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Iceni musterte den Manager, der einen roten Kopf bekommen hatte, während er sie besorgt ansah. Sie fragte sich, ob irgendein Manager auf einem von Kolanis Schiffen zwar erkannt hatte, dass es eigentlich notwendig war, die falschen Daten anzupassen, er aber den Mund hielt, da er nicht den Eindruck erwecken wollte, dass er die Entscheidung eines Vorgesetzten infrage stellte oder ihr gar offen widersprach. »Das ist eine gute Einschätzung«, sagte sie schließlich, womit sie dem Mann einen ungläubigen, fassungslosen Blick entlockte. »Wir müssen an solche Dinge denken, bevor wir irgendwelche Informationen an CEO Kolani herausgeben. Wie lautet Ihre Einstufung?«

»Senior-Manager Zweiter Klasse, Madam CEO.«

»Sie sind ab sofort ein Senior-Manager Erster Klasse. Denken Sie weiter mit und sagen mir alles, was ich wissen muss.« Dann drehte sie sich zu Akiri um. »Nehmen Sie diese Beförderung zur Personalakte. Es freut mich zu sehen, dass Ihre Besatzung gut ausgebildet und kenntnisreich ist.«

Akiri, der fast eine finstere Miene hatte aufsetzen wollen, verzog im nächsten Moment den Mund zu einem breiten Lächeln, dann warf er dem Mann einen anerkennenden Blick zu.

»Ich … ich habe eine Verbindung zu CEO Drakon«, rief der Komm-Manager erleichtert.

Das Fenster, das sich vor Iceni öffnete, zeigte Drakon in Gefechtsrüstung, im Hintergrund rauchten irgendwelche Trümmer. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie diese Trümmer als die Überreste der ISD-Kommandozentrale erkannte. Sie hatte einmal eine Führung durch das Gebäude mitgemacht, war sich dabei aber wie eine Gefangene vorgekommen. Das hatte erst wieder nachgelassen, als sie danach wieder draußen unter dem freien Himmel stand.

Drakons Augen strahlten mehr Skepsis als Triumph aus, dennoch machte er eine lässige Handbewegung. »Wir haben’s geschafft. Ein paar einzelne Schlangen sind zwar noch auf freiem Fuß, aber die Führungsebene ist tot, und den Rest erledigen wir im Handumdrehen.«

»Wo ist Hardrad?«

»Das ist jetzt eine eher metaphysische Frage.«

Iceni brauchte einen Augenblick, ehe sie ihm folgen konnte. »Ich wusste gar nicht, dass Sie so einen pechschwarzen Humor haben, CEO Drakon.«

»Ich bin jetzt General Drakon. Wie Sie selbst gesagt haben: Wir müssen uns von der Art befreien, wie das Syndikat die Dinge gehandhabt hat.«

»Verstehe.« Eine einsame Entscheidung von Drakons Seite. Keine Entscheidung, gegen die sie protestieren konnte, die sie dennoch als einen bedenklichen Zug ansah. »Sorgen Sie dafür, dass Hardrads Überreste gründlich untersucht werden, bevor Sie sie beseitigen. In seinem Körper könnten sich winzige Autospeicher-Einheiten befinden.«

»Die haben wir gefunden«, sagte Drakon. »Aber die waren alle über einen Totmannschalter mit seinem Metabolismus verbunden. Als er starb, wurden sie automatisch gelöscht.«

»Zu schade. Gut, da ich jetzt weiß, dass Sie die Lage auf dem Planeten unter Kontrolle haben, muss ich mich wieder um meine eigenen Aufgaben kümmern. Es gilt, hier oben eine Schlacht auszutragen.«

»Vielleicht überlegt Kolani es sich ja noch anders, wenn sie erfährt, dass die Schlangen auf dem Planeten allesamt ausradiert wurden.«

»Ich werde dafür sorgen, dass sie das erfährt«, entgegnete Iceni. »Wenn die Schlacht geschlagen ist, hören Sie wieder von mir.«

Drakon schüttelte den Kopf. »Was sollte Kolani davon abhalten, uns mit Steinen zu bewerfen?«

»Sie wird ihren Herren und Meistern einen intakten Planeten übergeben wollen«, antwortete sie. »Es wird sie nicht beeindrucken, wenn sie ihnen die erneute Kontrolle über eine Ruine präsentiert. Man würde weitaus größere Verluste gegen das aufrechnen, was sie geleistet hat, und ihr diese zum Vorwurf machen. Davon bin ich überzeugt.«

»Dann bin ich aber froh, dass Sie davon überzeugt sind«, gab er zurück. »Immerhin müssen Sie sich keine Gedanken darüber machen, dass Ihnen ein paar Steine auf den Kopf fallen könnten. Schöne Schlacht auch noch.«

»Besten Dank.« Das Fenster schloss sich, und Iceni schaute mürrisch auf die Stelle, an der sich eben noch das Fenster befunden hatte. Mit Drakon zusammenzuarbeiten würde eine dauernde Herausforderung sein, aber den Mann zu eliminieren, das würde ein sehr langfristiges Projekt darstellen.

