netz geschickt, das uns mit dem Rest der Flotte verbindet. Das Virus hat versucht, die Würmer zu aktivieren, von denen wir unsere Systeme zum Glück bereits gesäubert hatten.«

Verdammt. »Können wir Filter zwischen uns und die Schiffe setzen, die zu Kolani stehen?«

»Genau die haben soeben das Virus abgewehrt, Madam CEO. Ich kann nicht garantieren, dass ihnen das beim nächsten Virus auch wieder gelingt.«

Zum Teufel! »Unterbrechen Sie die Verbindung zu Kolanis Kriegsschiffen!«

»Kriegs-«, wollte Marphissa fragen, verkniff sich das dann aber. »Ja, Madam CEO. Was ist mit den … den Kriegsschiffen bei der Raumstation? Wenn sie etwas gesendet haben, braucht das eineinhalb Stunden, bis es uns erreicht. Und wenn CEO Kolani versucht, über diesen Umweg etwas an uns weiterzuleiten, würde das erst in über drei Stunden hier eintreffen.«

»Lassen Sie die Verbindung zu diesen Schiffen noch offen.« Iceni warf einen gereizten Blick auf ihr Display. Anstatt akkurate und aktuelle Informationen ablesen zu können, musste sie sich nun auf die Sensoren der Kreuzer verlassen, um zu erfahren, was tatsächlich vor sich ging.

Akkurate, aktuelle Informationen? »Die haben doch ihre Datenströme an uns gefälscht, richtig?«, fragte sie.

Der Ablauf-Manager nickte. »Die Bewegungen, die wir sehen, passen nicht zu dem, was uns die aktualisierten Daten sagen. Es ist …« Er verstummte mitten im Satz.

»Sagen Sie es.« Icenis Stimme war nicht allzu laut, aber jeder auf der Brücke konnte sie reden hören.

»Ja, Madam CEO. Es ist eine plumpe Fälschung.« Nachdem er seine Kritik an einem Vorgesetzten – wenn auch einem, der sich in einer anderen Einheit befand – erst einmal ausgesprochen hatte, schien der Manager auf einmal weiterreden zu wollen. »Die hätten die falschen Daten an ihre tatsächlichen Bewegungen anpassen können, weil sie wissen müssen, dass uns jede Abweichung auffallen würde. Stattdessen senden sie uns weiter Daten, die besagen, dass sie sich immer noch in der gleichen Position befinden.«