Orson Scott Card
Der Ruf der Erde
Für
Dave Dollahite,
Lehrer und Träumer,
Gatte und Vater,
Freund und Mitbürger
Danksagung
Viele Personen haben mir das Schreiben dieses Buches erleichtert. Clark und Kathy Kidd boten mir in der letzten Woche, in der ich an diesem Roman arbeitete, Unterschlupf; die Hälfte des Manuskripts entstand unter ihrem Dach und in ihrer angenehmen Gesellschaft.
Das Leben eines Schriftstellers kann ganz leicht in undisziplinierte Faulheit abrutschen; mein Körper war lange ein Abbild der physischen Trägheit eines geistig anstrengenden Berufs. Dieses Buch verdankt viel der Tatsache, daß ich während des Schreibens meinen Körper wiedererweckte: Ich schulde Clark Kidd und Scott Allen Dank, weil sie mit mir geschwitzt haben, als ich unter Qualen auf den Straßen und Fahrradwegen des nördlichen Virginias und den Straßen und Stranden von North Myrtle Beach ein neues Fahrrad unterworfen habe.
Mehrere Leser haben mir geholfen, dieses Buch mit seinem Vorgänger in Einklang zu bringen, haben Teile des Manuskripts gelesen, als es frisch aus meinem Drucker kam; am meisten verdanke ich Kathy Kidd und Russell Card. Meine Lektorin dieser Serie ist Beth Meacham, mein Verleger ist Tom Doherty; es ist kein Zufall, daß ich für sie die bislang beste Arbeit meines Lebens geleistet habe. Und meine Agentin Barbara Bova war in einer schwierigen Zeit eine ständige Hilfe und kluge Ratgeberin.
Ich habe gedacht, es wäre ganz einfach, diesen Roman zu schreiben, doch das Gegenteil war der Fall. Muuzh ließ alles sehr kompliziert werden, doch es war der Mühe wert. Während des langen Kampfes, Muuzh und den Rest der Geschichte zusammenzubringen, war ich wohl ziemlich unerträglich, doch trotzdem ließen meine Frau Kristine und unsere Kinder Geoffrey, Emily und Charlie Ben mich nicht im Stich; es gerät mir zur größten Freude meines Lebens, sie immer um mich zu finden, wenn ich von meiner Arbeit an einem Buch auftauche. Und wie immer war Kristine meine erste und beste Lektorin und Leserin. Sie hat das Buch mit scharfem und vertrauenswürdigem Blick gelesen und mir dann gesagt, was ich geschrieben hatte, damit ich es je nach Bedarf beibehalten oder ändern konnte.
Anmerkungen über die Abstammung
Wegen der Ehegebräuche in der Stadt Basilika können die Familienverhältnisse mitunter etwas kompliziert sein. Vielleicht können diese Ahnentafeln die Dinge etwas verdeutlichen. Frauennamen sind kursiv gedruckt.
Spitznamen
Bei den meisten Namen sind Abkürzungen und Kosenamen gebräuchlich. Zum Beispiel könnten Gaballufix’ nähere Verwandtschaft, seine engen Freunde, derzeitige Gattin und ehemalige Gattinnen ihn Gab]a nennen. Weitere Spitznamen sind hier aufgeführt. (Da diese Namen so ungewohnt sind, werden weibliche Charaktere kursiv gesetzt.)
Dhelembuvex — Dhel
Dol — Dolja
Drotik — Dorja
Eiadh — Edhja
Elemak — Elja
Hosni — Hosja
Huschidh — Schuja
Issib — Issja
Kokor — Koja
Luet — Lutja
Mebbekew — Meb
Obring — Brija
Rasa — (keine Abkürzung)
Raschgallivak — Rasch
Roptat — Rop
Sevet — Sevja
Schedemei — Schedja
Truzhnischa — Truzhja
Vas — Vasja
Volemak — Volja
Wetschik (keine Abkürzung; Volemaks Familientitel)
Zdorab — Zodja
Die Aussprache der Namen
Wenn man diese Geschichte stumm liest, spielt es kaum eine Rolle, ob der Leser die Namen der Charaktere richtig ausspricht. Doch für die, die es vielleicht interessiert, folgen einige Informationen über die Aussprache der Namen.
