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Es dauerte nur wenige Minuten.

Hooch hörte mit unbewegter Miene zu, wie ein junger Leutnant bezeugte, daß sein ganzer Whisky genau zum selben Preis an den Marketender verkauft worden war wie beim letzten Mal. Den amtlichen Unterlagen zufolge hatte Hooch also keinen einzigen Penny mehr daran verdient, daß er sie zwischen zwei Lieferungen vier Monate lang hatte warten lassen. Nun, dachte Hooch, das ist eigentlich in Ordnung, Harrison will mir damit mitteilen, wie die Sache seiner Meinung nach zu laufen hat. Also sagte er kein einziges Wort. Hinter seiner magistralen Feierlichkeit wirkte Harrison äußerst fröhlich. Vergnüg dich nur, dachte Hooch. Mich bringst du nicht zur Weißglut.

Aber er schaffte es schließlich doch. Von dem Betrag wurden 220 Dollar abgehalten und Andrew Jackson noch während der Verhandlung überreicht. Elf goldene Zwanzig-Dollar-Münzen. Es tat Hooch richtig körperlich weh, mitansehen zu müssen, wie das funkelnde Metall in Jacksons geöffnete Hände fiel. Nun konnte er nicht mehr schweigen. Immerhin gelang es ihm aber, leise zu sprechen und dabei milde zu klingen. »Das erscheint mir nicht sonderlich ordnungsgemäß«, sagte er, »daß ausgerechnet der Kläger auch den Verteidiger abgibt.«

»Oh, was die Schulden anbelangt, ist er ja gar nicht Euer Verteidiger«, sagte Seine Ehrwürden Richter Harrison.

»Euer Verteidiger ist er nur in Sachen Alkoholausschank.« Dann grinste Harrison und erklärte die Angelegenheit für entschieden.

Die Branntweinsache dauerte auch nicht viel länger. Sorgfältig präsentierte Jackson genau dieselben Lieferscheine und Quittungen, um zu beweisen, daß sämtliche Whiskyfässer an den Marketender des Forts von Carthage und kein einziger Tropfen an die Roten verkauft worden waren. »Allerdings will ich zugeben«, sagte Jackson, »daß mir die hier ausgewiesene Whiskymenge ausreichend erscheint, um eine zehnmal so große Armee wie diese hier drei Jahre lang zu versorgen.«

»Wir haben hier eben Soldaten, die starke Trinker sind«, meinte Richter Harrison. »Und ich schätze, daß dieser Branntwein keine sechs Monate reichen wird. Aber kein Tropfen an die Roten, Mr. Jackson, da könnt Ihr ganz sicher sein!«

Dann wies er sämtliche Vorwürfe gegen Hooch Palmer alias Ulysses Brock zurück. »Aber laßt Euch das eine Lektion sein, Mr. Palmer«, sagte Harrison mit seiner besten Richterstimme. »Die Justiz hier draußen handelt zügig und zuverlässig. Achtet darauf, daß Ihr stets Eure Schulden begleicht. Und laßt nicht einmal den Ruch des Bösen an Euch herankommen.«

»Natürlich«, erwiderte Hooch fröhlich. Harrison hatte ihm ordentlich zugesetzt, aber zum Schluß war alles doch noch sehr gut gelaufen. Gewiß, die 220 Dollar machten ihm zu schaffen, ebenso die beiden Tage im Gefängnis, doch Harrison hatte Hooch nicht allzusehr leiden lassen wollen. Denn was Jackson nicht wußte, und was niemand sonst zu erwähnen für richtig hielt, war die Tatsache, daß Hooch Palmer zufälligerweise einen Marketenderkontrakt mit der US-Armee in Wobbish Territory hatte. Alle diese Dokumente, die bewiesen, daß er den Branntwein nicht an die Roten verkauft hatte, bewiesen in Wirklichkeit nur, daß er ihn vielmehr an sich selbst verkauft hatte — noch dazu mit Profit. Nun würde Jackson nach Hause zurückkehren, und Hooch würde sich im Marketenderladen niederlassen, um den Roten den Branntwein zu exorbitanten Preisen zu verkaufen, die Profite mit Gouverneur Bill zu teilen und mitanzusehen, wie die Roten starben wie die Fliegen. Harrison hatte Hooch einen kleinen Streich gespielt, das war wahr, aber dem alten Hickory hatte er einen noch viel größeren gespielt.

