Выбрать главу

»Geht und sagt dem weißen Mörder Harrison, daß ich das Zeichen gegeben habe, das er verlangte. Und teilt ihm ein weiteres Zeichen mit, nach dem er nicht verlangt hat. Teilt ihm mit, daß eines Tages ein Feuer in seinem eigenen Haus ausbrechen wird. Dieses Feuer wird nicht von Menschenhand gelegt werden. Nur der Regen wird dieses Feuer löschen, und bevor es erstirbt, wird es etwas von ihm schneiden, das er mehr liebt als eine Hand oder einen Fuß oder ein Auge, und er wird auch nicht die Macht haben, es wiederherzustellen.«

6. Pulverfaß

Hooch war erstaunt. »Soll das heißen, daß Ihr die ganze Schiffsladung gar nicht haben wollt?«

»Wir haben immer noch nicht aufgebraucht, was Ihr uns letztes Mal verkauft habt, Hooch«, erwiderte der Quartiermeister. »Vier Fässer. Mehr wollen wir nicht. Und wenn ich ehrlich bin, selbst das ist schon mehr, als wir eigentlich brauchen.«

»Ich bin von Decane den Fluß heruntergekommen, das Boot mit Branntwein beladen, und habe unterwegs in keiner Stadt haltgemacht, um dort etwas zu verkaufen. Da bringe ich euch nun dieses Opfer, und Ihr sagt mir…«

»Also hört einmal, Hooch, ich glaube, wir wissen wohl alle, was für ein Opfer das war.« Der Quartiermeister grinste breit. »Ich denke, Ihr werdet trotzdem mehr als Eure Unkosten dabei herausbekommen; und wenn nicht, nun, dann bedeutet das nur, daß Ihr nicht vorsichtig genug mit den Profiten umgegangen seid, die Ihr früher mit uns gemacht habt.«

»Wer beliefert Euch sonst noch?«

»Niemand«, antwortete der Quartiermeister.

»Ich komme jetzt schon sieben Jahre nach Carthage City, und die letzten vier Jahre hatte ich ein Monopol…«

»Und wenn Ihr Euch einmal sorgfältig umseht, dann wird Euch vielleicht auch einfallen, daß es früher vor allem die Roten waren, die den größten Teil Eures Branntweins gekauft haben.«

Hooch sah sich um, er baute sich auf dem feuchten Gras des Ufers auf. Kein einziger Roter ließ sich blicken, aber das war keine Verschwörung, wie Hooch genau wußte. Schon die letzten Male waren immer weniger Rote zu sehen gewesen. Andererseits hatte es aber auch immer ein paar Betrunkene gegeben.

Er drehte sich um und rief dem Quartiermeister zu: »Wollt Ihr behaupten, daß es keine Whisky-Roten mehr gibt?«

»Natürlich gibt es noch Whisky-Rote. Aber unser Whisky ist noch nicht aufgebraucht. Deshalb liegen die alle irgendwo betrunken herum.«

Hooch fluchte. »Dann werde ich deswegen mit dem Gouverneur sprechen.«

»Heute bestimmt nicht«, meinte der Quartiermeister. »Der ist nämlich sehr beschäftigt.«

Hooch grinste bösartig. »Oh, für mich ist er nicht zu beschäftigt.«

»Und ob er das ist, Hooch. Das hat er ziemlich genau so gesagt.«

»Ich schätze, er glaubt vielleicht, daß er zu beschäftigt ist, Junge, aber ich glaube das einfach nicht.«

»Wie Ihr wollt«, meinte der Quartiermeister. »Soll ich die vier Fässer hier entladen?«

»Nein«, erwiderte er. Dann rief er seinen Schiffsjungen zu, vor allem diesem Mike Fink, weil der so aussah, als würde er am ehesten einen Mord begehen, wenn es sein mußte: »Sollte irgend jemand Hand an diesen Whisky legen wollen, dann will ich, daß ihn vier Kugeln treffen, noch bevor wir ihn ins Wasser werfen!«

Die Schiffsjungen lachten und winkten, bis auf Mike Fink, der seine Miene nur noch mehr verzerrte. Ein übler Knabe. Es hieß, daß man alle Männer, die jemals mit Mike Fink gerungen hatten, sofort wiedererkennen konnte, weil sie nämlich keine Ohren mehr besaßen.

Hooch wurde ein wenig nervös bei dem Gedanken, was Fink möglicherweise anstellen könnte, wenn er nicht genug Geld haben sollte, um ihm seinen Lohn auszuzahlen. Bill Harrison würde entweder für die ganze Branntweinlieferung zahlen, oder es würde gewaltigen Ärger geben.