Vorausgesetzt, sie wollte ihn tatsächlich eliminieren. Ihr war aufgefallen, dass jene CEOs, die sich ganz darauf konzentrierten, alle Personen auszuschalten, die sich zu einer Konkurrenz entwickeln konnten, letztlich jeden um sich herum aus dem Weg räumten, der seine Arbeit zu erledigen verstand. Auf lange Sicht war damit jedes Mal eine Katastrophe vorprogrammiert.

Icenis Blick bewegte sich zu ihrem Display, auf dem die Darstellung von Kolanis Streitkräften deutlich anzeigte, dass die auf einen direkten Abfangkurs zu Icenis Schiffen gegangen waren. »Sie kommt geradewegs auf uns zu.«

Akiri nickte ernst. »CEO Kolani wird den Beschuss auf diesen Kreuzer konzentrieren. Sie wird Sie töten wollen, weil sie glaubt, die anderen Einheiten werden dann schon kapitulieren.«

»Gerade so, wie ich sie töten muss, damit ich die Vernichtung aller Einheiten verhindern kann, die ihr folgen.« Grimmig betrachtete Iceni ihr Display, auf dem automatisch ablaufende Berechnungen den wahrscheinlichen Punkt bestimmten, an dem sich die Schiffe begegnen würden. Sie hatte drei Schwere Kreuzer, Kolani zwei, dafür besaß Kolani mehr kleinere Kriegsschiffe. Bei einem direkten Aufeinandertreffen würde die Feuerkraft auf beiden Seiten weitestgehend identisch sein. Sieg oder Niederlage blieben dem Zufall überlassen, alles hing davon ab, wer bei den Primärzielen mehr Treffer landete, wo diese Treffer erfolgten und welche wichtigen Systeme dabei ausgeschaltet wurden.

Sie hasste es, sich auf den Zufall verlassen zu müssen. »Wie können wir den Schweren Kreuzer mit CEO Kolani an Bord außer Gefecht setzen, ohne Gefahr zu laufen, dass sie das Gleiche mit uns machen?«, fragte sie an Akiri und Marphissa gewandt.

Beide sahen sie ratlos an. »Wir schlagen hart und schnell zu«, sagte Marphissa schließlich. »Ein sauberer Beschuss im Vorbeiflug. Das verschafft uns die besten Chancen.«

»Black Jack setzt nie auf einen sauberen Beschuss im Vorbeiflug«, wandte Iceni ein.

Akiri meldete sich zögerlich zu Wort: »Gearys Manöver und die Resultate seiner Angriffe auf Streitkräfte der Syndikatwelten sind als geheime Informationen eingestuft worden. Wir haben dazu nie einen offiziellen Bericht gesehen.«

Natürlich nicht. Es gab ja die geistlose Geheimhaltung von entscheidenden Informationen, um den eigenen Leuten nichts darüber verraten zu müssen, wie sie von ihrem Gegner in Grund und Boden gerannt worden waren. »Einfach ausgedrückt hat Black Jack den Flotten der Syndikatwelten immer wieder schwerste Verluste zugefügt, während er selbst relativ ungeschoren davongekommen ist. Er hat Taktiken angewandt, die wir immer noch zu analysieren versuchen, die aber meines Wissens von Situation zu Situation wechselten.«

»Dann stimmen diese Gerüchte?«, fragte Marphissa erschrocken.

»Ja. Die mobilen Streitkräfte der Syndikatwelten sind so stark dezimiert worden, dass kaum noch etwas übrig ist. Und Sie haben ja selbst gesehen, über was die Allianz-Flotte immer noch verfügt.«

»Können Sie auch …?«

»Nein.« Ich bin nicht Black Jack. Ich habe mir angesehen, was wir über diese Gefechte wissen, aber ich verstehe noch immer nicht, warum er wann zu welcher Taktik greift … und wie er seine Flugbewegungen zeitlich abgestimmt hat … oder wie …

Kann ich so tun, als wäre ich Black Jack? Was würde er machen? Nicht einfach auf den Gegner zurasen, wenn beide Seiten so gut wie gleich stark sind. Er würde … die Chancenverteilung ändern. »Aber ich hätte da eine Idee.« Sie rief die Manöverempfehlung für das Abfangen von Kolanis Streitkräften auf, eine simple Übung, da Kolani genau auf sie zuhielt, um sie dort im Orbit abzufangen, wo sich Icenis Flotte befinden würde, wenn sie sich nicht von der Stelle bewegte. »An alle Einheiten, beschleunigen Sie auf 0,1 Licht und ändern Sie bei Zeit eins vier den Kurs um drei zwei Grad nach Backbord.«