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Die Zeltklappe öffnete sich wieder, und Plod trat ein. »Der Sturm läßt nach«, sagte er.

»Sehr gut«, sagte Muuzh.

»Was hatte das alles zu bedeuten?«

»Was?«

»Dieser Unsinn, den du zu diesem Soldat aus Basilika gesagt hast.«

Muuzh hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Plod sprach. Ein Soldat aus Basilika? Er hatte nie im Leben einen Soldaten aus Basilika gesehen.

Doch Plod warf einen Blick auf einen der Stühle, und nun erinnerte Muuzh sich verschwommen daran, daß vor nicht allzu langer Zeit irgend jemand auf diesem Stuhl gesessen hatte. Jemand … ein Soldat aus Basilika? Aber das wäre doch sehr wichtig — wie konnte er es vergessen haben?

Ich habe es nicht vergessen, dachte Muuzh. Ich habe es nicht vergessen. Gott hat gesprochen, Gott hat versucht, mich dumm zu machen, aber ich habe ihm widerstanden. Ich werde mich nicht zum Gehorsam zwingen lassen.

»Wie schätzt du die Situation ein?« fragte er. Plod durfte niemals den Eindruck gewinnen, daß Muuzh verwirrt oder vergeßlich war.

»Basilika ist weit weg«, sagte Plod. »Wir können diesem Mann Schutz gewähren oder ihn töten oder zurückschicken, es spielt kaum eine Rolle. Was bedeutet Basilika schon für uns?«

Armer Narr, dachte Muuzh. Deshalb bist du nur der liebste Freund des Generals und nicht der General selbst, obwohl ich weiß, daß du es gern wärest. Muuzh wußte, was Basilika für eine Rolle spielte. Es war die Stadt der Frauen, deren Einfluß seine Vorfahren kastriert und sie die Freiheit und Ehre gekostet hatte. Es war auch die große Zitadelle, die sich über die Städte der Ebene erhob. Wenn Muuzh sie einnehmen konnte, würde er keine einzige Schlacht schlagen müssen — seine Feinde würden vor ihm zusammenbrechen. War das der Plan, den er zuvor gehabt hatte, der Plan, den Gott ihn hatte vergessen lassen wollen?

»Schreib das auf«, sagte Muuzh.

Plod öffnete seinen Computer und klappte die Tastatur aus, um Muuzh’ Worte aufzuzeichnen, »Wer immer Herr von Basilika ist, ist Herr über die Städte der Ebene.«

»Aber Muuzh, Basilika hat nie die Hegemonie über diese Städte ausgeübt.«

»Weil es eine Stadt der Frauen ist«, sagte Muuzh. »Würde sie von Männern mit einem Heer beherrscht, wäre es eine ganz andere Geschichte.«

»Wir kämen niemals dorthin, um sie einzunehmen«, sagte Plod. »Ganz Seggidugu liegt zwischen uns und Basilika.«

Muuzh betrachtete die Karte, und ein anderer Teil seines Plans fiel ihm wieder ein. »Ein Wüstenmarsch.«

»Während des Monats der Weststürme!« rief Plod. »Die Männer würden dir den Gehorsam verweigern.«

»Die Berge bieten Schutz. Dort gibt es viele Bergstraßen.«

»Nicht für ein Heer«, sagte Plod.

»Nicht für ein großes Heer«, sagte Muuzh und schmiedete beim Sprechen seinen Plan.

»Bei der Größe des Heeres, das du dorthin führen könntest, könntest du Basilika niemals gegen Potokgavan halten«, sagte Plod.

Muuzh betrachtete die Karte einen Augenblick länger. »Aber Potokgavan wird niemals kommen, nicht, wenn wir Basilika bereits halten. Sie werden nicht wissen, wie groß unser Heer ist, aber sie werden wissen, daß wir von dort aus die gesamte Küstenlinie überblicken können. Wo sollten sie mit ihrer Flotte landen, wenn sie doch wissen, daß wir sie schon aus weiter Ferne sehen und sie am Ufer begrüßen können, um sie aufzureiben, wenn sie landen?«

Plod tippte alles ein und betrachtete die Karte dann selbst. »Darin läge ein Vorzug«, sagte er.

Warum liegt ein Vorzug darin? fragte Muuzh sich insgeheim. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum ich diesen Plan habe, abgesehen davon, daß anscheinend ein Soldat Basilikas hierher gekommen ist. Was hat er mir mitgeteilt? Warum hätte dieser Plan seine Vorzüge?