Hooch achtete darauf, am Bootssteg zu sein, als man Jackson mit der Fähre wieder über den Hio brachte. Jackson hatte tatsächlich zwei große, alte Bergjungen mit Gewehren dabei. Hooch bemerkte, daß einer davon selbst aussah wie ein Halbindianer, wahrscheinlich ein Cherriky-Halbblut — davon gab es in Appalachee recht viele, wo die weißen Männer die Squaws tatsächlich heirateten, als wären es richtige Frauen. Und beide Gewehre trugen den Stempel ›Eli Whitney‹ auf ihrem Lauf, was wiederum bedeutete, daß sie im Staat Irrakwa fabriziert worden waren, wo dieser Whitney sich niedergelassen hatte, um so schnell Gewehre herzustellen, daß er auf diese Weise die Preise gedrückt hatte; und man erzählte sich, daß alle seine Arbeiter tatsächlich Frauen waren, Irrakwa-Squaws, ganz unglaublich! Jackson konnte soviel darüber reden, wie er wollte, die Roten ans Westufer des Mizzipy zurückzudrängen, tatsächlich war es dafür schon viel zu spät. Ben Franklin sorgte dafür, indem er den Irrakwa ihren eigenen Staat oben im Norden gewährte, und Tom Jefferson hatte die Sache noch verschlimmert, indem er den Cherriky den Status wahlberechtigter Bürger in Appalachee zugestanden hatte, als sie ihre Revolution gegen den König durchführten. Wenn man diese Roten wie Bürger behandelte, dann fingen die doch an zu glauben, sie hätten dieselben Rechte wie ein Weißer. Wenn das erst Schule machte, würden sie nie eine gesellschaftliche Ordnung bekommen. Ja, dann würden wahrscheinlich als nächstes die Schwarzen ihre Sklaverei abschütteln wollen, und dann würde man, ehe man sich's versah, eines Tages an einer Bar im Salon Platz nehmen, um links von sich einen Roten und zur rechten einen Schwarzen zu erblicken, und das war doch schlichtweg gegen alle Natur.

Da fuhr Jackson nun fort in dem Glauben, daß er den weißen Mann vor den Roten würde retten können, in Begleitung eines Halbbluts und mit von Roten hergestellten Gewehren bewaffnet. Und was das schlimmste war — Jackson hatte elf Goldmünzen in seiner Satteltasche, Münzen, die eigentlich Hooch Palmer gehörten.

Also heizte Hooch diese Satteltasche auf, und zwar genau dort, wo der Metallstift sie am Sattel festhielt. Er spürte, wie das Leder ankohlte und um den Stift herum rabenschwarz und steif wurde. Schon bald würde die Tasche abfallen. Zudem sorgte Hooch für zahlreiche weitere heiße Flecken auf diesem Sattel und auch auf den Sätteln der anderen Männer. Als sie das andere Ufer erreichten, saßen sie auf und ritten davon, aber Hooch wußte, daß sie in Nashville ohne Sattel einreiten würden. Er hoffte inständig, daß sich Jacksons Sattel genau zum richtigen Zeitpunkt und auf die richtige Weise zerlegen würde, damit Old Hickory sich voll auf den Hintern setzte oder sich vielleicht sogar einen Arm brach. Schon der bloße Gedanke daran hob Hoochs Laune merklich.

Ein ehrlicher Mann wie Andrew Jackson war einem paar Raffzähnen wie Bill Harrison und Hooch Palmer einfach nicht gewachsen. Es war nur eine Schande, daß die Armee keine Orden an Soldaten verlieh, die ihre Feinde mit Branntwein in den Tod beförderten, anstatt sie zu erschießen. Denn sonst wären Harrison und Palmer beide zu Helden geworden, das wußte Hooch ganz genau.

Doch Hooch schätzte, daß Harrison schon irgendwie eine Möglichkeit finden würde, um ein Held zu werden, während Hooch am Schluß nichts bleiben würde außer Geld. Na ja, so geht das eben, dachte Hooch. Manche Leute kriegen den ganzen Ruhm ab und manche dafür das Geld. Aber das ist mir egal, solange ich nicht zu den Leuten gehöre, die am Schluß überhaupt nichts haben. Von denen will ich nie einer sein. Und sollte es doch jemals soweit kommen, dann werden sie es noch gründlich bedauern.

2. Ta-Kumsaw

Während Hooch zusah, wie Jackson den Fluß überquerte, beobachtete Ta-Kumsaw den weißen Whiskyhändler und erkannte, was er tat. Das erkannte auch jeder andere rote Mann, der sich die Mühe machte hinzusehen — zumindest jeder nüchterne rote Mann. Der weiße Mann tat viele Dinge, die der Rote nicht verstand, aber wenn er mit Feuer, Wasser, Erde und Luft herummachte, konnte er das vor keinem Roten verbergen.