Die Regeln der Vokalbildung in der Sprache Basilikas verlangen, daß bei den meisten Substantiven, einschließlich der Namen, zumindest ein Vokal mit einem betonten >j< gesprochen wird. Bei Namen kann es sich dabei um fast jeden Vokal handeln, und es ist jedem Sprecher erlaubt, ihn nach seinem Gutdünken zu verändern. Daher könnte der Name Gaballufix durchaus Gjah-BAH-lu-fix oder Gah-BAH-lu-fix ausgesprochen werden; wie der Zufall es will, zieht Gaballufix selbst die Betonung Gah-BJAH-lu-fix vor, und natürlich folgen die meisten Leute dieser Aussprache.
Das >dh< wird wie das englische >th< ausgesprochen
Dhelembuvex [Thel-EM-bju-vex]
Dol [DJOHL]
Drotik [DROHT-jik]
Eiadh [Al-jahth]
Elemak [EL-jeh-mahk]
Hosni [HJOZ-ni]
Huschidh [HJU-schith]
Issib [IS-jib]
Kokor [KJOH-kor]
Luet [LJU-et]
Mebbekew [MEB-beckjef]
Nafai [NJA-fei]
Rasa [RAHZ-jah]
Raschgallivak [Rahsch-GJA-lih-wahk]
Roptat [ROP-taht]
Sevet [SEV-jet]
Schedemei [SCHJED-eh-mei]
Smelost [SMJE-lost]
Truzhnischa [Truhs-NJI-schah]
Volemak [WOHL-je-mak]
Wetschik [WET-schjik]
Zdorab [ZDOR-jab]
Prolog
Der Hauptcomputer des Planeten Harmonie war nicht dazu bestimmt, sich so direkt in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen. Er war zutiefst durch die Tatsache beunruhigt, daß er den jungen Nafai dazu provoziert hatte, Gaballufix zu ermorden. Doch wie hätte der Hauptcomputer ohne den Index zur Erde zurückkehren können? Und wie hätte Nafai den Index bekommen können, ohne Gaballufix zu töten? Es gab keine andere Möglichkeit.
Oder doch? Ich bin alt, sagte sich der Hauptcomputer. Vierzig Millionen Jahre alt, eine Maschine, die keineswegs dazu konstruiert wurde, einen so langen Zeitraum zu überdauern. Wie kann ich sicher sein, das richtige Urteil gefällt zu haben? Und doch habe ich wegen dieses Urteils den Tod eines Menschen verursacht, und der junge Nafai erleidet die Qualen der Schuld, weil er getan hat, wozu ich ihn gedrängt habe. Und all das, um den Index zurück nach Zvezdakruhg zu bringen, damit ich zur Erde zurückkehren kann.
Wenn ich doch nur mit dem Hüter der Erde sprechen könnte. Wenn der Hüter mir doch nur sagen könnte, was ich jetzt tun soll. Dann könnte ich mit Zuversicht handeln. Dann müßte ich nicht jede einzelne meiner Taten in Zweifel ziehen, mich nicht fragen, ob nicht alles, was ich tue, die Folge meines Verfalls ist.
Der Hauptcomputer mußte unbedingt mit dem Hüter sprechen; und doch konnte er nur mit ihm sprechen, indem er zur Erde zurückkehrte. Es war ein frustrierender Teufelskreis. Der Hauptcomputer konnte ohne die Hilfe des Hüters nicht klug vorgehen; er mußte klug vorgehen, um zum Hüter zu gelangen.
Was nun? Ich brauche Weisheit, doch wer kann mich führen? Mein Wissen ist viel, viel größer, als irgendein Mensch es jemals bewältigen könnte, und doch stehen zu meiner Beratung nur Menschen zur Verfügung.
War es möglich, daß ein menschlicher Geist ausreichte? Kein Computer konnte jemals so brillant disorganisiert sein wie das menschliche Gehirn. Menschen trafen die erstaunlichsten Entscheidungen lediglich auf der Grundlage von Datenbruchstücken, weil ihr Gehirn sie auf seltsame und wahrhaftige Weise neu zusammensetzte: Es war sicherlich möglich, gewisse kluge Ratschläge von ihnen zu bekommen.