»Und bei dem derzeitigen Chaos in Basilika könntest du die Stadt wahrscheinlich einnehmen.«

Chaos in Basilika. Gut. Also habe ich mich nicht geirrt – der Soldat aus Basilika hat mich anscheinend über eine Gelegenheit informiert.

»Ja«, sagte Plod. »Wir hätten auch die perfekte Entschuldigung für unser Vorgehen. Wir kommen nicht als Invasoren, sondern um die Bürger Basilikas vor den Söldnern zu retten, die durch ihre Straßen ziehen.«

Söldner? Die Vorstellung war absurd — warum sollten auf Basilikas Straßen Söldner umherstreifen? Hatte es einen Krieg gegeben? Gott hatte Muuzh noch nie so vergeßlich gemacht, daß er sich nicht an einen gesamten Krieg erinnern konnte!

»Und die unmittelbare Provokation — die Morde. Es ist bereits Blut geflossen — wir mußten kommen, dem Blutvergießen Einhalt gebieten. Ja, damit haben wir genügend Gründe für unsere Rechtfertigung. Niemand kann uns vorwerfen, wir hätten die Stadt der Frauen überfallen, wenn wir nur gekommen sind, um sie vor Blut auf ihren Straßen zu bewahren.«

Das also ist mein Plan, dachte Muuzh. Und ein sehr guter obendrein. Nicht einmal Gott kann mich daran hindern, ihn auszuführen. »Schreib alles auf, Plod, und laß meine Adjutanten genaue Befehle für tausend Männer ausarbeiten, die in vier Kolonnen durch die Berge marschieren werden. Nur Vorräte für drei Tage — die Männer können sie auf dem Rücken tragen.«

»Drei Tage!« sagte Plod. »Und was, wenn etwas schiefgeht?«

»Wenn sie wissen, daß sie nur für drei Tage Vorräte haben, lieber Plod, werden sie wirklich sehr schnell marschieren und sich durch nichts aufhalten lassen.«

»Und was, wenn sich bei unserer Ankunft die Lage in Basilika verändert hat? Wenn wir auf heftigen Widerstand stoßen? Die Mauern Basilikas sind breit und hoch, und Streitwagen sind auf diesem Terrain nutzlos.«

»Dann ist es doch nur gut, daß wir keine Kriegswagen mitnehmen, nicht wahr? Bis auf einen vielleicht, für meinen triumphalen Einzug in die Stadt — im Namen des Imperators natürlich.«

»Sie könnten aber trotzdem Widerstand leisten, und wir haben dann kaum noch Vorräte. Wir können sie nicht gerade belagern!«

»Wir werden sie auch nicht belagern müssen. Wir werden sie nur bitten müssen, die Tore zu öffnen, und sie werden die Tore öffnen.«

»Warum?«

»Weil ich es sage«, erwiderte Muuzh. »Wann habe ich mich je geirrt?«

Plod schüttelte den Kopf. »Niemals, mein lieber Freund und geliebter General. Doch wenn wir die Erlaubnis des Imperators bekommen haben werden, nach Basilika zu marschieren, wird sich das Chaos in den Straßen dort vielleicht schon gelegt haben, und wir werden ein viel größeres Heer als eins von nur eintausend Mann brauchen, um unserer Bitte Nachdruck zu verleihen.«

Muuzh sah ihn überrascht an. »Warum sollten wir auf die Erlaubnis des Imperators warten?«

»Weil der Imperator dir verboten hat, irgendeinen Angriff zu befehlen, bis die Jahreszeit der Stürme vorbei ist.«

»Ganz im Gegenteil«, sagte Muuzh. »Der Imperator hat mir verboten, Nakavalnu und Izmennik anzugreifen. Ich greife sie auch nicht an. Ich lasse sie links liegen und marschiere so schnell wie Pferde an ihrer Flanke vorbei nach Basilika, wo ich erneut niemanden angreifen werde, sondern die Stadt nur betrete, um im Namen des Imperators die Ordnung wiederherzustellen. Nichts davon verstößt gegen irgendeinen Befehl des Imperators.«

Plods Gesicht verdüsterte sich. »Du interpretierst die Worte des Imperators, mein General, und das Recht dazu hat nur der Fürsprecher.«

»Jeder Soldat und jeder Offizier muß die Befehle interpretieren, die er bekommt. Ich wurde in diese Südlande geschickt, um das gesamte Westufer des Erdgebundenen Sees zu erobern — diesen Befehl hat der Imperator mir gegeben, und zwar mir allein. Wenn ich diese große Gelegenheit, die Gott mir gegeben hat« — ha! — »nicht ergreifen würde, wäre ich in der Tat ungehorsam.«