Als er das Staket betrat, fielen Hooch einige Dinge auf. Alles sah schäbiger aus als früher. Und die Stadt war auch nicht größer geworden.

Ganz anders als drüben im Hio Territory. Aus dem einstmals kleinen Palisadendörfern hatten sich richtige Städte entwickelt, mit bemalten Häusern und sogar einigen gepflasterten Straßen. Hio gedieh und platzte aus den Nähten, zumindest der östliche Teil nahe bei Suskwahenny, und man munkelte schon, daß es nun bis zum Staatsstatus nicht mehr sehr weit war.

In Carthage City hingegen gab es keinerlei Aufschwung.

Gewiß, es waren zahlreiche Soldaten zu sehen, die noch immer recht diszipliniert wirkten, das mußte man Gouverneur Bill lassen. Doch dort, wo früher überall Whisky-Rote herumgelegen hatten, waren nur noch Flußrattentypen zu sehen, die noch häßlicher aussahen als Mike Fink, unrasiert und mit Whiskyfahnen, die noch schlimmer waren, als die eines betrunkenen Roten. Außerdem hatte man vier alte Gebäude in Saloons verwandelt, die mitten am Nachmittag schon gute Geschäfte zu machen schienen.

Deshalb also, dachte Hooch. Das ist das Problem. Carthage City ist zu einer Flußstadt geworden, zu einer Saloonstadt. Niemand will hier wohnen, bei diesen ganzen Flußratten. Es ist eine Whiskystadt.

Aber wenn es eine Whiskystadt ist, müßte Gouverneur Bill eigentlich Whisky von mir kaufen, anstatt nur diese vier Fässer zu ordern.

»Ihr könnt gerne warten, wenn Ihr wollt, Mr. Palmer, aber der Gouverneur wird Euch heute nicht empfangen.«

Hooch setzte sich draußen vor Harrisons Büro auf die Bank. Ihm war aufgefallen, daß Harrison das Büro mit seinem Adjutanten getauscht hatte. Weshalb? Jetzt hatte er weniger Raum, aber — ausschließlich Innenwände. Das hatte nun gewiß etwas zu bedeuten. Es bedeutete, daß Harrison nicht wollte, daß die Leute zu ihm hereinsahen. Vielleicht fürchtete er sich sogar davor, umgebracht zu werden.

Zwei Stunden saß Hooch da und sah zu, wie Soldaten eintraten und wieder herauskamen. Er versuchte, nicht wütend zu werden. Harrison tat so etwas öfter, er ließ die Leute herumsitzen und warten, damit sie bis zum Eintreten so wütend geworden waren, daß sie nicht mehr klar denken konnten. Und manchmal tat er es auch, damit man sich aufregte und wieder verschwand. Oder damit man sich klein und unwichtig vorkam, damit Harrison einen herumschubsen konnte. Hooch wußte das alles, deshalb versuchte er auch, ruhig zu bleiben. Als aber der Abend einbrach und die Soldaten abgelöst wurden, ertrug er es nicht mehr.

»Was tut Ihr da?« fragte er den Korporal, der am Empfang saß.

»Der Dienst ist zu Ende«, erwiderte der Korporal.

»Aber ich bin immer noch hier«, wandte Hooch ein.

»Ihr könnt Euren Dienst auch beenden, wenn Ihr wollt«, antwortete der Korporal.

Diese Worten waren wie ein Schlag ins Gesicht. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatten diese Jungen alle vor Hooch Palmer gekatzbuckelt. Die Zeiten änderten sich viel zu schnell. Das gefiel Hooch überhaupt nicht.

Der Korporal stand auf und sagte: »Mr. Palmer, Ihr könnt von mir aus die ganze Nacht hier warten und morgen noch mal den ganzen Tag lang, trotzdem werdet Ihr nicht mit Seiner Exzellenz dem Gouverneur sprechen. Und daß Ihr hier den ganzen Tag gewartet habt, ist ein Beweis dafür, daß Ihr anscheinend zu dumm seid, um zu begreifen, wie die Dinge jetzt stehen.«

Daraufhin verlor Hooch die Beherrschung und schlug zu. Eigentlich war es mehr ein Tritt, denn Hooch hatte nie gelernt, als Gentleman zu kämpfen. Der Korporal schrie wie am Spieß, was ja auch sein gutes Recht war, denn nach einem solchen Tritt würde sein Bein nie wieder heil werden. Hooch wußte, daß er ihn wohl besser nicht ausgerechnet hier an diesem Ort getreten hätte, aber der Junge war ihm einfach zu rotzig gekommen.